Aufbrechen. Tsitsi Dangarembga

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Aufbrechen - Tsitsi Dangarembga

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glaubte ihm nicht. Niemand hatte soviel Geld, nicht einmal Babamukuru.

      „Wenn du deine grünen Maiskolben in die Stadt bringst“, fuhr Mr. Matimba fort, „könntest du vielleicht genug Geld für die Gebühren mehrerer Trimester zusammenkriegen. Danach müssen wir weitersehen.“

      „Aber wie soll ich in die Stadt kommen?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich werde meinen Mais zur magrosa tragen.“

      „Vielleicht musst du das nicht“, sagte Mr. Matimba mit einem verschwörerischen Lächeln. „Dienstags fahre ich mit dem Schulbus in die Stadt, um Schulangelegenheiten zu erledigen. Wenn du am Dienstag um elf Uhr zu meinem Haus kommen könntest, bringe ich dich hin, und wir werden sehen, was sich machen lässt. Aber vergiss nicht, deinen Vater um Erlaubnis zu fragen.“

      Mein Vater sagte, Mr. Matimba mische sich in Angelegenheiten ein, die ihn nichts angingen. „Glaubt er denn, er ist dein Vater?“ brauste er auf. „Nur weil er mehr Buchstaben als ich gefressen hat, glaubt er, er kann über meine Kinder bestimmen. Und du, du glaubst, er ist besser als ich. Er braucht jemanden, der in seinem Garten arbeitet – das will er. Ich verbiete dir hinzugehen.“

      „Aber ich muss den Mais verkaufen“, beharrte ich.

      „Hattest du etwa die ganze Zeit vor, ihn in der Stadt zu verkaufen, he? Ist es so?“ fragte mein Vater verletzend sarkastisch. „Ma’Shingayi“, befahl er meiner Mutter, „sag diesem deinem Kind, es kann nicht in die Stadt mit diesem Mann.“

      „Und wieso sollte ich so was sagen?“ fragte meine Mutter. „Das Mädchen muss eine Chance haben, etwas für sich zu tun, allein zu scheitern. Meinst du, ich hätte ihr nicht gesagt, dass ihre Bemühungen nichts fruchten werden? Du kennst deine Tochter. Sie ist eigensinnig und dickköpfig. Sie will nicht auf mich hören. Ich bin es satt, ihr Sachen zu sagen, auf die sie nicht hört“, jammerte sie. „Sie muss diese Dinge selbst einsehen. Wenn du es ihr verbietest, wird sie immer glauben, du hast sie davon abgehalten, sich selbst zu helfen“, fuhr sie fort, mit wiedergewonnener Orientierung. „Sie wird es nie vergessen, dir nie vergeben.“

      Wörter wie „immer“ und „nie“ bedeuteten meinem Vater viel, der in Superlativen dachte und dessen Denken folglich große Sprünge in entgegengesetzte Richtungen machte, wenn es überhaupt sprang. „Dann lass sie gehen“, sagte er.

      So konnte ich an jenem Dienstag meine Verabredung mit Mr. Matimba einhalten. Ich kletterte in den Schullaster neben ihn. Mein Korb mit Mais lag auf meinem Schoß, ordentlich mit braunem Papier abgedeckt. Die anderen Kinder, die ihren Unterricht beendet hatten, betrachteten mich mit Neid, so dass ich einen bedeutenden Sieg errungen zu haben glaubte, selbst wenn ich keinen Mais verkaufen sollte.

      „Bye-bye“, winkte ich, als wir abfuhren. „Nächstes Jahr werde ich nicht in die Stadt können, denn ich werde mit euch auf der Schulbank sitzen!“ Mr. Matimba lachte mich an, netter, als es die meisten Erwachsenen können. Ich lachte auch, denn sein Lachen war ansteckend, und ich war aufgeregt über die Reise und zufrieden mit mir selbst.

      Ich war noch nie in einem motorisierten Wagen mitgefahren. Die neuen Eindrücke überwältigten mich: der weiche Plastiksitz, der mich schwitzen ließ, so dass mein Kleid an meinem Hinterteil klebenblieb; die Unebenheiten der Straße, die schlimmer zu spüren waren als im Ochsenkarren von Nyaris Vater. Ich fragte Mr. Matimba danach:

      „Wieso sind die Straßen für Autos so holprig? Die Straßen für Karren sind nicht so schlimm.“

      „Die Straßen sind genauso holprig“, erklärte er. „Aber ein Auto bewegt sich schneller als ein Ochsenkarren, so dass wir die Unebenheiten in einem Auto mehr spüren.“

      Also waren die Unebenheiten gleich! Waren sie das wirklich?

      Ich war beunruhigt, als wir zum Fluss kamen. „Wie wird der Wagen schwimmen?“

      „Die Räder werden sich auf dem Flussgrund entlang bewegen“, erklärte Mr. Matimba freundlich. „Es ist genauso, wie wenn du bei flachem Wasser hinübergehst.“ All diese neuen Erkenntnisse faszinierten mich.

      Die Asphaltstraße mit den weißen Streifen in der Mitte war ein weiteres Wunder, das mir erklärt werden musste.

      „Wieso bleiben Sie auf der einen Straßenseite, obwohl die ganze Straße frei ist?“ fragte ich Mr. Matimba. Ein Milchwagen brauste uns entgegen und flog an uns vorbei in die andere Richtung. „Ich weiß, ich weiß“, rief ich, ohne auf seine Antwort zu warten. „Autos, die in die Stadt fahren, benutzen diese Seite. Autos, die aus der Stadt kommen, benutzen die andere Seite. Damit sie nicht zusammenstoßen!“ Mr. Matimba lobte mich. Er sagte, ich sei scharfsinnig. Ich war derselben Meinung, sagte es aber nicht.

      „Umtali liegt auf der anderen Seite dieser Berge“, sagte Mr. Matimba, als wir die Kreuzung von Inyanga Highway und Umtali Road erreichten. „Die Berge in dieser Gegend sind einige der höchsten in Rhodesien. Alle hohen Berge befinden sich hier im östlichen Teil des Landes. Das sind Sachen, die du lernen wirst, wenn du wieder in die Schule kommst.“

      Die Straße begann ihre Steigung am Bergrücken entlang. Der Wagen bewegte sich langsamer voran.

      „Die weißen Leute müssen sehr stark sein, um eine so breite Straße so hoch zu bauen“, bemerkte ich.

      Mr. Matimba war nicht dieser Ansicht. „Wir haben sie gebaut“, sagte er mir. „Es war eine schreckliche Arbeit. Wir haben viele schreckliche Arbeiten gemacht. Jetzt erreichen wir gleich den Gipfel des Christmas-Passes“, sagte er, das Thema wechselnd. „Schau hinab, wenn wir auf die andere Seite kommen. Du wirst etwas sehen, das sich lohnt.“

      Ich schaute und sah, ordentlich unter uns ausgebreitet, eine sehr kleine Stadt mit Reihen kleiner Häuser, die in Richtung Nordwesten immer kleiner wurden.

      „Das ist Umtali“, sagte Mr. Matimba, „Rhodesiens drittgrößte Stadt. Nur Salisbury, die Hauptstadt, und Bulawayo sind noch größer als Umtali. Diese Dinge wirst du auch lernen. Ich werde einmal mit dir nachts herkommen. Dann ist es sehr schön, denn die Lichter der Stadt leuchten wie Hunderte von Sternen unter dir und nicht über dir.“

      Sterne unten, statt oben! Ich wollte sie sofort sehen. Ich betete um ein Wunder, dass die Sonne unterginge.

      Wir ratterten den Pass hinunter. Jetzt gab es viele Autos in verschiedenen Formen und Größen und Farben, einige vor uns, einige hinter uns und einige neben uns. Manche waren so wie wir in die Stadt unterwegs, andere fuhren den Pass wieder hinauf. Dann teilte sich die Straße, verzweigte sich in alle Richtungen, und auch die Autos kamen und gingen in alle Richtungen. Ich bekam Angst, dass eins davon sich in die falsche Richtung bewegen und mit uns zusammenstoßen würde, aber Mr. Matimba war ganz entspannt. Wie geschickt er das Auto dahin führte, wohin er wollte, bei all diesen verwirrenden Richtungen, die es einschlagen konnte!

      „Wir werden zu einem Ort fahren, wo es viele große Läden gibt und wo die Weißen ihre Autos abstellen“, sagte er mir, während wir langsam in die Stadt hineinfuhren. „Ich bleibe kurz bei dir, um dir zu zeigen, was du machen musst, dann lasse ich dich eine Zeitlang allein und erledige meine Geschäfte.“ Ich hätte Angst gehabt, allein zu bleiben, wenn ich darüber nachgedacht hätte.

      Wir fuhren die breite Straße hinauf, die seltsamerweise von Lichtern auf einem Pfosten bewacht wurde. Wenn das oberste Licht brannte, hielten alle Autos. Wenn das unterste Licht anging, bewegten wir uns alle wieder! Ich fragte mich, wie die Lichter sich an- und auszuschalten wussten.

      „Sie werden von Maschinen geführt“, antwortete Mr. Matimba,

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