Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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die einen war es möglich, sowohl unsichtbare Wirklichkeiten wie auch die Figuren der biblischen Geschichte und alle großen Persönlichkeiten der Kirchengeschichte bildlich darzustellen. Wenn Christus Mensch geworden ist, dann ist es folglich möglich, ihn auch physisch abzubilden. Das gilt umso mehr für andere, weniger wichtige Personen. Ein Text, der in dieser Hinsicht oft zitiert wird, ist Joh 14,8–10: „Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist?“ Daher die unzähligen sakralen Abbildungen in den verschiedenen Teilen der Christenheit. Hier sind unter anderem die „nicht von Menschenhand gemachten“ Bilder zu nennen (acheirographon, acheiropita, acheiro-poiete), die, verschiedenen legendarischen Traditionen zufolge, den Ursprung für alle Ikonen Christi und der Heiligen bilden.

      Für andere hingegen muss das Bild des unsichtbaren Gottes unsichtbar bleiben. Das Bestehen auf der Gottheit Christi bzw. auf der Einzigartigkeit seines Mittler-Seins hat zu dem geführt, was man den Ikonoklasmus oder „Bildersturm“ nennt. In Byzanz dauerte diese Bewegung von 726–843, während das oströmische Reich sich mit den arabischen und bulgarischen Invasionen konfrontiert sah. Mehrere Kaiser lehnten, unterstützt durch das Heer, Bilder unnachgiebig ab, sowohl Ikonen als auch Mosaiken.

      Im Westen fällt die Phase des Bildersturms mit dem Beginn der Reformation zusammen. Die biblische Erneuerung und ihre wörtlichere Auslegung sowie der Widerstand gegen den Heiligenkult stehen am Beginn einer Bewegung der Zerstörung von Statuen und sakralen Bildern, die einige Jahrzehnte andauern sollte. Die Bewegung begann in der Schweiz, es folgten Dänemark und Deutschland (Zürich 1523, Kopenhagen 1530, Genf 1535, Augsburg 1537). In Frankreich fällt der Bildersturm mit dem ersten Religionskrieg von 1562 zusammen und betrifft die von den Protestanten eroberten Städte. 1566 erreicht der Bildersturm Flandern und die Niederlande. Die Krise markiert den Beginn des sogenannten „Geusenaufstandes“ gegen die spanische Oberherrschaft, die sich auf die katholische Hierarchie stützte. Die Bewegung des Bildersturms hatte also fast überall sowohl politische als auch religiöse Wurzeln.

      Zusammenfassend lässt sich daher sagen: Das Motiv des Bildes erlaubt uns an einem Kernpunkt die ganze Komplexität und Ambivalenz der biblischen Theologie zu begreifen, nämlich an der Frage: Wie können wir uns das Göttliche vorstellen?

      4 Literatur

      CLINES, David J. A. (1968): The Image of God in Man, in: Tyndale Bulletin 19, 53–103.

      GROSS, Walter (1993): Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen nach Gen 1,26–27 in der Diskussion der letzten Jahrzehnte, in: Biblische Notizen 68, 35–48.

      KEEL, Othmar; UEHLINGER, Christoph (1992): Göttinnen, Götter und Gottessymbole. Neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Kanaans und Israels Aufgrund bislang unerschlossener ikonographischer Quellen, Fribourg = (1998) Gods, Goddesses, and Images of God in Ancient Israel, Minneapolis, MN.

      SCHELLENBERG, Annette (2011): Der Mensch, das Bild Gottes? Zum Gedanken einer Sonderstellung des Menschen im Alten Testament und in weiteren altorientalischen Quellen, Zürich.

      SCHENKER, Adrian (2001): La profanation d’images cultuelles dans la guerre. Raisons explicites et raisons implicites de l’aniconisme israélite dans les textes de la Bible, in: Revue Biblique 108, 321–330.

      SCHROER, Silvia (1987): In Israel gab es Bilder. Nachrichten von darstellender Kunst im Alten Testament, Fribourg.

      SCHÜLE, Andreas (2005): Made in the ‚Image of God‘: The Concepts of Divine Images in Gen 1–3, in: Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 117, 1–20.

      DE HULSTER, Izaak J.; SCHMITT, Rüdiger (Hrsg.) (2009): Iconography and biblical studies. Proceedings of the Iconography Sessions at the Joint EABS/SBL Conference, 22–26 July 2007, Vienna, Austria. Münster.

       Jean-Louis Ska, übersetzt von Nina Heereman von Zuydtwyck

       Bildung → Erziehung

      Blindheit

      Die Erschaffung des Lichts am ersten Schöpfungstag (Gen 1,3; → Schöpfung) ist Voraussetzung für das menschliche Sehen (Gen 3,6; 8,13 u. ö.); in der Dunkelheit (→ Licht versus Finsternis) dagegen ist dieses eingeschränkt (vgl. Ps 139,11f.). Von solchen äußerlich gesetzten Grenzen hebt sich jenes Leiden ab, bei dem im Menschen selber die Ursache für fehlendes Sehvermögen liegt und das in der Bibel in gut 30 Texten behandelt wird.

      1 Der erste Beleg für Blindheit

      Erstmalig findet sich „Blindheit“ in Gen 19,11, wo die göttlichen Boten die Männer von Sodom, die sich an Lot und ihnen vergehen wollen, damit „schlagen“ und so zu weiterer Aggression unfähig machen. Dies ist Strafe (s. 3 Gottes Gericht) und bedeutet zugleich Rettung für die Bedrohten. Weish 19,17 spielt auf dieses Ereignis von Gen 19 an und verknüpft es, sachlich treffend, mit dem letzten, neunten Zeichen für Ägypten, der Finsternis (Ex 10,21–28).

      Dasselbe hebräische Wort für „Blindheit“, sanwerîm, das eine vorübergehende schwere Sehbehinderung und daraus resultierende Orientierungslosigkeit ausdrückt (v. SODEN 1986, 1191), begegnet nur noch in 2 Kön 6,18 (zweimal). Dort bittet der vom aramäischen Heer umzingelte Elischa Gott darum, die Feinde „mit Blindheit zu schlagen“, und dieser tut es nach dem Wort seines Propheten. Im Kontrast dazu hatte Elischa im Vers zuvor Gott für seinen Diener gebeten: „Öffne doch seine Augen, damit er sieht!“ (2 Kön 6,17) – Beides, sehen und blind sein, hängt von Gott ab.

      2 Körperliche Behinderung

      Das zweite Mal kommt das Motiv in Ex 4,11 vor, nun mit ʿiwwer „blind“, von der gebräuchlichen Wurzel ʿwr, und wieder in Kombination mit dessen Gegenteil. In einer rhetorischen Frage weist Gott Mose auf seine auch Gegensätze umfassende Macht hin: „Wer hat einen Mund dem Menschen gemacht, oder wer macht stumm, oder taub, oder geöffnet (sehend), oder blind? Nicht ich, JHWH?“ – Sowohl körperliche Fähigkeiten als auch Unvermögen liegen in Gottes Entscheidung und Hand (anders GERLEMANN 1976f, 79f., der einen Euphemismus bei „geöffnet“ vermutet).

      Grausam hebt sich davon ab, dass Sieger ihre Macht willkürlich zu körperlicher Beschädigung missbrauchen (zu Strafblendung in der Antike s. SCHRAGE 1969, 271f.). Im AT wird dies „nur von Heiden angewandt“ (STOEBE 1962, 157): Die Philister stechen Simson beide Augen aus (Ri 16,21). Der Ammoniterkönig Nahasch will dasselbe mit den rechten Augen aller Bewohner von Jabesch tun (1 Sam 11,2), was Saul durch das Aufgebot von ganz Israel verhindern kann. König Nebukadnezzar lässt den untreu abgefallenen, gefangenen König Zidkija blenden, nachdem dieser als Letztes das Abschlachten seiner Söhne mit ansehen musste (2 Kön 25,7; Jer 39,7; 52,10f.).

      Eine andere Form von Blendung schildert 2 Makk 10,30: Zwei der fünf herrlichen himmlischen Reiter, die im Vers zuvor erschienen waren, nehmen den Makkabäer Judas in ihre Mitte; ihre Pfeile und Blitze blenden die Feinde und schlagen sie so in die Flucht. Auch hier, wie oben in 2 Kön 6 (s. 1), führt solches Eingreifen zur Rettung.

      Es gibt auch Zeugnisse für im Alter einsetzende „natürliche“ Sehbehinderung: Isaak kann nicht mehr erkennen, wer beim Segnen vor ihm steht (Gen 27,1 → Betrug). Eli beginnt schon bei Samuels Berufung unter zunehmender Blindheit zu leiden (1 Sam 3,2) und wird

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