#Glücksmomente in Südtirol. Eugen E. Hüsler
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Heute ist Marienberg wieder ein Ort der Ruhe und der Einkehr. Wer die historischen Mauern nicht nur als Sehenswürdigkeit, sondern als Lebens- und Kraftraum begreift, spürt das bereits bei einem Kurzbesuch. Interessante Einblicke ins Klosterleben vermittelt das 2007 eröffnete Museum. Gezeigt werden auch die berühmten romanischen Fresken der Kirchenkrypta (um 1160) – allerdings nur in einem Video. Wer die ausdrucksstarken Figuren in natura erleben will, muss an einer Führung teilnehmen.
Achtung Weinbeißer: Gleich unterhalb der Klostermauer liegt der höchste Rebberg der Alpen, auf 1340 Metern über Meer! Hilde Van den dries, die bereits seit 2008 in Laatsch Wein anbaut, hat den der Sonne zugewandten Hang vom Kloster gepachtet und zieht hier absolute Spitzengewächse, natürlich bio. Gespritzt wird nicht, nach dem Motto: »Mit der Natur, für die Natur.«
GLÜCKSVERSTÄRKER
Nach der Klosterbesichtigung und einem Blick auf den Weinberg ist es Zeit für eine Pause. Im Klostercafé Invito gibt’s Leckeres für den kleinen Hunger und natürlich auch den Marienberger Wein (weiß und rot) zum Probieren. Das bringt bei Kennern die Glückshormone in Wallung. Prosit!
Benediktinerstift Marienberg, Schlinig 1, I-39024 Mals, www.marienberg.it; Weinhof Calvenschlössl, Laatsch 102, I-39024 Laatsch/Mals, www.calvenschloessl.eu
Grüner Vinschgau:
DARF ES BIO SEIN?
Das Städtchen Mals – ein Vorreiter in Sachen Umwelt
Mals ist ein Städtchen, das man einfach mögen muss. Verwinkelte, krumme Gassen, gesäumt von stattlichen Häusern, fünf alte Türme dazu. Das verführt zu einer kleinen Sightseeingtour, bei der nicht nur so manches hübsche architektonische Detail zu entdecken ist, sondern sich auch immer wieder ein Blick auf den größten Tiroler bietet, den Ortler. Ganz unscheinbar gibt sich daneben das bedeutendste Sakraldenkmal des Ortes: St. Benedikt. Das Kirchlein, 1786 zur Rumpelkammer (!) degradiert, bewahrt Fresken aus karolingischer Zeit, vergleichbar mit jenen in Müstair und Naturns.
Doch Mals hält noch mehr Überraschungen bereit. Nicht nur, dass die Vinschger Bahn, 2005 endlich wieder eröffnet, zu einer echten Erfolgsstory wurde. An ihrer Endstation gibt es eine absolute Rarität zu bestaunen: ein Gleisfünfeck mit fünf Weichen und drei Kreuzungen, auf dem – ähnlich wie bei einer Drehscheibe – Loks gewendet werden können. In ganz Italien gibt’s nur noch eine einzige ebenfalls funktionstüchtige Anlage dieser Art: auf Sardinien.
Und vor ein paar Jahren zeigten die Malser echten Pioniergeist. Bei einer Volksabstimmung entschied sich eine klare Mehrheit für eine pestizidfreie Landwirtschaft auf dem gesamten Gemeindegebiet. Da passt es doch prima, dass auch das erste Biohotel Italiens in Mals steht. Der Volksentscheid stieß auf ein geteiltes Echo und landete – wie erwartbar – vor Gericht. Es wäre schon kurios, wenn gerade der intensiv beworbene Alpenapfel zu einer Gefahr für umweltschonend arbeitende Bauern im oberen Vinschgau würde …
GLÜCKSVERSTÄRKER
Seit 2002 ist das Hotel Panorama Mitglied des Vereins zertifizierter Biohotels. In dem Familienbetrieb nimmt man den Anspruch sehr ernst, mit der Natur zu leben und zu arbeiten. Eingekauft wird bei Biobauern der Region, und im Garten direkt vor dem Haus wachsen und blühen nicht weniger als 70 verschiedene Kräuter. Beste Voraussetzungen für einen gesunden Urlaub.
Biohotel Panorama, Staatsstraße 5, I-39024 Mals, www.biohotel-panorama.it
www.gemeinde.mals.bz.it/de/St_Benediktskirche_Mals_3
Glurns, das kleinste
STÄDTCHEN TIROLS
Mittelalter erleben – zumindest für einen Augenblick
Glurns gilt als das kleinste Städtchen Tirols, gerade mal so groß wie ein Dutzend Fußballfelder ist das mauerumgürtete Viereck: ein Stück Spätmittelalter, nach den Brandschatzungen der Graubündner im Schwabenkrieg (1499) entstanden. Viel hat sich seither nicht verändert, sieht man einmal von den Autos ab. Sie zwängen sich durch die schmalen Stadttore, belegen jede noch so kleine Parklücke. Das raubt dem Ensemble seinen herrlich verstaubten Charme. Dabei verbirgt sich hinter dem Mauerring mit seinen sieben Türmen und den drei Toren viel Sehenswertes: der krummste Laubengang im Land, der schmucke Stadtplatz, drei Hotels aus der »guten alten Zeit«, ein paar verwilderte Hinterhöfe, die erst jüngst restaurierte Mühle und zwei kleine Museen. Eines ist dem unvergessenen Karikaturisten Paul Flora (1922–2009) gewidmet, der mit spitzer Feder so manchen Missstand aufspießte. Obwohl er mit seiner Familie bereits als Bub nach Innsbruck übersiedelte, blieb er seinem Geburtsort zeitlebens verbunden.
Es ist Glurns und seinen 700 Einwohnern zu wünschen, dass der Ort bald einmal von all dem Blech auf Rädern befreit wird, seit mehr als 20 Jahren wird schon darum gestritten. Bis es dann vielleicht so weit ist, hilft nur eines: ganz früh aus den Federn und im Licht der noch tief stehenden Sonne einen Spaziergang unternehmen. Mir sind dabei beim Gang zwischen den alten Mauern ein paar Fußgänger, ein ratternder Bulldog und drei Autos begegnet. Die Luft war frisch, ein paar Vögel zwitscherten, eine Katze war unterwegs zur Mäusejagd.
Apropos Mäuse: Fragen Sie in der Bäckerei Riedl (Malserstraße 11), was es auf sich hat mit den schokosüßen Mäusen, die man dort kaufen kann.
Paul-Flora-Museum im Kirchtorturm von Glurns, Öffnungszeiten auf www.glurns.eu
Whisky aus dem
WEINLAND SÜDTIROL
Hochprozentiges aus der Puni Destillerie.
Südtirol ist ein Weinland, und deshalb verwundert es wenig, dass Traditionalisten einer Whisky-Brennerei vor den Toren des historischen Städtchens Glurns wenig abgewinnen können. Das Gebäude der Puni Destillerie passe so wenig hierher wie ihr Produkt: Whisky. Immerhin, der 13 Meter hohe Kubus hält Abstand zur mittelalterlichen Bausubstanz. Wer genauer hinguckt, stellt sogar fest, dass sich der renommierte Architekt Werner Tscholl von der Bautradition