Mit Dem Wind. Elizabeth Johns
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„Mach dir keine Gedanken wegen Edward. Er hatte seit Jahren keinerlei Kontakt zu wirklichen Damen.“
„Das ist vermutlich auch das Beste“, murmelte sie.
„Wie auch immer, du kannst nicht wochenlang in dieser Kabine bleiben.“
„Du solltest von allen Leuten am besten wissen, dass ich kein Problem damit habe, allein zu sein.“
„Stimmt, aber es gibt schon einen Grund dafür, dass es den Begriff „Lagerkoller“ gibt. Du kannst nicht für über einem Monat in einem kleinen, dunklen Zimmer ohne Fenster bleiben.“
Sie verzog ihren Mund. „Vielleicht gehe ich mit dir umher, wenn der Kapitän schläft.“
„Das könnte schwierig werden. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so wenig schläft wie Edward Harris. Wie auch immer, ich werde versuchen, es dir angenehm zu machen. Ich kann nicht behaupten, dass ich dem mit Freuden entgegensehe, nach allem, was er am Ufer gesagt hat, aber er ist im Grunde ein guter Mensch - ich kenne ihn seit der Schule. Er hatte es nicht leicht, daher ist seine schroffe Art schon verständlich.“
„Was meinst du damit?“, fragte Anjou mit unglaublicher Neugierde, was den gutaussehenden Kapitän anging, auch wenn es sie geärgert hatte, wie er sie behandelte. Sie beobachtete Menschen genau, was sie auf ihre schüchterne Art zurückführte. Er war definitiv ein Gentleman, auch wenn er es gut verbarg. Warum hatte sie sich anfangs in seiner Gegenwart wohl gefühlt?
„Ich meine, er kommt aus einer erstklassigen Familie, aber sein nutzloser Vater hat das ganze Vermögen der Familie durchgebracht. Er ging von zuhause fort, um seine Geschwister finanziell zu versorgen, und hat ein beachtliches Vermögen erwirtschaftet. Die meisten Leute meiden ihn deshalb.“
„Die Engländer vielleicht. Die Franzosen würden ihm Beifall klatschen.“
„Falls sie sich die Mühe machten, ihn zu fragen, bevor sie ihm den Kopf abschlagen. Egal, ich werde zurückkommen, sobald Edward ein wenig schläft.“ Charles drehte sich zum Gehen um, aber hielt inne. „Falls du zufälligerweise auf ihn triffst, denk daran, was ich dir gerade gesagt habe.“
„Natürlich. Ich werde mich vermutlich eher ducken und den Mund halten. “
Er lächelte und klopfte zweimal auf die Kabinentür, bevor er sie hinter sich schloss.
Anjou dachte an ihre Unterhaltung mit Lady Easton vor einiger Zeit, als sie zuerst mit der Idee gespielt hatte, sich selbst auf die Suche nach Aidan zu machen.
„Ich muss gestehen, die Reise ist sehr lang“, hatte Lady Easton gesagt. „Wir waren auf einem sehr großen Schiff, dass nicht schnell fuhr. Es gab Tage, an denen wir uns überhaupt nicht bewegten, wie es schien! Ich habe gehört, dass es einige neu entwickelten Schiffe gibt, die die Reise in unter einem Monat schaffen! Ich glaube, sie sind kleiner, aber es wäre eine Überlegung wert. Wir hatten eine kleine Kabine mit einem Wohnzimmer, das der Kapitän normalerweise für seine Familie benutzt, obwohl sie während des Krieges nicht reisten. Ich weiß nicht, wie es auf anderen Schiffen aussieht.“
„Ich kann mir einen ganzen Monat auf einem Schiff nicht vorstellen“, hatte Anjou mit Grauen gesagt. „Ich kann kaum die kurze Fahrt über den Kanal aushalten.“
„Ich finde die Fahrt über den Kanal auch sehr oft unangenehm“, gestand Lady Easton mitleidig. „Es scheint immer raue See zu herrschen. Zum Glück werde ich nicht seekrank. Mein Bruder und meine Schwester hingegen schon, und meine Zofe!“ Sie lachte, als sie sich daran erinnerte. „Armes Ding - sie war fast die ganze Reise über in ihrer Koje.“
„Ich habe mehr Angst als alles andere, glaube ich.“
„Die meisten Menschen finden, dass sie sich daran gewöhnen und es nach einem Tag oder zweien besser geht.“
„Womit kann man sich die Zeit vertreiben?“
„Ich habe den größten Teil der Reise damit verbracht, Lord Eastons Kriegswunden zu versorgen. Ich würde das keinem empfehlen“, scherzte Lady Easton. „Ich würde allerdings Medizin mitnehmen, wenn ich noch einmal ginge, und ich würde meine alte Heimat gerne bald wieder besuchen. Ich würde einige Dinge einpacken, sechs Bücher bestimmt, und jedes mehrere Male lesen. Viele Frauen nähen, spielen Karten, führen Tagebuch oder spielen ein Instrument.“
„Ich lese sehr gerne und ich kann nähen. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, meine Bratsche mitzunehmen.“
„Der Kapitän auf unserem Schiff hatte eine Vorliebe für kulinarische Köstlichkeiten und wir waren gut mit Lebensmitteln ausgestattet. Du musst deine Erwartungen herabschrauben, aber das gleiche Mahl alle drei Tage war schon ermüdend.“
„Ich habe mir über das Essen gar keine Gedanken gemacht. Auf dem Land nimmt man es als gegeben hin.“
„Ja, in der Tat! Ich glaube, frisches Wasser war der größte Luxus, das fehlte mir am meisten. Wohin nach Amerika möchtest du denn gehen?“
Anjou hatte niemandem außer ihren Eltern von ihrer Ehe erzählt, darauf hatten sie bestanden. Sie begründeten es damit, dass Aidan zuerst lebend zurückkehren sollte. Es machte für sie keinerlei Sinn.
„Ich glaube, ich würde gerne nach Washington gehen“, antwortete sie vage.
„In die Hauptstadt? Das ist in der Nähe meiner Heimat, gegenüber dem Fluss in Virginia.“
„Ja, ich habe davon gehört.“
Lady Easton sah nachdenklich aus. „Darf ich fragen, warum du gehen willst, wenn du Angst vor der Überfahrt hast? Du musst mir nicht antworten, wenn ich zu aufdringlich bin.“
Anjou zögerte und hatte Schwierigkeiten, die Fassung zu bewahren.
„Ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich niemandem etwas sage.“
„Dann brauchst du das auch nicht. Wie auch immer, ich bestehe darauf, dass du in meinem Haus bleibst, während du dort bist. Ich werde meiner alten Zofe Josie schreiben, die jetzt dort die Haushälterin ist. Ihr Ehemann, Buffy, war Eastons Offiziersbursche in der Armee. Er ist unser Diener. Sie werden dir gerne mit allem helfen, was du brauchst.“
„Mit allem?“, fragte sie überrascht.
Lady Easton nickte. „Natürlich.“
„Darf ich noch erst mit meinen Eltern reden, bevor Sie einen Brief senden? Ich muss sie davon überzeugen, dass sie mich gehen lassen.“
„Du beabsichtigst aber nicht allein zu gehen, oder?“, fragte Lady Easton mit warnender Stimme.
„Ich hatte vorgehabt, meine Zofe mitzunehmen.“
Lady Easton schüttelte den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Du darfst nicht allein gehen. Ich bin nur mit meiner Zofe hergekommen, weil es nicht anders ging. Wir versuchten, einem Krieg zu entkommen, und obwohl ich meine Familie hatte, die mich in England erwartete, waren wir dennoch mit Konsequenzen der Gesellschaft konfrontiert. Ich weiß nicht, warum du gehen möchtest, aber ich nehme an, du hast deine Gründe dafür. Die Amerikaner sind wunderbare Menschen, aber einer Engländerin gegenüber könnten sie misstrauisch sein, speziell