Der Duft von Pfirsichen. Denise Hunter
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Читать онлайн книгу Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter страница 15
Plötzlich zupfte er am Schild seiner Baseballkappe und wandte sich zum Gehen. „Ich muss los. Sag deinem Bruder, dass ich nicht mehr länger auf ihn warten konnte.“
Und dann war er weg und mit ihm ein Stück ihres Herzens.
KAPITEL 9
Es war längst Herbst, als Cruz Zoe wiedersah. Er erledigte gerade seine letzte Holzlieferung des Tages. Er parkte seinen Truck neben dem Bauernhaus der Plantage.
Als er ausstieg, entdeckte er Zoe, die in einem Paar abgeschnittener Hosen und einem roten T-Shirt, das in der Taille zusammengeknotet war, auf die Veranda ihrer Großmutter trat. Ein Streifen cremeweißer Haut bannte seinen Blick. Er knirschte mit den Zähnen, während er anfing, die Bohlen für die Veranda abzuladen, und erinnerte sich an das Versprechen, das er Brady gegeben hatte: dass er nämlich auf Zoe aufpassen würde, während der auf dem College war.
In Anbetracht der Tatsache, dass es Monate her war, dass er Zoe zuletzt gesehen hatte, kam er seiner Aufgabe nicht besonders gut nach. Es hieß, sie habe ihr zweites Knöllchen für zu schnelles Fahren bekommen, und deshalb sei ihr Führerschein vorläufig weg. Vielleicht würde sie das ein bisschen bremsen.
„Was machst’n du da?“, fragte sie.
„Ich lade das Holz für die Veranda deiner Großmutter ab.“
Schnell wandte er den Blick von ihrer schlanken Figur ab. Sie trug das Haar heute offen, eine lockige Masse, die ihr über die Schultern floss. Das Sonnenlicht glitzerte darauf und verwandelte es in strahlendes Kupfer. Anfangs war es nur ihr Aussehen gewesen, das ihn an eine schöne Löwin erinnerte. Aber jetzt wusste er, dass ihr Temperament auch dem einer Löwin entsprach.
Mi Leona. Bei dem abstrusen Gedanken schüttelte er den Kopf. Sie war nicht die Seine. Weder Löwin noch sonst etwas.
Er schnappte sich einen Armvoll Holz und wich ihr aus, wobei ihm auf dem Weg zur Rückseite des Hauses ihr Nissan in der Auffahrt auffiel.
„Ich dachte, du darfst gar nicht mehr fahren.“
Sie lud einen Armvoll Bretter neben ihm ab. „Ist doch nur die Straße runter. Ich werde schon nicht erwischt.“
„Wenn du nicht aufpasst, bist du deinen Führerschein bald los, bis du sechzig wirst.“
„Ich habe schon einen großen Bruder, Cruz. Noch einen brauche ich nicht.“
Ihr Tonfall war ungewöhnlich zickig, und er fragte sich, was er falsch gemacht hatte. Vielleicht vermisste sie Brady. Auch wenn sie sich neckten und zankten, standen sie sich doch sehr nahe.
Schweigend half sie ihm, den Rest abzuladen. Als er die Heckklappe endlich schloss, stand die Sonne über den Hügeln. Er schickte Zoe mit den Papieren hinein, und sie kam kurz darauf mit dem Klemmbrett und der Unterschrift ihrer Großmutter wieder.
„Komm, dreh eine Runde mit mir“, sagte sie.
„Du sollst doch gar nicht fahren.“
„Dann fährst du.“
„Zoe …“
„Hast du jetzt Feierabend?“
Er presste seine Lippen zusammen. Das war verlockender, als ihm recht war. Du hältst doch nur dein Versprechen gegenüber Brady, sagte seine eine Gehirnhälfte. Brady würde dich umbringen, wenn er wüsste, was für Gedanken du über seine Schwester hast, sagte die andere.
„Na, dann steh halt rum und verbrauche den ganzen Sauerstoff. Ich jedenfalls mache jetzt eine kleine Spritztour.“ Mit wehendem Haar wirbelte Zoe herum und stieg in ihr Auto.
„Halt!“
Sie startete den Motor und sah ihn durchs offene Fenster mit diesem frechen Lächeln an. „Und was willste jetzt machen?“
„Pequeño mocosa“, murmelte er und rieb sich die Stirn.
„Hast du mich gerade ein kleines Gör genannt? Ich habe dieses Jahr Spanisch, weißt du.“
„Wow, ein ganzes Jahr. Da kann ich bestimmt nie wieder was vor dir verbergen.“
Sie funkelte ihn aus schmalen Augen an und schaltete auf „Fahren“. „Adios, amiga.“
„Amigo. Ich bin ein Mann.“
„Ach, echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Sie gab vorsichtig Gas. „Hasta la vista, amigo.“
„Warte.“ Schwer seufzend langte er nach dem Türgriff. „Rutsch rüber.“
Auf ihren Lippen formte sich ein zufriedenes Lächeln. Sie stellte den Schaltknüppel auf „Parken“ und schob sich über die schmale Mittelkonsole.
„Was ist mit meinem Truck?“
„Der steht da gut.“
„Solltest du deiner Großmutter nicht sagen, dass du mit mir wegfährst?“
Sie grinste verwegen. „Hab ich längst gemacht.“
War er so vorhersehbar? Er warf ihr einen Blick zu, während er den Wagen die geschotterte Auffahrt hinunterlenkte. Es war ein kleines Auto, und ihre Schultern berührten sich beinahe. Ihr blumiger Duft umwölkte ihn wie ein Zauberspruch, der das Herz in seiner Brust lauter schlagen ließ.
Als sie am Ende der Auffahrt ankamen, bremste er. „Wo fahren wir hin? Du scheinst ja alles zu wissen.“
Sie griff in ihre Hosentasche und zog eine Münze heraus. „Sag mal eine Zahl zwischen eins und fünfzig.“
„Warum?“
„Mach einfach.“
Er verdrehte die Augen. „Fünf.“
Sie warf die Münze. „Zahl. Das heißt, an der nächsten links.“
Er schüttelte den Kopf, tat aber, was sie sagte. „Du musst sehr gelangweilt sein, wenn du dir so was zum Spaß ausdenkst.“
Er wünschte, er hätte die Zeit, sich zu langweilen. Seiner Mutter war gekündigt worden, und jetzt war er der Alleinverdiener der Familie. Er arbeitete an sechs Tagen in der Woche, manchmal zehn Stunden am Tag.
Bei der nächsten Kreuzung warf sie die Münze wieder. „Kopf, fahr rechts.“
Er verlangsamte das Tempo und bog ab. Es war eine Landstraße, mit weitem Farmland auf beiden Seiten. Parallel zur Straße floss ein Bach. Die Blätter leuchteten golden und rot, und der Duft des Herbstes hing schwer in der Luft.
„So landen wir noch am Ende der Welt. Was soll das hier eigentlich?“
„Bist du immer so ein Spielverderber?“
An der nächsten Weggabelung bremste er. „Lass uns hier