Methoden in der Politikwissenschaft. Rolf Frankenberger

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Methoden in der Politikwissenschaft - Rolf Frankenberger

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und konsistent?

      Das Einhalten der dahinter liegenden Regeln trägt maßgeblich zum Erzeugen gesicherten, also überprüften und überprüfbaren Wissens bei. Und es schafft Vertrauen in die Arbeit von Wissenschaftler:innen. Wenn diese Fragen alle mit ja beantwortet werden können, dann ist das ein Hinweis darauf, dass die Befunde aus den entsprechenden Studien vertrauenswürdig sind.

      Je komplexer der Gegenstand und die Vorgehensweise bei einer Studie, desto wahrscheinlicher ist es jedoch, dass man ein fundiertes Wissen über den Gegenstand und die bisherige Forschung benötigt, um die aufgeworfenen Fragen umfassend beantworten zu können. Dies gilt beispielsweise dann, wenn komplexe mathematische oder statistische Verfahren oder experimentelle Methoden zum Einsatz kommen. Daher gibt es innerhalb jeder wissenschaftlichen Fachrichtung auch Verfahren der Qualitätssicherung. Eines davon ist das sogenannte double-blind peer review, bei dem zur Publikation vorgesehene Fachaufsätze oder Bücher in anonymisierter Form von mehreren anonymen fachkundigen Expert:innen als Gutachter:innen gelesen und beurteilt werden. Ein weiteres Verfahren, das leider viel zu selten angewendet wird, ist die Replikationsstudie, bei der Forscher:innen eine Studie auf der Basis der verwendeten Methoden und Daten nochmals durchführen. Bei gleicher Vorgehensweise sollten dann auch die gleichen Ergebnisse erzielt werden. Ist dies nicht der Fall, so sollte dem genauer auf den Grund gegangen werden. Auch sogenannte Meta-Analysen können der Qualitätssicherung dienen. Sie untersuchen mehrere Studien zu einem Themenbereich und vergleichen die Vorgehensweisen und Befunde der einzelnen Studien systematisch. Dabei fallen Gemeinsamkeiten und Abweichungen auf. Gerade Abweichungen von »üblichen« Ergebnissen können auf Schwächen entweder der abweichenden Studie oder der bisherigen Studien hinweisen. Daran anschließend – oder unabhängig – können systematische Theorietests durchgeführt werden.

      Merkkasten 1: Maßstäbe wissenschaftlichen Arbeitens

      • Präzise und verständliche Sprache

      • Klare Begriffsdefinitionen

      • Übersichtliche, logisch stringente Argumentation

      • Offenlegen von Grundannahmen und Interessen

      • Quellen und Verweise kennzeichnen

      • Methoden der Datenerhebung und der Datenanalyse darlegen

      • Immunisierungsverbot: keine unklaren Formulierungen, Bezüge auf Autoritäten sind keine hinreichenden Begründungen, Akzeptanz logischer und empirischer Kontrolle

      2.1 Theorien als wichtige Grundelemente

      Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Karl Popper definiert Wissenschaft wie folgt: »Die Tätigkeit des wissenschaftlichen Forschens besteht darin, Sätze oder Systeme von Sätzen aufzustellen und systematisch zu überprüfen; in den empirischen Wissenschaften sind es insbesondere Hypothesen, Theoriensysteme, die aufgestellt und an der Erfahrung durch Beobachtung und Experiment überprüft werden« (Popper 1966, 3). Diese Definition beinhaltet die bereits diskutierten Elemente von Alemann und Forndran und führt darüber hinaus weitere Begriffe ein, die für das wissenschaftliche Arbeiten von zentraler Bedeutung sind: Theorien, Sätze und Hypothesen.

      Theorien können definiert werden als »heuristische Mittel, mit deren Hilfe […] die unmittelbare Anschauung übersteigende[ ], systematische[ ] Informationen über nicht offensichtliche Aspekte der Wirklichkeit gewonnen werden sollen« (Westle 2009, 50). Sie dienen dazu, das Besondere in das Allgemeinere einzuordnen und einzelne Erscheinungen in einen Zusammenhang zu bringen. Oft geschieht dies in der Form eines kausalen Zusammenhangs von Ursache und Wirkung. Sozialwissenschaftliche Theorien kann man sich dabei als modellähnliche, abstrakte und damit reduzierte Konstruktionen von Wirklichkeit vorstellen, in denen geronnenes Wissen über sich wiederholende Verhaltensweisen oder Entwicklungen aufbewahrt wird. Sie stellen Begriffe, Argumente und Denkmuster bereit, die Ordnung in die Beschäftigung mit der Wirklichkeit bringen. Das Ziel von Theorien ist es, Ausschnitte der Wirklichkeit sprachlich abzubilden. Sie sollen die in der Wirklichkeit existierenden kausalen Zusammenhänge zwischen einzelnen Phänomenen oder Tatsachen in Aussagen fassen, die allgemeine Gültigkeit beanspruchen (allgemeine Sätze) und gleichzeitig die Tatsachen adäquat beschreiben (singuläre Sätze). Diesen Zusammenhang zwischen Wirklichkeit und Sprache nennt man Korrespondenztheorie der Wahrheit (vgl. Behnke u. a. 2006, 21–23; image Abb. 1).

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       Theorien dienen also dazu, die Wirklichkeit, wie wir sie über unsere Sinneseindrücke (oder empirische Methoden als Hilfswerkzeuge) erfahren, vermittels Sprache abzubilden und dabei Aussagen über kausale Zusammenhänge zu treffen. Theorien müssen den Kriterien der Wissenschaftlichkeit und insbesondere der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit entsprechen, um verstehbar und auch überprüfbar zu sein.

      Theorien sind damit auch Anleitung oder Grundlage eines Forschungsprozesses. Sie bündeln das Forschungsinteresse auf ein bestimmtes Phänomen, formulieren Analyseperspektiven und bieten darüber hinaus mit ihren Begriffen und Definitionen Hinweise dafür, wie einzelne Begriffe so übersetzt oder operationalisiert werden können, dass man sie in der Wirklichkeit messen kann. Die daraus abgeleitete empirische Untersuchung dient dann der Überprüfung der Gültigkeit oder des Wahrheitsgehaltes einer Theorie. Aus dieser Perspektive stehen am Anfang jeder Forschung Theorien, welche dann an die durch diese Theorien vorstrukturierte Empirie rückgebunden werden müssen. Zugleich werden Theorien gerade in den Sozialwissenschaften auf der Basis empirischer Beobachtungen formuliert, sodass so betrachtet Beobachtungen am Anfang der Erkenntnis stehen. Im Grunde handelt es sich bei wissenschaftlichem Arbeiten somit um einen zirkulären Prozess (image Abb. 2), der Empirie (also die Beobachtung oder empirische Erfahrung) und Theorie (also die verallgemeinerten Annahmen über Zusammenhänge in der Empirie) verbindet.

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      Merkkasten 2: Funktionen von Theorien (vgl. Westle 2009, 51)

      • Theorien beruhen auf Beobachtungen und lenken Beobachtung.

      • Theorien bilden Ausschnitte der Wirklichkeit ab.

      • Theorien formulieren Annahmen über kausale Zusammenhänge zwischen Ereignissen.

      • Theorien entstehen in einem sozialen Prozess (Forschung). Sie werden zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Kontext formuliert.

      • Theorien sind so formuliert, dass sie überprüfbar und damit widerlegbar sind.

      2.2 Bausteine wissenschaftlichen Arbeitens: einige Definitionen

      Ein Problem bei der Verwendung von Sprache ist deren Präzision. Dies gilt auch und gerade für wissenschaftliches Arbeiten. Denn Kommunikation kann leicht scheitern, wenn wir uns nicht exakt ausdrücken. Dies liegt vor allem daran, dass in der Alltagssprache die verwendeten Elemente meist nicht genau definiert werden. Stattdessen verlassen wir uns darauf, dass unsere Gesprächspartner:innen

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