Knurr und das Amulett des Dämonenfürsten: Die Abenteuer der Koboldbande Band 6). Jork Steffen Negelen
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Читать онлайн книгу Knurr und das Amulett des Dämonenfürsten: Die Abenteuer der Koboldbande Band 6) - Jork Steffen Negelen страница 7
Quietschend öffnete sich eine eiserne Tür und die schlanke Gestalt einer schwarzen Nymphe trat ein. Es war Aella, die von Dämonicon auf der Insel des Nebelgrundes durch das schwarze Portal geschickt wurde. Jetzt konnte sie nicht mehr so einfach gegen den Willen des Dämonenfürsten zurück und sie musste dem höchsten Fürsten der Dämonen dienen. Sie verbeugte sich vor Imperos und sprach ihn mit sanfter Stimme an. »Mein Herr und Meister. Die Gefangenen sind in die große Halle geführt worden. Willst du sie in dieser Stunde sehen? Oder sollen sie auf den Augenblick ihrer Vernichtung noch ein wenig warten?«
Imperos drehte sich um und sah verärgert zu der Nymphe. »Du dummes Ding«, fuhr er sie an. »Wer sagt dir denn, dass ich sie vernichten will? Der Tod der Gefangenen bringt mir nicht viel. Doch ihr Wissen ist groß und sie werden es mit mir teilen. Das versichere ich dir, meine schöne Aella.«
Imperos wendete sich wieder seinem magischen Becken zu und strich mit beiden Händen beinah zärtlich über die Oberfläche des Blutes.
»Schau es dir an«, sprach er zu der Nymphe und seine Stimme klang unerwartet leise. »Das Kostbarste, das ein Krieger in der Schlacht opfern kann, ist sein Leben. Doch dieses Leben wird durch das Blut gespeist, und wenn es auf dem Schlachtfeld vergossen wird, so fließt das Blut mit dem Leben davon. Ich bin einst über alle Schlachtfelder gegangen, auf denen meine dämonischen Krieger zu Tausenden starben. Ich habe ihr Blut gesammelt und ihnen im Augenblick ihres Todes in die Augen gesehen.«
Der Fürst drehte sich mit einem Ruck zu Aella um. Dann beugte er sich über sie, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. Leise sprach er weiter. »Selbst der unwürdigste Dämon hat eine Seele und ich konnte sehen, wie sie alle im Augenblick des Todes aus den Kriegern heraus stiegen und mich verwundert ansahen.«
Aella wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als der viel größere Fürst noch näher rückte und mit seiner rechten Hand über ihre Wangen strich. »Sie wussten nicht sofort, wo sie waren«, flüsterte Imperos und ein hässliches Grinsen huschte über seinen Mund. »Da habe ich beschlossen, ihre Magie für mich zu nutzen und ihre Seelen zu fangen. Sie dienen mir seit dem als Geister und sie werden niemals frei sein. Durch die Seelen und durch das Blut der gefallenen Dämonenkrieger wurde ich noch mächtiger und selbst der Schöpfer kann mir diese Macht nicht nehmen.«
Aella kannte diese Macht nur zu gut. Ihre eigene schwarze Magie hatte sie durch die Macht des Dämonenfürsten erlangt, und jedes Mal, wenn sie diese Magie anwendete, zahlte sie einen hohen Preis. So wurde sie eine schwarze Nymphe, die ihre Lebensenergie Stück für Stück an die Dämonen verlor. Vor allem Imperos war es durch diesen Handel gelungen, außerhalb seines Reiches viele Wesen zu seinen Dienern zu machen. Der schwarze Hexer, der für ihn den Riesen Roger getötet hatte, war einer dieser Diener.
Die Nymphe stieß die Tür auf, als sie sah, dass sich der Dämonenfürst zu ihr umdrehte und nach einem großen Stab griff. Dieser Stab schien aus einem glänzenden Kristall gefertigt worden zu sein. Er änderte seine Farbe, wenn Imperos ihn berührte. Seine schwarze Haut glänzte sofort, denn der Stab erstrahlte für einen Moment und sein Licht erhellte dem Fürsten den Weg. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er den düsteren Raum mit dem Blutbecken und ging den breiten und hohen Gang entlang, der ihn zu einer großen Halle führte. Dort stand sein Thron aus schwarzem Marmor und dort warteten auch die Gefangenen.
Aella eilte voraus und rief den Dämonenkriegern zu, die vor der großen Halle Wache hielten, das sie das Tor zur Halle weit öffnen sollten. Imperos betrat diese Halle mit schnellen Schritten und setzte sich mit einer Leichtigkeit auf seinen Thron, die ihm seine Gefangenen bestimmt nicht zugetraut hätten. Er betrachtete die fremden Wesen, die vor ihm standen und es vermieden, ihn anzusehen. Die Gestalt des Fürsten sah furchterregend aus. Sein Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen und der lange Rock, den er trug, konnte nur schlecht die stark behaarten Beine verbergen. Der Kopf des Fürsten wirkte kantig und der Anfang seiner langen gebogenen Nase ragte zwischen den beiden finsteren Augen hervor. Auf diesem Kopf wuchsen neun Hörner von beachtlicher Größe. Jeder wusste, was das zu bedeuten hatte. Es war das Zeichen von Imperos Machtanspruch. Er war der oberste der neun Dämonenfürsten.
Aella stellte sich neben den Thron hin. Sie zeigte mit einem kleinen Stock auf einen der Gefangenen. »Dieser Kerl heißt Albanarius«, erklärte sie dem Fürsten. »Er ist ein gefährlicher Magier und der Anführer des Zirkels der Nekromanten. Sein Wissen über die weiße Magie ist enorm.«
Imperos sah sich den Magier mit finsterer Miene an. Er gab ihn einen Wink und als Albanarius einfach stehen blieb, trieben ihn zwei Dämonenkrieger mit ihren Peitschen bis zum Thron ihres Herrn. Der Magier fiel durch die Wucht der Schläge auf die Knie, doch er wollte sich gleich wieder erheben. Aella packte ihn mit einer Hand am Bart und zerrte ihn wieder nach unten. »Bleib auf deinen Knien«, fauchte sie Albanarius an. »Du stinkender Nekromant hast kein Recht, vor dem zukünftigen Herrn der Welt zu stehen.«
Stöhnend sackte der Magier auf seine Knie zurück. Die schwarze Nymphe schien diesen Anblick zu genießen und sie sah triumphierend zu Imperos. Dann ließ sie Albanarius los und stellte sich wieder neben den Thron hin.
Der Fürst beugte sich ein wenig vor und sprach mit ruhiger Stimme. »Es war nicht meine Absicht, euch als meine Gäste hier, in meinem Reich zu begrüßen. Doch mein Sohn Dämonicon war wohl der Meinung, dass ich mich ein wenig langweile. Nun, wie dem auch sei, ihr seid nicht freiwillig hier. Und deshalb darf ich euch wohl als meine Gefangenen betrachten. Meine Dienerin Aella wird euch persönlich bewachen und ich werde mich nach und nach mit jedem von euch unterhalten. Ihr kennt viele Geheimnisse und ihr werdet sie bald mit mir teilen. Das verspreche ich euch allen. Selbst der Kleinste von euch wird mir erzählen, was er alles über die weiße Magie und die magischen Orte der Welt weiß.«
Albanarius versuchte, den stechenden Augen des Dämonenfürsten standzuhalten. Doch er spürte, wie die schwarze Magie von Imperos langsam in seinem Kopf eindrang und ihm eine Frage stellte, die er nicht beantworten wollte. Eine unheimliche Stimme wurde im Kopf des Magiers immer lauter und ein stechender Schmerz fuhr ihm durch den ganzen Körper.
»Sagst du es mir?«, fragte die Stimme. »Wie kann ein Dämon einen Drachen töten? Sagst du es mir?« Laut stöhnend brach Albanarius zusammen und er blieb leblos vor dem Thron liegen.
»Schafft sie weg!«, herrschte der Fürst seine Dämonenkrieger an. »Ich werde mich später um dieses Pack kümmern!« Obwohl Imperos nicht mit einem schnellen Erfolg gerechnet hatte, war er über Albanarius Widerstand verärgert. Für einen Moment sah er zu, wie die Krieger ihre Peitschen schwangen.
»Es ist so, wie du es mir schon bei deiner Ankunft gesagt hast«, sprach er zu der Nymphe, als die Gefangenen den Saal verlassen hatten und in ihren Kerker zurückgetrieben wurden. »Sie wollen mir nicht freiwillig helfen und dieser alte Magier ist ein zäher Mann. Ich konnte in seinen Kopf eindringen, doch er hatte seine Gedanken vor mir verborgen. Selbst die größten Schmerzen wird er ertragen, nur um mir sein Wissen zu verweigern.«
Aella stimmte Imperos Worten zu. »Die Träger der weißen Magie sind stark und in vielen Kämpfen erprobt. Es wird einige Zeit dauern, bis wir sie zermürbt haben. Doch sie werden reden, denn sie wollen leben. Ich habe die Wachen angewiesen, ihnen nur das Nötigste an Nahrung zu geben. Der Hunger ist eine Waffe, die für uns kämpfen wird. Wenn ihre Gier nach Brot größer ist als ihr Kampfgeist, werden wir sie besiegen.«
Imperos erhob sich von seinem Thron und strich sich über seine breite Brust. Aella bemerkte, dass der Fürst ein Band aus Dämonenleder um seinen Hals trug. An diesem Band hing ein Wolfskopf aus schwarzem Marmor. Die Nymphe war erstaunt, dass Imperos sein mächtigstes Amulett angelegt hatte. Sie hatte es noch nie zuvor an seinem Hals gesehen, doch sie wusste, dass es ein Geschenk war. »Was machen wir nun mit diesem Pack?«, fragte sie den Fürsten und