50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss. Alexandra Gruber Carina

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50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss - Alexandra Gruber Carina

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kann man allmorgendlich zusehen, wie bis zu 300 Eduard-Sacher-Torten glaciert werden, wie die Annatorte mit Pariser Creme gefüllt und mit feinem Nougat umhüllt wird. Von Hand und mit viel Geduld werden täglich vierzig Sorten Teegebäck gebacken. Natürlich wird auch der Teig für die Strudel von Hand gezogen, wie es sich gehört: bis er so dünn ist, dass man durch ihn Zeitung lesen könnte.

       Kunstvolle Auslage und süßes Museum

      Eine Besonderheit des Demel ist aber auch die Nähe zur Kunst. Das Zuckerbäckerhandwerk ist hier Kunsthandwerk im wahrsten Sinne des Wortes: Bereits unter Anna Demel hatte es eine Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte gegeben, die die Verpackungen gestaltete. Der Künstler und spätere Besitzer Berzeviczy-Pallavicini führte diese Tradition fort und etablierte die künstlerische Schaufenstergestaltung, für die der Demel heute berühmt ist. Zuckerfiguren wie die „Gräfin Krach geborene Mandel“ oder ein übergroßes Fabergé-Ei werden kreiert, die den Originalen in Sachen Kunstfertigkeit zur Ehre gereichen. Immerhin achtmal pro Jahr werden die Auslagen neu dekoriert, Muthenthaler erarbeitet dafür mit seinem Team neue zuckersüße Figuren.

      Dabei lässt er sich auch vom vielfältigen Fundus im hauseigenen Museum inspirieren. Dieses lädt zu einer süßen Zeitreise ein: Handgemachte Bonbons aus dem 19. Jahrhundert, Originalentwürfe längst verspeister Torten und Zuckerbüsten von Tennisstars wie Roger Federer sind zu bewundern. Dabei erfährt der Besucher einiges über die Kulturgeschichte der süßen Verführungen: etwa, dass der Wiener Gesellschaft einst Mandelmilch, Gefrorenes und Sorbets serviert wurden, dass sich Kaiserin Sisi ihr geliebtes Veilcheneis durch unterirdische Gänge in das ehemalige Burgtheater in der Hofburg bringen ließ oder dass der einstige Demel-Chef sich so vor der jährlichen vorweihnachtlichen Audienz bei Kaiser Franz Joseph fürchtete – der Kaiser wählte die Süßigkeiten für den Christbaum selbst aus –, dass er den Tag davor und danach im Bett verbringen musste. Dabei war der Demel bei Hofe bereits etabliert: Schließlich belieferte er den Hofball und Tanzfeste mit Buffets und den berühmten, zu Pyramiden geschlichteten Hofzuckerln.

      Der Demel verwöhnt seine Gäste bis heute mit traditionellen und neuen Torten und eigenen kulinarischen Kreationen am kalten Buffet. Friedrich Torberg setzte dem Demel in seiner berühmten Tante Jolesch ein literarisches Denkmal: „Die Zuckerbäckerei, die nur noch vom kalten Buffet übertroffen wird, als auch das kalte Buffet, das nur noch von der Zuckerbäckerei übertroffen wird“ – der Demel sei „mehr als eine Institution“, nämlich eine Legende – mit angeschlossenem Museum.

      K. u. K. Hofzuckerbäcker Demel: Kohlmarkt 14, 1010 Wien Täglich 9 – 19 Uhr. www.demel.at

      Demelmuseum: Freitag 10 – 12 Uhr. Preis: 4 €

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      IM BAUCH DES BURGTHEATERS

      Innere Stadt | Burgtheater

      Mit dem Burgtheaterführer Werner Rauch kommt man im Burgtheater hoch hinaus und tief hinunter. Er kennt jeden Winkel des Theaters und weiß nicht nur, wo man im Haus den besten Cappuccino trinkt und die Schauspieler hautnah erleben kann, sondern führt auch auf den Schnürboden und in den Keller.

      „Im Parlament hört man nichts, im Rathaus sieht man nichts und im Burgtheater hört und sieht man nichts.“ So urteilten die Wiener über die drei neuen Gebäude an der Ringstraße.

      Die beiden mit dem Bau beauftragten Architekten Gottfried Semper und Carl Freiherr von Hasenauer hatten sich zerstritten, Semper hatte Wien verlassen und Hasenauer vollendete das Burgtheater nach seinen eigenen Vorstellungen – mit problematischen Folgen: Die Kuppel, die er in den Zuschauerraum bauen ließ, „verschluckte“ die Worte der Schauspieler, die großteils weiß gestrichenen Logen ließen die Damen der Gesellschaft kränklich aussehen, was den Logen im Volksmund bald den Namen „Badekasterl“ einbrachte. Einige waren außerdem so gebaut, dass man von ihnen aus nicht auf die Bühne sah. Erst Umbauarbeiten behoben die Probleme.

      Der Vorläufer des Burgtheaters hatte sich im Michaelertrakt der Hofburg befunden. Dort wurde ursprünglich im Ballhaus „Jeu de Paume“, eine Art Tennis, gespielt, bis Maria Theresia 1741 die Erlaubnis gab, dort das Hoftheater zu eröffnen. Um den Adel ins Theater zu locken, erlaubte die Regierung bald Glücksspiele während der Aufführung. Maria Theresias Sohn Joseph II. griff in seinem Reformeifer stark in die Aufführungspraxis des Theaters ein: Um die Untertanen nicht zu deprimieren, wurden etablierte Stücke wie Shakespeares Romeo und Julia und Hamlet mit dem sogenannten „Wiener Schluss“ versehen – die Protagonisten durften nicht sterben.

      Werner Rauch ist einer der sechs Führer durch das Burgtheater. Abseits der Haupträume wie Vestibül, Bühne und Zuschauerraum gibt es die Möglichkeit, „hinter die Kulissen“ des Theaters zu schauen. In kleinen Gruppen klettern die Besucher auf den Schnürboden 28 Meter über der Bühne, von wo aus während der Vorstellungen die Kulissen gewechselt werden, und drehen Runden auf der ältesten Drehzylinderbühne der Welt. Man besucht die Werkstätten im Keller und durchstreift die Lüftungskanäle des Theaters, steigt die Feststiegen hinauf und kann den Bühnenarbeitern vom Zuschauerraum aus beim Arbeiten zusehen. Das Burgtheater, das zu den berühmtesten Theaterhäusern der Welt gehört, bietet Theater- und Kunstinteressierten allerhand Bemerkenswertes. So lässt sich zum Beispiel die Feststiege beschreiten, die früher dem Kaiser vorbehalten war. An der Decke der Kaiserstiege ist ein Gemälde des berühmten Jugendstilmalers Gustav Klimt zu entdecken – hier noch im Stil der Historienmalerei ausgeführt. Dieses enthält übrigens auch das einzige Selbstporträt Klimts.

      Man erfährt auch einiges an zeitgenössischem Klatsch, etwa dass der Kaiser bei seinen Besuchen einen Spiegel vor sich hertragen ließ, damit er seine Geliebte Katharina Schratt betrachten konnte, dass eine mazedonische Freiheitskämpferin in den Rängen einen Mann ermordete und dass es honorige Schauspieler gab, die sich nach durchzechten Nächten nicht mehr erinnerten, welches Stück sie gerade spielten.

      In der Kantine des Burgtheaters bewirtet Herr Heinz neben Bühnenarbeitern, Schauspielern und Regisseuren auch Besucher, die so einigen Einblick in den Theateralltag bekommen. An der Wand hängt ein Fernsehapparat und überträgt die Aktivitäten auf der Bühne, die zweimal täglich umgebaut wird. Über einen Lautsprecher rufen die Inspizienten die Schauspieler auf die Bühne. Tagsüber ist die Kantine auch für Besucher geöffnet, abends ist sie den Mitarbeitern des Theaters vorbehalten.

       Keller als Sammelsurium

      Nicht ganz so prominent, aber umso interessanter ist der Kellerbereich des Burgtheaters: Abseits von Bühne und Zuschauerraum bildet er so etwas wie das Herz des Theaters. Jede Ausbuchtung der verwinkelten Gänge des Kellers wird zur Lagerung von Requisiten genutzt, überall gibt es Stühle, Koffer, Musikständer und ausgebleichte Kostüme. In einer Vitrine hängt die Uniform Franz Ferdinands aus Karl Kraus’ Die letzten Tage der Menschheit, daneben stehen ein Sarg, ein Moped. Auf jedem Gegenstand klebt ein Zettel, damit die Bühnenarbeiter wissen, zu welchem Stück er gehört. Werden die Requisiten nicht mehr gebraucht, werden sie am Burgtheaterflohmarkt, der in unregelmäßigen Abständen stattfindet, verkauft.

      Mitten

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