Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters. Hardy Kettlitz
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Die kurze, nur vier Seiten lange Geschichte ist ungewöhnlich für Bradbury in den 40er-Jahren, da sie keinerlei phantastische Elemente enthält, aber sie sorgte für die entsprechende Aufmerksamkeit in literarischen Kreisen.
3.3 – Dark Carnival
Dark Carnival
(1947 bei Arkham House; nicht auf Deutsch)
Dark Carnival ist Bradburys erster Erzählungsband und sein erstes Buch überhaupt. Allerdings ist es heute bei Sammlern sehr gesucht, denn es hatte damals nur eine Auflage von 3112 Exemplaren.
Acht der hier enthaltenen Geschichten sind später, zum Teil in leichter veränderter Form, in den in großer Auflage gedruckten Erzählungsband The October Country (1955) aufgenommen worden.
Erst 2001, nach über 50 Jahren, erlaubte Bradbury eine Neuausgabe von Dark Carnival, die, als limitierte Sammlerausgabe, bei Gauntlet Press erschienen ist.
Dark Carnival enthält:
»Homecoming« (MADEMOISELLE, Oktober 1946)
»Skeleton« (WEIRD TALES, September 1945)
»The Jar« (WEIRD TALES, November 1944)
»The Lake« (WEIRD TALES, Mai 1944)
»The Maiden« (Erstveröffentlichung)
»The Tombstone« (WEIRD TALES, März 1945)
»The Smiling People« (WEIRD TALES, Mai 1946)
»The Emissary« (Erstveröffentlichung)
»The Traveler« (WEIRD TALES, Dezember 1945)
»The Small Assassin« (DIME MYSTERY MAGAZINE, November 1946)
»The Crowd« (WEIRD TALES, Mai 1943)
»Reunion« (WEIRD TALES, März 1944)
»The Handler« (WEIRD TALES, Januar 1947)
»The Coffin« (als »Wake for the Living« in DIME MYSTERY MAGAZINE, September 1947)
»Interim« (WEIRD TALES, Juli 1947)
»Jack-in-the-Box« (Erstveröffentlichung)
»The Scythe« (WEIRD TALES, Juli 1943)
»Let’s Play ›Poison‹« (WEIRD TALES, November 1946)
»Uncle Einar« (Erstveröffentlichung)
»The Wind« (WEIRD TALES, März 1943)
»The Night« (WEIRD TALES, Juli 1946)
»There Was an Old Woman« (WEIRD TALES, Juli 1944)
»The Dead Man« (WEIRD TALES, Juli 1945)
»The Man Upstairs« (HARPER’S, März 1947)
»The Night Sets« (Erstveröffentlichung)
»Cistern« (MADEMOISELLE, Mai 1947)
»The Next in Line« (Erstveröffentlichung)
Nachfolgend werden die Geschichten vorgestellt, die in Dark Carnival erstmals gedruckt wurden – mit Ausnahme von »The Maiden«, die später in in keinem Sammelband enthalten war und auch nie auf Deutsch erschienen ist.
»The Emissary«
(1947 in Dark Carnival, auch in The October Country und The Stories of Ray Bradbury; dt. »Der Zwischengänger« bzw. »Der Bote« bzw. »Der Sendbote«)
Der zehnjährige Martin Smith liegt für lange Zeit krank im Bett. Seine einzige Verbindung mit der Welt ist sein Hund namens Dog, der draußen herumtobt und dann nach Blättern und Gras und Herbst riecht, wenn er zu Martin ins Haus kommt. Martin hat ihm eine Nachricht an das Halsband gebunden, in der steht, wie er heißt, dass er krank ist und dass er sich sehr über Besuch freuen würde. Seine junge, hübsche Lehrerin Miss Haight kommt ihn regelmäßig besuchen, unterhält sich mit ihm, spielt mit ihm und bringt Martin gelegentlich Süßigkeiten mit. Doch eines Tages ist Miss Haight plötzlich tot, gestorben bei einem Verkehrsunfall. Martin ist traurig und einsam, seine Eltern sind kein Ersatz für die Besuche seiner Lehrerin. Martin fragt seine Mutter, ob den Toten auf dem Friedhof nicht langweilig wird, wenn sie die ganze Zeit still daliegen müssen.
Am nächsten Tag ist Dog verschwunden. Es dauert lange, bis er wieder zurückkehrt, und das auch noch an einem Abend, an dem die Eltern nicht zu Hause sind. Er riecht diesmal ganz komisch, als hätte er lange in der Erde gebuddelt. Und da stakst auch bereits Martins Besuch die Treppe herauf.
Es wird nicht ausgesprochen, aber es ist offensichtlich, dass der Besucher die von Dog ausgebuddelte tote Lehrerin sein muss. Die Geschichte ist sehr stimmungsvoll, auch wenn die Pointe sehr geradlinig vorbereitet wurde und daher nicht überrascht.
Die Geschichte wurde für die Serie THE RAY BRADBURY THEATER verfilmt, leider ist die Folge etwas langatmig geraten. Hier ist jedoch am Schluss eine schlammverschmierte Hand zu sehen, die Martins Zimmertür öffnet, während in der Erzählung nur von Geräuschen die Rede ist und das Ende offenbleibt.
»Jack-in-the-Box«
(1947 in Dark Carnival, auch in The Small Assassin und The Stories of Ray Bradbury; dt. »Das Schachtelmännchen«)
Der kleine Edwin lebt in einem abgeschlossenen Universum. Es besteht aus drei Etagen und einem Dachboden, den er jedoch nicht betreten darf. Seine Mutter erzählt ihm immer wieder, dass der Vater – den sie gelegentlich auch Gott nennt – draußen von den Ungeheuern getötet wurde. Der Vater hat die kleine Welt erschaffen, in der Edwin lebt. Der Junge darf nicht einmal daran denken, was außerhalb des Hauses existiert, und die Mutter ersinnt immer neue Taktiken, um ihn zu beschäftigen und zu behüten. Edwins Tagesablauf sieht immer gleich aus: morgens essen mit der Mutter, tagsüber lernen mit der Lehrerin und abends wieder spielen mit der Mutter. Den Jungen verwundert es auch nicht, dass die Lehrerin immer eine Kutte trägt, bei der ihr Gesicht im Schatten bleibt. Nur einmal kommt es ihm seltsam vor, dass sich Mutter und Lehrerin noch nie begegnet sind. In den Lehrbüchern des Jungen fehlen viele Seiten und einige Textpassagen wurden geschwärzt, damit er nichts über die Welt draußen erfährt. Die Mutter beantwortet ihm auch nicht die Frage, was es bedeutet, tot zu sein. Zu jedem Geburtstag darf Edwin ein weiteres Zimmer des Hauses erstmals betreten, doch einmal schleicht er sich heimlich auf den Dachboden und kann von dort aus durchs Fenster einen riesigen Raum sehen, der sein Universum umgibt.
Eines Tages stürzt die Mutter im Wohnzimmer zu Boden und bewegt sich nicht mehr. Edwin gerät außer sich und versucht die Lehrerin zu finden, doch auch diese ist verschwunden. Es verwirrt den Jungen sehr, dass seine Mutter einen Handschuh der Lehrerin in den Händen hält. Weil er nicht weiß, was er machen soll, verlässt er erstmals in seinem Leben das Haus.
Ein Polizist beobachtet den Jungen, wie er durch die Straßen rennt und dabei