50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss. Alexandra Gruber Carina

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50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss - Alexandra Gruber Carina

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      Für wahre Aficionados gibt es auch eine Stehplatzberechtigungskarte, die das Anstellen am Abend erspart – die Karten sind damit tagsüber ganz normal im Foyer erhältlich. Jene, die lieber sitzen, können sich für zehn Euro in Logen die hinteren Sitze kaufen. Dort hört man gut, allerdings ist die Sicht eingeschränkt. Noch günstiger, nämlich gratis, sieht man die Opernaufführungen in den Monaten April, Mai, Juni und September: Über vierzig Vorstellungen werden auf eine Großleinwand vor der Oper übertragen.

      Wer hingegen an Details zum Haus interessiert ist, kann an einer Führung teilnehmen und erfährt dabei etwa, dass das Gebäude – ähnlich wie das Burgtheater – bei den Wienern anfangs überhaupt nicht gut ankam. Das 1869 eröffnete Haus, damals noch „k. k. Hof-Operntheater“, sehe aus wie ein „in der Verdauung liegender Elefant“ und sei ein „Königgrätz der Baukunst“, womit man auf die verheerende Niederlage des kaiserlichen Heeres gegen die Preußen von 1866 anspielte. Die Kritik kam auch vom Kaiser selbst, einer der Architekten der Oper, Eduard van der Nüll, soll sich 1868 wegen der Schmähungen erhängt haben. Dies hat den Kaiser so schockiert, dass er sich ab nun zu Kunstdingen nur mehr mit dem bekannten Satz „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ geäußert haben soll. Schon bei der Eröffnung war die Kritik am Bau aber vergessen, die erste Vorstellung am 25. Mai 1869 mit Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart war ein großer Erfolg.

      Der heutige Innenausbau stammt größtenteils aus der Nachkriegszeit. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs schlug eine Bombe in die Oper ein. Der Kaiserliche Teesalon ist allerdings erhalten geblieben und kann heute für private Feste gemietet werden.

      Die Teilnehmer der Führung dürfen auf der 1600 Quadratmeter großen Bühne Theaterluft schnuppern, erfahren, wie der Kulissenumbau funktioniert und was es mit der elf Meter tiefen Unterbühne auf sich hat, warum dasselbe Werk kaum an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gezeigt wird, welche Bedeutung dem Eisernen Vorhang zukommt, welche der 60 000 bis heute komponierten Opern aufgeführt werden und warum nicht jeder Operndirektor eine Büste im Pausenraum erhält. Es sind die kleinen Details, die den Hausbesuch spannend machen.

       Der Opernball

      Der weltweit einzigartige Staatsball hat strenge Kleidervorschriften: Frauen müssen ausnahmslos bodenlange Abendkleider tragen, Männer Frack. Die rund 5000 Ballkarten kosten einigermaßen verträgliche 290 Euro, ein Pausensaaltisch kostet pro Person schon zusätzliche 100 bis 200 Euro und eine Loge gibt es ab 11 500 Euro. Um wiederum sehr günstige 25 Euro kann man sich die Proben der Eröffnungszeremonie ansehen.

      Besonders interessierte Opernfreunde können sich den „Freunden der Wiener Staatsoper“ anschließen, die immer wieder Opernstars zu Gesprächen in den Gustav-Mahler-Saal einladen oder gemeinsam zum Heurigen gehen. Jene, die am liebsten feinsten Operngenuss am Sofa erleben, haben die Möglichkeit, via Smart-TV-App Übertragungen aus der Wiener Staatsoper auch zu Hause zu genießen. Zu jeder Aufführung wird zudem ein multimediales Programmheft online gestellt.

      Wiener Staatsoper: Opernring 2, 1010 Wien. www.wiener-staatsoper.at Staatsoper Live at Home: www.staatsoperlive.com/​de/​

      Weitere Stehplätze in Wiener Konzert- und Opernhäusern: Volksoper, Theater an der Wien, Musikverein, Volkstheater, Burgtheater, Raimundtheater, Ronacher

      04

      IM DUNKELN DURCH DIE KAISERAPPARTEMENTS

      Innere Stadt | Hofburg

      Die Taschenlampenführung in der Hofburg bietet spezielle Einblicke in das Leben der Kaiserfamilie und wird besonders gerne von Einheimischen besucht.

      Die Dame aus dem 19. Jahrhundert läuft in ihrem langen Kleid die prunkvolle Kaiserstiege hinab. „Die Herrschaften sind nicht zu Hause“, ruft sie den Besuchern hektisch zu. Die Herrschaften, das sind Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Es ist das Jahr 1897, Kronprinz Rudolf ist bereits seit acht Jahren tot, seine Mutter Elisabeth wird ihm im September 1898 folgen und Franz Joseph ist schon ein älterer Herr. Die kaiserliche Familie residiert in den Wintermonaten in ihren Privatgemächern der Hofburg. Die weitläufige Anlage in der Innenstadt ist bis 1918 das politische Zentrum der Monarchie. Heute haben der Bundespräsident und andere hochrangige Politiker und Beamte in dem riesigen asymmetrischen Gebäudekomplex ihren Amtssitz. Und von November bis Februar führt jeden Samstagabend eine „Vertraute“ der Kaiserin durch die Kaiserappartements. Heute ist Fanny Feifalik an der Reihe, Elisabeths Friseurin. Die Feifalik war eine wichtige Person am Hof, hing von ihr doch meist die Laune der Kaiserin ab. Die historische Fanny soll ja ein Mädchen von „munterem Witz“ und eine „pikante Erscheinung“ gewesen sein.

      „Gnädige Frau, weiß denn Ihr Mann, dass Sie Hosen tragen?“, fragt Fanny Feifalik mit gespieltem Entsetzen eine Besucherin. „Bei Hof trägt man doch ein langes Schleppkleid und Frack. Zum Kaiser darf jeder kommen, aber er muss sein bestes Gewand anziehen.“ Die Fanny aus dem Jahr 2015 trägt die dunklen Haare hochgesteckt und ein langes Kleid, das vorne mit Bordüren und hinten mit einer großen Masche verziert ist. Sie lehrt den unstandesgemäß angezogenen Fremden noch rasch den Hofknicks und die Verbeugung, man weiß ja nie, wer einem in der nächtlichen Hofburg begegnet. „Nun dürfen Sie Ihre Kerzen einschalten, dann zeige ich Ihnen die Räume der Herrschaften.“ Die Hofburg wurde erst im Jahr 1891 elektrifiziert. Heute Abend bleibt das elektrische Licht ausgeschaltet, die Besucher haben Taschenlampen mitgebracht, die als einzige Lichtquelle dienen werden. Zwei Dutzend Taschenlampen gehen an. Fanny Feifalik öffnet eine Tür und geht vor – zurück in die Vergangenheit.

      Unten links: Turnzimmer der Kaiserin,

      unten rechts: Fanny Feifalik

       Fünfzig Zentimeter Taillenumfang

      Wir leuchten in Vitrinen mit ausgestellten Kleidungsstücken der Kaiserin. Ein Morgenmantel aus weißem Leinen mit Spitzenbesatz, ein Bademantel mit Bordüre, ein Tageskleid und ein Hermelinensemble, schwarze Halbschuhe mit goldenen Schnallen. Und ein Taillengürtel. „Da passt ja nicht einmal mein Fuß durch“, flüstert eine (schlanke) Besucherin. Nur unglaubliche fünfzig Zentimeter Umfang hatte die Taille von Elisabeth auch noch nach der Geburt ihrer vier Kinder.

      Fanny führt die Gruppe in das Audienzzimmer des Kaisers. Hier hielt Franz Joseph zwei Mal pro Woche allgemeine Audienzen, die jedem Bürger der Monarchie zugänglich waren. Wie Fanny schon erwähnt hat, mussten Audienznehmer in ihrem schönsten Gewand erscheinen.

      „Man darf mit dem Kaiser nur zwei bis drei Minuten reden und ihm nie den Rücken zudrehen“, erklärt Fanny und trippelt rückwärts mit einer leichten Verbeugung in Richtung Ausgangstür. Sie richtet sich wieder auf und zeigt auf ein Bild, das den jungen Franz Joseph in einer Galauniform zeigt. „Er war so ein schöner Mann“, schwärmt sie. „Heute ist er ja schon etwas älter. Aber Frau Schratt kümmert sich ja gut um ihn.“ Die Beziehung des Kaisers zu der Schauspielerin Katharina Schratt war tatsächlich schon damals kein Geheimnis,

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