Ur-Praxis. Frank Viola
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Die Apostel verbringen dann durchschnittlich sechs Monate mit diesen Neubekehrten. Sie schenken ihnen die Gemeinschaft des Leibes Christi. Sie zeigen ihnen, wie man mit dem innewohnenden Herrn lebt und ihn erlebt. Sie lehren sie, anzubeten, und zeigen ihnen, wie man sich versammelt und füreinander sorgt. Sie unterweisen sie, wie man täglich Gemeinschaft mit dem Herrn pflegen kann, und zeigen ihnen, wie sie dieser Gemeinschaft in ihren Familien Raum geben und sie in Treffen, in denen jeder offen mitmachen kann, weitergeben können, und das alles ohne steife Rituale oder menschliche Leitung.
Eine herrliche neue Gemeinde ist gepflanzt. Sie wurde in einem Ausbruch von Freiheit und Freude geboren. In nur sechs Monaten überzeugen die Apostel diese ehemaligen Heiden, dass sie in Christus heilig sind. Ihre Predigt löst eine Lawine himmlischer Herrlichkeit aus.
Nachdem die Apostel den Neubekehrten sechs Monate lang den Herrn Jesus und ihre Stellung in ihm geoffenbart haben, sodass sie ganz davon eingenommen sind, überlassen sie die neue Gemeinde sich selbst. Sie lassen weder Aufseher noch Leiter noch Verwalter zurück.15 Nicht nur, dass sie die Gemeinde bereits im Frühstadium verlassen: Die Gemeinde befindet sich in einer äußerst gefährlichen und heiklen Lage. Ihr städtisches Umfeld ist ihr gegenüber feindselig eingestellt und lehnt die frischgebackenen Christen ab. Sie werden zu sozialen Außenseitern. Sie werden von ihrer eigenen Kultur und ihren Volksgenossen geradezu geächtet. Aber die Apostel vertrauen sie dem Heiligen Geist und der Leitung des auferstandenen Christus an.
Denken Sie nun einmal einen Augenblick über dieses Szenario nach.
Fragen Sie sich nun: Könnte ich das tun?
Könnten Sie eine Gruppe von Heiden innerhalb von sechs Monaten in hingegebene Christen verwandeln? Wären Sie in der Lage, ihnen Jesus Christus so vor Augen zu malen, dass sie danach von seinem herrlichen Angesicht ganz überwältigt wären? Könnten Sie eine Gemeinde voll himmlischer Herrlichkeit, Freude und Freiheit ins Leben rufen? Sind Sie im Besitz dieses kraftvollen, explosiven und lebensverändernden Evangeliums? Könnten Sie einer Gruppe neuer Christen zeigen, wie man beständige, tägliche Gemeinschaft mit Christus pflegt und wie man in den Versammlungen anderen in Christus dient, ohne dass diese von Menschenhand geleitet oder moderiert werden? Könnten Sie ihnen zeigen, wie man aus dem innewohnenden Herrn lebt, aus dem alles andere fließt? Könnten Sie sie lehren, wie man ihn in den Wohnungen und Häusern ohne Zuhilfenahme von festen Ritualen anbetet? Wären Sie in der Lage, die Gemeinde des lebendigen Gottes dazu zu bewegen, vorwärtszugehen, ohne dabei auf Gesetzlichkeit zurückzugreifen oder ihr organisatorische Strukturen aufzusetzen, um sie zu steuern? Könnten Sie beim Auftauchen von Problemen mit derselben Barmherzigkeit, der gleichen Weisheit und Geduld wie Jesus Christus reagieren?
Könnten Sie das alles? Wenn nicht, dann möchte ich Ihnen versichern: Genau das muss geschehen, wenn sich der Traum unseres Herrn erfüllen soll!
Ich bin der festen Überzeugung, dass all das Genannte erforderlich ist, wenn wir eine Wiederherstellung von organischem Gemeindeleben erleben wollen, die dem Herzen Gottes entspricht.
Wir wollen uns deshalb nun damit beschäftigen, was das Neue Testament zur Vorbereitung eines apostolischen Arbeiters sagt.
1 Die Begriffe reisender/apostolischer Arbeiter/Mitarbeiter bezeichnen im Wesentlichen dasselbe [Anm. d. Übers.].
2 William Steuart McBirnie, The Search for the Twelve Apostles. Carol Stream, IL: Tyndale, 1973, 27–28.
3 Robert Banks, Paul’s Idea of Community. Peabody, MA: Hendrickson, 1994, 168–169.
4 Watchman Nee, Das normale Gemeindeleben. Hannover-Kirchrode: Die Rufer, 1966, 95.
5 Vgl. Apg 14,7.21; 16,9-10; 20,24; Röm 1,1.9.15-16; 2,16; 15,16.19-20.29; 16,25; 1 Kor. 4,15; 9,12.16-18.23; 15,1; 2 Kor 2,12; 4,3-4; 10,14.16; 11,7; Gal 1,11; 2,2.5.7, 14; 4,13; Eph 1,13; 3,6; 6,19; Phil. 1,5.7.12.17.27; Kol 1,5.23; 1 Thess 1,5; 2,2, 4,8-9; 3,2; 2 Thess 2,14; 1 Tim 1,11; 2 Tim 1,8.
6 Zwar wohnten sie zuweilen an verschiedenen Orten; die meiste Zeit jedoch waren sie unterwegs.
7 Zur eingehenden Darstellung von Gottes ewigem Plan siehe mein Buch Ur-Schrei, GloryWorld-Medien, 2010.
8 R. Paul Stevens, Liberating the Laity. Vancouver, Canada: Regent, 2002,25.
9 Melvin L. Hodges, A Guide to Church Planting. Chicago: Moody, 1973, 30–31.
10 Petrus vereitelte mehrmals Jesu Pläne. Er verleugnete seinen Herrn drei Mal und beugte sich fremdem Druck, als die Wahrheit auf dem Spiel stand (Joh 18,10; Lk 22,51; Mt 16,22; 26,69 ff.; Gal 2,11 ff.). Trotzdem bezeichnet ihn das Neue Testament immer wieder als großen Apostel (Mk 16,7; Joh 21,15 ff.; Apg 1–12; 1 Kor 15,5).
11 Gott mag jemanden als Ältesten einer organischen Gemeinde eingesetzt haben, bevor er zum Werk ausgesandt wurde, aber das braucht immer seine Zeit. Auch Paulus und Barnabas waren Propheten und/oder Lehrer in der Antiochia-Gemeinde, bevor man sie zu ihrem apostolischen Dienst aussandte (Apg 13,1-2).
12 Watchman Nee, Das normale Gemeindeleben. Hannover-Kirchrode: Die Rufer, 1966, 45.
13 Andere Männer und Frauen nannte Paulus „Arbeiter“, „Mitarbeiter“ o. ä. Sie sind nicht mit jenen Leuten zu verwechseln, die Paulus in Ephesus ausbildete. Unter ihnen waren Apollos, Barnabas, Silas, Demas, Jesus Justus, Tryphena, Tryphosa, Persis, Artemas, Clement, Evodia, Syntyche, Andronikus und Junia; vgl. folgende Artikel in Dictionary of Paul and His Letters. Downers Grove, IL: InterVarsity, 1993: „Church Order and Government“, 136 f; „Paul and His Coworkers“, 183–189.
14 Zu den zwölf Aposteln ist Matthias zu zählen, der als Ersatz für Judas Ischariot in den Kreis aufgenommen wurde (Apg 1,26).
15 Nicht alle Gemeinden, die Paulus gründete, hatten Älteste. Wo es aber welche gab, da stellten sie sich immer erst später heraus. Sie erwuchsen der Gemeinde auf organische Art und Weise. Nie waren sie schon von Anfang an da.
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