50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss. Alexandra Gruber Carina

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50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss - Alexandra Gruber Carina

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sind ja meistens auf Reisen.“ Wir passieren das Konferenzzimmer mit den kriegsverherrlichenden Bildern an der Wand und gelangen in das private Arbeitszimmer des Kaisers. „Um vier sitzt er schon am Schreibtisch“, erzählt die Feifalik. Hier frühstückte der Monarch und gönnte sich im Anschluss meistens eine Zigarre. Am Schreibtisch stehen noch seine Kaminuhr, ein großes rotes Feuerzeug und zahlreiche Familienporträts. Während der Arbeit hatte der Kaiser ein Bild seiner Frau im Blickfeld, auf dem ihre langen Haare vor der Brust verschlungen sind. Es ist eines der drei berühmten Winterhalter-Gemälde. Ein zweites an der Wand gegenüber zeigt die Kaiserin mit offenem Haar in einem Nachtkleid. „Dieses Bild darf eigentlich nur der Kaiser sehen“, sagt Fanny.

      Viel Tragisches weiß sie auch vom Hofleben zu berichten. Sie erzählt von Kronprinz Rudolfs harter Erziehung, seinen Affären, der Kokainsucht und den Depressionen der Kaiserin. Im spartanisch eingerichteten Schlafzimmer des Kaisers ist es Zeit für eine kurzweilige Anekdote. Da gab es diesen stets betrunkenen Diener, der Franz Joseph jeden Morgen um halb vier in der Früh in einer transportablen Kautschukbadewanne badete. Weil der Badewaschl keine Lust hatte, um diese unchristliche Zeit aufzustehen, ging er gar nicht ins Bett, sondern schlug sich die Nächte bei einem Heurigen um die Ohren. Eines Morgens musste der Kaiser den Angetrunkenen stützen, damit dieser nicht in das Badewasser kippte. „Der Diener wurde aber nicht entlassen, sondern in die Stallungen versetzt“, weiß Fanny.

       Elisabeths Haarpflege

      Die Kaiserin mochte es da schon viel moderner als ihr Herr Gemahl. Sie ließ sich 1876 eine Badewanne aus verzinktem Kupferblech mit Trinkwasserleitungen einbauen. Auch ihr Bett war bereits sehr innovativ. Sie hatte ein Klappbett, das sie auf ihre Reisen mitnahm. „Sie schläft gerne in ihrem eigenen Bett. Seit sie nicht mehr reitet, wandern wir bis zu acht Stunden pro Tag.“ Fanny und das restliche Personal durften aber oft in der Kutsche nebenherfahren. „Wir können ja nicht mit ihr mithalten.“

      Im nächsten Raum war Fannys Arbeitsplatz. „Hier mache ich ihr die Haare. Das dauert jeden Tag zwei bis drei Stunden. Wenn ich krank bin, verlässt sie das Haus nicht“, sagt sie stolz. Unter anderem war Fanny verantwortlich für Sisis berühmte Haarkrone mit den auf dem Kopf verschlungenen langen Zöpfen. Alle paar Wochen wurden die kaiserlichen Haare gewaschen. „Das Shampoo war eine Mischung aus Dotter und Cognac.“ Fanny lässt die Besucher an der Mixtur riechen und teilt kandierte Veilchen aus. „Eine Lieblingsnascherei der Kaiserin.“ Im Toilettezimmer von Elisabeth stehen noch ihre Turngeräte, an denen sie stundenlang trainierte, um ihre legendäre Figur zu erhalten. In bodenlangen Kleidern, wohlgemerkt.

      Im Salon der Kaiserin frühstückte diese mit Franz Joseph. Die große Tafel ist mit edlem Geschirr und gefalteten Servietten gedeckt, als ob jeden Moment der Hofstaat zum Diner erscheinen würde. Bis zu zwölf Gänge wurden damals serviert. „Man durfte nur mit seinen Sitznachbarn sprechen, und das möglichst leise“, sagt Fanny. Legte der Kaiser sein Besteck zur Seite, wurde abserviert. „Auf dem Besteck ist unser Kaiseradler abgebildet. Ich bin mir sicher, dass es noch sehr lange benutzt wird.“ Die Feifalik sollte recht behalten. Bis heute wird es für Staatsbesuche verwendet.

      Als die Taschenlampen ausgehen, hat Fanny Feierabend. Samstag in einer Woche wird in der Hofburg die Zeit wieder auf das Jahr 1897 zurückgedreht.

      Hofburg: Hofburg/​Innerer Burghof, 1010 Wien

      www.hofburg-wien.at, www.imperial-austria.at

      Taschenlampenführung: November, Jänner und Februar an ausgewählten Samstagen, 18 : 30 Uhr.

      05

      DIE GEISTIGE SCHATZKAMMER DER NATION

      Innere Stadt | Österreichische Nationalbibliothek

      Etwa elf Millionen gesammelte Objekte werden in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. Wer helfen will, diese gigantische Sammlung zu erhalten, kann Buchpate werden.

      Vor mehr als zwei Jahrzehnten wäre die geistige Schatzkammer der Nation fast ein Opfer der Flammen geworden. In der Nacht vom 26. auf den 27. November 1992 brannten die Redoutensäle in der Hofburg ab. Die Spanische Hofreitschule musste evakuiert werden und fast hätte das Feuer auf den Prunksaal der Nationalbibliothek übergegriffen. Die Polizei hatte bereits mehr als 10 000 Bände in Sicherheit gebracht, als gegen 5 Uhr in der Früh die Entwarnung kam: Die Löscharbeiten waren erfolgreich, die Nationalbibliothek gerettet.

      Ein Verlust, der nicht auszudenken gewesen wäre: Die Österreichische Nationalbibliothek archiviert und verwaltet etwa elf Millionen Objekte, Tendenz steigend. Davon sind rund 3,8 Millionen Bücher, der Rest Fotos, Grafiken, Karten, Papyri, Globen und elektronische Dokumente. Uralte kulturelle Schätze wie die ägyptische Papyrussammlung (180 000 Objekte) oder eine byzantinische Handschrift aus dem 6. Jahrhundert werden hier verwahrt, Teile der Sammlung erklärte die UNESCO zum Weltdokumentenerbe. Alles, was je in Österreich erschienen ist oder publiziert wurde, wird hier gesammelt. In der Neuen Burg am Heldenplatz befindet sich die öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliothek, am Josefsplatz gleich um die Ecke der heute als Museum genutzte Prunksaal, die Verwaltung und einige der insgesamt acht Sondersammlungen.

      Jede österreichische Publikation muss in der Österreichischen Nationalbibliothek abgeliefert werden, bis 1918 galt diese Pflicht auch für den Großteil der Monarchie. Sucht man Informationen egal welcher Art über Österreich, findet man sie hier. Wer Hilfe beim Recherchieren braucht, erhält bei einem Arbeitsaufwand unter dreißig Minuten kostenlos Auskunft. Außerdem bietet die Nationalbibliothek Suchstrategie-Schulungen an. Seit vielen Jahren werden auch urheberrechtsfreie Bücher und historische Zeitungen digitalisiert und kostenlos online angeboten.

      Oben: Prunksaal,

      unten links: Heldenplatz,

      unten rechts: Josefsplatz

       Klingonisch-Crashkurse und Grillparzers Arbeitszimmer

      Der Österreichischen Nationalbibliothek untersteht auch eine Reihe von Museen: das Papyrus-, das Globen- und das Esperantomuseum sowie der Prunksaal aus der Barockzeit, der als einer der schönsten Bibliothekssäle der Welt gilt. Unter anderem findet man hier die 15 000 Werke umfassende Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen. Spezialtipp: In der „Langen Nacht der Museen“ bietet das Esperantomuseum Crashkurse in Esperanto und Klingonisch (!) an.

      Das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, das im April 2015 eröffnet wurde, bietet wechselnde und Dauerausstellungen, Lesungen sowie Workshops rund um das Thema österreichische Literatur. Eingerichtet wurde es im Hofkammerarchiv in der Johannesgasse 6, wo einst Nationaldichter Franz Grillparzer seinen Beamtendienst versah. Das Zimmer, in dem er seinen (anscheinend spärlichen) Amtsgeschäften nachging, ist noch im Originalzustand erhalten. Hier schrieb er den berühmten Satz: „12 Uhr Mittag ins Bureau. Keine Arbeit vorgefunden.“

       Kampf gegen Tintenfraß und Holzwurm

      Hillary Clinton, Martin Scorsese und Donna Leon haben

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