Knurr und das Amulett des Dämonenfürsten: Die Abenteuer der Koboldbande Band 6). Jork Steffen Negelen
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Читать онлайн книгу Knurr und das Amulett des Dämonenfürsten: Die Abenteuer der Koboldbande Band 6) - Jork Steffen Negelen страница 4
Barbaron sah zu dem Prinzen und zur Drachenkönigin. Er hatte die Arme verschränkt und sein Blick war eine einzige Herausforderung. »Da wäre noch eine Frage zu klären«, polterte er los. »Wann brechen wir auf? Ich habe die ewige Warterei satt. Mein Volk und meine Freunde warten auf mich.«
»Noch nicht«, knurrte Orbin den kleinen König aller Minitrolle an. »Ich werde dir erst ein Kräuterpflaster verpassen. Und wenn du morgen keine Schmerzen hast, können wir über die Reise reden. Geduld sollte also deine stärkste Waffe sein, mein kleiner Freund.«
Barbaron setzte sich murrend auf sein Bett und ballte seine kleinen Fäuste. »Ein Kräuterpflaster will er mir verpassen«, knurrte er so leise, dass nur er selbst seine Worte hörte. »Wer will schon ein Kräuterpflaster haben? Ich will zu diesem Brunnen reisen und das Dämonenreich in Angst und Schrecken versetzten.«
Barbaron sah grimmig zu Orbin, der gerade mit Jabo redete. Er schlug sich mit der rechten Faust in die linke Hand und flüsterte leise vor sich hin. »Genau das will ich tun. Diese Dämonen sollen mich fürchten lernen. Diese Bastarde … diese …«
Der Überfall
Am nächsten Morgen stand Orbin zeitig auf und schaute vor der Drachenhöhle nach dem Wetter. Es war bitterkalt und ein eisiger Wind wirbelte den Schnee auf. »Das ist kein gutes Reisewetter«, schimpfte der Zauberer vor sich hin. Er ging zu einem großen Kessel, unter dem noch eine kleine Glut war.
Nur wenig später hatte Orbin mit einigen dicken Holzscheiten ein Feuer unter dem Kessel entfacht und frisches Wasser hineingefüllt. Bald brodelte es im Kessel und der Zauberer konnte das Kräuterpflaster vorbereiten, das er Barbaron auf seine Wunde legen wollte. Doch als der Minitroll ihm seinen Bauch zeigte, war die Wunde zum Erstaunen aller Anwesenden schon fast verheilt. Tangossas Träne und seine Medizin hatten wohl wahre Wunder bewirkt. Orbin bestand trotzdem darauf, dass Barbaron noch ein letztes Mal ein Pflaster bekam. Da halfen kein Protest und kein Trollsprung. Orbin setzte sich mit der Hilfe seiner Magie durch und fing den kleinen König aller Minitrolle mit einem Bannspruch ein. Erst als das Kräuterpflaster auf seinem Bauch klebte, kam Barbaron wieder frei.
»Wehe du reißt es dir von deinem Bauch ab!«, drohte der Nekromant. Er hielt Barbaron seinen Zauberstab unter die Nase. Artem beendete das komische Drama, das Jabo und Knurr beim Lachen die Tränen in die Augen trieb.
Der Prinz mahnte zur Eile. »Wir sollten bald aufbrechen und uns von dem Wetter nicht abhalten lassen. Der Weg ist weit und das Jahr neigt sich dem Ende zu.«
»Du hast wohl Sehnsucht nach deinem Onkel Cromber?«, fragte Knurr. Dabei schaute er hungrig in Orbins Kessel. In ihm brodelte eine köstlich riechende Suppe.
Artem betrachtete nachdenklich den Kobold, bevor er antwortete. »Cromber ist listig und verschlagen. Es wäre ihm nur recht, wenn ich Ando-Hall nicht lebend erreichen würde. Wir müssen mit allem rechnen.«
»Dann ist das Wetter ja überhaupt nicht schlecht«, entgegnete Knurr. »Wenn wir im Schneetreiben vom Weg abkommen, findet uns keiner von den Kriegern deiner Verwandtschaft.«
Nur wenige Augenblicke später brach die recht ungleiche Reisegesellschaft auf. Prinz Artem ging voran. Ihm folgte Orbin, der auf seiner rechten Schulter Barbaron trug. Knurr bildete den Schluss, und da er nicht laufen wollte, saß er auf seiner Flugschale. Mit ihr schwebte er den Freunden einfach hinterher.
Jabo blieb bei Tangossa. Er musste sich um sie und ihren Nachwuchs kümmern. Eigentlich wollte auch er zum schwarzen Brunnen reisen. Doch Orbin hatte es ihm ausgeredet, und da Jabo als Nekromant und Zirkelmagier jünger war, musste er dem älteren Orbin gehorchen. Traurig sah Jabo den Freunden nach und Tangossa, die ihren massigen Kopf aus der Höhle streckte, flüsterte leise. »Schon der Weg ist gefährlich, und wenn der Kobold und der Minitroll den Brunnen erreicht haben, so kann ihnen niemand mehr helfen.«
Jabo schaute zu der Drachenkönigin auf und ging zurück in die Höhle. Als er an dem Bett ankam, in dem Barbaron am frühen Morgen erwachte, fiel sein Blick auf eine kleine Truhe. In ihr befanden sich die magischen Dinge, die der kleine König und der Kobold zurückgelassen hatten. Der Nekromant hob den Deckel der Truhe hoch. Der Trollkompass und der blaue Kristall lagen darin. Barbaron konnte sich nur schwer von diesen Dingen trennen. Von Knurr war nur ein kleiner goldener Löffel zu finden. Nur der Kobold wusste, was man mit ihm anstellen konnte. Die magische Aura dieses Löffels konnte Jabo jedoch deutlich spüren. Niemand hatte ihm gesagt, warum das so war und der Magier entschloss sich, in den Büchern eine Antwort zu finden.
Zu seinem Glück war Knurr einer jener Zauberer, die nicht auf einen Zauberstab oder einen Kristall angewiesen waren. Sein magisches Geschick verdankte er seinem Willen und seinen Händen. Ein Wink mit der rechten Hand genügte, um einen starken Baum in seiner Mitte zu brechen. Da er bei seinen Brüdern als Eigenbrötler galt und er stets mit einem finsteren Blick umher lief, ließen ihn selbst die vielen Minitrolle in Ruhe. Warum das so war, konnte keiner der Kobolde sagen. Doch es war nicht immer so gewesen. Vor einigen Hundert Jahren war das Gemüt von Knurr viel fröhlicher. Doch im Laufe der Zeit hatte sich der Kobold verändert. Er war zu jenem brummigen Kauz geworden, dem jeder aus dem Weg ging.
Die vier ungleichen Reisenden kamen trotz des Schneetreibens, das noch immer herrschte, gut voran. Knurr hatte sich ein wärmendes Fell auf seine Flugschale gelegt, ein Mantel und eine Wolldecke schützten ihn vor der Kälte. Artem und Orbin hatten ebenfalls dicke Mäntel an und sie trotzten mit Handschuhen und Fellmützen dem eisigen Winter. Nur Barbaron sah so aus, als wäre gerade der Hochsommer ausgebrochen. Kein Mantel, keine Schuhe und auch keine Decke schützten ihn. Er spürte die Kälte nicht, denn er war ja ein Minitroll. Vergnügt saß er auf Orbins Schulter. Dabei betrachtete der kleine König die Bäume und Sträucher, an denen die Freunde vorbei zogen.
Knurr zauberte sich dagegen immer wieder ein kleines Feuer herbei. Er ließ die Flammen dicht über seinen Händen tanzen und betrachtete sie. Auf den Weg achtete er kaum. Orbin war groß genug, um einfach hinter ihm herzuschweben. Beinah stieß er mit dem Hinterteil des Nekromanten zusammen, als Artem seine Lanze in die Höhe streckte und anhielt. Der Riese drehte sich um und zeigte mit seiner Waffe auf den Weg, der durch den Schnee nur schlecht zu erkennen war. Die Spur eines anderen Riesen war gerade noch zu erkennen. Der Schnee hatte sie schon fast wieder verdeckt.
»Wir sind nicht allein«, flüsterte Artem Orbin zu. »Ich hätte doch meinen Kompass und den Kristall mitnehmen sollen«, antwortete Barbaron ebenso leise, noch bevor der Nekromant etwas sagen konnte.
Die kleine Gruppe stand für einen Moment still auf dem Weg und jeder sah sich um. Barbaron spannte seinen Bogen und wartete auf ein Zeichen von Artem. Doch der konnte mit seinen drei Augen nicht einen einzigen Gegner erkennen und er schüttelte seinen Kopf. »Nicht einmal mein Nachtauge kann dieses Schneetreiben durchdringen«, flüsterte er wieder. »Ich kann keine lebende Seele erkennen.«
»Wir sind noch keine Stunde unterwegs«, brummte Knurr und er schwebte sogleich vor dem Kopf des Riesen. »Doch die Gefahren begleiten uns schon zum Anfang unserer Reise und ich frage mich, wie das noch enden soll. Lasst uns vorsichtig weiter ziehen und macht keinen Lärm. Ich bin noch nicht in Kampflaune.«
»Oh, mein Freund«, flüsterte Barbaron. »Ich bin immer in Kampflaune. Doch ohne meinen Kristall bin ich ein lausiger Gegner.«
Orbin wollte noch etwas