Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland

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Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland

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      Wer hatte auf Archie geschossen?

      Roberto ging nicht das fassungslose Erstaunen aus dem Sinn, mit dem Archie Wingate auf die Attacke reagiert hatte. Hatte der Schütze Wingate töten oder nur eine Warnung erteilen wollen?

      Es war fraglos eine Erfahrung für Archie Wingate gewesen, die nicht in das Bild seiner Gegenwartsbeurteilung passte. Er hatte gemeint, als Don Brunos Schwiegersohn so gut wie immun zu sein. Diese Ansicht musste er auf schmerzhafte Weise korrigieren.

      Hing der Angriff mit dem Tod von Cindy Bell zusammen? Wenn ja, stellte sich sofort die Frage, wer ihn verübt hatte. Herb Greene kam dafür mit Sicherheit nicht in Betracht.

      Roberto war an konspiratives Handeln gewöhnt und hatte sich bei seiner Rückkehr aus Wingates Penthouse davon überzeugt, dass ihm niemand gefolgt war. Roberto setzte sich ans Telefon und wählte die Nummer von Rufus Maretti.

      „Maretti“, tönte es ihm entgegen.

      Roberto schwieg.

      „He, wer spricht da?“, fragte der Mann am anderen Leitungsende.

      Roberto legte nachdenklich auf.

      Das Bild des Killers hatte sich ihm deutlich eingeprägt. Er hatte Maretti zwar nur über eine gewisse Distanz hinweg im Licht der Straßenlampen gesehen, aber dieser Eindruck hatte ausgereicht, um ein gewisses Bild von Wesen und Stimme des Mörders entstehen zu lassen. Die Stimme am Telefon widersprach diesem Erwartungsbild. Sie verunsicherte ihn und setzte seine Fantasie in Bewegung.

      Roberto erhob sich.

      15:30 Uhr.

      Er zog sein Jackett aus und schnallte sich das lederne Schulterholster um, eine vom COUNTER CRIME gelieferte Maßanfertigung. Roberto besaß für seinen Smith & Wesson einen gefälschten Waffenschein, der mit den übrigen Papieren übereinstimmte, aber es widerstrebte ihm jedes Mal, mit der Kanone loszuziehen. Er tat es nur dann, wenn ihm schwante, dass sein Leben bedroht war.

      Roberto verließ das Haus durch die Tiefgarage mit dem roten 3.8 Liter Monza, den er sich für die Dauer seines Aufenthaltes in Chicago geliehen hätte. Er fuhr geradewegs zur 107ten Straße, lenkte den Wagen auf den Baustellenparkplatz und brachte ihn neben Marettis Bonneville zum Halten.

      Roberto hatte es mit dem Aussteigen nicht eilig. Die schräg einfallende Nachmittagssonne sorgte dafür, dass niemand aus dem gegenüberliegenden Haus sehen konnte, wer oder was sich hinter den spiegelnden Windschutzscheiben der parkenden Fahrzeuge verbarg. Roberto schob sich einen Kaugummi zwischen die Zähne und wartete, ohne recht zu wissen, worauf. Er behielt die Fenster von Rufus Marettis Wohnung im Auge, aber dort zeigte sich niemand. Auch hinter den Gardinen war keine Bewegung zu erkennen.

      Ein Taxi stoppte vor dem Haus. Roberto spitzte die Lippen, als er sah, wer den Wagen verließ.

      Es war das rotblonde, hochattraktive Mädchen, das ihn bei seinem Besuch in Archie Wingates Wohnung fast in die Arme gelaufen wäre.

      Linda Dorsey trug ein Kostüm aus schwarzem Panamastoff, das ihre langbeinige Figur kühl und wirkungsvoll modellierte. Den Kragen ihrer weißen Seidenbluse hatte sie über den des Kostüms geschlagen. Sie blickte an der Hausfassade empor, leicht irritiert, wie Roberto es schien, dann betrat sie das Gebäude und verschwand aus dem Blickfeld.

      Roberto wartete.

      Nach knapp vierzig Minuten tauchte das Mädchen wieder auf. Sie schaute sich nach einem Taxi um und setzte sich, als sie keines bemerkte, mit erhobenem Kinn zur nächsten Kreuzung in Bewegung.

      Roberto kaute langsamer. Eines der Fenster von Marettis Wohnung öffnete sich. Der Mann, der sich herauslehnte und dem Mädchen nachblickte, war mit dem Wohnungsmieter nicht identisch. Robertos kleine graue Zellen begannen hektisch zu arbeiten. Er hatte das Gesicht schon einmal gesehen, konnte aber nicht auf Anhieb sagen, wo.

      Der Mann wartete vergeblich, dass das Mädchen sich umschaute, dann fixierte er mit seltsam starrem Gesichtsausdruck den Bonneville, der direkt neben Robertos Monza parkte. Sekunden darauf schloss der Mann das Fenster.

      Roberto stieg aus. Dabei fiel sein Blick auf das Heck des Bonneville. Unter ihm stand eine kleine dunkle Lache. Ein Tropfen traf ihr Zentrum.

      Roberto hob den Blick. An Marettis Fenstern rührte sich nichts. Roberto trat an die Lache, bückte sich danach und tauchte die Fingerspitze hinein.

      Er zog die Hand zurück.

      An ihr klebte Blut.

      Roberto holte das Taschentuch aus seiner Hose, rieb sich den Finger sauber, überquerte die Straße und klingelte kurz darauf an Marettis Wohnungstür. Sie wurde von dem Mann geöffnet, der Linda Dorsey aus dem Fenster hinterhergeblickt hatte. Robertos Erinnerung setzte ein. Er wusste plötzlich, wen er vor sich hatte.

      Louis Black!

      Sein Bild hatte zu dem Informationsbündel gehört, das man Roberto mit dem Wingate-Auftrag überlassen hatte.

      „Ist Rufus zu Hause?“, fragte Roberto.

      „Ja, treten Sie näher“, sagte Black.

      „Er ist gerade beim Rasieren.“

      Roberto betrat die Diele. Black schloss die Tür hinter ihm. Roberto zuckte auf den Absätzen herum. Seine Rechte flog hoch und traf mit ihrer durchtrainierten, knallharten Kante den Gegner.

      Black, der selbst die Absicht gehabt hatte, einen Überraschungscoup zu landen, ging zu Boden. Roberto beugte sich über ihn und klopfte den Killer nach Waffen ab.

      Black hatte ein Schnappmesser und eine Bernadelli-Pistole bei sich. Roberto warf das Messer hinter den Vorhang eines kleinen Abstellraumes, schob die Bernadelli in die Sakkotasche, nahm seinen Smith & Wesson aus dem Schulterholster und überzeugte sich davon, dass er mit dem Killer allein in der Wohnung war.

      Black rührte sich nicht.

      Roberto lehnte sich gegen die Wand und wartete.

      Das Blut, das aus Marettis Kofferraum tropfte, ging ihm nicht aus dem Sinn. Es gab dafür nur eine Erklärung. Rufus Maretti war tot.

      Blacks Stimme war identisch mit der des Mannes, der sich unter Marettis Namen am Telefon gemeldet hatte.

      Black bewegte sich. Er murmelte etwas und öffnete die Augen. Der Blick seiner weit auseinanderstehenden Augen traf die Waffe in Robertos Hand. Ein Fluch kam über Blacks schorfige Lippen. Er stemmte sich hoch und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. Seine Rechte machte eine fahrige, hoffnungslose Bewegung zu der Stelle hin, wo er die Bernadelli in einem Holster getragen hatte, dann ließ er die Hand fallen.

      „Ins Wohnzimmer“, befahl Roberto.

      Black stieß sich von der Wand ab. Er torkelte wie betrunken. Roberto trat zur Seite. Er hatte keine Lust, auf Blacks Schwächevorstellung hereinzufallen. Er wollte nicht zum Schießen gezwungen werden.

      Black fiel im Wohnzimmer in einen Sessel und streckte beide Beine weit von sich. Er schaute Roberto an. „Wer sind Sie?“, fragte er. „Was hat das zu bedeuten? Wissen Sie, was Sie mit so einem Schlag anrichten können? Damit fällen Sie einen Elefanten.“ Roberto

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