Gott & Co. L. Kin
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BEGEGNUNG MIT GESPENSTERN
Mein erstes Gespenst traf ich, es war kurz vor Mitternacht, als ich eine schmale Landstraße nahe East Grinstead, Sussex, England, entlangwanderte. In der Stille hörte ich plötzlich das Quietschen von Rädern und das Klapp-Klapp von Hufen auf dem Asphalt, und auf einmal tauchte direkt neben mir, ich hätte sie anfassen können, die Silhuette einer Postkutsche auf. Der Kutscher saß in seinen Mantel eingehüllt auf dem Kutschbock, dunkel wie der Teufel selbst, und warf einen üblen Blick zu mir herüber. Die Erscheinung hielt für ungefähr zwei Minuten an und löste sich dann langsam auf. Ich ging weiter. Ein recht eigenartiges Erlebnis, wenn man bedenkt, daß es in einem dicht bevölkerten Teil des Landes stattgefunden hatte. Man würde so etwas vielleicht in Schottland erwarten, aber in Sussex? Als ich nach Hause kam, sagte ich zu meiner Frau: „Weißt du, was mir gerade passiert ist?“ Und sie sagte, ohne mir die Gelegenheit zu geben, zu Ende zu sprechen: „Die Postkutsche? Hast du sie etwa auch gesehen?“ Es stellte sich heraus, daß sie eine Stunde früher die gleiche Erscheinung wahrgenommen hatte.
Eine weitere Begebenheit: Eines Nachts spazierte ich über die große Rasenfläche vor dem Landhaus, in dem ich damals wohnte; der Mond war voll, der Wind riß an den Bäumen, die Wolken rasten am Himmel entlang und ich genoß die Szene zutiefst. Plötzlich verspürte ich einen Anfall von Furcht, gerade als ob eine Messerklinge in meine Brust eindringen würde. Ich ortete sogleich, aus welcher Richtung dies kam: aus einer dunklen Ecke, wo die Bäume dick und schwarz beieinander standen. Direkt dahinter, keine hundert Meter von wo ich stand, lag ein Teich. Ich öffnete mich dem Strom von Bildern, den ich als Begleiterscheinung dieser machtvollen Emotion erwartete, und schon kamen sie! Die Geschichte eines jungen Mannes, eines Gärtners, der sich vor ungefähr 20 Jahren in einer Winternacht aus Liebeskummer ertränkt hatte. Als er seinen Körper den Teich hinunter treiben und sich in dem Schutzgitter am Ausfluß verfangen sah, überkam ihn ein noch größerer Verlust und er schwebte über seiner eigenen Leiche in einem Zustand von Trauer und Nichtbegreifen – und kam nie mehr aus diesem Geschehnis heraus. Er blieb dort, wie angeklebt an diesen Ort, für gute 20 Jahre! Nachdem er sein Elend bei mir abgeladen hatte, beschloß er, daß es Zeit für einen neuen Beginn sei, und entschwand.
Am nächsten Tag fragte ich den Verwalter, ob jemals etwas Merkwürdiges unten am Teich passiert sei, und er sagte, oh ja, ob ich das auch schon bemerkt hätte, dort unten wäre nämlich wirklich etwas faul, keines von den Kindern würde je gerne zum Teich hinunter gehen, obwohl der doch im Sommer geradezu ideal wäre, und wahrscheinlich hatte die Sache vor ungefähr 20 Jahren angefangen, als der arme William F., der Gärtner, sich im Teich ertränkte, usw., usw. (Im nächsten Sommer, nebenbei bemerkt, wimmelte es um den Teich herum von Kindern.) Die Menschen, zumindest die Engländer, haben im allgemeinen ein recht gutes Verhältnis zu Gespenstern, wie ich des öfteren feststellen konnte. Als ich einmal zur Aushilfe bei einem Maler arbeitete und wir ein Landhaus restaurierten, bemerkte ich dort das Gespenst einer Frau; sie entfloh, sobald sie meine Aufmerksamkeit spürte. Ich teilte der Eigentümerin meine Beobachtung mit. Diese sagte: „Kein Grund zur Aufregung; sie ist ein netter Geist, wir kennen sie recht gut. Im letzten Jahrhundert war sie hier die Hausbesitzerin. Allerdings kann sie es nicht ausstehen, wenn Leute in dem Zimmer schlafen, wo sie damals mit ihrem Liebhaber zugange war. Wenn wir Gäste haben, die wir bald wieder los werden wollen, weisen wir ihnen dieses Zimmer zu und sie kommt dann nachts und rüttelt am Bett.“ Alles im natürlichsten Tonfall der Welt.
Schwangere Frauen haben oft eine sehr deutliche Wahrnehmung von Geistern, wobei es sich zumeist um geistige Wesen auf der Suche nach einem Körper handelt. Eine Frau erzählte mir einmal, daß sie bei ihr Schlange gestanden und ihre Ansprüche angemeldet hätten, aber sie ließ keinen herein, bevor sie nicht den Richtigen gefunden hatte. (Heute, 7 Jahre später, kann ich sie zu ihrer Wahl nur beglückwünschen.) Eine andere Frau erzählte mir, daß sie während ihrer Schwangerschaft auf einen Geist aufmerksam wurde, der das Embryo in ihrem Leib beanspruchte, das aber bereits von einem schon früher gekommenen Geist in Besitz genommen worden war. Eines Abends saß sie im Wohnzimmer, als sich eine gewaltige Spannung im Raum aufbaute, die Bilder bewegten sich an der Wand und Bücher fielen vom Regal, bis die beiden es schließlich untereinander ausgefochten hatten. Die Frau selbst trug zu der geladenen Atmosphäre bei, da sie den bereits existierenden Inhaber bevorzugte und den Eindringling ablehnte. Also stellte sie sich auf seiten des „Eingesessenen“, doch der Neuankömmling gewann. Danach dauerte es eine ganze Weile, bis sich die Frau an ihn gewöhnt hatte, doch zu guter Letzt hieß sie ihn willkommen. Über die Jahre entwickelten sie ein sehr gutes Verhältnis zueinander.
Ein Gespenst ist ein Wesen, das in einem Geschehnis feststeckt und darauf wartet, von einer freundlichen Seele erlöst zu werden. Gehen Sie ruhig mal auf den nächsten Friedhof und probieren Sie es aus! Sie werden eine ganze Anzahl von Geistern antreffen, die auf ihren Gräbern sitzen und ihr Schicksal beklagen. Schenkt man ihnen nur Gehör, so zeigen sie sich dankbar und verschwinden. Einige fragen einen sogar, wo es zur nächsten Geburtenklinik geht, bevor sie entschwinden (kein Witz). Die Vorgehensweise, um dies zu erreichen, ist wirklich ganz einfach: Veranlassen Sie das Gespenst, seine traurige Geschichte ein gutes dutzendmal zu erzählen – und er wird sich entweder auflösen oder sich entfernen, um neu zu inkarnieren, je nachdem, ob es sich um einen Dämon oder einen echten Geist handelt.
DÄMONEN
Ein „echtes“ Gespenst ist ein individuelles Geistwesen, so wie Sie oder ich, mit dem Unterschied, daß es keinen Körper hat. Insofern es seine Aufmerksamkeit frei bewegen und bewußt und absichtlich bestimmte Wirkungen verursachen kann, ist ein Geist ein „Erschaffender“. Ein Dämon hingegen wurde erschaffen; er ist lediglich eine künstliche Entität (Wesenheit). Weißmagier erschaffen oder benutzen solche Entitäten mit Hilfe von „Evokationen“, um das Wetter zu beeinflußen und die Ernte reicher zu machen; ähnlich verhalten sich Schwarzmagier, um anderen ihren Willen aufzuzwingen oder sie sogar zu töten. Im Jargon der Magier werden Dämon-Entitäten gewöhnlich „Elementare“ genannt.
Obwohl solch ein Dämon kein freier und grenzenlos ursächlicher Geist ist, hat er dennoch ein „Ego“ und kann tätig werden. Man kann sich frei mit Dämonen unterhalten oder herumstreiten. Sobald man ihnen auf die Spur kommt, versuchen sie, einen zu dominieren und über ihre wahre Natur hinwegzutäuschen. Manchmal benehmen sie sich wie eine wirkliche Person aus Fleisch und Blut, die einem am Tisch gegenübersitzt. Dies hängt von der Größe und Dichte der Entität ab und der Intention, mit der sie aufgeladen ist. Einige von ihnen – etwa die im Wudu oder der Schwarzmagie verwendeten – wurden regelrecht zum Töten abgerichtet!
Im Gegensatz zu einem Geist ist eine Entität lediglich eine energetische Verhärtung oder Verdichtung; also etwas Rigides. Da dieses Konzept von dem englischen Wort „Ridge“ („Rigidität“) sehr gut getroffen wird, behalten wir es für den weiteren Verlauf bei (gesprochen „ridsch“). Ein Ridge ist eine Masse von geistiger Energie, die alle Informationen zu dem Geschehnis enthält, in welchem es geformt wurde, eingeschlossen der Stimmaufzeichnungen der anwesenden Personen. Zu Zeiten hoher Belastung, bei Verlusten oder in körperlicher Gefahr macht jedermann Ridges. Ridges belasten einen allerdings noch lange nachdem das eigentliche Geschehnis vorbei ist; manchmal erscheinen sie einem als entnervende geistige Vorstellungsbilder, die einen ablenken oder in einen Tagtraum hineinziehen.
Ridges werden also von einem selbst gemacht; mit Entitäten ist es allerdings schon komplizierter. Obwohl so eine Entität eigentlich nur ein Ridge ist, stammt es aber nicht von einem selbst, sondern wurde während eines schwerwiegenden Geschehnisses von einer anderen Person erschaffen. Eine Entität ist das Ridge einer anderen Person, das zu einem herüberwanderte. Es gerät aus dem geistigen Raum des anderen in den eigenen hinein, und weil man so etwas nicht mag, drückt man mit geistiger Energie dagegen