Das Mal der Burgherrin. Sabine Müller

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Das Mal der Burgherrin - Sabine Müller

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einen Pfeil ein. Er spannte die Sehne und zielte auf die Zielscheibe. Der Pfeil surrte los und traf genau ins Schwarze. Jakob war ein sehr guter Schütze. Die anderen sahen ihn bewundernd an.

      „Das war großartig! Schade, dass du morgen bei der Jagd nicht schießen darfst! Du hättest gute Chancen, so manch einen Edelmann auszustechen.“

      Als Nächster schoss Walther. Sein Pfeil verfehlte die Mitte um einige Fingerbreit.

      „Du solltest lieber deinen Reitknecht schießen lassen“, erklang Simon. Jetzt bezog dieser Stellung und schoss in Richtung Ziel. Sein Pfeil verfehlte die Mitte um Daumenbreite.

      „Das war zwar noch nicht perfekt, aber immerhin besser als bei Walther!“, lobte ein Ritter. Auch die anderen Ritter und Knappen schossen nun reih um, bis sich Philipp ihnen näherte.

      „Na, lasst ihr euren Grafen auch mal für die Jagd üben, damit er nicht als Schlechtester abschneidet?“

      Die Ritter ließen dem Grafen den Vortritt und sahen gespannt zu, wie dieser die Armbrust nahm und mit dem Pfeil die Sehne spannte. Er kniff die Augen zusammen, zielte und traf ebenfalls genau ins Schwarze.

      „Da, seht her, hat das heute schon jemand von euch geschafft?“

      „Ja, Walthers Knecht Jakob!“, antwortete Simon.

      „Was, ein einfacher Knecht? Das müsst ihr mir erst einmal beweisen!“

      Die Knappen schoben Jakob nach vorne und reichten ihm Pfeil und Armbrust. Dieser verzog leicht das Gesicht. Er setzte den Bogen an, zielte zuerst in die Mitte und zog dann die Armbrust unmerklich etwas zur Seite. Der Pfeil landete am äußeren Rand der Zielscheibe.

      „Das dachte ich mir doch gleich, dass das ein Knecht nicht kann! Das war wohl ein Zufallstreffer gewesen!“

      Jakob senkte die Armbrust und reichte sie einem Ritter. Er zog sich zurück. Walther schaute ihm nach. Philipp befahl den Knappen, die Waffen wieder in die Waffenkammer zu tragen und die Übungen somit zu beenden. Die Pagen, welche zugesehen hatten, sollten zur Küche gehen, um beim Auftragen des Abendmahls zu helfen.

      Doch auf einmal erklang eine leise Musik und Geklapper, welches immer lauter wurde. Schnell eilten die Jungen und Männer dem Lärm entgegen.

      Ein Page rief laut: “Die Gaukler kommen! Die Gaukler!“

      Tatsächlich zog eine Gruppe von Gauklern den Weg hinauf. Die Musikanten und Sänger gingen zu Fuß und spielten Flöte und Laute und einer trommelte. Auf dem kleinen Wagen saßen ein paar Frauen, die in bunte, hübsche Gewänder gehüllt waren. Das klapprige Pferd wurde von einem großen, kräftigen Mann geführt, der nur ein Feuerschlucker sein konnte. Hinter dem Wagen trotteten ein paar Kinder, Ziegen und ein Hund.

      Die Pagen und Burgkinder bildeten ein Spalier und der bunte Zug bewegte sich Richtung Burgtor, wo er zum Stehen kam.

      „Wo ist der Herr dieser Burg?“, fragte der Feuerschlucker, welcher der Anführer zu sein schien.

      Philipp trat hervor. „Seid gegrüßt, wir haben euch eigentlich erst morgen erwartet!“

      „Wir sind einen Tag früher aufgebrochen, weil es sehr kalt zu werden schien. Wir hoffen, dass ihr uns schon heute Quartier gewähren könnt, werter Graf.“

      Der Feuerschlucker senkte unterwürfig den Kopf.

      „Ihr könnt eure Zelte hier neben dem Übungsplatz aufbauen. Ich werde in der Küche Bescheid geben lassen, dass man euch später etwas zu Essen bringt!“

      „Vielen Dank, Herr!“

      Die Gaukler führten ihren Wagen zur Seite und begannen gut gelaunt ihre Zelte aufzuschlagen. Sie hofften, dass sie auch nach der Jagd noch ein paar Tage hier verbringen konnten. Philipp schickte einen Pagen zur Köchin und brach mit den Rittern zum Essen auf. Im Saal saßen bereits Margareta, die Edelfrauen und Bruder Hubertus. Dieser segnete wie immer die Mahlzeit und alle langten eifrig zu.

      „Könnten die Gaukler nach dem Essen nicht schon ein bisschen für Unterhaltung sorgen, wenn sie schon hier sind?“, fragte Margareta an Philipp gewandt.

      „Warum nicht? Ich werde sie vom Haushofmeister rufen lassen, sie sollen aber nur musizieren und singen. Den Rest sollen sie sich für das große Fest aufheben.“

      Philipp winkte Ulrich, den Haushofmeister, herbei und unterrichtete ihn.

      Als das Essen abgeräumt wurde, betraten die Musikanten und Minnesänger die Empore. Bald schon ertönten abwechselnd lustige Volkslieder und traurige Balladen. Die Sänger erzählten in ihren Liedern von mutigen Rittern, hübschen Burgfräuleins, wilden Drachen und grausamen Herrschern. Margareta liebte die Musik, sie wiegte sich im Takt hin und her. Bald sang der ganze Saal mit.

      Bruder Hubertus meinte später zu Philipp: „Lasst Eure Leute nicht zu lange feiern, Herr. Morgen wird ein anstrengender Tag für alle!“

      Doch der Graf ließ sie noch eine Weile gewähren, bis er den Musikanten bedeutete aufzuhören. Ohne die musikalische Unterhaltung löste sich die Gesellschaft bald auf.

      Kapitel 4

      Am Vortag der Jagd musste vieles erledigt werden. Philipp schickte Fuhrmann Berthold zum Krämer und zum Bauer, um die bestellten Sachen abzuholen. Mit den Jägern hielt er eine kurze Besprechung ab.

      Währenddessen traf sich Margareta in der Küche mit der Köchin und der Hauswirtschafterin.

      „Als Erstes muss Brot gebacken werden, eine Magd soll im Hühnerstall Eier holen. Wenn Berthold mit den Sachen da ist, müssen diese in den Vorratsraum gebracht werden. Ich habe Honig und Nüsse bestellt. Äpfel sind noch genug da. Backt dann die Kuchen.“

      „Was sollen wir für heute Abend vorbereiten, Herrin?“

      „Für heute Abend braten wir das Schwein, welches wir vom Bauer bekommen. Die Knechte sollen ordentlich Holz herbeischaffen. Dann reichen wir Brot, Wein und Gemüse und Salzheringe für Bruder Hubertus.“

      Bruder Hubertus hatte als Mönch ein Gelübde abgelegt, dass er kein Fleisch essen würde, das von Tieren stammte, die mehr als zwei Beine hatten.

      „Morgen früh gibt es nur eine schnelle Vesper aus Brot, Butter, Käse und Eiern. Die Männer werden sich für den Mittag Brot und Schinken mitnehmen, für die Frauen bereitet ihr einen Eintopf.“

      Die Köchin fuhr sich nervös mit der Hand an die Schläfe. Bei dem Gedanken an die viele Arbeit, die vor ihnen lag, schoss ihr die Röte ins Gesicht und das Herz schlug ihr bis zum Halse.

      „Fehlt dir etwas?“, fragte Margareta.

      „Nein, nein, ich wäre nur froh, wenn es schon morgen Abend wäre und wir alles hinter uns hätten. Ich habe so ein ungutes Gefühl, als ob irgendetwas schief gehen wird, Herrin.“

      „Aber Berta, was soll denn schief gehen? Du hast doch schon so oft für so viele Leute gekocht! Trink mal einen Schluck Wasser, dann wird es dir gleich wieder besser gehen! Für abends nehmen übrigens die Männer zusammen mit dem Metzger das Wild aus. Ich hoffe, sie bringen es rechtzeitig, damit wir nicht zu spät essen. Dazu gibt es Gemüse, Brot, Äpfel in

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