Verschollen in Ostfriesland. Ulrich Hefner
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Читать онлайн книгу Verschollen in Ostfriesland - Ulrich Hefner страница 9
»Jetzt weißt du es, ich geh rüber zu Frau Anderson«, entgegnete Monika und ging an der Frau vorbei.
Trevisan zeigte seinen Dienstausweis. »Sie putzen hier?«
»Ja, putzen, wo Herr Ollmert?«
»Herr Ollmert ist verschwunden«, entgegnete Trevisan. »Wir sind von der Polizei und suchen nach ihm.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nix verschwunden, machen Urlaub.«
Trevisan bat die Frau ins Haus. Er führte sie ins Wohnzimmer und bot ihr Platz an. Sie hieß Enisa Yilmaz, wohnte am anderen Ende von Basdorf und putzte seit drei Jahren für den Bürgermeister. Sie wusste, dass Ollmert vor einer Woche in Urlaub gefahren war, und hatte ihm sogar beim Kofferpacken geholfen. Er hatte ihr erzählt, dass er in den Süden nach Italien fahren und ausspannen wolle.
»Wie groß waren die Koffer?«, fragte Trevisan, um abschätzen zu können, wie viel Kleidung Ollmert auf seine Reise mitgenommen hatte.
Sie zeichnete ein großes Quadrat in die Luft und anschließend ein um die Hälfte kleineres.
»Was nahm er mit auf seine Reise?«
Die Frau zuckte mit der Schulter. »War Anzug, ganz feine, drei oder vier, war kurze Hosen, Shirt und Unterwäsche, was man braucht bei baden gehen in warme Tage.«
»Hat er auch gesagt, wann er zurückkommt?«, fragte Trevisan.
»Er gesagt, eine Woche bleiben, dann wiederkommen. Müssen da sein jetzt heute.«
»Wie oft putzen Sie bei ihm?«
Die Frau wiegte den Kopf hin und her. »Ich putzen einmal Woche immer Donnerstag, dann manchmal er anrufen und fragen putzen. Ich kommen, wenn ist Zeit.«
»Haben Sie am letzten Donnerstag geputzt?«
»Ich putzen und legen Post in Zimmer oben.«
Trevisan warf einen Blick durch die offene Wohnungstür in den Flur. »Moment«, sagte er, ehe er zum Briefkasten ging, an dem der Schlüssel steckte, und ihn öffnete. Es waren mehrere Briefe darin, aber keine Werbung und keine Zeitung. Bevor er zurück ins Wohnzimmer ging, warf er einen Blick nach draußen. Auf dem Briefkasten klebte ein weißer Aufkleber mit roter Schrift. »Keine Werbung einwerfen!«, stand darauf geschrieben. Wahrscheinlich war das der Grund, dass es keine Werbeprospekte gab. Als er zurück ins Wohnzimmer ging, schaute er die Briefe durch. Zwei Postwurfsendungen von Firmen aus der Umgebung und drei Briefe, die frankiert worden waren. Sie stammten von einer Bank, dem Pfarramt und vom örtlichen Fußballverein. Er setzte sich zur Putzfrau an den Tisch und zeigte ihr die Briefe. »Ist es normal, dass Herr Ollmert innerhalb einer Woche so wenig Post bekommt?«
»Nicht viel Post, nicht Woche, Briefkasten geleert Sonntag, habe gelegt Briefe in Zimmer oben.«
»Sie waren am Sonntag hier?«, fragte Trevisan überrascht.
Die Frau nickte. »War in Gegend, war früh am Morgen, vielleicht 10 Uhr, habe geleert Postkasten.«
»Und Ollmert war nicht hier und seine Koffer auch nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht hier.«
»War sonst etwas ungewöhnlich im Haus?«, fragte Trevisan.
Die Frau warf Trevisan einen fragenden Blick zu.
»Sah es aus, als ob jemand drinnen war, Herr Ollmert vielleicht oder jemand anderes?«
Sie lächelte. »Nix drinnen, alles sauber und gut, wie Donnerstag.«
Trevisan überlegte. »Ach ja, eine Frage noch: Las Herr Ollmert Zeitung, wir haben keine Zeitungen gefunden.«
»Er immer lesen Büro, keine Zeitung in Haus.«
Bevor Trevisan die Putzfrau gehen ließ, führte er sie ins Schlafzimmer und zeigte ihr im Schrank die leeren Fächer.
Sie nickte. »Gepackt in Koffer, Shirts und Hemd und Anzüge, drei und kurze Hose für Süden, so viel gebraucht dort für Urlaub.«
»Hatte Herr Ollmert ein Fahrrad?«
Die Frau nickte. »Ja, haben Rad, schwarz und rot, alte Fahrrad, für Mann. Stehen Garage.«
Trevisan notierte sich die Adresse und die Telefonnummer der Frau, ehe er sie gehen ließ. Eine Stunde später verließen sie mit mehreren gepackten Kisten das Haus. In der Garage stand nur der Porsche des Bürgermeisters, ein Fahrrad war dort nicht zu finden.
»Weder Geldbörse, Ausweis oder Führerschein haben wir gefunden«, berichtete Krog. »Oben im Schreibtisch war eine Geldkassette mit rund 400 Euro. Außerdem fanden wir Kontoauszüge, ein Sparbuch mit 4.288,12 Euro Guthaben und Unterlagen eines Fondsparvertrages im Wert von knapp 13.000 Euro.«
»Von wann stammt der letzte Kontoauszug?«, fragte Trevisan.
»Anfang des Monats.«
»Sonst nichts?«
Krog wies auf die Kartons. »Das Material müssen wir erst sondieren, und für die verschlossene Post benötigen wir einen richterlichen Beschluss.«
Trevisan nickte. »Ich dachte, ein Bürgermeister hat mehr auf der hohen Kante. Er verdient doch bestimmt 6.000 Euro im Monat.«
»Laut Kontoauszug genau 5.612,21 sowie eine Aufwandspauschale von 422 Euro von einem Bürgerverein, um genau zu sein«, stellte Krog klar.
»Habt ihr einen Computer gefunden?«
Krog schüttelte den Kopf.
Trevisan runzelte die Stirn. »Das ist ungewöhnlich«, sagte er.
»Mit seinem Büro sind wir durch, da gibt es einen Computer der Stadtverwaltung, aber da sind keine persönlichen Dateien darauf«, berichtete Krog.
»Ein Mann wie Ollmert und keinen persönlichen Computer?«, murmelte Trevisan nachdenklich. »Das kann ich kaum glauben.«
»Vielleicht hat er einen Laptop und hat ihn bei sich.«
Trevisan nickte. »Könnt ihr das herausfinden?«
Krog atmete tief ein. »Mal sehen, was sich machen lässt.«
*
Er hieß Valentin Jokisch, war Rentner und wohnte am Ende der Accumer Straße. Er kannte den Bürgermeister flüchtig. Manchmal unterhielten sie sich sogar, wenn Jokisch seinen dreijährigen Labrador ausführte und sie sich begegneten. Frau Anderson aus dem Haus gegenüber hatte bestätigt, dass sie den Bürgermeister am Samstag vor einer Woche, so gegen 14 Uhr nachmittags, im Garten gesehen und er ihr zugewunken hatte. Er war alleine gewesen, mehr konnte sie nicht sagen. Die weitere Nachbarschaft konnte keine ergänzenden Angaben machen. Herr Jokisch hingegen hatte am Samstag vor zwei Wochen eine durchaus interessante Beobachtung gemacht. Er hatte Monika auf seine Terrasse gebeten und ihr ein Glas Wasser eingeschenkt, ehe er sich zu ihr an den Tisch setzte.
»Normalerweise