Lieblingsplätze Nordschwarzwald. Matthias Kehle

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Lieblingsplätze Nordschwarzwald - Matthias Kehle

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und das altehrwürdige Weingut Iselin. Jan Brauers, ein niedersächsischer Unternehmer (1923–2004), sammelte Kunstwerke rund um den Begriff »Harmonie« sowie mechanische Musikautomaten. Seit 2012 sind sie in Gernsbach zu sehen. Skurril ist zwar seine Idee, Kunstgegenstände, die das Instrument der Lyra abbilden, in einer Ausstellung mit historischen Abspielgeräten zu vereinigen. Dies ist aber höchst spannend, denn die Lyra war schon in der Urgeschichte nachgewiesen und ist in der gesamten europäischen Kulturgeschichte präsent.

      Die Öffnungszeiten des Museums sind beschränkt und auf der Website nachzulesen. Man sollte sich mehr als eine Stunde Zeit nehmen, denn die obligatorische Führung ist unvergleichlich. Ein Mitglied des Kuratoriums erzählt kenntnisreich endlose Geschichten rund um einzelne Objekte. Mehr noch, er stellt die Urahnen des Plattenspielers vor. So hört man einzigartige Klänge im Original von einem Edison-Grammophon oder einem Polyphon, das damals so teuer war wie heute eine kleine Eigentumswohnung und eine Art mechanischer CD-Player in Schrankgröße darstellte.

      In Gernsbach startet der Ortenauer Weinpfad, der 100 Kilometer durch teils weltberühmte Weinberge verläuft. Nach der Führung sollte man deshalb unbedingt die Weine des Weinguts Iselin im Parterre und Gewölbekeller des Rathauses probieren. Die Rebstöcke sind fast in Sichtweite, die Riesling- und Burgundertrauben von erlesener Qualität. Die Geschichte des Bio-Weinguts erzählt Winzer Rainer Iselin persönlich. Und natürlich auch die des Rathauses und dessen Bauherrn Johann Jakob Kast. Der war Vorstand der Murgschifferschaft, des bedeutendsten Unternehmens der Region, eine Art »badischer Fugger«.

      Lohnenswert ist der Katz’sche Garten, ein Skulpturengarten aus dem Barock, angelegt von einem italienischen Gartenbaumeister im Auftrag der Murgschifferfamilie Katz. Hier gedeihen seltene Pflanzen.

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      Altes Rathaus

      Hauptstraße 11

      76593 Gernsbach

      Jan Brauers-Stiftung für Fortschritt durch Harmonie im Alten Rathaus

      (nur zeitweise geöffnet)

      07224 623607 (Museum)

       www.janbrauers-stiftung.de

      Weingut Iselin im Alten Rathaus

      07224 1666

       www.weingutiselin.com

5 Wildromantisch und fast alpin

      Loffenau: Großes Loch Teufelsmühle

      Der Aussichtsturm der Teufelsmühle (895 Meter) ist eines der spektakulärsten Wanderziele im Nordschwarzwald. Nicht allein wegen der Aussicht ins Murgtal, sondern wegen des Aufstiegs von Bad Herrenalb aus. Es ist eine anspruchsvolle, oft alpin anmutende Tour, steil, teilweise mit Felsstufen versetzt. Oberhalb des Parkplatzes Risswasen bei Loffenau wird es ernst. Von dort aus führt der Wanderweg an den Teufelskammern, am Großen Loch vorbei. Man sollte den Weg kurz verlassen, um die gewaltigen Höhlen zu bestaunen, welche die Erosion im Laufe der Jahrmillionen aus dem Sandstein gewaschen hat. »Wildromantisch« möchte man die gesamte Nordseite nennen, aber auch der südseitige Abstieg nach Gernsbach ist zunächst recht steil, bevor er durch liebliche Streuobstwiesen führt.

      Alternativ kann man vom Startpunkt Bad Herrenalb der 15,5 Kilometer langen Großen Runde über die Teufelsmühle folgen, dem am besten beschilderten Weg. Kenner steigen, vorbei an weiteren Sandsteinformationen, zur Plotzsägemühle ab – rund um die Teufelsmühle lassen sich schier endlos viele Naturwunder entdecken! Am höchsten Punkt erwartet den Bergfreund ein Aussichtsturm des Schwarzwaldvereins und eine Höhengaststätte. Sofern der Turm geöffnet ist, schweift der Blick weit über die Rheinebene und die Berge des Nordschwarzwaldes bis zum Pfälzer Wald. Auch unterhalb des Turms öffnet sich eine schöne Aussicht nach Westen. Mit etwas Glück sieht man hier den einen oder anderen Teufelsflieger starten, so der Name des 1977 gegründeten Drachenflugvereins von Loffenau. Ihren Namen verdanken die Teufelskammern und die Teufelsmühle einer Sage. Die vielen Felsblöcke der Gegend habe der Teufel zum Bau einer Mühle verwendet – so erklärten sich unsere Vorfahren die Entstehung des Naturwunders.

      Fast wie in den Alpen mutet auch das rustikale und stimmungsvolle Höhengasthaus Teufelsmühle an in unmittelbarer Nähe des Aussichtsturms mit gutbürgerlicher schwäbischer und badischer Küche.

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      Großes Loch Teufelsmühle

      Startpunkt: Wanderparkplatz Risswasen

      76597 Loffenau

       www.schwarzwaldverein.de

      Höhengasthaus Teufelsmühle

      Landstrasse L564

      76597 Loffenau

      07083 8302

      Bad Herrenalb: Bernsteinfels

      Von allen Seiten führen Wanderwege auf den beliebtesten Punkt zwischen Murg- und Albtal, zwischen Gaggenau und Bad Herrenalb. Lange wandert man durch prächtigen Mischwald, bis man plötzlich unter einem beeindruckenden, zerklüfteten Buntsandsteinfelsen steht. Ein paar Treppenstufen führen auf das 25-Quadratmeter-Plateau des 200-Kubikmeter-Klotzes, der als Naturdenkmal geschützt ist. Hier trifft man sich, Familien nutzen den Grillplatz, junge Paare stoßen oben auf dem sechs Meter hohen Felsklotz inklusive steinernem Gipfelkreuz mit Sekt an. Wer ihn umrundet, dem fallen allenthalben runde Aushöhlungen auf, sogenannte »Geoden«, bei denen bestimmte Anteile des Buntsandsteins im Laufe der Jahrmillionen chemisch ausgefällt wurden.

      Wie viele der markanten Felsformationen im Nordschwarzwald hat der Bernstein seine Entstehung der Absenkung des Rheingrabens vor etwa 50 Millionen Jahren zu verdanken. Vor »nur« fünf Millionen Jahren wurden die Ränder des Schwarzwalds dann nach und nach gehoben und gekippt – der Fels wurde freigelegt und durch Verwitterung in seine heutige Form gebracht. Der Bernsteinfels befindet sich ganz in der Nähe der »Badischen Wespentaille«, der mit 17,2 Kilometern schmalsten Stelle Badens. Wandervereine haben einen »Historischen Grenzweg« angelegt: Hier fallen zahllose Grenzsteine auf, welche die alte württembergische von der badischen Gemarkung trennten. Besserwisser, die die Landkarte genau studiert haben, können bei den Wanderern am Bernsteinfels damit prahlen, dass sie sich nicht auf dem höchsten Punkt des Berges befinden. Dieser liegt nämlich recht unspektakulär etwas weiter südöstlich im Wald. Der Name übrigens leitet sich nicht vom gelben Schmuckstein ab, sondern meint den »Bären«, ähnlich wie im Fall der schweizerischen Bundeshauptstadt Bern.

      Ein weiteres Naturdenkmal ist der sagenumwobene Mauzenstein. Vom Bernstein führt ein Wanderweg nach Bernbach. Diesem bis zum Abzweig Mauzenstein folgen.

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