Die Unerwünschten. Owen Jones

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Die Unerwünschten - Owen Jones

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übernommen, damit ich bei Heng sitzen kann, aber wenn du willst, dass man dich heimbringt, lässt sich das machen. Wir sind dir alle sehr dankbar für deine Hilfe. Ohne dich wäre Heng gestorben, das wissen wir genau. Wenn es jemals etwas gibt, was wir für dich tun können, dann brauchst du es nur zu sagen.“

      „Ja, danke, Wan, vielleicht gehe ich jetzt ein paar Stunden nach Hause, aber ich möchte sehen, wie Heng sein Zicklein isst. Es wäre also sehr gut, wenn ich heute Abend mit euch Schwein essen könnte. Mach dir wegen der Bezahlung vorläufig keine Gedanken. Heng ist mein Lieblingsneffe und ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt, wenn es in meiner Macht steht, es zu verhindern. Ich kann zu Fuß heimgehen und auch wieder herkommen … Um wie viel Uhr gibt es Essen, was meinst du?“

      „Zwischen sieben und halb acht, wie immer. Du bist herzlich eingeladen.“

      „Gut, ich bin dann mal weg, wir sehen uns gegen sieben. Bis dann.“

      „Wiedersehen, Tante Da und nochmal danke für all deine Hilfe.“

      Als Da weg war, überfiel Wan ein seltsames Gefühl, mit ihrem Mann allein zu sein. Es war das erste Mal, seit Heng ‚krank‘ geworden war, Den hatte die Ziegen an den Fluss geführt und Din kümmerte sich um das Gemüsebeet der Familie. Wan musste Den noch sagen, dass er eines der Zicklein schlachten sollte, die mit ihren Müttern in der Herde mitliefen, aber sie wagte es nicht, Heng alleine zu lassen. Din war die einzige, die gehen konnte, daher hoffte sie, dass sie bald zum Mittagessen zurückkäme. Normalerweise tat sie das, Wan war also ganz zuversichtlich, dass Heng sein Zicklein-Kotelett bekommen würde.

      Sie versuchte, mit ihm zu reden und da sonst niemand da war um mitzuhören, benutzte sie Kosenamen.

      „Heng, Schatz, bist du wach, mein Lieber? Wir alle … haben uns solche Sorgen gemacht … bitte antworte mir, wenn du mich hören kannst.“

      „Natürlich kann ich dich hören, wenn ich wach bin, aber ab und zu döse ich ein, Mud“, sagte er mit seiner neuen, leisen und grollenden Stimme. „Ich vermute, dass ich ein paar Sachen verpasst habe. Insgesamt fühle ich mich viel besser, wenn auch ein bisschen komisch. Ich freue mich aber auf das Abendessen. Wie viel Uhr ist es jetzt?“

      „Viertel vor zwölf und bald gibt es ein kleines Mittagessen, magst du auch was?“

      „Was gibt es denn?“

      „Ach, einen Salat …“

      „Bäh, Kaninchenfutter!“

      „Aber grüner Salat hat dir immer so geschmeckt, Heng …“

      „Wirklich? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich erinnere mich auch nicht, dass mir das jemals geschmeckt hat.“

      „Wie steht’s mit einem Omelett?“

      „Ja, das klingt besser. Kannst du etwas Milchshake dazugeben?“

      „Natürlich, mein Lieber, warum nicht, ich nehme etwas von dem, den ich später für das Abendessen vorbereitet habe. Geben wir Din noch eine halbe Stunde und schauen, ob sie zurückkommt. Sie muss Den Bescheid sagen, dass er eines der Zicklein für dich schlachtet.“

      Nach dem Mittagessen brachte Din ihrem Bruder ein paar Messer, einen Beutel für das Fleisch und einen Behälter für das Blut, damit er seine grausige Tat vollbringen konnte, dann ging sie zurück zum Gemüsebeet.

      „Das Omelett hat dir scheinbar geschmeckt, Heng, oder?“

      „Ja, es war sehr gesund, sehr gehaltvoll, viel Protein.“

      Wan wich Heng den ganzen Nachmittag nicht von der Seite, sie schnitt Gemüse klein und bereitete Naam Prik Chili-Sauce zu. Heng sprach jedoch kein einziges Wort mehr. Er hielt offenbar einen Mittagsschlaf oder vielleicht auch ein nachmittägliches Genesungs-Nickerchen nach der ersten festen Nahrung seit zwei Tagen.

      Din kam am späten Nachmittag als Erste zurück mit einem Korb voll Gemüse und Kräutern für die nächsten 24 Stunden. Nur wenig später traf Den ein und gab seiner Mutter einen Beutel mit sauber geschlachtetem Fleisch und einen Behälter voll Blut von der toten Ziege.

      „Ich gehe nur schnell und reibe Salz auf die Haut, Mama. Ich habe sie schon abgeschabt, so wie Papa es mir gezeigt hat. In zwanzig Minuten bin ich wieder da.“

      „Kein Grund zur Eile, wir haben viel Zeit. Vergiss nicht, dich nach der ganzen Ziegenschlachterei zu duschen, bevor du dich auf den Tisch setzt.“

      „Ja, Mama …“

      „Hmm, Milchshake, ich rieche feinen Milchshake …“ Heng regte sich und murmelte vor sich hin.

      „Ja, Heng, Milchshake … Mud macht dir später Milchshake, aber zuerst essen wir zu Abend, sobald deine Tante kommt.“

      Wan wisperte Din zu: „Ich glaube, er kann das Ziegenblut oder das Fleisch riechen. Schau mal, wie seine Nase zuckt, wie bei einer Hexe. Wer hätte vor einer Woche geglaubt, dass wir mal so leben würden?“

      Wan gab das überschüssige Fleisch in die Gefriertruhe, dann legte sie Hengs Fleischportion in ausreichende Entfernung, damit ihn der Blutgeruch nicht reizte und ging weiter ihren Hausarbeiten nach. Heng schlief wieder ein wie ein Aufziehspielzeug, das abgelaufen war.

      Um Viertel vor sieben holte Wan das gehackte Gemüse zum Abtropfen aus dem Wasser, machte ein offenes Feuer in einem Behälter, den man auf einem alten Betonblock auf dem Tisch zum Kochen benutzte und gab noch ein paar Kohlestücke dazu. Heute Abend gab es das Lieblingsessen der Kinder – gegrilltes Schwein.

      Die Vorrichtung zum Grillen war einfach, aber effektiv. Man nahm eine Metall-‚Schüssel‘, die an eine altmodische Orangenpresse erinnerte. In der Mulde befand sich Wasser, um das Gemüse und Reisnudeln zu kochen, der obere Teil war dazu gedacht, Fleisch zu grillen. Faktisch bereitete jeder sein eigenes Essen zu und füllte die Mulde für alle anderen wieder auf, damit es trotzdem eine gemeinsame Mahlzeit blieb.

      Als Da, wie es sich gehörte, nicht zu früh kam, sondern um zehn nach sieben, schickte Wan Din zum Kühlschrank, der unter dem Haus stand, um das Fleisch zu holen. Als sie noch etwa zehn Meter vom Tisch entfernt war, wurde Heng wieder ‚lebendig‘, seine Nase zuckte.

      „Hmm, Milchshake!“

      „Nein Heng, Milchshake später, jetzt gibt’s Ziegenkotelett.“

      „Mmm, Kotelett vom Zicklein, herrlich, blutig…“

      Da war fasziniert und merkte sich alles.

      Als Wan das Fleisch auf den Grill legte, nahm Heng die Sonnenbrille ab, um im schnell abnehmenden Tageslicht besser sehen zu können. Seine Augen glühten wie leuchtend rotes Signalfeuer und die Kinder schauderten vor Angst und Unverständnis.

      Alle waren der Meinung, dass das köchelnde Gemüse und das bratende Fleisch herrlich rochen, aber Heng ergriff das Wort zuerst.

      „Zicklein riecht jetzt köstlich! Nicht das Blut verbrennen. Heng will sein Fleisch blutig … kein Gemüse, riecht furchtbar.“

      „Ja, Heng, ich weiß, blutig, aber nicht roh. Es ist noch roh, es braucht noch ein paar Minuten.“

      „Nein, Mud, ich will so essen. Es riecht jetzt so gut, aber jede Minute wird der Geruch weniger. Ich will meines jetzt.“

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