Kinder- und Jugendbuchverlage. Ulrich Störiko-Blume

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Kinder- und Jugendbuchverlage - Ulrich Störiko-Blume BRAMANNBasics

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es keinerlei Hinweise, die gegen ein weiteres Wachstum des KJB sprechen – übrigens entgegen landläufiger Pauschalmeinungen, wonach ›die Jugend nicht mehr liest‹.

      Ebenso beachtlich ist die Tatsache, dass heutzutage etwa doppelt so viele KJB-Novitäten erscheinen wie um die Jahrtausendwende. Die Buchproduktion (also die Anzahl der jährlichen Neuerscheinungen) lässt sich gut als ein Indiz für das Phänomen des erheblichen Gewichts des KJB nehmen.

      Während die Literatur für erwachsene Leser ihre Titelproduktion seit 1975 etwas mehr als verdoppelt hat, ist beim KJB eine Vervierfachung festzustellen. Da diese Entwicklung bei den beiden großen Editionsformen Hardcover und Taschenbuch sehr unterschiedlich verlaufen ist, lohnt sich ein Blick auch auf diese Statistiken. Seit das Taschenbuch in den 1950er Jahren seinen Siegeszug begonnen hat, war für viele Romane und Sachbücher der übliche Verwertungsweg: erst Hardcover, dann Taschenbuch. Seit den 1980er Jahren veränderte sich die Situation: Immer mehr gingen die Taschenbuchverlage dazu über, Original- und Deutsche Erstausgaben zu verlegen. Zudem wurden verschiedene weitere Ausstattungsformen erfunden, wie Paperback, Klappenbroschur, Mini-Bücher oder Hardcover-Bücher im kompakten Format.

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      Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Hg.), Buch und Buchhandel in Zahlen. Verschiedene Jahrgänge

      Für viele Bücher funktionierte es fast wie automatisiert, dass auf die Originalausgabe das Taschenbuch als Zweiterscheinungsform folgte – auch im KJB. Das Taschenbuch wurde oft als die lebendige Backlist betrachtet, um etwa das Gesamtwerk eines Autors lieferbar zu halten. Seit Anfang der 2000er Jahre spielt das Taschenbuch im KJB allerdings längst nicht mehr diese starke Rolle.

      Das liegt zum einen daran, dass die Herstellungskosten für einfache Hardcover-Bücher sich nicht mehr so dramatisch von denen für gut ausgestattete Taschenbücher unterscheiden. Die Ladenpreise konnten sich also einander annähern, da die gebundenen Bücher in der Beschaffung günstiger und die Taschenbücher (auch durch deutlich gesunkene Auflagen) teurer wurden. Zum anderen möchten Buchkäufer insbesondere Kindern haltbare und wertvoll wirkende Bücher zukommen lassen. Und im Jugendbuch ist es oft so, dass eine Neuheit unbedingt gelesen werden will, sobald sie erschienen ist; man will nicht ein, zwei Jahre auf das Erscheinen des Taschenbuchs warten.

      Eine dauerhafte Sonderentwicklung erlebt das Taschenbuch beim Einsatz in der Schule. Bedingt durch oft gezielt niedrig gehaltene Preise, eignen sich Taschenbücher auch als Klassenlektüre. Oft wird dies durch aufbereitete Unterrichtsmaterialien unterstützt, die von Lehrern gratis von den Websites der Taschenbuchverlage heruntergeladen werden können. So halten sich bestimmte Titel seit Jahrzehnten als Bestseller, die nicht auf diesen Listen erscheinen, z. B. Damals war es Friedrich von Hans Peter Richter (dtv-junior, ein Roman über die NS-Zeit) oder Vorstadtkrokodile von Max von der Grün (cbt, eines der ersten Kinderbücher, das im Rahmen einer Abenteuergeschichte von der Inklusion eines behinderten Kindes erzählt).

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      Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Hg.), Buch und Buchhandel in Zahlen. Zahlen gerundet

      Das Verhältnis von Hardcover- zu Taschenbüchern hat sich in der Belletristik anders entwickelt als im KJB. Wenn heute auf 100 gebundene Kinder- und Jugendbücher etwa 8 Taschenbücher kommen, ist die Relation bei den Büchern für Erwachsene etwa dreieinhalbmal so groß: auf 100 Romane in gebundener Form kommen 29 Taschenbücher.

      Auch wenn zum Vergleich mit den anderen Teilbranchen des Buchmarkts eine Aggregation zum Segment KJB sinnvoll ist, ist jedoch auch der Blick in die innere Struktur des KJB-Segments notwendig. Denn hier offenbaren sich sehr unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen #Warengruppen.

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      Quelle: GfK Deutschland/Sortimentsbuchhandel/E-Commerce/WH/Umsatz Warengruppe Kinder- und Jugendbücher (HC/TB/Hörbuch). Zitiert nach Buch und Buchhandel in Zahlen 2020

      Die Tabelle zeigt einen erheblichen Anstieg des Bereichs der stark illustrierten Kinderbücher – am deutlichsten bei den Bilderbüchern, die von manchem am Anfang der 2000er Jahre bereits totgesagt wurden. Der klassische Kernbereich Kinderbücher hat seinen Anteil im Großen und Ganzen gehalten – mit leicht verbesserter Tendenz. Das Jugendbuch dagegen verzeichnet einen dramatischen Rückgang auf die Hälfte seines früheren Volumens. Dies erklärt sich wohl zu einem erheblichen Teil damit, dass der Boom von All-Age-Titeln wie die Bis(s)-Serie und einige Nachfolge-Reihen zu Harry Potter nachgelassen hat. Der Sachbuch-Bereich, auch zum Beginn der Digitalisierungs-Euphorie von manchen Trend-Gurus eher abgeschrieben, hat sich behauptet und im sogenannten ›Nachmittagsmarkt‹ sogar verdoppelt. Nachdem dank der PISA-Studien einige verdeckte Mängel in der Wirkung des deutschen Schulsystems offenbart wurden, haben viele Eltern selbst die Initiative ergriffen und ihren Kindern eher spielerische, motivierende und den Schulstoff ergänzende Materialien beschafft, mit denen sie sich ›nachmittags‹ beschäftigen können, also außerhalb der Schule, aber doch für die Schule.

      Das Gewicht und die Bedeutung des Kinder- und Jugendbuchs im Buchmarkt

      Das gesamte Umsatzvolumen des deutschen Buchmarkts hat sich seit vielen Jahren auf einem Niveau von ca. 9,2 Mrd. € eingependelt. Anders ausgedrückt: Es gibt kein Wachstum. Umso bedeutsamer sind zwei Entwicklungen:

      1.Der sinkende Anteil des #Sortimentsbuchhandels und entsprechend der steigende Anteil des #Internet-Buchhandels, der die früher starken Vertriebswege Versandbuchhandel, Warenhäuser und Buchclubs mehr als ersetzt hat. Erstmals 2011 wurde die magische Grenze von 50 % Umsatzanteil des stationären Sortimentsbuchhandels unterschritten.

      2.Im Rahmen dieses Trends ist das KJB ein stabiler Faktor. Ungeachtet sinkender Kinderzahlen und eines massiv gestiegenen Angebots an alternativ nutzbaren Medien behauptet das KJB seinen Anteil, es steigert ihn sogar leicht.

      Der Bereich KJB ist allein schon in Anbetracht der Umsatzbedeutung für Buchhandel und Verlage erheblich. Die rund 17 % Umsatzanteil sind ein Durchschnittswert, der bei verschiedenen Buchhandels-Typen abweichend ausfallen kann. So wird eine Universitätsbuchhandlung einen geringeren KJB-Anteil ausweisen, mancher Stadtteil-Buchladen aber einen weitaus höheren. Vielerorts gibt es sogar spezialisierte Buchhandlungen, die ausschließlich KJB führen. Umgekehrt hat manche frühere Nur-Kinderbuchhandlung entdeckt, dass dieselben Mütter, die Bücher für ihre Kinder kaufen, auch selbst interessierte Leserinnen sind und bieten infolgedessen ein umfangreicheres Sortiment an. Aus verschiedenen Erhebungen weiß man, dass etwa zwei Drittel aller Buchkäufe von Frauen getätigt werden; beim KJB dürfte dieser Anteil noch höher liegen.

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      Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Hg), Buch und Buchhandel in Zahlen. Verschiedene Jahrgänge.

      Die kindlichen und die jugendlichen Bücherleser von heute sind die potenziellen Bücherleser von morgen – schon deshalb ist das KJB für die gesamte Buchbranche (über)lebenswichtig. Viele Studien haben gezeigt: Wer als Kind nicht viel und gern gelesen hat, wird als Jugendlicher eher selten zum Buch greifen, und als Erwachsener wird er es mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit auch nicht tun. Diese These bezieht sich auf die Lektüre von Literatur, nicht von Fach- und Sachbüchern, die im Rahmen von Schule, Ausbildung und Fortbildung oder zum Wissenserwerb oder als Ratgeber eine Rolle spielen.

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