Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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ist (Manna, Buchrolle → Buch) oder ob der Wundercharakter in der Vermehrung der Speise bzw. in den Umständen besteht, unter denen sie zur Verfügung gestellt wird.

      Ein singulärer Fall wundersamer Ernährung liegt in der Paradiesgeschichte vor, wo der Baum der Erkenntnis und der Baum des Lebens (→ Baum) Früchte tragen, die demjenigen, der von ihnen isst, göttliche Fähigkeiten verleihen. Da es das Ur-Menschenpaar ist, das von dem einen Baum isst, aber von dem anderen nicht, wird in mythologischer Weise etwas über die ganze Menschheit gesagt: Es gehört zum Potential des Menschen, Erkenntnis von Gut und Böse zu erlangen, aber nicht, die Unsterblichkeit zu gewinnen.

      Die weiteren Belege wundersamer Ernährung setzen – anders als die Paradiesgeschichte – jeweils einen Nahrungsmangel voraus (→ Wüste, Hungersnot, Armut, → Krieg, → Exil) und stehen in Verbindung mit hervorgehobenen Propheten und Gottesmännern.

      Mose, Elija und Elischa zeichnen sich vor allen anderen biblischen Propheten durch die Zahl und Größe der von ihnen bewirkten Wunder aus. Sie werden nicht nur selbst von Gott versorgt (Elija) bzw. kommen wundersamer Weise ohne Nahrung aus (Mose), sondern vollbringen durch eigene Vollmacht Speisungswunder (Elija, Elischa), oder veranlassen Gott dazu durch ihre Fürbitte (Mose).

      2 Mose und die Israeliten in der Wüste

      Der Weg aus → Ägypten in das spätere → Land Israel wird gerahmt von der Verheißung wundersamer Ernährung: Ein „Land, da Milch und Honig fließt,“ wird den Israeliten vor Augen gestellt (von Ex 3,8 bis Dtn 27,3) – eine Verheißung, die in krassem Gegensatz zum Aufenthalt in der Wüste steht. Mose selbst kommt zwar auf dem Gottesberg (→ Berg) 40 Tage und Nächte ohne Essen und Trinken aus (Ex 34,28; Dtn 9,9.18 – wie auch Jesus bei seinem 40-tägigen Fasten im NT), aber die langjährige Wüstenwanderung eines ganzen Volkes führt notwendigerweise zu logistischen Problemen, und Mose hatte nach Num 11,12f. Gott vorgerechnet, dass alle Fische des Meeres nicht genug wären, um dieses Volk von 600.000 Menschen einen Monat zu ernähren. Bereits diese Dimension macht klar, dass die Erzählungen von der Wüstenwanderung keine historischen Tatsachenberichte sein können.

      Doch es gibt natürliche Phänomene, die eine unvorhergesehene Ernährung in der Wüste möglich erscheinen lassen, und die die Vorstellung vom biblischen Wunder mitgeprägt haben dürften. Das betrifft zunächst die Wachteln, die nach Ex 16,13 und Num 11,31f. den Israeliten als fleischliche Nahrung dienten. In der Tat überqueren zweimal im Jahr Wachteln die Region und können, insbesondere, wenn sie von ungünstigen Winden abgetrieben werden, dort relativ leicht gefangen werden (RIEDE 2010). Das kann als Wunder erlebt werden, es wird in der Erzählung aber ins schier Unermessliche gesteigert: Bis zu einer Tagereise weit rings um das Lager sollen die Wachteln meterhoch („etwa zwei Ellen“) gelegen haben (Num 11,31).

      Nach den Erzählungen in Ex 16 und Num 11 diente den Israeliten während der Wüstenwanderung das „Manna“ (hebr. mān) als Grundnahrungsmittel. In den Psalmen als „Himmelskorn“ bzw. „Himmelsbrot“ (Ps 78,24; 105,40) besungen, galt es nach Dtn 8,3 als Zeichen dafür, dass der Mensch nicht vom Brot allein, sondern von all dem lebt, was aus dem Mund JHWHs hervorgehe. Aber auch hier hat wahrscheinlich ein bemerkenswertes natürliches Phänomen die Darstellung beeinflusst.

      Das Manna, das laut der erzählten Etymologie seinen Namen der „Was ist das?“-Frage der Israeliten verdanken soll (Ex 16,15.31), wird recht detailliert beschrieben: „feinkörnig, wie Reif auf der Erde liegend“ (Ex 16,14), „weiß, wie Koriandersamen“ und „süß wie Honig“ (Ex 16,31), zudem vom „Aussehen wie Bedolachharz“ (Num 11,7). Nach Num 11,8 konnte man es mahlen oder zerstampfen, kochen und Fladen daraus machen, die wie Ölkuchen schmeckten. Nach Ex 16,20f. musste das Manna morgens gesammelt werden, bevor es in der Sonne schmolz, und wenn man es über Nacht aufbewahrte, fanden sich darin Würmer, und es stank.

      Bereits Flavius Josephus und frühe Pilger verbanden das Manna mit einer natürlichen Erscheinung auf der Sinaihalbinsel, die von modernen Forschern bestätigt werden konnte: Bestimmte Schildläuse, die die sogenannte Manna-Tamariske besiedeln, scheiden als Nebenprodukt ihres Stoffwechsels kleine weißgelbe Kügelchen aus, die in der Sonne schmelzen, aber am Morgen aufgesammelt und zum Süßen verwendet werden können (FELIKS 1964; MAIBERGER 1983). So ist es auch hier letztlich die Menge, die das Wunder ausmacht: Jeder sammelt täglich einen ganzen Krug für sich. Gesteigert wird das Wunder noch durch den Sabbatrhythmus: Am sechsten Tag gibt es die doppelte Menge, am siebenten Tag gar nichts, und ebenso bemerkenswert ist, dass das vom sechsten zum siebenten Tag aufbewahrte Manna nicht verdarb, ein Phänomen, das wohl auch für den Inhalt des zum Andenken bei der Bundeslade deponierten Mannakruges gelten soll (Ex 16).

      Die natürlichen Phänomene, die die Schilderung des Wachtel- und Mannawunders beeinflusst haben, lassen diese Ernährungswunder als Sonderfälle des allgemeinen Wunders der Ernährung erscheinen. Gott ernährt sein → Volk in der Wüste nicht gegen die Natur, sondern mit ihr: Das Manna ist ebenso leicht verderblich wie andere Lebensmittel; die Wachteln wurden nicht eigens erschaffen, sondern vom Wind herbeigetragen. Der sein Volk in der Wüste ernährende Gott Israels erscheint gerade dadurch selbst als Herr der Schöpfung.

      Mose, dem in Ägypten große Wunder zugeschrieben werden, und der das Wasser aus dem Felsen sprudeln lässt (Num 20,11), wird für die wundersame Speisung „nur“ als Vermittler gebraucht, der die Not des Volkes vor Gott bringt und dem Volk den Umgang mit dem Manna erklärt.

      3 Elija

      Wenn es um wundersame Ernährung geht, sind Elija und Elischa dem Mose überlegen. Eine dreijährige Dürreperiode bildet den erzählerischen Rahmen von Elijas erstem Auftreten bis zur dramatischen Entscheidung zwischen JHWH und Baal (1 Kön 17f.). Während Mose die Not des Volkes in der Wüste lindern will, ist Elija derjenige, der die Hungersnot herbeiführt (1 Kön 18,1; vgl. Sir 48,2). Elija selbst wird auf Gottes Geheiß hin durch Raben ernährt, die ihn in seinem Versteck am Bach Kerit mit Brot und Fleisch versorgen (→ Tier). Die Anspielung hier auf Mose und die Israeliten in der Wüste ist in der griechischen Textfassung am deutlichsten, in der die Raben ihm morgens nur Brot (vgl. das Manna) und abends nur Fleisch (vgl. die Wachteln) bringen. Nicht weniger märchenhaft ist, wie Elija danach sogar im Ausland, im phönizischen Sarepta, auf wundersame Weise ernährt wird: Im Haus einer armen Witwe werden auf ein Wort Elijas hin Mehl und Öl nie alle, sodass ihr ganzes Haus und er selbst sich gut davon ernähren können. Als er sich später auf den Weg zum Gottesberg macht, bringt ein Engel ihm Nahrung, um ihn für den 40-Tage-Weg zu stärken (1 Kön 19,5–8).

      4 Elischa

      Elischa, der Nachfolger Elijas, erweist sich mit seinen Speisungswundern diesem als ebenbürtig. Auch er vermehrt das Öl einer notleidenden Witwe (2 Kön 4,1–7). Seine Brotvermehrung (2 Kön 4,42–44) diente den neutestamentlichen Autoren als Muster für die Erzählung von den Speisungswundern Jesu (Mk 6,37–44; 8,1–9), wobei bei diesen vor allem die Quantität gesteigert wird: Es gibt noch weniger Brot für noch mehr Menschen, und es bleibt, nachdem alle satt geworden sind, mehr übrig, als anfangs dagewesen war. Elischa ist auch, wie Mose, nicht nur in der Lage, für gesundes Quellwasser zu sorgen (2 Kön 2,19–22; vgl. Ex 15,25), sondern er vermag zudem auf magische Weise tödliche Speise wieder genießbar zu machen (2 Kön 4,38–41). Elischa ist es auch, der die wundersame Linderung der Hungersnot im belagerten Samaria voraussagt (1 Kön 7; → Zahl).

      5 Das Wort Gottes als die wundersamste Ernährung im Dtn

      In deutlichem Gegensatz zu den detailliert erzählten Speisungsmirakeln Elijas und Elischas wird das

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