Mein lieber Eduard. Friedemann Steiger
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Vertragt euch in Liebe und Güte. Seid zufrieden mit dem, was ich mit saurem Schweiß verdient habe. Beschimpft mich nicht in der Erde und sorgt dafür, dass mein guter Name nicht geschändet wird, wie auch ich dafür gesorgt habe, dass kein schiefes Urteil über meinen Vater gefällt werden konnte.
Gott möge mit euch allen sein. Das wünscht Euch von Herzen Euer Vater Steiger.
Wir lesen viel aus den alten Briefen heraus. Da aber manches unverständlich und wohl auch dem Alter von Christian Friedrich Steiger geschuldet, bringe ich hier noch einige Anmerkungen, damit wir die Briefe besser verstehen. Ich habe mich ziemlich durch sie hindurchgequält. Ich hatte zwar mir der Dorfchronistin Inge Albrecht aus Badrina eine Übersetzerin; aber die hat auch nicht alles lesen können. Hilfreich war … die mir Bruder Martin besorgte und die mir einige Briefe am Anfang und Ende genauer übersetzte.
So bleibt hier die Zusammenfassung unseres Vaters Herbert Steiger, die ich aus „Fröhlich unterwegs“ aufgenommen habe, um hier dem besseren Verständnis Vorschub zu leisten. (Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2007)
Als Schwiegertochter Auguste ihn besucht, ist er des Lobes voll. „Deine schönen Pferde haben hier aufsehen gemacht! Und Dein Kutscher hat dich aus dem Busche heraus gelobt und die 120 Morgen Weizen, so wie die Zuckerrüben und die ganze Wirtschaft gerühmt. Die kleine Marie ist gesetzter geworden und soll der Oma in Windehausen ähneln, während der dicke Max ganz der Papa in Ebeleben sei. Gleich einem Eichhörnchen sei er auf die höchsten Kirschbäume geklettert. Er hat aber auch den 90. Psalm mit Verstand und ausdrucksvoll, ohne jeden Anstoß deklamiert, was dem Opa in Windehausen große Freude gemacht hat. Er schickt den Kindern den „Robinson“ zum Lesen, denn Gustav Freitag „Ahnen“ wären doch zu früh. Er schickt ihnen auch gern Bonbons. Zu Martini bekommt jedes Kind ein Licht und Vater Eduard soll ihnen vom Reformator erzählen. Er interessiert sich für die Wollpreise, für die Weizen – und Rübenernte. Er freut sich, wenn die vierteljährlichen Zinsen kommen und versucht immer wieder, ohne Wissen von Carl, dieses Geld unter irgendeinem Vorwand zurückzuschicken.
Er freut sich über die Sendungen an Weintrauben und Most, Rotwein und Champagner. Nach einer schweren Krankheit schreibt er, er habe sich erst erholt, als er ohne Wissen des Arztes statt an Selter sich an Rotwein gehalten habe. „Und schon ging es aufwärts!“ „Herr von Biela ist einer von denen, die im Schlafe reich werden. Aber das gefällt mir nicht, dass er den Esel für Deinen Max sich hat mit sieben Talern bezahlen lassen“. Bei einem Unwetter heißt es: „Ich bin darüber in meinem Gott vergnügt, danke ihm aus der Fülle meines Herzens, dass er Dich vor Hagel geschützt hat!“
Ein andermal heißt es: „Du hast eine Betschwester bekommen. Da bedaure ich Dich und Deine Kinder. Das Beten ist recht gut und nötig, wo es hingehört. Wenn aber Kinder, die noch keinen Begriff von der Sache haben, zu viel beten müssen, werden sie gleichgültig und sprechen Worte ohne Sinn. Es ist recht gut, wenn ein religiöser Sinn in dem zarten Gemüt der Kinder geweckt wird. Nur kein Muckertum! Noch weniger ein Richteramt, das den einen zum Himmel und den anderen zur Hölle wirft. Das Richteramt gehört dem, der Herz und Nieren prüft, nicht den schwachen Menschen. Solche Dinge würde ich untersagen. Mucker sind die schlechtesten Menschen. (Das geht gegen eine Gouvernante in Balgstädt).
Am 20. 10. 1866 wird die Eisenbahn über Heringen in Betrieb genommen. Zu diesem Ereignis lässt er sich hinfahren und wir lesen: „Ich sah hier zum ersten Mal die ganze Umgestaltung der Gegend und die Einrichtung“. Als der Zug am Abend erwartet wurde, sammelte sich die Noblesse von Heringen, unter anderem der Bürgermeister und Freund Olearius. Als es 1866 zum Krieg mit Österreich kommt, nimmt er für Preußen und Bismarck Partei. Preußen habe 50 Millionen im Staatsschatz; es könne jede Woche 100 000 Taler neu prägen. Was habe Österreich? Papier! Nichts als Papier! Allerdings koste die Mobilmachung 20 Millionen und täglich eine halbe dazu. Er liest nämlich den Nordhäuser Kurier.
Er bangt um seinen Enkel Carl Junior. Der Bankbeamte ist als Unteroffizier eingezogen. Als in Böhmen gerade seine Regimenter aufgerieben wurden, klagte die dicke Emma Stein und Bein. Aber Carl ist nur leicht verwundet und versprengt. Er kommt ganz gesund wieder nach Hause. Bei der Siegesfeier in Nordhausen geht es hoch her, denn der Carl ist „unter der Nase gut zu Fuß“, das heißt, er verträgt allerhand. Nur Urbach, Sachswerfen und Ilfeld haben Trauer, diese hannoverschen Gebiete werden preußisch. In Langensalza liegen noch viele Hannoveraner im Lazarett und in Merxleben findet ein Bauer einen Toten im Getreidefeld, der ein goldenen Uhr und 50 Dukaten hat. Ein Jahr später wird in Langensalza der Sieg gefeiert. Ganze Kisten mit Blumen und Kränzen sind von Hannover geschickt worden. Das war vergebliches Blut, das der blinde Wolf vergossen hat.
So nimmt er auch an dem Tagesgeschehen lebhaften Anteil. Er umsorgt alle Kinder und Enkel. Als das Gewächshaus zerfällt, trauert er um die schöne Kakteensammlung. Es sind über 200 Stück. Einen Teil gibt er Fritz Grützmann, aber das meiste übernimmt Eduard nach Balgstädt. Das Stück zu vier Silbergroschen. Was schreibt er sonst noch in seinen Briefen?
Hausklatsch, Besuche, Skandale, wie Ärger mit dem Kantor, der sich an kleinen Mädchen vergeht und der schließlich ins Gefängnis kommt. Oder er erzählt von einem Brand im Pferdestall, von einem Unglück beim Bahnbau, ferner von Wetter und Ernte, Krankheiten bei Mensch und Vieh. Als er Eduard zum Geburtstag gratuliert, meint er: „Ich hätte wohl mögen ein Mäuschen sein. Deine Lieblinge in Reih und Glied aufgereiht. Jedes sagt seine Wünsche und die kleine Ellla besonders niedlich“. Bei dieser Gelegenheit blickst du behaglich auf Deine vorgerückten Jahre! Nun, die Natur wird doch bei Dir keine Ausnahme machen. Die Steigers haben harte Köpfe. Dein Urgroßvater in Schönstedt war ein hoher Siebziger. Er würde sein Leben höher gebracht haben, wenn der 7-jährige Krieg in seiner Nähe nicht nachteilig auf ihn eingewirkt hätte. Dein Großvater war auch noch hoch in die Siebzig und hätte noch länger leben können, wenn die Franzosen nicht seinem Leben 1806 ein Ende gemacht hätten. Ein Bruder, der Advokat in Heringen war, war auch ein Siebziger und Deine Tante hier war 80 Jahre und ihre Schwester, die Ludwig in Schönstedt 81 … und ich!!!
In der Familienbibel stehen alle Kinder:
Am 13. 7. 1857 früh um halb 9 Uhr wurde mir von meiner Frau Auguste, geborene Kleemann, ein Töchterchen geboren, welches am 12. 8. in der Taufe die Namen Friederike, Luise, Auguste, Marie empfing. Taufzeugen waren Pastor Christian Friedrich, sein Vater; Frau Amtsrätin Auguste Kleemann, seine Schwiegermutter Forsträtin Luise Drechsler und Herr Amtsrat Wilhelm Kleemann, mein Schwiegervater. So geschrieben am Tauftage zu Crimderode in der Administrationswohnung des Drechslerschen Rittergutes.
Am 19. 12. abends halb zehn Uhr 1858 wurde mir die zweite Tochter geboren. Sie empfing am 18. 1. 1859 in der heiligen Taufe den Namen Auguste Emma Luise. Taufzeugen waren Kaufmann Becker aus Nordhausen und meine Schwägerin, geborene Franz aus Obergebra.
Am 12. 2. abends halb neun Uhr 1860 wurde mir ein Sohn geboren. Derselbe empfing am 17. 3. in meiner Wohnung zu Sondershausen die Namen Otto, Hermann, Max. Taufzeugen waren der Amtmann Otto Kleemann, Thalgebra, Fräulein Hermine Kleemann, Ebeleben und Fräulein Marie Scheppig, Sondershausen. In Crimderode steht noch immer eine schöne Rotbuche im Park des ehemaligen Gutes, von der behauptet wurde, dass sie mein Urgroßvater Eduard gepflanzt habe. Zumindest hat er viele Veredelungen davon verbreitet, denn das hatte er ja in Windehausen gelernt. Er hatte die Wirtschaft nur zwei Jahre und wohnte eine Zeit in Sondershausen. Er pachtete dann das Rittergut von Sperling in Werningerode, das sehr heruntergewirtschaftet war. Er machte eine Märgelgrube auf und brachte wieder Leben