Wie Schneeflocken im Wind. Denise Hunter
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Читать онлайн книгу Wie Schneeflocken im Wind - Denise Hunter страница 17
Nachdem sie weg war, herrschte erst einmal eine ganze Weile Schweigen.
Riley hatte die Arme vor der Brust verschränkt und saß mit verkniffenem Mund und angriffslustig vorgeschobenem Kinn da. Beau stellte sich vor, dass sein Bruder verwundet würde oder, noch schlimmer, gar nicht wieder zurückkäme. Er glaubte nicht, dass er nach dem Verlust der Eltern auch noch den des jüngeren Bruders verkraften würde. Er schluckte, weil er einen dicken Kloß im Hals hatte, nahm seinen Mantel von der Garderobe, zog ihn an und sagte: „Ich bin draußen in der Scheune und hänge die Kränze auf.“
„Brauchst du Hilfe?“, fragte Zac.
„Nee“, antwortete er nur einsilbig.
Und dann trat er hinaus in die Dunkelheit, so aufgewühlt, dass er die beißende Kälte im Gesicht kaum spürte.
Micah flitzte zur Toilette, und Eden stellte den Besen zurück in den Schrank. Sie hatte den Streit zwischen den Brüdern und auch Beaus plötzlichen Abgang genau mitbekommen und zögerte jetzt, ins Wohnzimmer zu gehen. Am liebsten hätte sie sich klammheimlich fortgestohlen, aber das kam ihr dann doch irgendwie feige und unprofessionell vor. Es war ihr erster Abend in der Familie, und sie hatte mit dem Gulasch und den verbrannten Brötchen nicht gerade einen guten Eindruck hinterlassen. Als sie also jetzt wieder ins Wohnzimmer kam, saßen Zac und Riley mit dem Rücken zu ihr immer noch vor dem auf stumm geschalteten Fernseher.
„Es ist wegen Paige, oder?“, fragte Zac Riley in dem Moment, als sie in der Tür stand.
„Ich wollte schon immer zur Army, das weißt du doch“, antwortete Riley.
„Aber du bist nie gegangen“, sagte Zac und sah seinen Bruder an. „Ich habe neulich Abend genau deine Miene gesehen, als Beau gesagt hat, dass das zwischen Paige und ihm etwas für immer ist.“
„Was hast du denn erwartet?“, fragte Riley jetzt aufgebracht. „Dass ich einfach hierbleibe und zuschaue, wie mein Bruder die Frau heiratet, die ich liebe?“
Ach du liebe Güte, dachte Eden und trat wieder den Rückzug an.
„Es ist schon schwer genug, die beiden ständig zusammenzusehen …“, fügte Riley noch hinzu.
In dem Moment knarrte der Holzfußboden unter Edens Füßen, und Riley drehte sich mit einem Ruck um. Seine Augen wurden ganz groß, und er sah sie mit durchdringendem Blick an.
Mist. „Äh … tut mir leid. Ich wollte nur gute Nacht sagen. Ich wollte wirklich nicht …“
„Wie viel haben Sie gehört?“, fragte Zac.
Eden zuckte zusammen, während Riley sich abwandte und in zynischem Ton sagte: „Na großartig! Ganz großartig.“
„Ich sag nichts weiter. Das geht mich doch alles gar nichts an“, beteuerte sie und griff nach ihrer Jacke. „Wir tun einfach so, als wäre das hier nie passiert, ja?“
In dem Moment hörte sie, wie die Badezimmertür ging und Micah in die Küche kam. Sie half ihm in seine Jacke und verabschiedete sich mit einem Lächeln von den beiden Brüdern. Aber nur einer der beiden lächelte zurück.
ACHT
Es war ein furchtbarer Tag gewesen. Was war sie bloß für eine Mutter, die nicht einmal ein anständiges Essen kochen konnte!? Sie fand es immer noch unbegreiflich, dass Beau sie nicht sofort wieder entlassen hatte.
Eden brachte erst Micah ins Bett, nahm dann ein ausgedehntes Bad und versuchte, ihr schlechtes Gefühl abzuschütteln. Danach traf sie Paige im Esszimmer an. Als sie den Raum betrat, strich die Katze ihr um die Beine, und sie bückte sich, um dem Tier über den runden Buckel zu streichen.
„Hast du etwas dagegen, wenn ich reinkomme?“, fragte sie Paige.
„Natürlich nicht“, antwortete die und blickte von ihrem Laptop auf. Ihre hübschen blauen Augen waren gerötet, und neben dem Laptop lag ein zerknülltes Papiertaschentuch.
Eden hatte das Gefühl, dass Paige eben erst von Rileys Entschluss erfahren hatte. Irgendwie beneidete sie den Kerl auch ein wenig, weil er so viele Menschen hatte, denen er etwas bedeutete.
Paige schniefte einmal kurz und fragte dann: „Na, wie war dein erster Tag? Hast du Miss Trudy überlebt?“
Eden schnitt ein Gesicht und antwortete: „Sie war wirklich mein kleinstes Problem heute. Ich habe das Abendessen so gründlich vermasselt, dass wir am Ende Chicken Wings aus dem Roadhouse holen mussten.“
Paige lachte lautlos und tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen ab.
„Da waren die Jungs doch sicher begeistert. Sie lieben nämlich Chicken Wings.“
Mit ihrem glatten Haar und den großen blauen Augen war Paige eine aparte Erscheinung. Sie war zierlich mit einer sportlichen Figur und Rundungen an den richtigen Stellen. Außerdem war sie auch noch unglaublich nett. Es war jedenfalls absolut nachzuvollziehen, was Beau – und auch Riley – an ihr fanden.
„Dann gehe ich also davon aus, dass du nicht so viel Erfahrung im Kochen hast, was?“
Eden zupfte an der Manschette ihres geliehenen Pyjamaoberteils und antwortete: „Ja, das könnte man wohl so sagen. Aber mit ein bisschen Übung bekomme ich das sicher bald hin.“
„Du hast noch gar nicht gesagt, wo du eigentlich herkommst, oder?“, fragte Paige jetzt.
Eden strich sich das Haar hinter die Ohren und antwortete: „Aus dem Süden.“
„Aber du hast gar keinen Akzent“, bemerkte Paige.
„Du schon, ein bisschen jedenfalls“, sagte Eden darauf. „Ich habe noch nie zuvor den Akzent von Maine gehört.“
„Beau hat gesagt, dass du eigentlich nur auf der Durchreise bist und dir dann deine Sachen gestohlen worden sind“, fuhr Paige unbeirrt fort.
Sie hätte sich auf keinen Fall zu Paige setzen sollen, dachte Eden jetzt und erklärte dann:
„Ja, im Grunde ist alles weg, was ich besessen habe. Und zu allem Überfluss ist auch noch mein Wagen liegengeblieben. Wir bleiben so lange, bis der Wagen repariert und Tante Trudy wieder auf den Beinen ist. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich für den Job bin … und dafür, dass ich eine Bleibe habe. Beau und seine Familie sind wirklich großartig.“
Paiges Blick schweifte zu ihrem Handy, und ihre Miene wurde traurig.
„Alles in Ordnung?“, fragte Eden.
„Ach, ich habe gerade mit Beau telefoniert … Riley hat sich freiwillig zu den Marines gemeldet“, antwortete Paige und klappte ihren Laptop zu.
Froh