Verschollen in Ostfriesland. Ulrich Hefner

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Verschollen in Ostfriesland - Ulrich Hefner

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was da passiert ist.«

      »Wie lange arbeiten Sie schon im Rathaus?«, fragte Monika.

      Die Frau lächelte. »Schon mein ganzes Leben«, entgegnete sie. »Ich fing ganz unten an der Pforte an. Damals gab es das neue Rathaus noch nicht, da waren wir in Basdorf. Später dann beim Einwohnermeldeamt, und dann fragte mich Ollmerts Vorgänger, Bürgermeister Heese, ob ich mir vorstellen könnte, das Vorzimmer zu machen. Das mache ich nun seit elf Jahren.«

      »Wie war Ihr Verhältnis zu Herrn Ollmert?«

      Die Frau wackelte mit dem Kopf hin und her und blies die Wangen auf. »Na, was soll ich sagen. Er war immer korrekt zu mir, und er konnte sich auf mich verlassen.«

      Trevisan richtete sich auf. »Er soll manchmal ein klein wenig sorglos gewesen sein, hört man.«

      Wiederum plusterte sich die Frau auf. »Sorglos, na ja, er hatte manchmal nicht den richtigen Draht, mit den Dingen umzugehen. Hin und wieder verbummelte er einen Termin, aber sonst war alles in Ordnung.«

      »Und Herr Heese, sein Vorgänger?«, fragte Trevisan, der aus der Wortwahl der Frau erkannte, dass sich Ollmert wohl nicht immer so verhalten hatte, wie es sich Frau Haferkamp wünschte.

      Diesmal wuchs sie in ihrem Stuhl. »Gut, Herr Bürgermeister Heese war natürlich von ganz anderer Natur. Er kam ja aus der Verwaltung und kannte sich aus. Als er damals verkündete, dass er nicht mehr zu Wahl antreten wird, da dachten alle, eine Welt bricht zusammen. Aber gut, irgendwie musste es ja weitergehen.«

      »Ollmert wurde gewählt«, vervollständigte Monika den Gedanken der Frau.

      Sie wiegte den Kopf hin und her. »Sogar im ersten Wahlgang.«

      »Wer war der Konkurrent?«

      Frau Haferkamp winkte ab. »Ach so ein Rechtsanwalt aus dem Ruhrpott, da war es schon besser, dass ein Friese das Rennen macht. Schließlich gehören wir zu einer großen Gemeinschaft und haben gute Verbindungen untereinander. Nach Dornum oder Norden oder auch nach Westerholt. Hier hilft man sich. Wenn mal ein Baum auf der Straße liegt und wir sind in der Nähe, dann räumen wir ihn weg, auch wenn er bei denen aus Dornum liegt. Und die von Dornum sehen es genauso. Nein, war schon besser so.«

      »Ich verstehe«, entgegnete Monika. »Also ist er beliebt bei den Leuten.«

      Die Sekretärin griff zu einem Kugelschreiber, der auf dem Schreibtisch lag, und ließ ihn durch die Finger gleiten. »Zu Anfang schon, ich meine, er kam vom Fernsehen, ist sogar prominent, sieht gut aus, stellt etwas dar und kann sehr gut reden, aber er hätte sich manchmal auch an seine Worte halten sollen. Die Leute merken sehr schnell, wenn da nichts vorwärtsgeht.«

      »Das heißt, er redet viel und tut wenig?«

      »Manchmal ist eben Schweigen Gold«, entgegnete die Frau geheimnisvoll.

      »Ist deswegen seine Wiederwahl nicht sicher?«

      Wiederum wiegte Frau Haferkamp abschätzend den Kopf hin und her. »Na, sagen wir, es könnte knapp werden, denn es gibt einige aus dem Stadtrat, die meinen, wir wären besser ohne ihn dran.«

      »Und was meinen Sie?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, ich halte mich da raus.«

      Trevisan räusperte sich. »Noch einmal die Frage: Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm? Würden Sie sagen, es ist freundschaftlich?«

      Sie legte den Kugelschreiber wieder aus der Hand. »Ich arbeite für ihn, und er war stets korrekt. Überhaupt meine ich, dass eine Freundschaft mit der Arbeit nicht gut zusammenpasst. Wir gehen höflich und korrekt miteinander um. Wenn es zu freundschaftlich wird, dann hat man am Ende schnell eine Klüngelei – und das will ich nicht. Ich arbeite hier und erfülle meine Pflicht, alles andere hat nichts am Arbeitsplatz verloren.«

      Trevisan war mit dieser Antwort zufrieden. Damit war ihm klar, dass das Band der Sympathie zwischen Ollmert und der Sekretärin offenbar nicht besonders stark verknüpft war. Es machte keinen Sinn, diesen Punkt zu vertiefen. Er wechselte das Thema. »Hatte er denn Feinde?«

      »Das will ich wohl meinen, es gab sogar Drohbriefe, aber das wissen Sie bestimmt. Da gab es schon welche, denen ich durchaus zutraue, dass sie ihm schaden wollten.«

      »Und umbringen?«

      Die Frau zuckte mit der Schulter. »Das weiß man heutzutage ja nie.«

      »Können Sie konkrete Namen nennen?«, fragte Monika.

      Die Frau hob abwehrend die Hand. »Ich will niemanden beschuldigen.«

      Monika nickte verständig. »Das ist uns klar, aber wir versuchen herauszufinden, ob jemand hinter seinem Verschwinden stecken könnte, und dazu sollten wir ein paar Details kennen.«

      Sie zögerte.

      »Es ist sehr wichtig«, fügte Trevisan hinzu.

      »Den ein oder anderen genarrten Ehemann gibt es schon. Hoferland zum Beispiel, der hat ihn vor einem halben Jahr sogar geschlagen, sodass er ein blaues Auge hatte.«

      »Wo war das?«

      Frau Haferkamp zeigte auf die Tür zum anderen Zimmer, in der Bürgermeister Ollmert normalerweise residierte.

      »Das haben Sie gesehen?«

      »Gehört, habe ich das, gehört. Und als Hoferland aus dem Zimmer stürmte, hatte der Bürgermeister ein blaues Auge und einen blutigen Kratzer auf der Wange.«

      »Hat er Anzeige erstattet?«, fragte Monika.

      Frau Haferkamp lächelte spöttisch. »Nein, nein, wo denken Sie hin. Sogar zu mir sagte er, dass er ausgerutscht und gegen den Schrank gefallen sei. Aber ich sage, gehört ist gehört, und ich weiß, was ich sage.«

      »Hoferland?«

      »Der Bierkönig aus Hage«, erklärte die Sekretärin. »Hagermarscher Pils, Sie kennen das sicher, das mit dem blauen Pferd.«

      »Wissen Sie, weshalb Hoferland mit dem Bürgermeister gestritten hat?«

      »Na, weswegen schon, wegen Bente, der Frau von Hoferland. Die ist 20 Jahre jünger und war mal Model.«

      »In der Modebranche?«, fragte Monika.

      Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, wenn die Weilandt ihre Kollektion auf dem Platz draußen vorführt, beim Sommerfest.«

      »›Weilandt‹?«

      »Das Modehaus gegenüber dem Café ›Ehrlich‹.«

      Trevisan runzelte die Stirn. »Sonst noch jemand?«

      »Da gibt es schon noch einige«, erklärte Frau Haferkamp. »Man kann es eben nicht jedem recht machen, wenn man Bürgermeister ist.«

      »Das glaube ich, aber wie wäre es mit Namen?«

      Die Frau wiegte den Kopf hin und her. Dies war wohl ihre Geste, um zu signalisieren, dass sie eigentlich nicht darüber reden wollte, es andererseits aber durchaus gerne tat.

      »Ich

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