Verschollen in Ostfriesland. Ulrich Hefner

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Verschollen in Ostfriesland - Ulrich Hefner

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sagte er.

      Erneut notierte Trevisan die Info.

      »Und im Büro?«

      »Nichts von Bedeutung für unseren Fall.«

      »Gut, machen wir also weiter«, seufzte Trevisan. »Wir wissen nicht, wo und mit wem Ollmert die vergangene Woche verbrachte, wir wissen nur, dass die Küstenwache am gestrigen Tag gegen Mittag die Segeljacht von Enno Ollmert vor Baltrum führerlos aufbrachte. An Deck befand sich eine große Menge Blut.«

      Krog räusperte sich. »Die Blutgruppe stimmt mit der von Ollmert überein, wir fanden einen Blutspenderausweis in seinem Schreibtisch. Die DNA-Erhebung dauert an, das Ergebnis erwarte ich frühestens Mitte nächster Woche.«

      Thorke Oselich wies auf das Foto mit der Blutlache. »Das ist eine Menge Blut. Überlebt ein Mensch, der solch eine Menge Blut verliert?«

      Krog nickte. »Ein halber bis ein Liter, die Lache wirkt deshalb so groß, weil sie mit Wasser durchsetzt ist. Ich denke nicht, dass ein solcher Blutverlust lebensbedrohlich ist.«

      »Wie kann das passiert sein?«, fragte Eike.

      Krog erhob sich und ging zur Pinnwand. Er zeigte auf den Bootsmast und den daran befindlichen Großbaum, an dem die Unterkante des Segels befestigt war. »Der Großbaum ist nach oben und nach jeder Seite hin beweglich, dafür sorgt das Lümmellager. Das Unterliek des Segels ist daran befestigt. Bei plötzlichen Richtungsänderungen oder drehendem Sturmwind kann es durchaus sein, dass dieser Baum mit Schwung von backbord nach steuerbord schlägt, wenn er nicht richtig festgemacht ist. Ein erfahrener Skipper weiß das und hält den Kopf unten. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein schwingender Baum auf einen Kopf trifft – und das kann böse enden. Allerdings war in den vergangenen Tagen weder Sturm, noch haben wir am Baum selbst irgendwelche Spuren gefunden. Das könnte aber auch daran liegen, dass Spritzwasser alles abgewaschen hat. Wer weiß, welche Kapriolen das Boot mitgemacht hat, nachdem es führerlos im Teich trieb.«

      Lentje richtete sich auf ihrem Stuhl auf. »Ollmert war nach Auskunft des Hafenmeisters von Neßmersiel ein ausgezeichneter Skipper. Außerdem sagt der Hafenmeister, dass das Boot am Sonntag, dem 23. Juni noch am Anleger lag und am Montag gegen 10 Uhr morgens weg war. Der Jachthafen ist eingezäunt. Ollmert hat einen Schlüssel für die Zugangstür.«

      »Flut war an diesem Tag zwischen 4 Uhr und 10 Uhr, da muss er irgendwann ausgelaufen sein«, fügte Krog hinzu. »Untypisch ist allerdings, dass der Sprit des Hilfsmotors nahezu leer war und es keine Vorräte an Bord gab. Kleidung und Koffer waren nicht an Bord.«

      Trevisan kratzte sich am Kinn. »Okay, das sind die harten Fakten. Um genau zu wissen, dass es tatsächlich Ollmerts Blut ist, müssen wir den DNA-Abgleich abwarten.«

      »Wir brauchen auch einen Beschluss, um seine Konten zu überprüfen«, warf Eike ein. »Wer weiß? Vielleicht hat er an seinem Ferienort Geld abgebucht.«

      Trevisan notierte Eikes Vorschlag auf seinem Notizzettel, ehe er fortfuhr:

      »Im Rathaus haben wir erfahren, dass Ollmert Drohbriefe erhalten hat. Wir lassen sie gerade untersuchen. Außerdem ist Ollmert inzwischen sehr umstritten, und seine Wiederwahl im nächsten Jahr steht auf der Kippe. Es gibt einige, die nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Unter anderem, weil er keinen Halt vor verheirateten Frauen macht und weil er einige, nicht mit dem Gemeinderat abgesprochene Entscheidungen gefällt hat. Diesen Behauptungen müssen wir nachgehen, überhaupt müssen wir seinen Lebenswandel näher betrachten.«

      Thorke Oselich blickte ihre Tischnachbarn fragend an. »Und was sind die bisherigen Theorien? Was soll ich der Presse sagen oder dem Landrat, der mich heute Morgen mehrmals angerufen hat?«

      Eike meldete sich zu Wort. »Also wenn ihr mich fragt, dann ist ein Unfall die wahrscheinlichste Theorie«, sagte er. »Es mag sein, dass er mit einer Frau, wahrscheinlich einer verheirateten Frau, in den Süden gefahren ist. Aber am letzten Montag war er hier und hat mit seinem Boot eine Ausfahrt gemacht und dabei nicht aufgepasst – und bumms, schlug ihm der Mast gegen den Kopf und er fiel über Bord. Ich glaube kaum, dass wir ihn noch lebend finden.«

      »Und die Koffer mit der Kleidung?«, fragte Monika.

      »Montag sollte er wieder arbeiten«, schob Lisa nach. »Da fährt man doch nicht raus auf die Nordsee.«

      Eike zuckte mit der Schulter. »Vielleicht sind die Koffer noch bei seiner Ferienbekanntschaft oder in irgendeinem Bahnhofsschließfach.«

      Trevisan rieb sich mit beiden Händen über die Wangen. »Ja, das ist eben das Problem. Jede Theorie wirft eine Menge weiterer Fragen auf, und es bleiben Ungereimtheiten. Deshalb wird uns nichts anderes übrig bleiben, als die vergangenen 14 Tage im Leben des Bürgermeisters so gut es geht zu rekonstruieren. Dabei müssen wir ins Detail gehen. Vom freiwilligen Untertauchen, von einem Unfall bis hin zu einem Mord ist für mich derzeit alles möglich.«

      Monika nickte zustimmend. »Wenn er den Montag noch frei haben wollte, hätte er auf dem Rathaus anrufen können, und wir hätten einen neuen Logfile vom Provider gemeldet bekommen. Ich sehe es wie Martin, jede Theorie ist möglich, solange wir nicht mehr wissen.«

      Trevisan schob seinen Notizblock der Chefin zu. »Ich gehe davon aus, dass wir bis morgen die Beschlüsse haben«, sagte er. Thorke Oselich nickte.

      »Machen wir uns an die Arbeit. Eike, du übernimmst die Computerrecherche, Bankkonto, Handyortung und Recherchen nach dem Auto, mit dem er wegfuhr. So viele rote Zweisitzer wird es in Bremen nicht geben. Lisa, Lentje, Monika und ich kümmern uns um die Namen, die auf der Liste von Frau Haferkamp stehen, und du, Paul, hast eine Menge Kartons aus dem Haus des Bürgermeisters getragen. Vielleicht finden wir in den Unterlagen etwas, das uns weiterhilft. Hast du inzwischen herausgefunden, ob er einen Computer hat?«

      Krog schüttelte den Kopf.

      »Dann müssen wir im Rathaus nachfragen, vielleicht weiß seine Sekretärin, ob er einen Laptop hatte«, beschloss Trevisan und schaute auf seine Armbanduhr. »Aber jetzt machen wir erst einmal Feierabend. Wir treffen uns morgen gegen 8 Uhr.«

      7

      Hage, Berumer Allee, Privatbrauerei Hage

      Trevisan war glücklich, er fühlte sich wie ein neuer Mensch. Am gestrigen Abend war er endlich dazu gekommen, Paula und den kleinen Ayk im Klinikum zu besuchen. Beinahe 20 Minuten hielt er das kleine strampelnde Bündel auf dem Arm, bis sich der Kleine lautstark zu Wort meldete und erst ruhig wurde, nachdem er seine verdiente Mahlzeit erhielt. Trevisan war seltsam berührt, als er Paula beim Stillen zusah. Für ihn war sie noch immer sein kleines Mädchen, aber von diesem Gedanken musste er sich langsam verabschieden. Er ging, als es draußen dämmerte und der stolze Vater im Zimmer auftauchte.

      Es war Samstag, er war früh aufgestanden, denn trotz Wochenende wartete viel Arbeit auf ihn. Paco, Trevisans Setter blickte ihm mit traurigen Augen nach, als er das Haus verließ, um nach Wilhelmshaven auf die Dienststelle zu fahren.

      Es galt, keine Zeit zu verlieren, denn die Presse hatte inzwischen erfahren, dass die Mordkommission die Ermittlungen im Fall Ollmert übernommen hatte, und so titelte das »Wilhelmshavener Tageblatt« auf seiner ersten Seite mit der Schlagzeile: »Wo ist Enno Ollmert, der Bürgermeister von Diekenhörn? Fiel er einem Unfall beim Segeln zum Opfer oder steckt etwas anderes hinter dem Verschwinden dieser schillernden Persönlichkeit?«

      Trevisan machte sich keine Illusionen. Bestimmt hatten auch die anderen Blätter wie der »Bote«,

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