Maritime Erzählungen - Wahrheit und Dichtung. Detlev Sakautzky
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Der Bestmann und Hans Blank kuppelten beide Kurrleinentrommeln ein und lösten die Handbremsen.
„Kurrleinenwinde klar zum Hieven“, meldete der Bestmann durch Zuruf dem Kapitän.
Der Wind kam von Steuerbord.
„5 Grad Steuerbord“, befahl der Kapitän den Rudergänger.
„5 Grad Steuerbord“, wiederholte der Rudergänger und befolgte die Anordnung.
„Hau los!“, rief der Kapitän nach achtern.
„Hau los“, wiederholte Ortwin, der auf die Order des Kapitäns gewartet hatte.
Er löste das belegte Bändsel auf dem Sicherungsstift, zog den Stift heraus und schlug mit der Brechstange die Sliphakenhalterung nach oben frei. Der lose Bügel des Sliphakens öffnete sich und beide Kurrleinen fielen nach unten weg.
„Hiev up!“, rief der Kapitän und legte den Maschinentelegraphen auf „Langsame Fahrt Voraus“.
„Hiev up“, wiederholte der Bestmann und begann mit dem Hieven beider Kurrleinen, die über die Galgen- und Königsrollen zu den Windentrommeln führten und gleichmäßig aufgeleitet wurden. Das Aufleiten erfolgte über einen Leitwagen, der mittels eines großen Handrades, über Getrieberäder und einer Zahnstange, durch einen kräftigen Decksmann mit der Hand bewegt wurde. Die Kurrleinen waren durch eingespleißte Kardeele markiert. Auf einer Länge von hundert Metern waren zwei Marken, auf einer Länge von fünfzig Metern war eine Marke eingespleißt, die der Bestmann beim Hieven zählte. Die letzten fünfzig Meter der Kurrleinen hatten drei Marken.
„Letzte fünfzig“, meldete der Bestmann dem Kapitän.
Der Hievvorgang wurde durch den Bestmann unterbrochen.
„Hart Steuerbord“, war die Order des Kapitäns an den Rudergänger, der die Weisung sofort ausführte.
Der Trawler wurde soweit gedreht, bis er mit der Steuerbordseite quer zur See lag.
„Halbe Fahrt Zurück“ und „Maschine Stopp“, waren die nacheinander folgenden Befehle des Kapitäns an den Maschinenfahrstand.
„Hiev up“, befahl der Kapitän, nachdem das Schiff keine Vorausfahrt mehr machte.
Der Bestmann hievte langsam die letzten fünfzig Meter der Kurrleinen.
„Achter Brett kommt“, rief Sörn, der mit seinem Zwillingsbruder Björn das Abfangen des Seitenscherbrettes vorbereitete.
Der Bestmann hievte die achtere Kurrleine ganz langsam bis das aus Wirbel, Quetschglied und Schäkel bestehende Element in der oberen Galgenrolle sichtbar wurde.
Björn warf die Abfangkette durch den kleinen und großen Bügel des Seitenscherbrettes und befestigte diese in den Abfanghaken, der am oberen Teil des Galgens angeschäkelt war.
Der Bestmann fierte die achtere Kurrleine auf Sörns Handzeichen ein. Das Scherbrett hing jetzt fest in der Abfangkette. Es kam „Lose“ auf die Kurrleine. Björn und Sörn lösten das Quetschglied aus dem G-Haken und die Sicherungskette für den Zwischenstander.
„Achtern klar zum Hieven“, rief Björn.
Der Bestmann kuppelte die Steuerbordwindentrommel aus.
Jetzt wurde das vordere Seitenscherbrett mit der Backbordwindentrommel vorgehievt.
Chris und Hans Kubutat fingen das vordere Seitenscherbrett mit der Abfangkette ab, Chris gab das Zeichen zum Einfieren.
Es kam „Lose“ auf die Kurrleine. Hans nahm den G-Haken aus dem Quetschglied. Chris löste die Sicherungskette für den Zwischenstander.
„Kurrleine klar zum Hieven!“, rief Chris.
Der Bestmann kuppelte die Steuerbordwindentrommel ein und hievte ganz langsam beide Kurrleinen.
Die durch das Hieven entlasteten Brettstander beider Seitenscherbretter wurden abgeschäkelt. Vorher wurden sie, vorn und achtern, mit dem Bootshaken griffbereit durch Chris und Björn, herangezogen.
Die Fünfzig Fuß-Stander wurden gehievt, die anschließenden „Ponnybretter“, Spreizmittel für die Flügel, vorn und achtern, abgefangen und abgeschäkelt. Beim Weiterhieven kam das Rollengeschirr aus dem Wasser. Es wurde in Höhe des Schanzkleides, unter Berücksichtigung der durch den Seegang verursachten Krängung des Schiffes nach Steuerbord, eingefiert und binnenbords abgelegt.
Die gut gefetteten Klauen der Kurrleinenwinde wurden ausgekuppelt, die mechanischen Bandbremsen fest angezogen.
Die Decksleute holten die vorderen und achteren Netzstander und Flügel mit der Hand unter Mitwirkung der Krängung des Schiffes ein.
Zügig wurde eingeholt, sobald das Schiff nach Steuerbord überholte. „Hol weg“, rief Martin. Die Decksleute zogen gleichmäßig die „Lose“ weg. Chris hievte das Höhenscherbrett und Oberblatt des Netzes, mithilfe des „Pferdes“, einer Leine aus Sisal, über den „Toten Mann“, einer Decksstütze mit Leitrolle, bis in die Höhe des Schanzkleides. Martin pickte den Flitzerhaken in die Mitte der oberen Randleine, der Haedleine, ein. Der „Flitzer“ wurde über den schnell laufenden kleinen Spillkopf durch Chris gehievt. Es kam „Lose“ in das Oberblatt. Das Vornetz wurde durch die Decksleute mit der Hand weiter eingeholt, bis das Trichterstück erreicht war.
Martin legte mit dem Netzmacher einen kurzen Herkulesstropp zweimal um das Trichterstück.
„Pick den Flitzerhaken ein!“, rief Martin.
Der Netzmacher pickte den Flitzerhaken in die Augen des Stropps ein.
„Hiev up!“, rief Martin.
Chris legte drei Törns um den Spillkopf und hievte den „Flitzer“. Das Trichterstück und der Tunnel kamen nach oben, der Fisch rutschte im Tunnel nach unten in den Steert.
Martin legte mit dem Netzmacher einen neuen Stropp um den Tunnel, sobald dieser bis zum Block des „Flitzerstags“ hoch genug gehievt war.
„Lets go!“, rief Martin und schaute nach Chris.
Chris warf den „Flitzer“ vom Spillkopf. Das gehievte Netzteil fiel nach unten. Nach dem Loswerfen des Flitzers klemmte Martin mit dem Gewicht seines Oberkörpers das Netz am Schanzkleid fest, um ein Herausgleiten des Tunnels zu verhindern. Der Netzmacher löste den Flitzerhaken und pickte diesen in die beiden Augen des neu umgelegten Stropps ein.
Es wurde weiter gehievt, bis der volle Steert sichtbar wurde. Der Kapitän, der aus dem offenen Brückenfenster das Einholen des Fanggeschirrs überwachte, schätzte sechzig Korb, sehr großen Kabeljau. Martin legte zusammen mit dem Netzmacher den dicken Hievstropp, aus sechskardeeligem Herkules, dreimal um das obere Ende des vollen Steertes und hakte den „Bobbyhaken“ in die Augen des Stropps ein.
„Hiev up, Bobby!“, rief Martin.
„Hiev up, Bobby“, wiederholte laut der Backbordwindenmann, legte vier Törns des Bobbyläufers um den großen Spillkopf auf der Backbordseite der Kurrleinenwinde und begann mit dem Hieven des vollen Steertes.
„Alles unter raus“, rief Martin. Die