Lieblingsplätze Rhön. Rüdiger Edelmann

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Lieblingsplätze Rhön - Rüdiger Edelmann

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77 Diese Stadt hat’s drauf

       Hammelburg: Spaziergang durch die Altstadt

       Karte

Land der offenen Fernen

      Vorwort: Eine Annäherung an die Rhön

      Es ist eine gewöhnungsbedürftige Eigencharakterisierung, die die Touristiker mit der Begrifflichkeit vom Land der offenen Fernen vor einigen Jahren geschaffen haben. Sie setzt auf den weiten Blick, der von der Mittelgebirgslandschaft im Zentrum Deutschlands gegeben ist, den teilweise kahlen Kuppen, wo der Wald in früheren Zeiten der Holzwirtschaft zum Opfer gefallen ist.

      Das mit dem weiten Blick mag geografisch schon lange so sein, offen waren die Fernen allerdings bis 1989 nicht. Die Rhön als Dreiländer-Gebirge war eine Region der deutschen Trennung und wahlweise DDR-Sperrgebiet oder BRD-Zonenrandgebiet. Beides drängte das heute so zentrale Mittelgebirge an den geografischen wie wirtschaftlichen Rand. Das mit der Randlage gilt letztlich sogar innerhalb der Bundesrepublik. Die Rhön als nördlichster Zipfel von Bayern wurde genauso gerne übersehen wie die Rhön als der östlichste Bereich Hessens. Aber betrachten wir das Positive dieser historischen Randlage. Sie hat dazu geführt, dass die Region heute eine einzigartige Naturlandschaft besitzt. Sie führte zum Erhalt von Tradition und zum Heimatbezug der Menschen. Rhöner sind für die Rhön geboren. So wächst eine Idylle wieder zusammen, die zusammengehört, selbst wenn die Landschaft, schon wegen des rauen Klimas, immer etwas später erblüht.

      Die Rhön spielte schon in meinen Kindheitserinnerungen eine Rolle. Da gab es entfernte Verwandtschaft in einem Örtchen mit dem schönen Namen Platz und den Skizug Rhön-Blitz, der uns Frankfurter in schneereichen Wintern bis nach Gersfeld fuhr. Später waren es Winterwochenenden mit Freunden. Die Reise zur Rother Kuppe und zum Rhön Park Hotel war dunkel und kalt, und die Fahrt wollte kein Ende nehmen. Ich denke aber auch an warme Sommertage und Wanderungen durchs Rote Moor und an köstliche Forellen, die auf dem Teller leider kalt wurden, weil ich der Gräten nicht Herr wurde. Die anschließende Übernachtung im Hotel Rhönhäuschen war geprägt von Einschlafschwierigkeiten wegen der fast schon beängstigenden Stille. Da war die Geburtstagsfeier eines Kollegen, die im November 1989 in Bischofsheim-Haselbach stattfand. Der in der Rhön legendäre Saal des Gasthofs Kreuzbergschanze war gefüllt mit freundlichen Menschen, und wir erfuhren ganz nebenbei, dass bei Lokalbesitzerin Hilde schon zwei Küchenhilfen aus Thüringen arbeiteten. So machte die Geburtstagsgesellschaft dann nach und nach Trabbi-Rundfahrten über die Dorfstraße von Haselbach und die Jungs aus der »Noch-DDR« beschlossen den Abend mit mehreren Hundert D-Mark »Benzingeld«. Die Zeit ging ins Land. DDR und BRD wurden eins, und aus den Ritzen vor dem Eingang der Kreuzbergschanze wächst heute Gras. Das Lokal scheint seit Ewigkeiten geschlossen. Viele Wirte geben auf, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt. Andererseits bemühen sich engagierte Gastronomen erfolgreich um die Wiederbelebung der heimischen Küche.

      Die Rhön zu entdecken ist historisch interessant, körperlich mitunter anstrengend, geprägt von Schneefall im April, heißen Sommertagen im Juli und lauen Sommerabenden im August. Da sind die Nachmittage mit gesundem Wasser in Bad Kissingen, die Fahrt mit dem Rhön-Zügle in Fladungen oder der Postkutsche nach Bad Bocklet. Es ist das gute Bier vom Kreuzberg, wohlschmeckender Wein aus Hammelburg, Bratwürste und Klöße aus Meiningen, Apfelsherry aus Seiferts und der RWOX (Rhöner Weideochse) aus Dermbach. Diesen bringt uns Sternekoch Björn Leist näher. Einige Rhöner sind echte Botschafter ihrer Heimat – sei es als historische Figur, als Gastgeber, als Postkutscherin, als Schäfer oder auch nur als Rhönschaf. Määh!

      Die Rhön ist schön! Das klingt nach Plattitüde. Kein Wunder, auch dieser Spruch diente lange Zeit der Tourismuswerbung und feiert gerade seine Renaissance.

      Rüdiger Edelmann

1 Määht für eine Region

      Ehrenberg: Das Rhönschaf auf dem Spiegelshof in Melperts

      Es ist gleich, ob das Schäfchen Wolli heißt und vom Schäfer Kolb aus Oberelsbach-Ginolfs in der bayerischen Rhön stammt oder ob es bei Schäferin Julia Djabalameli auf dem Spiegelshof im ­hessischen Ehrenberg-Melperts auf den Weiden steht. Das Rhönschaf war und ist immer etwas Besonderes.

      Lexika beschreiben es als hochbeinig, hornlos und am schwarzen Kopf unbewollt bis hinter die Ohren. In Akten des Fuldaer Hochstifts aus dem Jahre 1844 wird es bezeichnet als »gemeines teutsches Schaf in einer eigenthümlichen Art, welches selbst im Ausland unter dem Namen »Rhönschaf« gekannt wird.« Nun war und ist diese Rasse nicht von ungefähr in dieser Umgebung heimisch. Die kargen Böden der Rhön machen den Schafen nichts aus, ganz im Gegenteil, die Tiere dienen der Pflege von Streuobstwiesen und anderer magerer Böden. Im Gegensatz zur teilweise unfruchtbaren Erde, auf der sie stehen, sind die Rhönschafe selbst extrem fruchtbar und gleichzeitig un­empfindlich gegenüber der feuchtkühlen Witterung. So waren sie ein Segen für die Rhöner Bauern in Sachen Wolle, Fleisch und Landschaftspflege. Umso unverständlicher ist es, dass die Tiere fast ausgerottet wurden. Gab es im 19. Jahrhundert noch mehrere Hunderttausend, so waren es 1970 nur noch 300. Der BUND Naturschutz startete 1985 das ­Rhönschaf-Projekt. Glücklicherweise waren die Bemühungen dank der Zusammenarbeit mit aktiven Schäfern ­erfolgreich. Inzwischen hat sich der Bestand bei etwas über 7.000 Tieren stabilisiert.

      Gleichzeitig wurde das Rhönschaf zum Werbeträger und Botschafter seiner Heimat. Der skurrile Streit um Comicschaf Rhönhilde, das wegen seiner schwarzen Beine von humorlosen Fachleuten nicht akzeptiert wurde, ist nur eine Petitesse. Rhönhilde tritt nach wie vor auf und behauptet, es habe schwarze Strümpfe über die weißen Beine gezogen.

      Der Spiegelshof bietet Rhönschafwanderungen mit Besuch der Schafherde an. Um teilzunehmen, ist eine Anmeldung über die Homepage erforderlich.

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      Schwarzer Kopf, weiße Beine. Alles rund ums Rhönschaf erfahren Sie bei Führungen auf dem

      Spiegelshof

      Julia Djabalameli

      Waldstraße 25

      36115 Ehrenberg-Melperts

      06683 917859

       www.spiegelshof.de

2 Gesunde Kreisläufe erhalten

      Hausen: Streifzug durch das Biosphärenreservat Rhön

      Als offiziell bereits wieder zusammengehörte, was noch zusammenwachsen musste, setzte die UNESCO ein Zeichen in der Rhön. Es war die Ernennung zum Biosphärenreservat im Jahr 1991. Noch ­heute streitet man in der Rhön darüber, ob es dafür wirklich drei ­Verwaltungen braucht. Doch das Biosphärenreservat erstreckt sich über drei Bundesländer, die alle eigene Bestimmungen und Voraussetzungen haben. Wichtig zu erwähnen ist, dass es nicht die ganze

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