Lieblingsplätze Mainfranken. Werner Schwanfelder

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Lieblingsplätze Mainfranken - Werner Schwanfelder

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und ich habe den Eindruck, dass man hier beschaulich alt werden kann. Machen Sie einfach die Augen auf, wenn Sie auf den Spuren dieses Buches durch die Lande fahren: Es gibt noch mehr zu entdecken.

      Und ab und zu Pause machen! Ich trinke dann gerne einen kleinen Frankenwein. Er stärkt und macht neugierig – auf all die Lieblingsplätze.

2 Als wir noch gegen Hexen kämpften

      Zeil am Main: Hexenturm

      Friedlich, ganz unschuldig gibt sich Zeil am Main als malerisches mittelalterliches Fachwerkstädtchen mit einem wunderbaren Marktplatz. Um die Altstadt herum zeugen einige Türme von der alten Stadtbefestigung. In einem dieser Stadttürme ging es im 17. Jahrhundert alles andere als friedlich zu – dort wurden nämlich der Hexerei Bezichtigte gefangen gehalten. Der Zeiler Hexenturm wurde umfassend saniert, der historische Zugang zum Turm wiederhergestellt. Dabei restaurierte man auch Überreste eines Kerkers aus dieser Zeit.

      Seit 2011 beherbergt er das Dokumentationszentrum Hexenverfolgung. Mit der Ausstellung an diesem Originalschauplatz möchte man daran erinnern, dass Zeil am Main als Richtstätte des Hochstifts Bamberg Schauplatz vieler Hexenprozesse und -verbrennungen war. Nach den Unterlagen im Stadtarchiv wurden damals über 400 sogenannte Hexen verbrannt.

      Die Gestalter richteten im ersten Obergeschoss eine Dauerausstellung mit Dokumenten und audiovisuellen Veranschaulichungen zur Geschichte der Hexenverfolgung ein. Eindrucksvolles Zeugnis ist das Tagebuch des Johann Langhans, der selbst Opfer wurde und seine Geschichte aufzeichnete. Es lohnt sich, für diese Aufzeichnungen Zeit zu investieren. Sie helfen, einen Zipfel dieser schlimmen Zeit zu entdecken und zu begreifen.

      Auch wenn im Mittelpunkt der Ausstellung die lokale Spurensuche steht, geht die Ausstellung auch auf das generelle Thema Ausgrenzung ein, beleuchtet ihre Gründe und Mechanismen. Die Besucher erhalten Anregungen zum Nachdenken. So steht am Ende die plakative Frage: Könnte dies heute auch noch geschehen? Wenn man darüber ernsthaft nachdenkt, wächst einem statt einer einfachen Antwort Gänsehaut – auch im schönen Franken, im lieblichen Zeil am Main.

      Ab und zu organisiert das Dokumentationszentrum einen Rundgang durch die nächtlichen Gassen. Ohne Straßenbeleuchtung. Im Schein der Fackeln durch die Altstadt.

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      Der Hexenturm ist nicht zu verfehlen: Er definiert die Ortsausfahrt.

      Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm

      Obere Torstraße 14

      97475 Zeil am Main

      09524 949861

       www.zeiler-hexenturm.de

3 Bester Wein im schönsten Haus

      Zeil am Main: Weinhaus Nüßlein

      Das Weinhaus Nüßlein kann man nicht übersehen, weil das Weingeschäft in einem der schönsten Häuser am Marktplatz untergebracht ist. Vor ein paar Jahren kaufte Roger Nüßlein das Nachbarhaus und richtete dort eine helle, moderne Vinothek ein, in der man sich den Wein der Nüßleins schmecken lassen kann.

      Die Weine aus Zeil am Main und besonders die vom Weingut Nüßlein haben schon viele Preise eingesammelt. Besonders erfolgreich war das Premium-Sortiment 1er Traube. Der Ertrag der Trauben ist gering, aber die Qualität bestens – Handarbeit eben. Besonders zu empfehlen: der Riesling aus dem Eulengrund, ein kräftiger, würziger Wein mit einer dezenten Frucht.

      Die Besitzer des Weinhauses Nüßlein betreiben in der vierten Generation Weinbau in Zeil am Main. Schon der Urgroßvater von Roger Nüßlein hat in der Region seine Weinberge bestellt. Das war damals aber gar nicht so einfach. Ihm ist sogar zu verdanken, dass es einen Weinanbau am Obermain nach den Wirren der Nachkriegszeit noch gab. Aber insbesondere sein Sohn Anton, ein Visionär, entwickelte in Zeil wieder eine blühende Weinbauregion, machte sich für die Wiederbelebung des Weinbaus und für die Flurbereinigung stark. Nicht überall führte sein Engagement zu einem neuen Flächennutzungsplan, so kaufte er manche kleine Parzelle auf, um zu einer Fläche zu kommen, die sich besser bewirtschaften ließ. Er wagte sich auch wieder an den Anbau von Riesling, Burgunder und Rotwein bis hin zum Eiswein. Am besten kann man selbst einen Eindruck von diesem Wein-Schaffen bekommen, wenn man entlang des Weinwanderweges Abt-Degen-Steig schlendert.

      Abt Degen? Alberich Degen führte die aus Österreich stammende Silvanerrebe 1665 in Franken ein. Er war der Abt des Zisterzienserklosters, zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt und stammte selbst aus Zeil.

      Das Haupthaus ist das schönste Fachwerkhaus am Marktplatz. Hier befindet sich das Ladengeschäft, aber auch die Vinothek.

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      Weinhaus Nüßlein

      Marktplatz 1

      97475 Zeil am Main

      09524 279

       www.weinhaus-nuesslein.de

      Schweinfurt: Altarbild von St. Johannis

      Die St.-Johannis-Kirche ist die evangelische Hauptkirche Schweinfurts, wie alle evangelischen geöffnet. Sie ist übrigens das einzige noch erhaltene mittelalterliche Gebäude der Stadt, stammt wohl aus dem 12. Jahrhundert, und ist 1542 mit der gesamten Bevölkerung Schweinfurts konvertiert.

      Drinnen merkt man: Berühmt ist die Kirche für ihr Stilgemisch, also Kostproben aus fast allen Kunstepochen. Ein Bilderbuch der Kunstgeschichte, inklusive seltener Übergangsstile. Das wird durchaus unterschiedlich gewürdigt.

      So ist es fast keine Überraschung, dass auch das Altarbild von Adolf Kleemann (1904–1989) ein Objekt der Diskussion ist. Es ist sehr dicht gehalten, kontrastiert trefflich mit der Umgebung, was zunächst durchaus störend wirkt. Man muss sich erst auf das Altarbild konzentrieren, sich damit beschäftigen. So schreibt die Gemeinde: »Das Bild prägt sich ein und darüber können wir uns nur freuen.«

      Es ist ein Auferstehungsbild. Aber Kleemann malt Christus nicht als lächelnden Sieger, sondern eher als ein Objekt, das in eine bunte, futuristische Himmelswelt gezogen wird. Darunter breitet sich die irdische Welt aus mit Wohnblocks und purem Alltagsleben. Doch finden wir auch Adam und Eva. Eva hält noch den verlockenden Apfel unangebissen in der Hand. Die Entscheidung gegen das Paradies wurde noch nicht getroffen.

      Wichtigste Person ist in der Mitte eine Frau im gelben Kleid der Eitelkeit, mit langer Zigarettenspitze, irgendwie herausfordernd. Symbol für die Oberflächlichkeit, für die Nichtigkeiten der Welt. Wir verfallen so oft diesen Nichtigkeiten und nehmen keine Notiz vom Leid des Menschen und auch nicht von der Hoffnung der Auferstehung. So packt das Bild den Betrachter an Herz und Seele. Dieses

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