Profit First. Mike Michalowicz
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Das Instant Assessment zu durchlaufen, kann wie eine eiskalte Dusche sein sein (wenn Du die „Ice Bucket Challenge“ vor ein paar Jahren mitgemacht hast, kennst Du den Kälteschock, den ich meine, der durch alle Knochen fährt). Oder es kann zum demütigsten Moment Deines Lebens werden – gerade so als würde Deine Tochter [30] ihre Ersparnisse anbieten, um Dir aus der Klemme zu helfen, in die Du Dich selbst bugsiert hast. Doch egal, wie groß der Schmerz auch sein mag, es ist besser, sich dem zu stellen, als einfach weiterzumachen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung.
Geldprobleme
Vermutlich hast Du viel Arbeit in den Aufbau Deines Unternehmens gesteckt. Du bist vermutlich gut oder sehr gut darin. Das ist fantastisch. Und das ist mit Sicherheit die eine Hälfte der Gleichung. Doch außerordentliches Wachstum ohne finanzielle Gesundheit wird Dein Unternehmen ruinieren. Mit diesem Buch hast Du die Chance, Deine Finanzen zu meistern.
Geld ist die Grundlage. Ohne ausreichende Gelder können wir unsere Botschaft, unsere Produkte, unsere Dienstleistungen der Welt da draußen nicht anbieten. Ohne ausreichendes Kapital werden wir zu Sklaven des Unternehmens, das wir selbst gegründet haben. Das ist urkomisch, denn schließlich haben wir unser Unternehmen nicht zuletzt gegründet, um frei zu sein.
Ohne genügend Geld können wir unser authentisches Ich nicht in vollen Zügen ausleben. Geld verstärkt den Charakter. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Du dazu bestimmt bist, etwas Großes auf diesem Planeten zu bewegen. Du trägst den Umhang des in meinen Augen größten aller Superhelden: den Umhang des Unternehmers. Doch Deine Superheldenkräfte sind nur so stark wie Deine Energiequelle. Geld. Du brauchst Geld, Du Superheld.
Als ich mich hinsetzte, um herauszufinden, wo es bei mir schiefgelaufen war, stellte ich fest, dass mir Wissen fehlte. Natürlich hatten auch meine eigenen Gewohnheiten beim Geldausgeben und meine Arroganz mitgeholfen. Ich hatte es vollbracht, Unternehmen sehr schnell wachsen zu lassen, doch ich hatte niemals wirklich verstanden, wie Rentabilität funktioniert. Ich hatte gelernt, Geld einzusammeln, klar, aber ich hatte nicht gelernt, wie ich es behalten, wie ich es kontrollieren und mein Vermögen wachsen lassen konnte.
Ich weiß, wie man ein Unternehmen aus dem Nichts aufbaut. Ich kann mit den wenigen Ressourcen arbeiten, die ich habe. Doch in dem Rahmen, in dem meine Einnahmen wuchsen, stiegen auch meine Ausgaben. Ich entdeckte, dass ich sowohl mein Unternehmen als [31] auch mein Leben auf diese Art führte. Ich war stolz darauf, zaubern zu können – mit ein paar Cent in meiner Tasche. Doch sobald ich echtes Geld in die Finger bekam, sorgte ich dafür, dass ich sehr gute Gründe hatte, es wieder auszugeben. Ich lebte von einem Scheck zum nächsten, und das auch recht nachhaltig – vorausgesetzt, der Umsatz blieb stabil und brach nicht ein.
Meine Unternehmen wuchsen rasant, und ich führte sie nach wie vor auf der Von-einem-Scheck-zum-nächsten-Basis. Und ich hatte keine Ahnung, dass dies ein Problem sein könnte. Es ging doch um Unternehmenswachstum, oder? Umsatz steigern, der Gewinn kommt dann schon, richtig?
Falsch. Geldprobleme tauchen auf, wenn eines von zwei Dingen passiert:
Der Umsatz bricht ein. Das Problem damit ist offensichtlich: Wenn wir von der Hand in den Mund leben und der Umsatz zurückgeht; ein großer Kunde geht pleite oder das große Geschäft, das Du schon einkalkuliert hast, kommt nicht zustande – schon haben wir nicht genug Geld, um unsere Kosten zu decken.
Der Umsatz steigt. Dieses Problem ist nicht so offensichtlich, aber es ist hinterhältig. Wenn unsere Umsätze wachsen, gehen die Ausgaben zumeist rasch mit. Hohe Geldeingänge sind fantastisch, aber unregelmäßig. Dauerhaft hohe Erlöse sind aber schwer aufrechtzuerhalten. Ein tolles Quartal kann Dich in dem Glauben wiegen, dass Dein Unternehmen auf einem anhaltend aufsteigenden Ast ist und Du beginnst, Geld auszugeben, als sei dies der neue Normalzustand. Rasch und unerwartet kommt die nächste Durststrecke, die ein großes Loch in die Liquiditätsdecke reißt. Ein schnelles Senken der Kosten ist jedoch nahezu unmöglich, denn das Kostenniveau unseres Unternehmens (und unser persönlicher Lebensstil) sind auf dem höheren Level festgeschrieben. Das neue Leasingauto durch eine Schrottkarre zu ersetzen, Leute zu entlassen, weil zu viel Personal da ist, unseren Partnern Dinge abzuschlagen – all dies ist wegen der geltenden Vereinbarungen und Versprechen extrem schwierig. Einsparungen vorzunehmen, wird dadurch unmöglich, denn wir wollen nicht zugeben, dass wir beim Unternehmenswachstum etwas falsch gemacht haben. Anstatt also die Ausgaben sinnvoll zu reduzieren, kratzen wir zusammen, was geht, um unsere lächerlich hohen Ausgaben zu decken. Wir bestehlen einen Gläubiger, um den nächsten zu bezahlen, und hoffen auf den nächsten großen Geldsegen.
[32] Kommt Dir das bekannt vor? Dachte ich mir. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre habe ich Unternehmer aus Unternehmen jeder Größe kennengelernt, und diese Art des „Top Line“-Fokus (Konzentration auf den Umsatz – also auf die oberste Zeile der Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA)), kombiniert mit der Von-der-Hand-in-den-Mund-Methode, ist weiter verbreitet, als man annehmen mag. Wir gehen davon aus, dass Unternehmen mit Umsätzen im Bereich von mehreren Millionen ordentliche Gewinne einfahren. In Wirklichkeit ist es aber gar nicht so einfach, ein richtig rentables Unternehmen zu finden. Die Mehrzahl der Unternehmer schafft es gerade so, seine monatlichen Fixkosten zu decken (oder nicht einmal das), und erwirtschaftet große Schulden.
Ohne ein Verständnis für Rentabilität ist jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe und seinem „Erfolg“, nur ein Kartenhaus. Ich habe mit meinen ersten beiden Firmen viel Geld verdient. Aber nicht weil ich mein Haus finanziell sauber gehalten habe. Ich hatte lediglich das Glück, dass ich die Teller lange genug in der Luft gehalten habe und das Unternehmen schnell genug gewachsen ist, um einen Käufer zu finden, der bereit war, die finanziellen Probleme zu lösen.
Größer ist nicht besser
Warum zum Teufel wird Erfolg laufend dadurch definiert, das „Super Size Me“-Prinzip auf unsere Unternehmen anzuwenden? Bedeutet mehr Umsatz, dass Du erfolgreicher bist? Nein. Ich kenne viel zu viele große Unternehmen mit Inhabern, die in reinster Panik sind und Gartenmöbel nutzen, um ihre Häuser zu möblieren, weil sie jeden Extrapenny in ihre Unternehmen pumpen müssen, um sie vor dem Untergang zu bewahren. Ist das Erfolg? Kaum.
Wachstum ist der Schlachtruf nahezu jeden Unternehmers und Unternehmenslenkers. Wachse! Wachse! Wachse! Mehr Umsatz. Größere Kunden. Größere Investoren. Doch mit welchem Ziel? Größere Unternehmen bringen größere Probleme mit sich, so viel ist sicher. Und doch gibt es keine Garantie für größere Gewinne, insbesondere dann, wenn Gewinn ein hoffnungsvolles Überbleibsel darstellt.
Wachstum ist nur die eine Hälfte der Gleichung. Schon eine wichtige Hälfte, aber eben nur die Hälfte. Hast Du jemals im Fitnessstudio diese Typen mit den Armen wie LKW-Achsen und der muskulösen [33] Brust gesehen? Die Typen, die so kräftig sind wie Stiere – aber mit Streichholzbeinchen? Sie arbeiten nur an einer Hälfte der Gleichung und sind zu wenig gesunden Freaks geworden. Klar, der Typ hat einen Monsterschlag, aber Gott bewahre, dass er seine Beine einsetzen sollte oder sich ein bisschen bewegen müsste. Seine dürren Beinchen würden sofort zusammenklappen. Er würde sich auf dem Boden zusammenrollen und weinen wie ein Baby. Ein kleines Mutanten-Baby.
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