Psychosoziale Beratung. Группа авторов

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Auseinandersetzungen. Dennoch wird im Folgenden eine Auswahl von vier Konzepten (aus den fünf Grundrichtungen) vorgenommen, die in der psychosozialen Beratung eine große Verbreitung gefunden haben. Die Beschreibung dieser vier Ansätze wird bewusst kurzgehalten, um den Leserinnen und Lesern einen ersten groben Überblick zu geben. Für weitergehende Literatur sei an dieser Stelle auf entsprechende Lehrbücher verwiesen, wie z. B. auf das Buch »Praxis der Psychotherapie« von Senf & Broda (2020).

      Psychodynamische/-analytische Beratung

      Entsprechend den zuvor beschriebenen Entwicklungen ist es nicht möglich, von ›der‹ psychodynamischen Beratung/Psychotherapie zu sprechen, da sich viele verschiedene Entwicklungsstränge innerhalb dieser Schule aufgetan haben. Ihre Wurzeln liegen jedoch in der Psychoanalyse von Sigmund Freud und ihren Weiterentwicklungen. Nach Freud lassen sich psychische Störungen aus den in der Lebensgeschichte entstandenen unbewussten Konflikten erklären (Mertens 2020). Diese entfalten sich im Wechselspiel, also der Psychodynamik der Persönlichkeit, von drei psychischen Systemen, dem Es, dem Ich und dem Über-Ich. Das Es liefert die gesamte Energie für das psychische Geschehen, das durch zwei Triebe gesteuert wird, dem Eros (Lebenstrieb) und dem Thanatos (Todestrieb). Entsprechend dem Lustprinzip sucht das Es nach unmittelbarer Befriedigung der Triebe (z. B. Sexualtrieb, Hunger). Im Laufe der kindlichen Entwicklung entstehen aus dem Es das Ich und das Über-Ich. Während das Ich diejenige psychische Instanz beschreibt, die durch selbstkritisches Denken nach einer Vermittlung zwischen dem Es und dem Über-Ich strebt, umfasst das Über-Ich denjenigen Teil der psychischen Struktur, der sich aus den verinnerlichten Normen und Wertvorstellungen der Umgebung (»Gewissen«) entwickelt hat.

      Störungsverständnis

      Psychische Störungen entstehen aus unbewussten intrapsychischen Konflikten zwischen dem Es und dem Über-Ich, die von dem Ich als vermittelnde Instanz nicht aufgelöst werden können. Der Arbeitskreis der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) unterscheidet acht Grundkonflikttypen, die auf den folgenden Extrempolen eingeordnet werden können. Dabei lassen sich die Pole durch einen passiven (Resignation) oder aktiven (Abwehr) Verarbeitungsmodus unterscheiden:

      1. Abhängigkeit vs. Individuation: Personen können sich in Beziehungen zu anderen Menschen durch eine passive Haltung in eine (extreme) Abhängigkeit begeben oder in einem aktiven Modus Bindungswünsche (vollständig) unterdrücken, um emotional unabhängig zu sein.

      2. Unterwerfung vs. Kontrolle: In dem einen Extrem unterwirft sich die Person passiv ihrem Schicksal und zeigt Unterwerfung und Gehorsam, während im anderen Extrem aktive Kontrolle und Auflehnung im Mittelpunkt stehen.

      3. Versorgung vs. Autarkie: In dem Extrem der Versorgung wirkt die Person aufgrund von Geborgenheitswünschen anklammernd und passiv, während in dem Extrem der Autarkie alle Versorgungswünsche durch Eigenaktivität abgewehrt werden.

      4. Selbstwert vs. Objektwert: Menschen können ihre Selbstwertkonflikte im Extremen auf zwei Arten lösen: Im passiven Modus erscheint das Selbstwertgefühl eingebrochen bzw. brüchig, während im aktiven Modus die Person den Anschein von Selbstsicherheit zu erwecken versucht.

      5. Über-Ich- und Schuldkonflikte: Bei dem einen Extrem neigt die Person zur (völligen) Schuldübernahme, während sie im anderen Extrem Schuld (völlig) von sich weist und auf andere Menschen attribuiert.

      6. Ödipal-sexuelle Konflikte: Im passiven Modus nimmt die Person ihre Erotik und Sexualität nicht wahr, während sie im aktiven Modus davon in allen Lebensbereichen okkupiert wird, ohne allerdings Befriedigung zu erlangen.

      7. Identitätskonflikte: Betroffene Personen können keine hinreichende Identität ihrer Person entwickeln. Im passiven Modus kopiert die Person Identitätsanteile anderer Menschen, während im aktiven Modus Brüche in der Identität überspielt werden.

      8. Fehlende Konflikt- und Gefühls-Wahrnehmung: Die Person kann Gefühle bei sich und anderen nicht wahrnehmen, Konflikte werden übersehen (passiver Modus) oder durch sachliche Beschreibungen ersetzt (aktiver Modus).

      Vorgehen in der Beratung

      In der Beratung geht es im Wesentlichen um die Aufdeckung und Bearbeitung der unbewussten psychischen Prozesse, eine Neu-Strukturierung der Persönlichkeitsanteile wird allerdings in der Regel nur in einer langfristigen Psychotherapie möglich sein. Die Prozesse zeigen sich dabei auch in der Interaktion zwischen Klient/Klientin und Berater/Beraterin. Durch eine professionelle Interaktion kann der Klient neue positive Erfahrungen machen, die sich korrigierend auswirken. In diesem Zusammenhang spielen auch die bekannten Konzepte von Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung eine zentrale Rolle. Hierbei hat sich aus psychodynamischer Perspektive sowohl eine neutrale Haltung gegenüber den Aussagen des Ratsuchenden als auch eine Abstinenz gegenüber den durch die Gegenübertragung entstandenen Wünschen bewährt. In der Arbeit mit Kindern kommen vor allem spieltherapeutische Methoden sowohl als diagnostisches (z. B. der Sceno-Test) als auch als therapeutisches Mittel (z. B. das Sandspiel) zur Anwendung. Bei Jugendlichen orientiert sich die psychoanalytische Therapie im Besonderen am Entwicklungsstadium der Adoleszenz inklusive der Konflikte um die eigene Identitätsbildung und der Ablösung vom Elternhaus.

      Kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierte Beratung

      Auch innerhalb der Verhaltenstherapie bzw. ›KVT‹ (Kognitive Verhaltenstherapie) gibt es eine Reihe verschiedener Strömungen, bei denen zumindest drei ›Wellen‹ unterschieden werden können. Die erste Welle ist mit der Einführung behavioristischer Erkenntnisse in die psychotherapeutische Arbeit Mitte des 20. Jahrhunderts verbunden und stark an den Lerntheorien ausgerichtet. Besonders bekannt ist hier B. F. Skinner, der als Ursache menschlichen Handelns das erlernte Verhalten sah, das bei Störungen durch Psychotherapie wieder modifiziert werden kann. Die zweite Welle (ab den 1970er Jahren), auch als kognitive Wende bezeichnet, integrierte das Konzept, das menschliches Verhalten stark durch Kognitionen (Wahrnehmen und Denken) beeinflusst ist. Die Hauptvertreter der kognitiven Wende wie Ellis, Beck und Meichenbaum haben die Verhaltenstherapie bis heute nachhaltig beeinflusst (Wilken 2018). Die dritte Welle schließlich beschreibt eine weitere Integration: die der emotionalen Konzepte, wie z. B. in der ›Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)‹. Hier werden u. a. fernöstliche Lehren zur Meditation in die therapeutische Arbeit integriert (Einsle & Hummel 2015).

      Störungsverständnis

      Zu Beginn einer jeden Therapie und Beratung stehen die horizontale und vertikale Verhaltensanalyse, die darüber Aufschluss geben, welche Bedingungen das Problemverhalten kontrollieren und aufrechterhalten (image Kap. 5.4). Psychische Störungen sind dementsprechend eine Funktion von ungünstigen respondenten (klassische Konditionierung), operanten (operante Konditionierung) und kognitiven (dysfunktionale Kognitionen) Prozessen, die in der Lerngeschichte der Person ihren Ursprung genommen haben (Reinecker 2011).

      Vorgehen in der Beratung

      Für das verhaltenstherapeutische Vorgehen in Psychotherapie und Beratung hat sich das 7-Phasen-Modell von Kanfer et al. (2012) bewährt (image Kap. 2):

      1. Eingangsphase: Schaffung günstiger Ausgangbedingungen,

      2. Aufbau von Änderungsmotivation und vorläufige

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