SkyDancing Tantra. Margot Anand

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SkyDancing Tantra - Margot Anand

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ein Falke über die Aktivitäten seiner Tochter wacht, während er selbst viele Nächte damit verbrachte, Mädchen in meinem Alter zu verführen, schliche direkt hinter mir.

      Ich war mir der Heuchelei der Welt, in der ich aufgewachsen war, schmerzhaft bewusst. Ich erlebte sie zu Hause, beobachtete, wie meine Mutter, die aufrechte, perfekt elegante Contessa, die Stellung hielt und die Ehre der Familie bewahrte, während mein Vater tagsüber die Rolle des tadellosen Diplomaten spielte, nur um bei Nacht zu einem wild Feiernden und Frauenhelden zu werden. Ich beobachtete, wie meine stolze, stille, pflichtbewusste Mutter nachts allein dasaß, die schnurrende Katze auf ihrer Brust, während mein Vater durch das Pariser Nachtleben tanzte. Das war der Moralkodex, nach dem sie lebten. So sollte es in einer Welt sein, die von mächtigen Aristokraten geprägt war. War ich bereit, dem Club beizutreten?

      Mit jedem Schritt die Hintertreppe hinauf schien es mir, als würde ich die Tyrannei meiner gesellschaftlichen Klasse und die Unterdrückung des Patriarchats ein Stück weiter hinter mir lassen. Ja, ich hatte wie ein Gefangener in meinem eigenen Zuhause gelebt, nicht gesehen oder geliebt, für das, was ich war, sondern für das, was ich in der Schule leistete, wie ich mich anzog, wie perfekt ich die Rolle der „guten Tochter“ spielte und wie ich meine Aufgaben erfüllte. Das Leben bis dahin bestand aus einer langen Reihe von Regeln und sorgfältig erlerntem Verhalten, die als unsichtbarer Kodex der gesellschaftlichen Ordnung befolgt werden mussten. Ich kannte noch keine andere Welt, aber ich wusste, dass ich in dieser Welt nicht mehr gefangen sein wollte.

      Vor mir lag das Unbekannte, das Versprechen auf ein neues Leben. Ich wurde von dem Gefühl getrieben, dass ich mich beeilen musste, dorthin zu gelangen, dass dieser Moment von größter Bedeutung war. Mit jeder Stufe, die ich erklomm, schien ich eine neue Welt voller Freiheit und Leidenschaft zu erobern.

      Schritt für Schritt kletterte ich empor, die graue, verborgene Welt derer, die so hart arbeiteten, um dem Willen anderer zu dienen, hinter mir lassend. Ich umschlang mein Cinderella-Kleid und fühlte einen Schauer der Angst. Vielleicht würde ich am Ende einen hohen Preis für meine Freiheit bezahlen. Würde ich auf die Straße geworfen und dazu gezwungen werden, an einem solchen Ort zu leben, in einem winzigen Dachzimmer, ohne Geld?

      Noch eine Stufe. Dann endlich, stand ich vor Richards Studentenwohnung. Ich öffnete die Tür und da stand er. Als ich ihn ansah, überflutete mich eine so große Freude, dass ich kaum aufrecht stehen konnte. Ihn zu sehen, war wie direkt in die Sonne zu blicken.

      „Ich fühlte, dass du kommst!“, sagte er, öffnete seine Arme weit und umarmte mich. Ich bin nach Hause gekommen, sagte ich mir. Ich kann meine Sorgen ruhen lassen und die Herrlichkeit auskosten, geliebt, bewundert, angenommen zu werden, und ich kann all das von Herzen zurückgeben.

      Richards winzige Wohnung war ein umgebautes Dienstmädchenzimmer – klein, aber hell. Ich war schon oft dort gewesen, um seine Gesellschaft zu genießen, seinen leidenschaftlichen Flamenco-Serenaden zuzuhören und mich in seinen Armen auszuruhen. Bis dahin hatten wir geflirtet und uns geküsst, aber ich hatte mich nicht ausgezogen und er hatte meine Grenzen respektiert.

      Jedes Mal, wenn ich bei ihm zu Hause war und mich in seine Arme kuschelte, wuchs die Sehnsucht in mir nach Freiheit und Aufbruch. Aber auch die Angst vor dem Zorn meines Vaters. Warum konnte ich nicht das Beste aus beiden Welten haben: nach außen hin die wohlerzogene Debütantin und hinter den Kulissen eine ungehemmte Frau? War die Verkostung verbotener Früchte nicht das ultimative Abenteuer?

      Ich spürte es gewiss in jenem Moment, als ich Richards Geruch einatmete: eine Mischung aus Farbe, Tabak und dem Schweiß eines Mannes, der vom Leben begeistert war. Sein Geruch war so sinnlich. Er öffnete seine Arme, ließ mich los und trat ein paar Schritte zurück.

      „Lass mich dich ansehen“, sagte er.

      Ich setzte das „hübsch-lächelnde“ Gesicht auf, das ich beim Ball zur Schau gestellt hatte, drehte mich herum und präsentierte mein Kleid. Warum fühlte ich mich in seiner Gegenwart so erhitzt und schüchtern? Bei den anderen fühlte ich mich nie so. Ich versuchte ihn mir im Smoking, als meine Begleitung auf dem Ball vorzustellen. Wie gerne hätte ich ihn dort an meiner Seite gehabt, anstatt mich zwischen zwei Welten hin- und hergerissen zu fühlen. Aber er hatte weder den Namen noch die familiäre Herkunft, das Geld oder die Manieren. Dafür war er sexy und so viel amüsanter.

      „Du bist wunderschön“, sagte er. „Eine majestätische Jeune File Bien Rangée.1

      Er knickste, lachte und gab mir einen Kuss, der durch meinen Körper direkt in meine Lenden fuhr.

      Er bot mir Wein an. Ich bat um Wasser. Er hieß mich hinzusetzen, spielte Gitarre und sang Flamenco-Serenaden, während er mir tief in die Augen sah. Ich sang mit ihm. Nach und nach begannen wir ein Duett im Flamenco-Stil, mit leidenschaftlichem Klagen und Stöhnen, wie zwei spanische Liebhaber, die sich aus der Ferne nach einander sehnen.

      Wir waren wie zwei Instrumente, die sich vor einem Konzert auf die richtige Tonhöhe einstimmen. Jedes Mal, wenn wir einen gemeinsamen Ton erreichten und ihn auf eine Melodie ausdehnen konnten, wurden unsere beiden Stimmen eins, unsere Energien wurden freigesetzt in dieser spielerischen Vereinigung unserer Seelen. Richard war so aufgeweckt und leidenschaftlich, ich fühlte mich erregt und sehnte mich danach, ihn zu berühren.

      Ich hatte ihm noch nicht gesagt, dass ich spätestens um Mitternacht zu Hause sein musste und es bereits zu spät war. Als ob er meine Gedanken oder mein Herz lesen könnte, legte er seine Gitarre beiseite und nahm meine Hand.

      „Kannst du heute Nacht bleiben?“, fragte er.

      Ich war überrascht. Er wusste, dass ich nach Hause musste. Das war bisher immer der Fall gewesen. Doch plötzlich erschien mir diese neue Idee unwiderstehlich reizvoll. Eine Nacht weg von zu Hause, jenseits von Regeln, jenseits von Grenzen.

      „Vater würde mich umbringen“, sagte ich.

      „Er muss es nicht wissen“, antwortete er.

      „Was meinst du damit?“

      „Nun, geh den Weg zurück, auf dem du hergekommen bist“, antwortete er.

      „Das könnte funktionieren“, sagte ich. „Wir haben auch zu Hause eine Dienstbotentreppe. Ich könnte sie benutzen.“

      Nach weiterer Diskussion einigten wir uns auf ein Szenario, bei dem ich um 6:00 Uhr morgens zu Hause sein würde. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn ich aufflöge. Inshallah, wie man im Nahen Osten sagt: „Ich legte es in die Hand Gottes.“

      Dann entspannte ich mich. Er nahm mich in seine Arme, aber das Korsett meines Kleides war straff und eng. Also fing er an, den Reißverschluss zu öffnen, während er mich küsste. Ich ließ es zu. Langsam, Kuss um Kuss, Liebkosung um Liebkosung, öffnete er geschickt mein Kleid vollständig und zog es bis zu meiner Taille herunter. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so nah bei einem Mann stand, während ich so spärlich gekleidet war. Wir zeigten in meiner Familie unsere Zuneigung nicht durch körperliche Berührungen. Meine Eltern umarmten sich nicht vor mir. Jetzt weckte dieser Kontakt eine solche Sehnsucht in meinem Körper, als wäre ich mein ganzes Leben lang durstig gewesen und hätte es nicht gewusst.

      Als seine Hände über meine Haut glitten, fegte seine sanfte Berührung Jahre der Verunsicherung hinweg. Seine Zärtlichkeit heilte das Gefühl, „vor Gericht“ zu stehen, beobachtet und bewertet von meinem Vater, dem Familienanwalt. Auch von meiner Mutter wurde ich selten umarmt oder berührt – sie hatte schon längst jeglichen körperlichen Kontakt aufgegeben. Ich war traurig, weil ich bei meinen Eltern lebte. Ich liebte sie, und es war diese Liebe, die es so schmerzhaft machte, bei ihnen

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