Profit First. Mike Michalowicz
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[26] Aufgeblasen wie ich war, sagte ich: „Können wir uns das leisten? Wir haben mehr Geld als der liebe Gott!“ Ich werde niemals den Blödsinn vergessen, den ich an diesem Tag von mir gab. Widerwärtige Worte und so ein widerliches Ego. Krista hatte Recht. Ich hatte den Verstand verloren – und zumindest für diesen Augenblick auch meine Seele.
Dieser Tag war der Anfang vom Ende. Ich war dabei zu entdecken, dass ich zwar wusste, wie man Millionen macht, dass ich aber so richtig, richtig gut darin war, Millionen zu versieben.
Es war nicht allein dieser Lebensstil, der für meinen finanziellen Untergang sorgte. Diese Statussymbole waren Ausdruck meiner Arroganz: Ich glaubte an meinen eigenen Mythos. Ich war die Neuauflage von König Midas. Ich konnte gar nichts falsch machen. Und weil ich ein goldenes Händchen hatte und wusste, wie man erfolgreiche Unternehmen aufbaut, beschloss ich, dass ich meinen neuen Reichtum am besten in ein Dutzend nagelneuer Start-ups investieren solle. Letztlich war es ja bloß eine Frage der Zeit, bis der Funke meines unternehmerischen Genies auf diese verheißungsvollen Unternehmen überspringen würde.
Kümmerte es mich, ob die Gründer dieser Unternehmen eine Ahnung von dem hatten, was sie taten? Nein – schließlich kannte ich alle Antworten (lies dies bitte mit einer entsprechend arroganten A*-Betonung). Ich ging davon aus, dass mein goldenes Händchen den Mangel an unternehmerischer Expertise jederzeit ausgleichen würde. Ich rekrutierte ein Team, das die Infrastruktur all dieser Start-ups managen sollte – Buchhaltung, Marketing, Social Media, Webdesign. Ich war davon überzeugt, dass ich die Erfolgsformel besaß: ein vielversprechendes Start-up, die Infrastruktur und mein unglaubliches, überlegenes, magisches goldenes Händchen (noch mehr arrogante A*-Betonung).
Dann begann ich, Schecks auszustellen – fünftausend Dollar an diesen, zehntausend an jenen, jeden Monat mehr Schecks und noch mehr Schecks. Einmal stellte ich einen Scheck über fünfzigtausend Dollar aus, um für die Kosten eines dieser Unternehmen aufzukommen. Ich war auf eine einzige Sache aus: Wachstum. Ich überschüttete die Start-ups mit Geld ohne nachzudenken. Unternehmen, die nicht einmal mit meinen eigenen Werten zum Thema Geld in Einklang standen. Ich sorgte dafür, dass die Unternehmen auf mein Geld angewiesen waren und war stolz darauf. Und ich sah meine eigenen [27] Fehler nicht. Ich war aufgeblasen und borniert. Mach die Unternehmen groß und verkaufe sie. Im Rückblick ist mir klar, dass ich niemals in der Lage gewesen wäre, all diese Unternehmen so aufzubauen, dass sie tatsächlich in ihren Nischen so erfolgreich geworden wären, wie ich dies mit meinen beiden ersten Unternehmen geschafft hatte. Es gab niemals ausreichende Erlöse, um der wachsenden Ausgaben Herr zu werden.
Aufgrund meines riesigen Egos gestattete ich es den fähigen Leuten, die diese Unternehmen gegründet hatten, nicht, echte Unternehmer zu werden. Ich sah sie lediglich als Bauern in meinem Schachspiel. Ich ignorierte die Warnzeichen und schob fröhlich weiter Geld in meine Investitionen. Ich war sicher, König Midas würde das Ruder herumreißen.
Innerhalb der nächsten zwölf Monate gingen alle dieser Unternehmen, in die ich investiert hatte, pleite – bis auf eines. Als ich anfing, Schecks auszustellen, um für die Kosten der Unternehmen aufzukommen, die bereits untergegangen waren, wurde mir klar, dass ich kein Business Angel war. Ich war eher ein Todesengel.
Es war eine monumentale Katastrophe. Streich das: Ich war die monumentale Katastrophe. Innerhalb von nur zwei Jahren hatte ich nahezu jeden Cent meines hart verdienten Vermögens verloren. Über eine halbe Million Dollar an Ersparnissen war futsch. Ein weit größerer (beschämend viel größerer) Betrag an Investitionen versenkt. Schlimmer noch, ich hatte kein Einkommen. Am 14. Februar 2008 saß ich vor meinen letzten zehntausend Dollar.
Ich werde diesen Valentinstag niemals vergessen. Nicht weil er so voller Liebe war (obwohl er das auch war), sondern weil dies der Tag war, an dem ich begriff, dass das gute alte Sprichwort „Wenn Du ganz am Boden liegst, kann es nur noch aufwärts gehen“ völliger Blödsinn ist. Ich fand an diesem Tag heraus, dass Du, wenn Du am Boden liegst, manchmal noch am Boden entlanggeschleift wirst. Und Dein Gesicht wird an jedem Stein aufgeschürft, der am Boden verstreut liegt, bis Du total zerschlagen, blutig und von blauen Flecken übersät bist.
An diesem Morgen rief mich Keith an, mein Steuerberater (nicht zu verwechseln mit Keith dem Heißluftballon-Typen). Er sagte: „Gute Neuigkeiten, Mike. Ich hab mich mit den Steuern dieses Jahr richtig beeilt und habe Deine Erklärung für 2007 schon fertig. Du musst bloß 28.000 Dollar nachzahlen.“
[28] Ich spürte einen heftigen Schmerz in meiner Brust, wie einen Messerstich. Ich erinnere mich, dass ich dachte: „Fühlt sich so ein Herzinfarkt an?“
Ich müsste mich gewaltig anstrengen, um die 18.000 Dollar zusammenzubekommen, die ich nicht hatte. Dann müsste ich einen Weg finden, wie ich die nächste Monatsrate für mein Haus bezahlen könnte und dann all diese anderen kleinen wiederkehrenden und die unerwarteten Ausgaben, die sich zu einem hübschen Sümmchen zusammenaddierten.
Kurz bevor Keith das Telefonat beendete, sagte er, dass er seine Rechnung am Montag schicken würde.
„Wie viel?“, fragte ich.
„Zweitausend.“
Ich spürte, wie das Messer sich drehte. Ich hatte ganze 10.000 Dollar in meinem Besitz und Rechnungen in dreifacher Höhe. Als ich aufgelegt hatte, legte ich den Kopf auf meinen Schreibtisch und schluchzte. Ich hatte mich so weit von meinen eigenen Werten, von dem Menschen, der ich in meinem Innersten bin, entfernt, dass ich alles ruiniert hatte. Jetzt konnte ich nicht nur die Steuer nicht bezahlen. Ich hatte auch nicht die leiseste Ahnung, wie ich für meine Familie sorgen könnte.
Im Haus der Familie Michalowicz ist der Valentinstag ein wahrer Feiertag, ungefähr auf gleicher Höhe mit Thanksgiving, das in den USA noch mehr gefeiert wird als Weihnachten in Deutschland. Wir treffen uns zu einem besonderen gemeinsamen Abendessen, tauschen Karten aus und erzählen uns bei Tisch Geschichten darüber, was wir aneinander so schätzen und lieben. Deshalb ist der Valentinstag mein Lieblingstag des Jahres. Normalerweise komme ich mit Blumen nach Hause oder mit Luftballons oder mit beidem. An diesem Valentinstag kam ich mit nichts.
Obwohl ich versuchte, es zu verbergen, wusste meine Familie, dass etwas nicht stimmte. Beim Abendessen fragte Krista, was los sei. Mehr brauchte es nicht; der Damm brach. Ich schämte mich so sehr. Ich wechselte von einem gezwungenen Lächeln innerhalb weniger Sekunden zu einem Weinkrampf. Meine Kinder starrten mich erschrocken und entsetzt an. Als ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich sprechen konnte, sagte ich: „Ich habe alles verloren. Jeden einzelnen Cent.“
[29] Absolute Stille. Ich sank auf meinem Stuhl zusammen. Ich schämte mich viel zu sehr, als dass ich meine Familie hätte ansehen können. Jetzt, wo all das Geld weg war, das ich verdient hatte, um uns zu ernähren. Ich hatte nicht nur darin versagt, meine Familie zu versorgen, mein Ego hatte alles gestohlen. Ich schämte mich so unendlich und irrsinnig für das, was ich getan hatte.
Meine Tochter Adayla, damals neun, stand auf und rannte in ihr Zimmer. Ich konnte es ihr nicht verdenken – ich wäre am liebsten selbst weggelaufen.
Die Stille hielt noch zwei weitere schmerzvoll-peinliche Minuten an. Dann kehrte Adayla zurück, ihr Sparschwein in Händen. Das Sparschwein, das sie zu ihrer Geburt bekommen hatte. Sie war ganz offensichtlich sorgsam damit umgegangen, denn nach all den Jahren hatte es nicht einen Kratzer, nicht eine Schramme. Sie hatte den Gummistopfen mit einer Kombination aus Textilklebeband, Tesa und Gummibändern gesichert.
Adayla stellte ihr Sparschwein auf den Esstisch und schob es zu mir herüber. Dann sagte sie die Worte, die mich bis zu meinem Tode begleiten werden:
„Daddy, wir schaffen das!“