Das Mal der Burgherrin. Sabine Müller
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Margareta beschloss nach Simon zu sehen und machte sich auf den Weg zum Ritterübungsplatz, der sich östlich vor der Burg befand. Dort angekommen entdeckte sie ihn gleich. Simon war mit ein paar Rittern zu Gange. Auch Walther war dabei und machte eine scherzhafte Bemerkung zu seinem Vetter. Er wirkte nicht so verbittert wie sonst. Vielleicht würden die beiden doch noch Freunde werden. Aber ganz traute sie Walther nicht über den Weg. Er war so übellaunig und verschlossen. Man konnte es ihm nicht verdenken, bei allem, was er durchgemacht hatte. Trotzdem war sie froh, dass er nach dem Winter endlich ins Kloster gehen würde.
Als Simon sie erblickte, lächelte er kurz in ihre Richtung. Die Gräfin sah eine Weile bei den Übungen zu. Sie war sehr stolz, als sie sah, wie Simon so geschickt mit dem Schwert umgehen konnte.
Als sie zurück zur Burg ging, fragte sie in der Küche die Köchin, eine ältere, rundliche und gutmütige Frau namens Berta, wann das Essen fertig sei.
„Der Eintopf ist bald gar, werte Gräfin.“
Margareta stieg hinauf in den Bergfried zu Philipps Turmgemach, um ihn zum Essen abzuholen. Sie klopfte an und trat ein.
„Na, wie war dein Morgen?“
„Ganz gut. Habt ihr Stoffe herausgesucht?“
„Ja, ich kann Simon ganz neu einkleiden. Kommst du mit zum Essen?“
„Das ist ein guter Vorschlag.“
Im Rittersaal hatten sich Ritter und Knappen einschließlich Simon und Walther bereits eingefunden, als der Graf und die Gräfin eintraten. Das Training an der frischen Luft hatte sie hungrig gemacht. Sie unterhielten sich angeregt. Margareta nickte ihnen lächelnd zu. Sie nahmen am Kopfende der Tafel Platz und der Mönch sprach einen Segensspruch. Das Mahl wurde eröffnet. Die Pagen verteilten das Essen und schenkten Getränke aus. Die Ritter aßen begierig von dem warmen Eintopf und tranken verdünnten Wein dazu. Alle sprachen von der bevorstehenden Jagd und wie man es am besten anstellen sollte, „König der Jagd“ zu werden, denn dieser bekam nicht nur das beste Stück des Bratens, sondern auch noch ein Fass Wein. Auch Simon malte sich seine Chancen aus, was Philipp aber belächelte, weil er nicht glaubte, dass ein Vierzehnjähriger, der noch nicht einmal Knappe war, zu so etwas fähig sein sollte. Bei der Jagd waren sehr erfahrene Jäger zugegen.
Als das Mittagsmahl zu Ende war, beschloss Margareta sich mit den Edelfrauen der Burg in ihren privaten Gemächern zu treffen, um zu planen, was für die Jagd noch zu richten sei.
Sie gingen den ganzen Ablauf durch. Am Vortag der Jagd würden im Laufe des Nachmittags die Gäste eintreffen. Es kamen vier Grafen und höhere Herren zusammen mit ihren Gattinnen, Rittern und Gefolgsleuten. Abends würden sie dann gemeinsam speisen. Die Edelleute würden in den Gästekammern des Palas schlafen. Ritter und Gefolge müssten bei den Knappen auf dem Dachboden und im Gesindehaus untergebracht werden. Vielleicht müsste auch jemand im Wirtshaus übernachten. Das Mahl würde nicht zu lange dauern, da die Jagd vor Sonnenaufgang eröffnet werden sollte. Nach der Jagd würden die Tiere ausgenommen, Felle gehäutet und das Fleisch, welches für abends bestimmt war, gerichtet werden. Die Reste sollten zu Schinken, Wurst und Pökelfleisch verarbeitet werden. Einen Teil durften die Grafen mitnehmen, aber der größte Teil blieb auf der Homburg. Abends würde ein Festmahl abgehalten werden, auf dem der „König der Jagd“ gefeiert werden würde. Sie hatten sogar ein paar Gaukler bestellt, die für ausreichend Unterhaltung sorgen sollten. Am darauf folgenden Tag würde die Gesellschaft wieder aufbrechen.
Kapitel 3
Nach dem Essen ging Walther, auf seinen Stock gestützt, mit Jakob hinaus. Sie begaben sich auf den Weg in Richtung Burgtor. Kurz nach dem Tor kreuzte Ritter Thomas ihren Weg. „Wo wollt ihr denn hin?“
Walther und Jakob sahen sich kurz an und Walther antwortete: „Wir wollen nur in Richtung Naunhof gehen, dort soll eine Kräuterfrau sein, die vielleicht ein paar Kräuter gegen die Schmerzen in meinem Bein hat.“
„Ach so, und ich dachte schon, ihr wolltet euch die Jagdroute ansehen, weil ihr euch irgendwelche Hoffnungen macht!“
Thomas ging grinsend von dannen und Walther und Jakob nahmen den Weg über den Bergrücken und bogen dann in Richtung Südosten zum Wald ab.
„Zum Glück hat sich Thomas abschütteln lassen.“
„Ja, da hatten wir wirklich Glück! Heute Morgen hat auch alles hervorragend geklappt. Simon ist ganz verrückt danach, mit dem Sauzahn ein Tier zu erledigen. Ich habe ihn gefragt, ob er mit mir heimlich vorgehen wolle, damit wir uns an einer günstigen Stelle im Wald verstecken können, von der aus er ganz nah an die Wildschweine herankäme. Er war Feuer und Flamme und hat mich kein einziges Mal mehr „Krüppel“ genannt.“
Sie gingen ein gutes Stück des Weges in den dichten Buchenwald hinein, bis sie zu einer Schneise kamen.
„Hier versammelt sich die Jagdgesellschaft. Zuerst werden die Schützen losgeschickt, damit sie Position beziehen können. Dann machen sich die Treiber und die Hundeführer mit den Hunden auf den Weg. Sie treiben das Wild aus dem Unterholz von den Hängen ins Tal und dieses flüchtet über seinen Fernwechsel bis zu dem Teich im Wald. Unterwegs warten die Schützen und versuchen so viele Tiere wie möglich zu erwischen, aber es werden immer noch einige Tiere unten am Teich ankommen.“
Nach einer kurzen Pause, weil Walther mit seinem Bein nicht so gut laufen konnte, brachen sie auf, den Berg hinunter in Richtung Tal. Ein paar Hasen schreckten auf und flohen hakenschlagend.
„Die Hasen brauchen bei der Jagd keine Angst zu haben. Die Herren zielen nur auf Wildschweine, Rehe, Hirsche und Auerhähne.“
Sie durchquerten das Tal und der Wald wurde lichter.
„Dort vorne links sind die Felsen, auf denen ich warten werde, und Ihr müsst dort im Unterholz vor dem Hang mit Simon ausharren.“
„Die Pferde müssen wir hinter diesem Berg verstecken. Das müsste hoffentlich weit genug sein, dass sie nicht durchgehen, wenn die Treiber mit den Hunden kommen.“
„Lasst uns zurückgehen, Herr, nicht, dass uns Thomas noch vermisst.“
„Ich werde zum Übungsplatz gehen und mich um Simon kümmern.“
Sie machten sich auf den Rückweg. Bergauf war für Walther eine große Qual, Jakob stützte ihn ab, so gut er konnte. Zum Glück konnte er bei der Jagd ein Pferd benutzen.
Am Übungsplatz waren die Ritter und Knappen fleißig damit beschäftigt, mit Pfeil und Armbrust zu üben. Thomas kam zu ihnen herüber.
„Na, habt ihr eure Kräuter bekommen?“
„Leider nicht. Wir haben die Kräuterfrau nicht mehr angetroffen.“
Simon rief von Weitem: „Wo hast du nur gesteckt, hast wohl einen Mittagsschlaf gehalten? Komm und üb dich mit Pfeil und Bogen, damit du bei der Jagd auch einen Treffer landest! Jakob kann auch probieren!“
Walther und Jakob traten zu Simon und nahmen sich Pfeil und Armbrust. Knechte nahmen nicht an der Jagd teil, mussten sich aber trotzdem von Zeit zu Zeit an den Waffen üben, damit sie bei einem Angriff