Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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Kraft des Gotteswortes erfährt (Dtn 8,3). Es liegt auf derselben Linie, dass nur das Wort Gottes selbst noch wertvoller sein kann als das Brot (Am 8,11; Jes 55,1–3.10–13).

      6 Ezechiel

      Ezechiel soll das Wort Gottes, das er zu verkünden hat, buchstäblich essen: Anstelle der bloßen Berührung des Mundes (Jes 6,7; Jer 1,9) wird Ezechiel im Zusammenhang seiner Berufung aufgefordert, eine mit Klagen beschriebene Buchrolle zu essen, die auf wundersame Weise süß wie Honig schmeckt (Ez 2,8–3,3; vgl. Ps 19,10–12; Spr 24,13f.). Auch die Reinheit der täglichen Ernährung erscheint bei Ezechiel mehrfach als Kennzeichen des Gehorsams gegenüber Gottes Gebot (Ez 4,12–15; 33,25).

      7 Daniel

      Im hebräisch-aramäischen Danielbuch spielt das Motiv der außergewöhnlichen Ernährung von Anfang an eine zentrale Rolle. Nicht die Speise und der Wein des Königs, sondern rein vegetarische Speise und Wasser machen Daniel und seine Freunde kräftig und weise (Dan 1,12–16). Die Einhaltung der jüdischen Speisegebote wird hier als Wunder wirkende Diät beschrieben. Selbst Nebukadnezzar kommt zur Gotteserkenntnis, nachdem er sich, aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen, wie ein Ochse nur von Gras ernähren musste (Dan 4). Im krassen Gegensatz dazu steht Belschazzars opulentes Gastmahl, bei dem die Jerusalemer Tempelgeräte entweiht werden (Dan 5). Ein gezieltes Komplott führt schließlich dazu, dass Daniel, weil er laut zu Gott gebetet hat, den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden soll (Dan 6). Das Wundersame daran ist nun aber, dass die Löwen Daniel gerade nicht fressen. Sie sind aber nicht mit den vegetarischen Löwen im paradiesischen Tierfrieden von Jes 11,6–8; 65,25 zu verwechseln, denn sie fressen diejenigen, die nach Daniel in die Grube geworfen werden, sofort (Dan 6,25).

      Die Ernährungs-Motivik weiterführend, kreist das erst in der griechischen Fassung belegte Stück „Bel und der Drache“ (Stücke zu Daniel 2, Dan 14 in der Septuaginta) ganz und gar um das Motiv der wundersamen Ernährung, und zwar in mehrfacher Wendung: Eine Statue des Bel muss angeblich – in diametralem Gegensatz zu dem Nahrung spendenden Gott Israels – täglich mit Unmengen von Brot, Fleisch und Wein gefüttert werden, was für den in Babylon herrschenden König aber gerade der Beweis ihrer Göttlichkeit ist. Daniel gelingt es, das vermeintliche Wunder als Betrug zu enttarnen, der der Versorgung der Priesterfamilien dient, die sich nachts heimlich in das Heiligtum schleichen und die dargebrachten Vorräte entwenden. Weiterhin überwindet Daniel einen lebenden, tatsächlich gefräßigen und ebenfalls göttlich verehrten „Drachen“, indem er ihm einen ungenießbaren Fladen zu fressen gibt, an dem er zugrunde geht. So konnte er beweisen, dass der erste Götze gar nichts essen und der zweite nicht zwischen Genießbarem und Ungenießbarem unterscheiden konnte. Doch weil Daniel den „Drachen“ umgebracht hat, wird er auch hier in die Löwengrube geworfen. Diesmal ist der Umstand, dass ihn die ausgehungerten Löwen verschonen, als Wunder noch nicht genug. Um Daniel, der sechs Tage allein unter sieben hungrigen Löwen verbringt, wundersam zu nähren, wird der nichts ahnende Prophet Habakuk in Juda von einem Engel am Schopf gepackt, damit er Daniel eine soeben zubereitete Mahlzeit nach Babylon in die Löwengrube bringe (Dan 14,33–39). Anders als Mose oder Elija vollbringt Daniel selbst keine Wunder. Doch wird seine Weisheit und Frömmigkeit paradigmatisch daran erkennbar, wie er sich bzw. wie Gott ihn wunderbar ernährt.

      8 Literatur

      FELIKS, Jehuda (1964): Manna, in: Biblisch-historisches Handwörterbuch II, 1141–1143.

      MAIBERGER, Paul (1983): Das Manna, Bamberg.

      MACDONALD, Nathan (2008): Not Bread Alone. The Uses of Food in the Old Testament, Oxford.

      PULZ, Waltraud (2007): Nüchternes Kalkül – Verzehrende Leidenschaft. Nahrungsabstinenz im 16. Jahrhundert, Köln/Weimar/Wien (zu einem besonderen Aspekt der Wirkungsgeschichte im Christentum).

      RIEDE, Peter (2010): Wachtel, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet: www.wibilex.de (Zugriffsdatum 1.1.2012).

       Benjamin Ziemer

       Erotik → Liebe

       Erwählung → Volk, erwähltes

       Erzeltern → Ägypten; → Gefährdung; → Grab; → Volk, erwähltes

       Erzengel → Engel

      Erziehung

      1 Erziehungsbegriffe

      Im Deutschen wird zwischen Erziehung und Bildung unterschieden. Einen umfassenden Begriff für beide Seiten des pädagogisch-didaktischen Prozesses, den das Griechische in paideia besitzt, kennt unsere Sprache ebenso wenig wie das hebräische AT. Hier wird im Allgemeinen von Erziehung die Rede sein – denn antike Bildung „will immer auch Erziehung sein“ (CHRISTES 1997, 663). Für das hebräische AT sind im Wesentlichen drei Begriffe zu unterscheiden.

      Versteht man unter Erziehung im engeren Sinne „das bewußte Einwirken Erwachsener auf Heranwachsende, um diese – in der Regel – positiv zu beeinflussen“ (GRETHLEIN 1999, 1505), so entspricht dem am ehesten die hebräische Wurzel jsr, die „erziehen/unterweisen“, „ermahnen/zurechtweisen“ und „züchtigen/bestrafen“ bedeuten kann. Das dazugehörige Substantiv mûsār kann außer dem Erziehungsvorgang auch die Wohlerzogenheit einer Person als dessen Ergebnis bezeichnen. Die deutsche Übersetzung mit „Zucht“ ist einerseits alternativlos, weil nur diese Vokabel beide Aspekte in sich vereint, andererseits aber zunehmend problematisch, weil das altertümliche „Zucht“ inzwischen einseitig negativ konnotiert ist. Die Septuaginta erkennt in der hebr. Wurzel jsr den eigentlichen Erziehungsbegriff des AT und übersetzt fast durchgehend mit paideia bzw. dem Verb paideuein. Dadurch nimmt der griechische Begriff „den Sinn von Zucht u[nd] Züchtigung in sich auf; andererseits aber dringt in die at.lichen Texte das intellektuelle Moment von Bildung, Erziehung u[nd] Unterricht viel weiter ein, als das ursprünglich der Fall war“ (BERTRAM 1954, 607). Seit W. von Humboldt wird Bildung verstanden „als ideale Ausprägung von Individualität, die von der Begegnung mit klassischen B[ildungs]gütern (…) erhofft wird“ (SCHWEITZER 1998, 1584). Eine entsprechende Vorstellung existiert im AT nicht. Zwar spielt die intellektuelle Aneignung eines Bildungskanons, die durch das Lehren und Lernen (beides hebr. lmd) der Tora geschieht, im AT eine herausragende Rolle. Ziel ist dabei aber nicht die Ausbildung einer individuellen Persönlichkeit, sondern der kollektiven Identität des Volkes Israel als Gottes Bundesvolk (vgl. FINSTERBUSCH 2002). Der Grundbedeutung von hebr. lmd „(sich) gewöhnen“ entsprechend (vgl. JENNI 2004, 872f.), bezweckt der Lehr- und Lernprozess kaum die kritische Auseinandersetzung mit seinen traditionellen Inhalten, sondern die Gewöhnung an sie und gleichzeitig damit die Eingewöhnung in die Überlieferungsgemeinschaft (DELKURT 2001, 28).

      Gemessen an der überragenden Bedeutung, welche die Weisung (hebr. tôrāh) JHWHs im AT hat (220 Belege), ist das Verb von derselben Wurzel (hebr. jrh „lehren/unterweisen“) mit 45 Belegen gegenüber den Verbformen der vorgenannten Erziehungsbegriffe eher unterrepräsentiert (jsr 42-mal; lmd 86-mal). Trotz der semantischen Schnittmenge mit lmd ergeben sich auch eigene Schwerpunkte. So scheinen es ursprünglich die Priester gewesen zu sein, welche Weisung im Sinne von hebr. jrh erteilten (vgl. WAGNER 1982, 925f.). Diese ist außerdem stärker situationsbezogen als die mit lmd bezeichnete Lehre.

      2 Erziehungsprogramme

      Zum wesentlichen

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