Familienglück im zweiten Anlauf. Dorothee Döring

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Familienglück im zweiten Anlauf - Dorothee Döring

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uns, dass wir etwas verändern müssen.

      Ich versuche zu verhindern, dass die destruktiven Gefühle meinen gesamten Tagesablauf überschatten und meine berufliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

      4. Phase: Rückblick ohne Idealisierung

      Auch ohne rosaroten Erinnerungsfilter sind mir die Vorzüge, aber auch die Nachteile der vergangenen Partnerschaft, die ja schließlich zur Trennung führten, bewusst. Ich trauere um die schönen, gemeinsamen Stunden, die es nicht mehr geben wird, vergesse aber auch nicht die Belastungen, die die Beziehung scheitern ließen. Ich mache mir neben den Erinnerungen an alles Schöne auch immer wieder bewusst, wie sehr mein Partner mich verletzt hat, wie unverstanden und ungeliebt ich mich gefühlt habe, wie belastend seine Nähe für mich war, wie ausgenutzt ich mir vorgekommen bin. Diese Sicht verhilft mir zu einem ganzheitlichen Bild von der Qualität der zerbrochenen Partnerschaft.

      5. Phase: Analyse der gescheiterten Beziehung

      Immer wieder ertappe ich mich dabei, einseitig nach Schuld und Versagen zu suchen. Gelegentlich mache ich wechselweise mich selbst und meinen Ex-Partner für die Misere verantwortlich. Beschuldigungen aber führen nicht weiter, eher die Frage danach, was in der Beziehung schiefgelaufen ist! Dabei sollte die Betonung immer auf den Wörtern „wir” und „uns” liegen, weil für das Gelingen oder Versagen einer Partnerschaft immer zwei Menschen verantwortlich sind. Zur Verarbeitung und Neuorientierung gehört es, Zusammenhänge zu erkennen, die nicht bewusst waren oder vom Gefühl der Verliebtheit überlagert wurden.

      Diese fünf Phasen laufen nicht lehrbuchmäßig ab, sie können sich überlappen und dauern bei jedem Menschen unterschiedlich lange. Je länger eine Beziehung bestand, umso länger kann der Trauerprozess dauern. Was in erster Linie hilft, ist Zeit – und irgendwann vielleicht eine neue Liebe. Bis dahin sind Gespräche mit guten Freunden wichtig, Sport oder zumindest körperliche Bewegung, um Stresshormone abzubauen, Ablenkung durch Unternehmungen und der Mut, eigene Wege zu gehen.

      Interessant ist, dass Männer und Frauen sehr unterschiedlich mit Liebeskummer umgehen. Während Frauen fast immer glauben, am Bruch einer Beziehung schuld zu sein, häufiger unter Depressionen, Wut, Selbstzweifeln und somatischen Beschwerden leiden, empfinden Männer das Scheitern einer Liebe oft als persönliches Versagen und als Gesichtsverlust. Während Frauen durch ihre Trauer den erlittenen Verlust verarbeiten, sind Männer eher Verdrängungskünstler und suchen meist sofort eine neue Partnerin.

      Die meisten Menschen brauchen Zeit, um sich ein Leben ohne den ehemaligen Partner vorstellen zu können. Manche bleiben aber in der Opferrolle stecken und damit in der Vergangenheit. Sie verharren fortan in Gedanken: „Wie konnte er mir das antun. Nie mehr werde ich einen Menschen finden und mit ihm glücklich sein.“ Das ist schade, denn jeder Mensch kann lernen, eine Trennung zu akzeptieren, seinen Trennungsschmerz zu überwinden und seinen Blick wieder auf die Zukunft zu richten.

      Der Vollständigkeit wegen sei noch darauf hingewiesen, dass Paare sich auch einvernehmlich trennen können. Beide Partner kommen zu der Beurteilung, dass sich ihre Lebensvorstellungen zu weit voneinander entfernt haben, dass man sich entfremdet hat und dass es deshalb besser sei, sich zu trennen. Aber, selbst wenn sich die Partner einig sind, dass die Fortsetzung der Lebensgemeinschaft wenig Sinn ergibt, ist für sie die Trennungszeit bis zum Vollzug der Scheidung sehr schmerzhaft.

      Eine Scheidung tut auch in wirtschaftlicher Hinsicht weh. Beide ehemaligen Partner spüren den Mangel: Das Familieneinkommen wird geteilt und muss nun für zwei Haushalte reichen. Ein Scheidungsanwalt gebrauchte dafür ein treffendes Bild: Die Decke, die zuvor zwei Menschen wärmte, wird in der Mitte zerschnitten, mit der Folge, dass jeder ein bisschen friert (siehe hierzu im Anhang: „Neuregelung des Ehegattenunterhaltes“).

      Scheiden tut nicht nur den Erwachsenen weh, sondern vor allem den betroffenen Kindern.

      Durch die Scheidung der Eltern verändert sich die gesamte Lebenssituation der Kinder dramatisch. Sie müssen nicht nur die Trennung der Eltern hinnehmen, sondern in der Folgezeit oft auch mit neuen Partnern ihrer Eltern zurechtkommen. Wohnungs- und Schulwechsel, materielle Einschränkungen, Besuchsregelungen und vieles mehr müssen sie verkraften. Dabei sind sie einem Wechselbad von Gefühlen wie Wut, Trauer, Scham, Angst und Schuld ausgesetzt.

      Eine Trennung der Eltern bedeutet für das Kind den Verlust der bisherigen Lebensgrundlage, die sich im Zusammenleben mit Mama und Papa manifestierte. Eine Akzeptanz der neuen Situation durch das Kind ist sicher von seinem Alter und seiner Reife abhängig. Für Kinder im Kindergartenalter und darunter ist das Verhalten der Eltern unverständlich und Angst auslösend. Ältere Kinder können die Trennung der Eltern als notwendige Entscheidung erkennen, da sie selbst unter der spannungs- und aggressionsgeladenen Atmosphäre zu Hause leiden. Trotzdem hat jede Veränderung für Kinder jeder Altersstufe etwas Bedrohliches, Unbekanntes und sie sehnen sich nach einer heilen Familie, in der sich Mama und Papa gut verstehen.

      Der Prozess der Trennung (bzw. Scheidung) verläuft in drei Phasen:

      1 Die Vortrennungsphase: Der Prozess zunehmender Unzufriedenheit mit dem Partner, der schließlich zu der Erkenntnis führt, dass eine Trennung unumgänglich ist.

      2 Die Trennungsphase: in der die notwendigen Schritte einer Trennung vollzogen werden wie Hausrats- und Vermögensaufteilung, Sorgerechtsregelung, Wohnungsauflösung usw.

      3 Die Nachtrennungsphase: d. h. die Zeit nach vollzogener Trennung.

      Die Vortrennungsphase ist für Kinder verunsichernd. Sie haben Angst und glauben sogar, schuld daran zu sein, dass die Eltern sich ständig streiten. Aber auch, wenn sich die Eltern nicht offen streiten, bekommen Kinder schwelende Konflikte und latente Aggressionen der Eltern mit. Dann kommen in ihnen quälende Fragen und beunruhigende Gedanken hoch: Was ist mit meinen Eltern los? Was haben sie vor? Und was habe ich falsch gemacht, dass sie sich so verhalten?

      Das Wechselbad der Gefühle der Eltern verunsichert die Kinder. Sie fühlen sich ohnmächtig und spüren, dass sie kaum Einfluss auf das haben, was geschieht. Da die Eltern im kindlichen Denken einfach zusammengehören, wirkt eine mögliche Trennung wie eine unfassbare Bedrohung ihrer eigenen Existenz.

      Während der Trennungsphase gehen die dunklen Vorahnungen der Kinder in Gewissheit über, dass sich die Eltern trennen werden. Manche empfinden es fast als eine Erleichterung, dass die Zeit des Zweifelns und der Ungewissheit vorüber ist, andere klammern sich an die Hoffnung, dass die Eltern noch einmal zueinander finden könnten und reagieren mit Ungläubigkeit und Nichtakzeptanz der Situation.

      In der Nachtrennungsphase werden Kinder ebenfalls verunsichert, nämlich durch das veränderte Erziehungsverhalten der Eltern: Eltern haben wegen der Scheidung gegenüber ihren Kindern Schuldgefühle, aus denen heraus sie Grenzen nicht konsequent setzen und Dinge durchgehen lassen, die eigentlich einer Korrektur bedürften. Besonders der Elternteil, der seine Kinder nur am Wochenende oder in den Ferien sieht, hat Angst davor, die Liebe seines Kindes zu verlieren, und neigt dazu, sein Kind zu verwöhnen.

      Da Kinder ohnehin wie Seismographen auf die Gefühls- und Stimmungslage sowie auf Unsicherheiten der Eltern reagieren, sollten diese in aller Offenheit mit ihren Kindern reden und ihnen klarmachen, dass sie selbst auch die Trennung verarbeiten müssen. Gleichzeitig sollten sie ihnen aber auch die Zuversicht vermitteln, dass man die neue Situation gemeinsam, trotz aller Unsicherheit bewältigen wird.

      Verlassene Mütter oder Väter sind oft so schwer verletzt oder wütend über den Ex-Partner,

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