Das Versagen der Kleinfamilie. Mariam Irene Tazi-Preve
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Da der radikale Widerstand seit Beginn der RT systematisch durch die RT Industrie und von „pro choice Feministinnen“ (R. Klein 2015) behindert wurde, ist der Einsatz durch die Leihmutterschaft in den letzten Jahrzehnten ungehemmt von statten gegangen. Sozialdemokratische und liberale Feministinnen treten für das „Auslagern“ der Schwangerschaft ein, um Familie und Job zu vereinbaren. Vielen Betroffenen ist dabei kaum bewusst, was vor sich geht, so sehr hat die Rhetorik des „Helfens“ und der „Wahl“ den Blick verstellt. Und so beteiligen sich Frauen an der patriarchalen Ideologie, wenn sie die „Auslagerung“ der Schwangerschaft für Kinderlose fordern oder für solche, die sich keine Schwangerschaft aufbürden wollen. Sie unterwerfen sich auch dann dem Techno-Projekt, wenn sie es zulassen, ihre Eizellen einfrieren zu lassen zum späteren Gebrauch oder der genetischen Auslese des „Materials“ zustimmen.
[54] Durch die Praktiken der Reproduktionstechnologie wird Mutterschaft im Namen des Wohls kinderloser Frauen, der Freiheit der Forschung und des technologischen „Fortschritts“ abgeschafft zugunsten einer angeblich genetisch perfekten Fortpflanzung. „Normale“ Mütter könnten dies nie bewerkstelligen, sie werden als geradezu primitiv hingestellt. Es wird auch suggeriert, dass jede Frau ein eigenes Kind haben könne, obwohl die Erfolgsraten der Invitro-Prozeduren nachweislich niedrig sind.
Neben den möglichen psychologischen Problemen sprechen Reproduktionstechniker auch niemals von den möglichen körperlichen Schäden, die durch Reproduktionstechnologie entstehen können. So kann die Gabe der zahlreichen für die Eingriffe notwendigen Hormoncocktails zu schweren Krankheiten wie Krebs führen (R. Klein 2015). Die Praktik, die eispendende Mutter von der austragenden zu trennen, soll sicherstellen, dass es kein biologisches Band zwischen Mutter und Kind gibt. Und trotzdem gewärtigen die Reproduktionstechniker immer wieder „Schwierigkeiten“, wenn die gebärende Mutter das Kind nicht herausgeben will.
Die alchemistischen Prozeduren der RT folgen dem Prinzip des „divide et impera“: der mütterliche Körper wird zuerst in seine Funktionen – Zeugung, Schwangerschaft, Geburt und Stillen – aufgeteilt. Im zweiten Schritt wird mit Hilfe der neuen medizinischen Technologie die „bessere Essenz bzw. Idee“ der Erfinder dieser Methode hinzugefügt. Der dritte Schritt ist die Neuzusammensetzung zu einer angeblich perfekten Kreation, dem Ziel des Patriarchats. Hier sehen wir eine Mutterschaft entstehen, die ihren Namen nicht mehr verdient. Denn sie wurde in zahlreiche Teile aufgegliedert: die genetische Mutter, die die Eizelle zur Verfügung stellt; die Leihmutter, die es austrägt; und die soziale Mutter, die es aufzieht. So gibt es die Mutter nicht mehr bzw. sie wird so unsicher, wie es Vaterschaft immer gewesen ist. Bisher ist es noch nicht gelungen, die künstliche Gebärmutter zu erschaffen, allerdings laufen die zahlreichen und finanziell gut ausgestatteten Forschungsprojekte auf Hochtouren. Seit langem werden Versuche zum Klonen von Tieren durchgeführt und Wissenschaftler befinden sich im Wettlauf um das Klonen des ersten Menschen.
[55] Wo stehen wir?
In den USA wurde die Benennung der „Mutter“ als solche erstmals in die Kategorie des „hate crime“ gerechnet, weil damit Männer und Transsexuelle ausgeschlossen würden. Die Anschuldigung klingt absurd, entspricht aber einer „konsequenten“ Umsetzung von „intersectionality“, die an amerikanischen Universitäten46 dazu geführt hat, die Anerkennung von Verschiedenheit ad absurdum zu führen. Niemand dürfe aufgrund des Geschlechts davon ausgeschlossen werden, auch „Mutter“ zu werden. Eine mögliche Einklagbarkeit gegen jede, die sich Mutter nennt, wird somit salonfähig und spielt der Reproduktionstechnologie und ihren Bestrebungen zur leiblichen Abschaffung der Mutter perfekt in die Hände. Nicht nur das. Der neue Totalitarismus kann nichts mehr neben sich dulden (Werlhof 2015) und verbietet, dass noch ausgesprochen werden dürfe, dass es weiterhin zu 99% Frauen sind, die die Kinder gebären.
Wir stehen einer Welt der „Stepford Wives“47 gegenüber, einer Welt, in der Frauen durch Roboter ersetzt werden, um ihre Pflichten als Frauen und Mütter so zu erfüllen, wie es (Vater) Staat für sie vorsieht.48 Zu diesem Zweck muss man sie vorher „alchemistisch mortifizieren“ und sie durch eine materialisierte männliche Phantasie ersetzen. Aus Sicht der patriarchatskritischen Theorie ergibt das Resultat Sinn: Wir sind weit über die Beherrschung und Herabwürdigung der Mutter hinaus und haben eine Stufe erreicht, auf der der symbolische Muttermord längst akzeptiert ist und Mütter nach ihrer eigenen künstlichen Ersetzung rufen.
Das Patriarchat als Denk- und Gewaltform gibt die Umstände vor, unter denen Mutterschaft gelebt werden darf. Eine Mutterschaft unter Zwang resultiert aber in eine Fürsorge, die in Hass und Gewalt gegen die Kinder umschlagen kann. D.h. das Patriarchat pervertiert das „Sich-kümmern“ und „Muttern“, das sich nur in Freiheit entfalten kann, in ihr Gegenteil. Und die Abhängigkeit vom Ehemann hat sich in eine vom – prekären – Arbeitsmarkt verlagert.
Wir müssen verstehen, dass Müttern im Patriarchat nie etwas anderes als die Option zwischen unakzeptablen Möglichkeiten offeriert werden wird – [56] politisch als „Wahlmöglichkeiten“ angepriesen. Das ist, was ich die Mutterfalle nenne. Die Analyse der Umstände, in denen patriarchale Mütter leben, zeigt, dass „Gleichheit“ für Frauen ohnehin nur für kinderlose Frauen intendiert war, als Motto gilt, die Mutterschaft selbst sei das Problem. Die Ironie daran ist, dass auch für Frauen ohne Kinder die „Gleichstellung“ gar nicht erreichbar ist.
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