Wie Schneeflocken im Wind. Denise Hunter
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Das klang eigentlich nach einem ganz guten Angebot, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er noch irgendetwas zurückhielt. Und außerdem war sie für diese Tätigkeit eigentlich überhaupt nicht qualifiziert. Doch im Moment hätte sie sogar eine Stelle als Buchhalterin angenommen und auch falsche Aussagen über ihre Qualifikation gemacht, um an einen Job zu kommen.
„Also wir bräuchten möglichst schnell jemanden – genau genommen in ein paar Stunden. Um die Referenzen können wir uns ja auch nachträglich noch kümmern. Könnten Sie sich vorstellen, diese Aufgabe zu übernehmen?“
In Gedanken ging sie noch einmal durch, was dagegensprach, und zwar erstens, dass sie keine Referenzen vorzuweisen hatte, und zweitens, dass sie keine Papiere hatte, weder Ausweis noch Führerschein, noch sonst etwas. Vielleicht würden sie sie ja auch schwarz arbeiten lassen, aber darüber würde sie sich später Gedanken machen.
„Ja, klar“, antwortete sie deshalb. „Vielen Dank.“
Er nannte ihr das Gehalt und fügte dann noch hinzu: „Paige hat gesagt, sie würde Ihnen gern als Teil der Vergütung das Zimmer vermieten – wenn es Ihnen recht ist. Sie müssten es allerdings mit Ihrem Sohn teilen.“
Eden atmete einmal ganz lange und langsam aus. Dass es ihr recht war, drückte nicht annähernd aus, wie erleichtert und dankbar sie über diese Regelung war. So dankbar, dass sie einen Kloß im Hals hatte und heftig schlucken musste.
„Das … also das ist wirklich großartig. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen allen bin.“
„Ach was …“, sagte er achselzuckend. „Wir brauchen eine Haushälterin, und Sie brauchen einen Job – das passt doch perfekt.“
Wo er recht hatte, hatte er recht.
Als ihr jetzt die Tränen kamen, blinzelte sie sie weg und saugte den warmen Blick seiner schokoladenbraunen Augen auf. Dabei merkte sie, dass dieser Blick nicht mehr mitleidig war, sondern einfach mitfühlend.
SIEBEN
Die Frau um die sechzig, die in dem provisorischen Schlafzimmer in einem Doppelbett lag, schaute Eden finster an. Sie hatte silbergraues Haar, ein schmales Gesicht und auffällig blaue Augen. Um die Augen herum hatte sie ein Gespinst aus feinen Fältchen, aber die beherrschenden Linien in ihrem Gesicht waren die beiden senkrechten Falten zwischen ihren spärlichen Augenbrauen. Ihr eines Bein war eingegipst und lag steif und klobig auf dem hellblauen Bettlaken.
„Wer ist denn das?“, fragte Miss Trudy missmutig.
Beau lächelte Eden entschuldigend an und sagte dann zu seiner Tante: „Also wirklich, Tante Trudy, so kannst du doch nicht mit einem Gast umgehen! Kate wird uns den Haushalt führen, und es wäre vielleicht klüger, ein bisschen netter zu ihr zu sein.“
Daraufhin wurde Miss Trudys Blick noch finsterer, und sie fragte: „Ihr habt einen Babysitter für mich engagiert?“
„Jetzt sei doch nicht albern“, sagte Beau. „Wieso sollten wir denn für dich einen Babysitter engagieren? Das ist Kate – und jetzt stelle ich gerade fest, dass ich Ihren Nachnamen noch gar nicht kenne.“
„Du hast also eine völlig unbekannte Person als Babysitter für mich eingestellt?“, fragte Miss Trudy empört.
Bei dem barschen Tonfall der Frau drückte sich Micah immer fester an Eden.
„Bennet“, sagte Eden auf Beaus Bemerkung und spürte, wie sie unter dem prüfenden Blick der älteren Dame rot wurde.
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Trudy. Das hier ist mein Sohn Jack“, stellte sie sich und den Kleinen vor.
„Er bringt sicher ein bisschen Leben ins Haus, wenn ich bei der Arbeit bin“, sagte Beau.
„Ja, großartig! Bettruhe, Schmerzen und einen lärmenden Jungen im Haus. Genau, wie es der Doktor verordnet hat“, bemerkte die Frau mit Zynismus in der Stimme.
Beau warf Eden einen entschuldigenden Blick zu und sagte: „Tut mir leid. Normalerweise ist sie nicht so unleidlich. Na ja, eigentlich doch, aber sie hat einen weichen Kern. Man muss nur ein wenig graben, um ihn zu finden.“
Die Farbe, die ihr zu der direkten Art von Beaus Tante sofort in den Sinn kam, war Indigo. „Wir werden bestimmt gut miteinander auskommen“, sagte sie.
Beau überreichte ihr die Entlassungspapiere der Klinik mit den Anweisungen für zu Hause und sagte: „Miss Trudy soll nichts Schweres heben, aber daran wird sie sich nicht halten, und deshalb sollen Sie sie daran hindern, sich zu überanstrengen. Sie hat in der Klinik zwar Krücken bekommen, aber ich weiß nicht, wie sie damit zurechtkommt.“
„Ach, das bekommen wir schon hin. Mi … also mein Sohn hat sich auch einmal das Bein gebrochen, als er drei war. Wenn ich einen drei Jahre alten Jungen dazu bringen kann, sich ruhig zu verhalten, dann schaffe ich das bei Ihrer Tante bestimmt auch“, versicherte sie.
„Das habe ich gehört!“, war Tante Trudys empörte Stimme durch die Wand zu hören. „Ich bin kein Kind mehr, merkt euch das.“
Ups. Eden biss sich auf die Unterlippe.
Beau senkte die Stimme und sagte: „Ich hätte Sie warnen sollen. Sie hat ein geradezu bionisches Gehör.“
Eden musste über das Gesicht lachen, das er dabei machte, und ihr Lachen klang sogar für ihre eigenen Ohren ziemlich eingerostet.
„Wenn es Ihnen gelingt, sie aus der Küche fernzuhalten“, fuhr Beau leise fort, „dann grenzt das an ein Wunder. Sie ist nämlich eine Art Kontrollfreak, und die Küche ist auf jeden Fall ihr Hoheitsbereich.“
„Okay, ich soll sie aus der Küche fernhalten. Kapiert. Sonst noch etwas?“
„Es sieht im ganzen Haus total chaotisch aus, und die Lebensmittelvorräte sind aufgebraucht, weil es hier in der Zeit, seit sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde, unglaublich hektisch zugegangen ist. Wir sind also mit allem zufrieden, was Sie uns zum Abendessen zaubern“, erklärte er.
„Verstanden“, sagte sie darauf nur.
Dann blätterte er einen Stapel Papiere durch, die in der Küche auf einer Ablage lagen, und gab ihr ein Blatt davon. Es war das W-4-Formular, die Vollmacht des Arbeitnehmers an den Arbeitgeber, die Steuer direkt vom Lohn abzuziehen und abzuführen. Als sie es sah, wurde ihr ziemlich mulmig zumute.
„Bitte füllen Sie das doch bei Gelegenheit aus, ja?“, bat Beau sie.
„Sonst noch etwas?“, fragte sie rasch, um die Sache möglichst schnell hinter sich zu bringen.
„Wo ist mein Strickkorb?“, rief Miss Trudy in dem Moment. „Und was ist das für ein Geruch? Es stinkt nach Babykotze.“
Als