Das Mal der Burgherrin. Sabine Müller

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Das Mal der Burgherrin - Sabine Müller

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war bereits in vollem Gange. Auch die Zweibrücker kamen gerade herunter.

      „Guten Morgen. Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen.“

      „Ja, danke. Guten Morgen.“

      „Es ist schade, dass ihr nicht noch ein paar Tage länger bleiben könnt. Die Jagd und das anschließende Festmahl hätten euch bestimmt gefallen.“

      „Das tut uns auch leid, aber Karl muss zurück zu Graf Walram.“

      Die Pagen hatten nur zwei Tische gedeckt. Das Gesinde speiste morgens in der Küche und im Gesindehaus und aß dort auch eine Kleinigkeit zu Mittag. Nur abends wurde ein gemeinsames Mahl im großen Rittersaal abgehalten. Sie stellten nun frischgebackenes Brot, Butter, Käse und Äpfel auf den Tisch und reichten dazu Milch und verdünnten Wein.

      Nach dem Essen erhoben sich die Gäste und verabschiedeten sich von Margareta und Philipp.

      „Richtet Simon noch Grüße von uns aus. Wir freuen uns auf ihn. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“

      „Das hoffen wir auch, kommt gut heim, auf Wiedersehen!“

      Die Zweibrücker begaben sich zu ihren Gefolgsleuten und brachen auf.

      Margareta nahm sich einen Apfel. Sie hatte gehofft Simon an der Tafel zu treffen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln, doch dieser schlief noch, genauso wie die anderen Ritter. Nachdem sie den Apfel gegessen hatte, wandte sie sich an Philipp: „Ich gebe Johanna noch ein paar Anweisungen, was sie alles im Tal besorgen soll. Gleich kommt der Tuchhändler mit seinen Stoffen.“

      „Ich lass dem Fuhrmann sagen, dass er den Zweispänner für die Hauswirtschafterin richtet.“

      „Danke, ich gebe ihr Bescheid.“

      Sie erhob sich und verließ ebenfalls den Saal. Dann trat sie auf den Hof. Es dämmerte gerade und Margaretas Blick wanderte über die Burganlage, die immer mehr zum Leben erwachte. Sie bestand aus einer Oberburg, die auf einem Felsplateau errichtet worden war, und einer Unterburg, die sich ein Stück tiefer, um den Felsen herum gruppierte. Auf dem Plateau befand sich der schmale, lange Palas mit den Gemächern von Simon, Walther, Bruder Hubertus und den Rittern. Auch Gäste wurden dort untergebracht und es gab einen Baderaum. Knappen und Pagen schliefen im Dachgeschoss. An den Palas schloss sich im Westen ein breiterer Bau an, in dem sich im Erdgeschoss der Rittersaal und im Obergeschoss die Kemenate der Grafenfamilie sowie Margaretas privates Gemach befanden.

      Ein weiteres Gemach stand leer. Es gehörte Philipps Halbbruder, Ludwig von Saarwerden. Dieser war der Sohn von Philipps Vater Friedrich II. und seiner ersten Frau, die kurz nach dessen Geburt verstarb. Ludwig kämpfte 1278 für König Rudolf von Habsburg in der Schlacht von Dürnkrut. Er war einer von sechzig Rittern, die in der Schlacht unter Führung von Ulrich von Kapellen auf dem Marchfeld die entscheidende Wendung brachten. Die Mannen Ottokars von Böhmen wurden in die Flucht geschlagen, obwohl diese zahlenmäßig überlegen waren, und König Rudolf konnte seinen Thron behaupten. Wie viele, die sich in der Schlacht besonders hervorgetan hatten, erhielt auch Ludwig eine Lehensburg in Österreich.

      Nach der Schlacht zog er mit seiner Gemahlin Biella von Saarbrücken auf seine neue Burg. Er verzichtete auf alle Rechte an der Homburg.

      Margareta überquerte den Oberhof, welcher durch eine Mauer mit Zinnen begrenzt wurde, und stieg die Treppe zur Unterburg hinunter. Dort befanden sich gleich an den Felsen angebaut Marstall und Küche. Gegenüber erhoben sich Gesindehaus und Schmiede, die an die nördliche Mauer angrenzten.

      Östlich an das Felsplateau schloss der hohe Bergfried an, in dem sich das Turmgemach des Grafen befand und von dem aus man die ganze Gegend sowie die Via Regalis, die große Heerstraße, überblicken konnte. Auf der Turmspitze wehte eine Fahne mit dem Wappen der Grafen von Homburg – ein weißer Löwe auf blauem Grund – im Wind. An den Turm schlossen die Schildmauer und der tiefe Halsgraben an, welche die Bergnase nach Osten sicherten.

      Im Süden vor der kleinen Kapelle befanden sich Keller und Waffenkammer. Im Westen lagen die Stallungen für die Hühner, Kühe und Schweine sowie ein Garten, in dem Gemüse und Kräuter angebaut wurden und ein paar Apfelbäume wuchsen. Dort war die Anlage nur von Palisaden begrenzt, da der anschließende Hang so steil war, dass man keine Mauer benötigte.

      Auf dem Unterhof trotteten ein paar Jagdhunde. Nebel und Dunst stiegen von der Burg in Richtung Tal ab. Der Gestank nach Tieren, insbesondere Schweine, Mist und Rauch hing über dem Burghof.

      Margareta schlang ihren Schal fester um sich und begab sich in die Küche, wo sie die Hauswirtschafterin Johanna antraf.

      „Johanna, Fuhrmann Berthold fährt dich gleich hinunter ins Tal, damit du die Bestellungen für die Jagd aufgeben kannst.“

      „Wie Ihr wünscht, Herrin.“

      Johanna knickste und ging hinaus auf den Hof, wo bereits der Zweispänner wartete, und nahm auf dem kleinen Karren Platz. Die Pferde setzten sich in Bewegung. Sie fuhren durch das Burgtor, den Bergrücken entlang, bis sie zu dem steilen Weg gelangten, der den Berg hinunter Richtung Dorf führte. Berthold musste den Bremshebel ordentlich ziehen und die Pferde sehr langsam traben lassen, damit sie von dem Wagen nicht den Berg hinunter getrieben wurden. Auf dem Berghügel, der früher von einem Buchenmischwald umgeben war, wuchsen nur noch Gräser und Sträucher und ein paar vereinzelte Bäume. Die übrigen Bäume waren zahlreichen Rodungen zum Opfer gefallen.

      Die kleine Siedlung erschien in ihrem Blickfeld. Um einen großen Platz, auf dem sich ein Brunnen befand, gruppierten sich mehrere Häuser. Nur das große Wirtshaus und das Haus des Steinmetzes waren aus Steinen gemauert. Schultheiß, Bäcker, Krämer und Wundarzt hatten strohgedeckte Fachwerkhäuser mit Steinsockel. Um diese besseren Häuser siedelten sich die einfachen Hütten der Burgmannen an, die, wenn sie nicht gerade für den Grafen arbeiteten, einfachen Handwerken, wie Drechseln, Weben, Töpfern oder Schuhe flicken nachgingen. Weiter unten, am Erbach, der munter dahin plätscherte, befand sich das Haus des Metzgers.

      Drei Mägde standen an einem Brunnen und unterhielten sich. Neugierig blickten sie zu dem Zweispänner. Der Karren hielt schließlich vor dem Haus des Krämers. Berthold sprang herunter und half Johanna beim Absteigen. Diese klopfte sogleich an die Tür des Ladens und trat ein.

      „Guten Morgen, Johanna.“

      „Guten Morgen. Ich möchte ein paar Dinge für die Drückjagd bestellen. Die Sachen musst du für morgen richten. Berthold holt sie in der Frühe bei dir ab.“

      „Dann sag mir, was ihr braucht.“

      „Wir brauchen drei Krüge Honig, vier Fässer Wein, sechs Krüge Met und ein Fass Salzheringe.“

      „Morgen früh steht alles bereit.“

      Johanna verabschiedete sich von dem Krämer und fuhr mit Berthold weiter zu dem Bauernhof östlich des Ortes. Das Gebiet um die Homburg herum bestand hauptsächlich aus unfruchtbarem Bruch mit Schilfgräsern. Nur auf höher gelegenen Flächen war Ackerbau möglich.

      Das Gehöft, welches schon von weitem zu sehen war, war ein Lehen der Burg und hieß Naunhof. Dort ließ sie ebenfalls Dinge für die Jagd richten, in erster Linie Gemüse wie Rüben, Karotten, Kohl, und Nüsse aber auch Schinken und ein Schwein zum Braten. Bei so vielen Gästen mussten zu den Lehnabgaben noch Dinge hinzugekauft werden.

      Kurz vor Mittag kehrten Johanna und Berthold zurück.

      In

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