Verschollen in Ostfriesland. Ulrich Hefner

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Verschollen in Ostfriesland - Ulrich Hefner

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atmete tief ein. »Dann fasse ich mal zusammen: Für einen großen Törn war das Boot nicht ausgestattet, und es könnte auch jemand mit an Bord gewesen sein. Er hat sich möglicherweise den Kopf aufgeschlagen und eine ganze Menge Blut verloren, ein Unfall vielleicht oder jemand hat ihm eine verpasst und ihn über Bord geworfen, bevor er das Boot verließ.«

      »Klamotten oder Koffer gibt es keine an Bord«, fuhr Krog fort. »Trevisan fragte danach.«

      »Dann haben wir also gar nichts, das wird dem Boss überhaupt nicht gefallen.«

      Sanfte Wellen liefen auf der Bootsrampe aus, das Wasser gluckste und plätscherte.

      »Das glaube ich auch, so wie ich ihn kenne«, bestätigte Krog.

      Einer der großen und starken Scheinwerfer, die das Schiff in helles Licht tauchten, begann zu flackern.

      Lentjes Handy piepste. Sie fischte es aus ihrer Hosentasche und warf einen Blick auf das Display.

      »Trevisan erwartet uns morgen früh um 9 Uhr«, sagte sie.

      »Okay, machen wir Schluss«, seufzte Krog und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wir wissen mehr, wenn wir einen DNA-Abgleich haben.«

      Lentje nickte. »Dann bis morgen«, sagte sie, bevor sie sich umwandte und über die Planken die Jacht verließ.

      5

      Basdorf, Accumer Weg

      Sie hatten sich wie vereinbart pünktlich um 9 Uhr auf der Dienststelle getroffen und ausgetauscht. Nach der kurzen Besprechung waren sie nach Basdorf gefahren, um das Haus des Bürgermeisters zu durchsuchen. Drei Kollegen der Spurensicherung widmeten sich unterdessen dem Büro im Rathaus von Deichhagen.

      Janson von der Vermisstenstelle in Aurich war vor Tagen bereits dort gewesen, doch seine Nachschau war oberflächlich und hatte dem Bürgermeister selbst gegolten. Seit dessen Boot führerlos vor Baltrum aufgetaucht war, musste Trevisan von anderen Voraussetzungen ausgehen. Von einem geplanten Verschwinden, einem Unfall oder gar Mord an Enno Ollmert, alles war möglich. Trevisan und seine Crew mussten gründlich vorgehen und nach Hinweisen suchen, die eine der Thesen untermauerte oder zumindest dazu führte, eine Möglichkeit sicher auszuschließen.

      Janson hatte damals das Türschloss aufbrechen müssen und es anschließend durch ein anderes ersetzt. Die dazugehörigen Schlüssel hatte er an Trevisan übergeben.

      Das Haus lag am Ende des Dorfes in einem Neubaugebiet unmittelbar vor den weitläufigen Wiesen und Feldern. Es war ein modernes Dreigiebelhaus mit üppigen Glasfronten und sah neu aus. Die weiß getünchte Fassade war durch blaue Umrahmungen der Fenster aufgelockert und das Grundstück um das Haus mit Rasen und jungen Büschen und Sträuchern bepflanzt. Eine Mauer oder einen Zaun gab es nicht. Schmale, graue Rabatten grenzten das Grundstück zur Straße und zur Nachbarschaft ab.

      Die Innenjalousien waren herabgelassen, so wie es auch in Jansons Akte beschrieben war, was dafür sprach, dass Ollmert das Haus vor seinem Verlassen entsprechend gesichert hatte. Ein kontrollierter und geplanter Aufbruch, dachte Trevisan, als er vor der blauen Eingangstür mit den beiden Dreiecksfenstern stand und das Schloss öffnete. Im Haus selbst war alles ordentlich und sauber hinterlassen worden. Trevisan blickte sich um. So ähnlich sieht es aus, wenn jemand für ein paar Tage wegfährt. Allerdings hatte er erwartet, dass ein Bürgermeister innerhalb einer Woche mehr Post erhielt, doch auch so etwas ließ sich heutzutage steuern.

      Monika, Lentje und Lisa sowie Krog und drei seiner Spurensicherungsexperten folgten ihm ins Haus. Eike war auf der Dienststelle geblieben, um weitere Details über Enno Ollmert herauszufinden und noch einmal mit dem Provider von Ollmerts Handy zu sprechen. Aber auch, um die Liste der Namen zu überprüfen, die Monika und Trevisan von der Chefsekretärin erhalten hatten. Möglicherweise ergab sich daraus ein konkreter Ermittlungsansatz.

      Trevisan ging über den Flur, der mit grauen Marmorplatten ausgelegt war, und betrat das Wohnzimmer. Ollmert bevorzugte eindeutig die nüchterne Moderne. Abstrakte Gemälde verzierten die weißen Wände, und eine Designer-Sitzkombination, in schwarzem Leder gehalten, stand inmitten des Raumes, davor ein niedriger Glastisch. An einer Wand stand eine Vitrine, an der Stirnseite prangte ein riesiger Fernseher an der Wand. Darunter stand ein Lowboard in weißem Lack gehalten. Ein Highboard in der Ecke vervollständigte das Mobiliar im geräumigen, mit hellem Parkett ausgelegten Wohnzimmer. Die Stereoanlage von Bang und Olufson nebst den teuren Lautsprechern, die in den Ecken standen, waren sicherlich nicht billig gewesen. Auch das Mobiliar erschien hochwertig und teuer.

      »Was verdient so ein Bürgermeister?«, fragte Lisa, als sie neben Trevisan stehen blieb und das Fernsehgerät bewunderte.

      »Der ist in der Gehaltsklasse B eingestuft, soweit ich weiß«, antwortete Trevisan. »Also mehr als ein Polizeidirektor.«

      Lisa nickte überrascht und verschwand im Flur. Trevisan schaute sich die Fotos auf dem Highboard genauer an. Drei Bilder gab es dort zu sehen: Ollmert neben seinem Porsche, Ollmert am Ruder seines Bootes und Ollmert vor dem Eiffelturm. Weitere Fotos gab es nicht, offenbar hielt sich der Kreis seiner Freunde und Bekannten in Grenzen.

      Trevisan öffnete die Schränke. Dort fand er vorwiegend Bedienungsanleitungen für die technischen Geräte, außerdem ein hochwertiges »Bresser«-Fernglas und in einem Fach im Highboard mehrere Armbanduhren und Herrenschmuck.

      »Ausgeraubt hat ihn niemand«, murmelte Trevisan.

      »Was hast du gesagt?«, fragte Monika, die das Zimmer betreten hatte, ohne dass es Trevisan bemerkt hatte.

      »Ach nichts. Habt ihr was gefunden?«

      Monika schüttelte den Kopf. »Krog ist in seinem Arbeitszimmer, da gibt es einige persönliche Unterlagen. Post liegt auf dem Schreibtisch. Ich habe seinen Pass im Schlafzimmer gefunden, ansonsten nur ein paar Tabletten und Medikamente. Einige Schrankfächer sind leer, bei den Anzügen ist noch viel Luft, da könnte einiges fehlen, außerdem fand ich zwei Kofferschutzhüllen, die in den Kleiderschrank geworfen waren. Es müssen ein großer und ein kleiner Koffer gewesen sein.«

      »Alles klar. Wenn du fertig bist, nimm Lisa mit und frag in der Nachbarschaft. Vielleicht hat da einer was gesehen.«

      Monika nickte und wandte sich um.

      »Fangt am besten mit Frau Anderson gegenüber an, sie ist die Letzte, die Ollmert im Garten gesehen hat, er hat ihr noch gewunken«, rief ihr Trevisan nach.

      Noch bevor Monika die Tür erreicht hatte, war der melodische Dreiklang der Türglocke zu hören. Monika öffnete. Eine kleine, schmächtige Frau in einem dunklen, hochgeschlossenen, gestreiften Kleid und einem beigefarbenen Kopftuch stand vor der Tür und schaute Monika mit großen Augen an. In der Hand hielt sie einen Schlüsselbund.

      »Wo Herr Ollmert?«, fragte sie in gebrochenem Deutsch.

      »Wer sind Sie?«, fragte Monika.

      Die Frau hob den Schlüsselbund in die Höhe. »Nicht mehr passen, Schlüssel, wo Herr Ollmert, ich muss sprechen.«

      Monika fasste in ihre Hosentasche und zog ihren Dienstausweis hervor. »Wir sind hier, weil Herr Ollmert verschwunden ist. Und Sie sagen mir bitte, was Sie hier wollen!«

      Die Frau stemmte ihre Arme in die Hüfte. »Ich putzen, Herr Ollmert, schon lange, drei Jahre putzen hier, wo Herr Ollmert?«

      »Martin, kommst

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