Die Unerwünschten. Owen Jones

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Unerwünschten - Owen Jones страница 8

Die Unerwünschten - Owen Jones

Скачать книгу

wäre froh, dass ihr euch Gedanken um ihn gemacht habt.“

      Während die Drei ein paar Minuten lang ihren eigenen Gedanken nachhingen, ‚erwachte‘ Da.

      „Habt ihr es geschafft, neue Ideen zu entwickeln oder sollte ich besser Lösungen sagen?“

      „Nein, Tante“, gab Wan zu. „Den hatte ein paar einfallsreiche Vorschläge, aber die waren nicht wirklich umsetzbar. Leider stecken wir immer noch bei denselben Ideen fest, die du vor ein paar Stunden gemacht hast.“

      „Ja, ich dachte mir schon, dass du das sagst, aber mal ganz ehrlich, es gibt keine einfache Lösung für das Problem. Bei meinen Meditationen kam auch nichts heraus, aber es ist schon später Nachmittag und ich bin müde. Könnte eines von euch Kindern mich heimbringen und wir überschlafen das Ganze?“

      Sie warteten mit dem Essen auf Dens Rückkehr, dann kümmerten sie sich um die Tiere, duschten einer nach dem anderen und verbrachten die letzten Augenblicke des Tages zusammen, bevor sie früh zu Bett gingen, denn sie waren alle emotional erschöpft. In Wahrheit wollte jedoch keiner von ihnen alleine zu dem Vampir nach oben gehen, also gingen sie lieber alle zusammen.

      Wan wollte sich nicht einmal neben ihn legen, aber sie fühlte sich dazu verpflichtet. Also ging sie als Älteste mit einer Kerze in der Hand vorneweg und die Kinder versteckten sich zitternd hinter ihr.

      Sie blieben am Ehebett stehen und starrten. Heng saß kerzengerade im Bett und seine blasse Hautfarbe zusammen mit den korallenroten Augen leuchteten in der Dunkelheit.

      „Guten Abend, Familie!”, sprach er mit tiefer rauer Stimme.

      Alle drei legten sich jeweils in ihr Bett, aber sie konnten die Augen nicht von Heng abwenden, der einfach nur reglos vor sich hinstarrte.

      1 3 PEE POB HENG

      Nachdem sie endlich vor Erschöpfung eingeschlafen waren und in der Früh aufwachten, war Heng komplett von Decken verhüllt und hatte ein Kissen über dem Kopf.

      Sie standen auf, liefen rasch an seinem Bett vorbei und so schnell wie möglich nach unten.

      „Mensch, Mama, hast du gestern Papa gesehen?“, fragte Den. „Seine Augen und die blasse Haut haben im Zimmer geleuchtet, aber eigentlich waren es seine Augen, oder? Die Pupillen waren doch immer schwarz mit weißer Bindehaut wie bei uns, aber jetzt sind sie rot mit rosa Bindehaut … Das ist doch bestimmt wegen dem ganzen Blut.“

      „Ich weiß es nicht, mein Lieber, aber ich nehme an, du hast recht. Hole lieber noch mehr davon und nimm deine Schwester mit, sie soll noch Milch bringen. Hast du dir gemerkt, wie die Tante das Blut abgenommen hat?“

      „Ja, Mama, aber ich nehme es von einem anderen Ziegenbock, damit die Wunde von dem Bock gestern heilen kann.“

      „Ja, gute Idee, Den. Nimm jeden Tag einen anderen Bock für das Blut und Din kann wie immer das normale Melken übernehmen. Aber vorläufig ist die ganze Ziegenmilch für deinen Vater, ja? Er braucht sie viel nötiger als wir und wir wollen ja nicht, dass er mitten in der Nacht Hunger bekommt.“

      „Nein, Mama, wirklich nicht! Ich habe gestern Nacht ewig nicht einschlafen können. Ich war starr vor Angst, dass Papa anfangen könnte herumzuwandern um vielleicht nach etwas zu suchen, was er essen könnte – oder nach jemandem.“

      „Jetzt zerbrich dir mal im Moment nicht den Kopf wegen solcher Sachen, Den. Ich bin näher bei ihm, also wird er sich zuerst mich vornehmen, aber wenn du eine verschrumpelte, blutlose Hauthülle in seinem Bett entdeckst, dann zieh aus. Das Gleiche gilt, wenn du eines Morgens siehst, dass dich vier rote Augen unter unserem Moskitonetz anstarren.“

      „Da kannst du drauf wetten, Mama! Ich geh jetzt und hole sofort das Blut. Wo ist Din?“

      „Ich weiß nicht, vielleicht hat sie schon mit der Milch angefangen. Mach deine Arbeit und ich fahre mit dem Roller zu Tante Da – ich glaube, dass wir immer noch etwas Hilfe mit deinem Vater brauchen. Du und deine Schwester wartet, bis ich zurück bin, bevor ihr zu ihm hinaufgeht, ja?“

      „Ja, Mama, das brauchst du mir nicht zweimal zu sagen, aber was machen wir, wenn er herunterkommt?“

      „Ich glaube nicht, dass er das tut … er hat fest geschlafen, als wir aufgestanden sind, aber es dauert ja nicht lange, bis wir wieder da sind. Falls er doch aufsteht, dann lasst euch von ihm keinen Guten-Morgen-Kuss geben.“

      Zehn Minuten später kam Wan mit Da zurück, die auf ihrem Tisch gesessen und auf den unausweichlichen Besuch eines Mitglieds des Heng-Haushalts gewartet hatte. Bei ihrer Rückkehr war Heng noch nicht heruntergekommen, Din hatte die Milch beschafft und Den war fast fertig.

      „Gut“, meinte Da, „erstmal empfehle ich halb und halb Ziegenmilch und Blut mit einem Teelöffel Basilikum, einem halben Teelöffel Koriander und einer Prise von diesem hier. Rührt alles gut um und fertig ist der Shake. Gebt ihm in der Früh einen halben Liter und dasselbe vor dem Schlafengehen. Das sollte vorläufig reichen. Oh ja, gebt ihm niemals Knoblauch, das ist ganz schlecht für Vampire! Jetzt gehen wir mal nach oben und sehen nach ihm.“

      „Bevor wir hinaufgehen, Tante, muss ich dir noch erzählen, dass er in der gestrigen Nacht die meiste Zeit kerzengerade im Bett saß. Er sah aus wie ein Leuchtturm mit leichenblasser Haut und rosa Augen mit roten Pupillen. Oh je, und wie er mit uns geredet hat! Oh, Buddha! So etwas habe ich noch nie gehört. Er hat gesagt ‚Guten Abend, Familie‘ mit einer ganz seltsamen, tiefen Stimme … es war wirklich gruselig.“

      „Nimm das jetzt nicht so wichtig … Gehen wir und sehen wir mal nach ihm.“

      Sie gingen mit der Milchshake-Flasche nach oben und betraten das Zimmer. Alle Fensterläden waren geschlossen und es herrschte tiefe Dunkelheit. Wan ging nochmal hinaus und nahm eine Kerze aus dem Kerzenhalter, zündete sie mit einem Feuerzeug an, das daneben an einer Schnur hing und ging wieder hinein zu Da, die näher ans Bett getreten war, in dem Heng schlief.

      Das Kerzenlicht enthüllte nichts Neues, daher banden die Frauen das Moskitonetz nach oben und setzten sich jeweils an eine Bettseite. Wan zog die Decken zurück und da war er: Er lag er auf dem Rücken, die Arme weit ausgebreitet wie Jesus am Kreuz, die offenen Augen wie zwei tiefrote Kreise in rosa Mandeln in einer geisterhaften ausdruckslosen Maske mit Lippen, die zwei dünne Striche um seinen Mund bildeten.

      Wan sah Da fragend an, die ihren Patienten studierte. Sie legte ihm den Handrücken auf die Stirn und war nicht überrascht, dass sie Zimmertemperatur hatte.

      „Wie geht es dir heute, Heng?“, fragte seine Frau.

      „Hungrig … nicht durstig“, sagte er und die Worte fielen ihm aus dem Mund wie Geröll, das bei einem Felsrutsch den Berg herunterpoltert.

      „Gut, mein Lieber, setz dich auf jetzt. Wir haben einen feinen Milchshake für dich.“

      Die Frauen rückten ihm die Kissen zurecht, halfen ihm sich aufzusetzen und legten ihm dann eine Decke um.

      „Trink das“, sagte Wan. „Es ist der Geschmack, den du gestern am liebsten gemocht hast.“

      Da goss etwas in einen Becher und steckte einen Strohhalm hinein. Heng trank zwei Gläser der rosafarbenen Flüssigkeit mit dem grünen Kräuterschaum und schien aufzuleben. Er setzte sich gerade hin und blickte um sich, als ob er alles zum ersten Mal sähe.

      „Das schmeckt dir, Heng,

Скачать книгу