Lieblingsplätze Rhön. Rüdiger Edelmann
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Es ist wenig bekannt über den etwas verschlafenen Ort Neidhartshausen im Feldatal. Eine Burg aus der Zeit um das Jahr 450 gab es einst, Überreste davon finden sich jedoch keine. Die Dorfchronik weist einige Bauernhaus- und Scheunenbrände im 19. und 20. Jahrhundert aus. Das Örtchen hat um die 350 Einwohner. Diesen steht eine mindestens doppelt so große Fledermauspopulation gegenüber. Unter dem Dach der Ortskirche befindet sich die Wochenstube des Großen Mausohrs, und auch in der Fachwerkstraße, mit elf aneinandergebauten Scheunen, sind die Fledertiere zu Hause.
Angesichts der großen Zahl hat man sich der Fledermäuse in Neidhartshausen angenommen. Tierschützer und NABU-Mitglieder sorgen seit geraumer Zeit für ihren Schutz und fordern auch die Dorfbewohner auf, eine fledermausfreundliche Umgebung zu schaffen. Naturschützer konstatieren, dass die Umgebung des Feldatals ökologisch sehr gut intakt sein muss, denn Pestizide in der Landwirtschaft und giftige Holzschutzmittel sind verantwortlich für den reduzierten Bestand der Tiere in vielen Regionen.
Seit einigen Jahren versucht Neidhartshausen, aus den fliegenden Mitbürgern touristisch ein wenig Kapital zu schlagen. Tagsüber kann man sich auf dem Fledermauspfad mit ihnen vertraut machen. Auf dem knapp zwei Kilometer langen Weg nach Zella gibt es Schautafeln und kleine holzgeschnitzte Reliefs.
Abends werden Ortsführungen rund um die Fledermaus angeboten und man begibt sich mit geschulten Führern auf die Suche nach dem »Vampir von morgen«. Mit sogenannten Bat-Detektoren wird die Echoortung der Fledermäuse hörbar gemacht. Das Projekt wird artenschutzgerecht betreut. Biologe Martin Biedermann kümmert sich um alle Vorhaben und um die »große Wochenstube« über der Kirche. Im Lauf von 15 Jahren ist diese von 250 auf über 800 weibliche Tiere gewachsen.
Individuelle Führungen ab zwei Personen gibt es nach Vereinbarung mit Gästeführerin Frau Markert (036964 93635).
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Neidhartshausen
Startpunkt Fledermauspfad: Parkplatz an der Propstei
Goethestraße
36466 Dermbach-Zella
Informationen:
Gemeinde Dermbach
Hinter dem Schloß 1
36466 Dermbach
036964 880
Rhönblick: Rhönkulturgarten auf der Hohen Geba
Der Rhönkulturgarten ist ein besonderes Projekt. Wer Flora und Geologie des Mittelgebirges Rhön entdecken will, ist hier goldrichtig. Auf dreieinhalb Hektar konzentriert, lässt sich ein großer Teil der gefährdeten Pflanzenarten der Rhön begutachten. Es sind zudem Steinhügel aufgetürmt, die einen Einblick in die Bodenstruktur dieses Landstrichs geben. Dennoch ist es kein Lehrpfad. Viele Dinge stechen nicht auf den ersten Blick ins Auge, aber das ist Absicht. Es soll ein Garten im besten Sinne sein. Entspanntes Spazierengehen, sich erholen und dabei Informationen aufnehmen.
Zur Zeit der Sperrung des Berges durch die sowjetische Armee wurde auf dem Gelände eine Radarstation betrieben. Auf den Hügeln standen Kettenfahrzeuge mit Überwachungstürmen. Heute befindet sich hier der unscheinbare Eingang zum Rhönkulturgarten mit Schutzhütte und gleich links eine Minikeltensiedlung. Ich laufe einfach los, bin fasziniert von den Distelpflanzen im vorderen Bereich und erreiche wenig später eine Art Streuobstwiese. Die Anpflanzung unterschiedlicher alter Apfelsorten zeichnet die Wiese aus. Hier sehe ich dann die ersten Beschriftungen. Nun bin ich kein Botaniker, und deshalb fällt es mir schwer, alle Halme und Kräutlein zuzuordnen. Dem Garten täte es im Sinn seiner Aufgabe gut, wenn einige Schilder mehr aufgestellt würden. Immerhin die lila blühende Echte Betonie kann ich ausmachen. Sie ist ein typischer Vertreter auf dem nährstoffarmen Boden der Rhön. Nichtsdestotrotz gehen ihre Bestände stark zurück.
In einiger Entfernung auf der rechten Seite ragt ein Exradarhügel in den Himmel. Ich steige hinauf, um den Ausblick zu genießen. Es ist still und die Abendsonne scheint. Die Hohe Geba, lese ich später, sei das verkleinerte Abbild der Hohen Rhön. Wenn ich mich an die Aussicht erinnere, kann ich nur sagen: stimmt. Und schön ist sie.
Die Hohe Geba ist ein guter Ausgangspunkt für weitere Naturwanderungen durch die thüringische Rhön.
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Rhönkulturgarten
Hohe Geba
98617 Rhönblick-Geba
Gersfeld: Fuldaquelle auf der Wasserkuppe
Die Fulda ist nicht nur der längste Fluss Hessens, sondern wohl auch der poetischste. Ich glaube nicht, dass es ein weiteres Gewässer gibt, das an seinem Anfang wie auch am Ende über ein Gedicht auf einer großen Tafel verfügt. Die Poesie des Zusammenflusses, »Wo Fulda sich und Werra küssen, sie ihren Namen büssen müssen …«, gehörte zum festen Bestandteil der Heimatkunde. Aber in der Rhön konnte ich auch ein Fuldaquellen-Gedicht lesen: »Hier halte Rast! Dich labt die Quelle der Fulda, die mit klarer Welle den Berggruß rauschend trägt einher, sie wächst zur Werra hingezogen, zum deutschen Strom und senkt die Wogen als Weser schiffbelebt ins Meer.«
Wer diese Zeilen unterhalb der Wasserkuppe liest, hat vielleicht schon einen Schluck Quellwasser getrunken. Dann gehört er meist zu den Wanderern oder Radfahrern, die kurz nach dem Start oder vor dem Ziel eine Erfrischung brauchen. Die Quelle ist auch mit dem Auto problemlos erreichbar und liegt, gut beschildert, gegenüber einer großen Parkfläche an der Straße von Gersfeld zum höchsten hessischen Berg. Streng genommen gibt es zwei Fuldaquellen, die nicht ganz echte bekam vor vielen Jahren vom Rhönclub ihre repräsentative Einfassung und die Gedichttafel. Die wirkliche Fuldaquelle liegt höher, knapp unterhalb des Berggipfels. Sie wurde zur Trinkwasserversorgung genutzt, als man mit der Bebauung der Wasserkuppe begann. Das Wasser des Überlaufs wurde per Rohrleitung an die heutige Stelle geführt. Aber sei es drum, wer keine wirkliche Mündung hat, braucht auch keine echte Quelle. Die namensgebende Stadt ist von diesem Ort rund 30 Kilometer entfernt und liegt knapp 700 Höhenmeter tiefer.
Die erwähnten Radfahrer kommen nicht von ungefähr zur Fuldaquelle, denn hier beginnt der Fulda-Radweg-R1. Begeisterte Sportler radeln ihn gerne in seiner ganzen Länge von 255 Kilometern ab.
Die Extratour Guckaisee des Hochrhöner und der Rundwanderweg Wasserkuppe führen Wanderer ebenfalls an der Fuldaquelle vorbei.
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