Der Duft von Pfirsichen. Denise Hunter
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Читать онлайн книгу Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter страница 17
Diesmal reagierte sie energischer. Sie legte eine Hand an seine Wange, eine federleichte Berührung, die ihn bis ins Mark erschütterte.
Dass sie den Kuss erwiderte, machte ihn wie berauscht vor Verlangen nach ihr. Er konnte seine Finger nicht davon abhalten, ihr durchs Haar zu streichen. Es war so weich, wie er es erträumt hatte. Wie feine Seide. Ihr Duft umfing ihn wie eine herzliche Umarmung, die ihn noch näher zog.
Sein Blut pulsierte in seinen Adern. Der summende Pulsschlag wurde immer lauter, bis das Geräusch ihn aus seinem Traum aufweckte. Bis ihm aufging, dass da nicht sein Puls summte, sondern ihr Telefon.
Die Wirklichkeit meldete sich.
Die Wirklichkeit, zu der ihr Bruder gehörten und der Altersunterschied und ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe. Ein Bild ihres Vaters drängte sich ihm auf, der Cruz mit missbilligendem Blick von oben herab ansah. Zoe war zu Großem bestimmt. Er nicht.
Er ließ langsam von ihr ab und sah gebannt zu, wie ihre Augen sich blinzelnd öffneten. Wie ungeschützte, rohe Emotionen sich in diesen grünen Tiefen regten. Wie sich das sich regende Verlangen – nach ihm – erst in Verwunderung, dann in Verwirrung verwandelte.
Er hatte das Unmögliche geschafft: Er hatte sie sprachlos gemacht.
Was hatte er sich nur dabei gedacht? Sie war immer noch Bradys kleine Schwester. Diejenige, die ihm anvertraut worden war. Oh, er kümmerte sich nur allzu gründlich um sie.
Idiot.
Er rückte von ihr ab und sorgte für dringend benötigten Raum zwischen ihnen. Drückte seinen Rücken in die Lehne und faltete die Hände, ehe er noch etwas Dummes anstellte. Sie noch einmal berührte, beispielsweise.
Er räusperte sich. „Entschuldigung.“
Sie sah ihm lange in die Augen. Ihr Gesichtsausdruck wurde merklich kühler. „Entschuldigung?“
Das Telefon vibrierte immer noch, und er klammerte sich an die Ablenkung wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. „Du solltest da drangehen.“
Sie blinzelte ihn langsam an, zog dann ihr Telefon aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display.
Ehe sie antworten konnte, verstummte das Gerät. Ihre Hand fiel ihr mitsamt dem Telefon in den Schoß. „Was … was war das? Warum hast du mich geküsst?“
Er lachte ironisch. Oh, die Antworten auf diese Frage. Die würden sie so dermaßen vom Hocker hauen, dass sie nicht wissen würde, was sie getroffen hatte.
„Es war ein Fehler. Entschuldigung.“
In ihren Augen blitzte Verletzung auf, rasch gefolgt von einem feuchten Tränenglanz.
Ein Schraubstock legte sich um sein Herz.
„Hör auf, das zu sagen“, sagte sie.
Er sah weg, konnte es nicht aushalten, den Schmerz zu sehen, den er ihr zufügte. Musste zu Ende bringen, was er angefangen hatte.
¡Estúpido!
Er schluckte schwer und versuchte, einen beiläufigen Tonfall anzuschlagen. „Du bist ein süßes Mädchen, das ist alles. Ich hätte das nicht tun sollen.“
Es folgte ein langes Schweigen, so lange, dass er dachte, er würde sterben. Er fuhr mit den Handflächen über seine Oberschenkel und studierte die Aussicht hinter der Windschutzscheibe.
„Ein süßes Mädchen“, wiederholte sie.
Er rüstete sich gegen die Angespanntheit in ihrer Stimme und setzte zum letzten Hieb an. „Das ist das Ding mit uns Kerlen, Zoe. Wir sind im Grunde genommen nur ein Haufen Idioten. Das solltest du besser jetzt lernen, wo du noch jung bist.“
Ihre Wangen leuchteten rot, und ihre Schultern versteiften sich, während sie ihn mit einem Blick durchbohrte. „Endlich etwas, bei dem wir einer Meinung sind.“
Nach einem schweren Moment griff er nach dem Schlüssel und drehte ihn um. Der Motor dröhnte laut in der Stille im Auto. Mit wild rasendem Herzen setzte er auf die Straße und ins blendende Sonnenlicht zurück.
Er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen. Vielleicht würde er dann die Süße von Zoes Lippen nicht kennen. Diesen unfassbaren Kitzel, als sie reagierte. Die schwere Last ihres Schmerzes.
Aber der Moment zwischen ihnen war passiert, und nun würde er sein Leben lang damit zubringen, ihn zu vergessen.
KAPITEL 10
Zoe stand nicht gerne vor dem Morgengrauen auf, schon gar nicht im Sommer. Aber es war Erntezeit, und Pfirsiche pflückte man am besten in der Kühle des frühen Morgens.
Nebel hing über den Bäumen, als sie auf der Plantage ankam, und die Luft roch nach Tau und Erde. Im Osten erhoben sich die Berge majestätisch aus dem Dunst. Tiefblaue und rosa Streifen zogen sich über den Himmel. Nichts kam einem Sonnenaufgang über den Blue Ridge Mountains gleich.
Granny war mit ihrer Mannschaft bereits bei der Arbeit. In ausgeblichenen blauen Jeans und Arbeitsstiefeln hockte sie auf einer Leiter; ihr Oberkörper war wie vom Baum verschluckt.
Der Pritschenwagen stand in der Mitte. Auf seiner Ladefläche warteten die Plastikbehälter darauf, gefüllt zu werden. Zoe grüßte ein paar Mitarbeiter – diejenigen, die sie kannte. Leises Gemurmel und das leise Plumpsen der Pfirsiche, die in die Behälter geworfen wurden, durchbrachen die morgendliche Stille.
Als Zoe näher kam, hörte sie, wie Granny ihr Lieblingslied summte, „Sunday Sunrise“. Das alte Lied von Anne Murray erinnerte Großmutter an ihren verstorbenen Mann, und sie summte es oft.
„Guten Morgen, Granny.“ Ihre Großmutter lächelte sie über die Schulter an. „Morgen, Süße. Schnapp dir eine Tasche und stürz dich rein ins Vergnügen. Die Pfirsiche haben genau den richtigen Reifegrad für die Ernte.“
Zoe holte sich einen Beutel von der Pritsche, streifte sich den Riemen über den Kopf und gesellte sich dann zu Grannys Pfirsichbaum, wo schon eine Leiter auf sie wartete. Sie stieg hoch, griff nach einem Pfirsich und drehte ihn vorsichtig ab, um ihn dann zur Nase zu heben und den süßen, vertrauten Duft tief einzuatmen.
„Sind sie nicht wunderschön? Schau dir die schöne rosige Färbung an. Dieses Jahr haben wir eine gute Ernte.“
„Sie riechen lecker.“ Zoe steckte den Pfirsich ein und griff nach dem nächsten. „Kann ich am Samstag rüberkommen und einen Cobbler mit dir machen?“ Keiner machte so einen leckeren Obstauflauf wie ihre Großmutter. Zoe konnte die süßen, vollen Pfirsiche und die butterige Streuselschicht beinahe jetzt schon auf der Zunge schmecken. Ihr Magen zog sich zusammen.
„Wenn es deinen Eltern recht ist.“
„Ich werde Mama bitten, mitzukommen. Dann machen wir einen Mädelstag daraus.“
„Klingt gut.“
„Guten