Syltmond. Sibylle Narberhaus

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Syltmond - Sibylle Narberhaus

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Schutz gegen die Kälte um meinen Körper geschlungen, machte ich mich auf den Weg zu Britta und den anderen. Um das prasselnde Feuer, das ein ganzes Stück heruntergebrannt war, standen Dutzende Besucher. Sie feierten ausgelassen und fröhlich und ahnten nicht, was keine 100 Meter von ihnen entfernt in der kalten Dunkelheit geschehen war.

      »Anna! Da bist du ja!«, rief mir Britta entgegen. »Alles in Ordnung? Wisst ihr, wer die Tote ist?«, fragte sie nun wesentlich leiser.

      »Sie gehört zum Team des Rettungswagens, Genaueres weiß ich nicht«, erklärte ich und nahm ihr Christopher ab, der auf ihrem Arm eingeschlafen war.

      »Ist sie ermordet worden?«

      »Wie gesagt, Tina, ich kenne keine Details, aber alles deutet auf ein Gewaltverbrechen hin.«

      »Das ist schrecklich«, bestätigte Doktor Luhrmaiers charmante Begleitung Ellen Seiler.

      Für einen Moment standen wir ratlos und schweigend da und starrten ins lodernde Feuer, dessen züngelnde Flammen nach allem gierig griffen, was in ihre Nähe kam.

      »Traurig, dass der Abend so endet«, befand Britta. »Ich nehme an, Nick wird eine Weile hier bleiben müssen. Aber du kommst mit zum Essen, oder?«

      »Ehrlich gesagt, ist mir der Appetit vergangen. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mich und Christopher nach Hause bringen könntet. Nick behält den Wagen.«

      »Natürlich bringen wir euch nach Hause«, bot Jan prompt an.

      »Du musst etwas essen, Anna. Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn du allein zu Hause sitzt und vor dich hin grübelst«, hielt Britta dagegen.

      »Na gut, aber lange bleiben wir nicht. Christopher schläft, und ich bin vollkommen durchgefroren.«

      »Dann lasst uns gleich aufbrechen. Ich bringe nur eben die leeren Becher weg.« Mit diesen Worten machte sich Jan auf den Weg zum Getränkestand. Erste Schneeflocken fielen in Zeitlupe vom Himmel.

      Kapitel 7

      »Wer hätte gedacht, dass Luhrmaier eine Freundin hat. Und dazu solch eine smarte?«, bemerkte Uwe, als er auf dem Beifahrersitz in Nicks Wagen saß.

      »Sie ist nur eine Bekannte. Seiner Aussage nach haben sie sich heute zum ersten Mal persönlich getroffen«, korrigierte Nick seinen Freund und Kollegen.

      »Meinetwegen. Ich dachte immer, Luhrmaier lebt einzig allein für seine Arbeit und hätte für Frauen nicht viel übrig. Da habe ich mich wohl in ihm getäuscht.«

      »Offensichtlich.«

      Nick lenkte den Wagen in die Straße Halemdüür in Westerland und drosselte das Tempo, um das Haus in der Dunkelheit nicht zu verpassen, in dem Bente Johannsen wohnte.

      »Das muss es sein. Wir haben Glück. Sieht aus, als wäre noch jemand wach, in einem der Fenster brennt Licht«, stellte Uwe mit einem Blick aus der Seitenscheibe fest, als sie vor dem Haus mit einer grünen Tür hielten.

      »Das Überbringen einer Todesnachricht würde ich nicht unbedingt als Glück bezeichnen.«

      »Glaub mir, ich kann mir auch Schöneres vorstellen«, erwiderte Uwe und schälte sich unter Ächzen und Stöhnen aus dem Beifahrersitz.

      »War nicht so gemeint.«

      »Weiß ich doch.«

      Die beiden Männer gingen über einen schmalen, gepflasterten Weg auf das Haus zu. An der Hauswand lehnten zwei Kinderfahrräder, gleich daneben standen zwei Paar bunte Kindergummistiefel. Bei ihrem Anblick schnürte es Nick regelrecht die Kehle zu. In diesem Augenblick ahnten die Kinder nicht, dass sie ihre Mutter niemals wiedersehen würden. Uwe schien seinem Kollegen das Unbehagen anzumerken.

      »Alles okay mit dir, Nick? Soll ich lieber alleine gehen?«

      »Nein«, antwortete Nick und schüttelte sich innerlich.

      Wenige Sekunden, nachdem Uwe die Klingel betätigt hatte, erhellte sich der Hausflur, und die Haustür wurde von einer kleinen Frau geöffnet, die die Beamten mit fragendem Blick ansah. Sie trug ein gemustertes Kleid in Weinrot mit einer grauen Strickjacke darüber.

      »Oh, ich dachte, meine Tochter hat ihren Schlüssel vergessen. Was führt Sie zu uns?«

      »Guten Abend, wir sind von der Kripo Westerland. Dürfen wir reinkommen?« Die beiden Männer hielten der Frau ungefragt ihre Dienstausweise hin.

      »Wer macht so etwas? Und vor allem warum?«, fragte sie und sah die Beamten durch einen Tränenschleier hindurch an, als sie ihnen kurz darauf im Wohnzimmer des Hauses gegenüber saß.

      »Das wissen wir momentan nicht. Frau Heimke, können Sie uns sagen, ob Ihre Tochter in letzter Zeit Ärger oder Probleme hatte?«, hakte Uwe behutsam nach.

      »Nicht, dass ich wüsste. Bente hat nie etwas in der Richtung erwähnt, weder in Bezug auf die Arbeit noch privat. Sie war äußerst beliebt mit ihrer offenen Art und Hilfsbereitschaft, müssen Sie wissen. Ich verstehe das nicht.« Sie sank schluchzend in sich zusammen und wirkte dadurch zerbrechlicher und kleiner als ohnehin.

      »Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?« Nick beobachtete sie.

      »Nein danke, es geht. Entschuldigen Sie bitte.« Sie richtete sich auf und wischte sich mit dem Papiertaschentuch die Tränen aus dem Gesicht.

      »Sie müssen sich nicht entschuldigen.«

      Daraufhin huschte für einen kurzen Moment ein zaghaftes Lächeln über ihr Gesicht.

      »Wohnen Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter in diesem Haus?«, erkundigte sich Uwe und sah sich in dem Raum nach Hinweisen um, die für die Ermittlungen von Bedeutung sein könnten. Doch außer einer Unmenge an Dekoartikeln in maritimen Stil sowie diversen Fotos an den Wänden, zumeist Kinderfotos, fiel ihm nichts auf, was sie in der Sache weiterbringen könnten.

      Ina Heimke schüttelte traurig den Kopf. »Nein, ich wohne im Norden von Westerland und passe auf die Kinder auf, wenn meine Tochter Früh- oder Spätdienst hat. Hin und wieder übernachte ich hier.« Erneut rollten Tränen über ihre Wangen. »Oh Gott, ich weiß gar nicht, wie ich das den Kindern beibringen soll? Sie sind doch noch klein.« Sie presste sich das durchnässte Taschentuch zum wiederholten Male vor Mund und Nase, während sie den Kopf zur Seite drehte, um sich zu schnäuzen. »Entschuldigung!«, schluchzte sie mit erstickter Stimme, um Haltung bemüht.

      »Wie alt sind die Kinder?«, erkundigte sich Nick.

      »Das Mädchen ist sechs und der Junge vier.«

      »Wo ist der Vater?«, wollte Uwe wissen, während Nick sich Notizen machte.

      »Meine Tochter hat sich von ihrem Mann getrennt. Erik lebt in Düsseldorf.«

      »Wie lautet sein vollständiger Name?« Nick sah von seinen Aufzeichnungen auf.

      »Erik Johannsen«, erwiderte Bentes Mutter. »Sicher benötigen Sie seine Adresse? Ich kann sie Ihnen geben.«

      »Danke.« Uwe nickte. »Wie lange liegt die Trennung zurück?«

      »Das ist ungefähr zwei Jahre

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