Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard Heckmann

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Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt - Erhard Heckmann

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jedoch unterschiedliche Meinungen haben, zeigten sich auch bei Kreuzungen von Lexington mit Glencoe; Isonomy mit Hermit; Fairplay mit Rock Sand-Stuten oder Phalaris mit Chaucer-Töchtern.

      Und Bend Ors mächtiger Sohn, der Triple Crown-Sieger Ormonde, entstammte ebenfalls dessen erstem Jahrgang, der 1882 gezeugt wurde. Dieser in 16 Rennen ungeschlagene Hengst war nach dem zwei Jahre älterem Rennbahn-Giganten St. Simmon ein ähnliches Kaliber, doch bekam er nach dem St. Ledger Atembeschwerden und war für die Zucht dadurch so gut wie nutzlos. Er war der Beste eines guten Jahrgangs, wurde 1889 für 12.000 Pfund nach Argentinien verkauft und wechselte für 30.000 Pfund 1892 in die USA. Zu seinen dortigen 16 Fohlen zählte ein guter Zweijähriger, der die „Futurity Stakes“ gewann, und auch in einigen Mutterstuten pulsierte das Blut dieses großartigen, auf der Rennbahn in 16 Rennen ungeschlagenen Pferdes.

       Seite : Der große Ormonde, mit Fred Archer im Sattel und Trainer John Porter (Foto nach einem Gemälde von Emil Adam; reproduced by permission of The Jockey Club UK)

       Der große Ormonde, mit Fred Archer im Sattel und Trainer John Porter (Foto nach einem Gemälde von Emil Adam; reproduced by permission of The Jockey Club UK)

      Bevor der Hengst, dessen Skelett in das Museum of Natural History in South Kensington, UK zurückkam, 1889 aus England abreiste, hatte er in seinem ersten Jahrgang den aus der Galopin-Tochter Angelica stammenden Sohn Orme (1889) hinterlassen, den Trainer John Porter als „sieben bis zehn Pfund“ niedriger einschätzte als seinen Vater. Damit musste Orme ein sehr gutes Rennpferd sein. Und das damals am besten gezogene Pferd der Welt bestätigte das auch mit 14 Siegen bei 18 Starts, obwohl man ihn mit Quecksilber vergiften wollte und ihn fast umbrachte. Dass sich der Ormonde-Sohn wieder erholte, war ein Wunder, die 2000 Guineas und das Derby, die er möglicherweise gewonnen hätte, musste er jedoch auslassen. Im gleichen Jahr gewann er die Eclipse-Stakes, und zwölf Monate später revanchierte er sich auch an der großen La Fleche für die Niederlage, die sie ihm im St. Ledger beigebracht hatte. Diese Stute, die Queen Victoria zog (Royal Stud, Hampton Court), wechselte für 5.500 Guineas in den Besitz von Baron Hirsch, gewann 16 von 22 Starts und belegte fünf Plätze. La Fleche, die eine der besten Stuten St. Simons war, gewann mit den 1000 Guineas, Oaks und St. Ledger drei klassiche Rennen, während Zeitzeugen berichten, dass ihre Niederlage im Derby, eine ¾-Länge gegen Sir Hugo (Wisdom), lediglich einem durchgedrehten Ritt ihres Jockeys zuzuschreiben war. Neben diesem Doppel heftete der Hengst auch Rennen wie die Middle Park-, Dewhurst-, Sussex-, Champion- und Rous Memorial Stakes an seine Farben.

      1894 bezog Orme im Heimatgestüt eine Beschälerbox, stand zweimal an der Spitze der Deckhengste, und vererbte seine hohe Qualität auch an einige Söhne. Zu diesen zählten ganz besonders die Derbysieger Flying Fox (1896) und Orby (1904). Dessen Mutter Rhoda B (1895; Hanover), die R. „Boss“ Croker als Jährling in seiner Wahlheimat Amerika für 1.000 Dollar erworben hatte, kam zunächst nach England. Dort blieb dem gebürtigen Iren jedoch Newmarket durch den Jockey Club versagt, sodass der Politiker in seine Heimat zurückkehrte, und auch Orby auf Crokers irischem Besitz, Clencairn Stud, aufwuchs. Als Rennpferd wurde Orby das erste irische Pferd, das das Epsom Derby gewann. Er war auch gleichzeitig der dritte Sieger in amerikanischem Besitz. Als er sich anschließend im Irish Derby mit vier Längen gegen seinen Stallgefährten Georgetown im Kanter den zweiten Derbysieg holte, war die Bahn brechend voll, denn dieses Pferd wollten alle Iren sehen. In England hatte der Orme-Sohn 6.450 Pfund für seinen Erfolg kassiert, auf dem irischen Curragh nur 783 Pfund. Auch das zeigt, wie gewaltig sich Zucht und Sport danach auf der Grünen Insel entwickelt haben.

      Orby zeugte auch einen Derbysieger und andere gute Pferde über mittlere Distanzen, doch ist er dafür bekannt, dass er einen großartigen Fliegerstamm gründete. Sein Derbysieger Grand Parade, wurde 1916 aus einer St. Simon-Enkelin gezogen, die, wie ihre Mutter nie lief und auch keine weiteren Nachkommen von Bedeutung hatte. Und Grand Parade war, nach Sir Bunburys Smolensko (Sorcerer) 106 Jahre früher, das zweite „dunkle“ Pferd, das zu Epsom gewann. 1919 hatte auch noch eine andere Bedeutung: Das Derby war nach dem Krieg nach Epsom zurückgekehrt, und der von Croker als Fohlen für 470 Guineas an Lord Glaneley verkaufte Derbysieger wurde auch deswegen von einem überfüllten Haus gewaltig gefeiert. Zu Ascot durfte sich Glaneley anschließend über sieben Sieger freuen, und einer davon war Grand Parade, der die St. Jame’s Palace Stakes gewann. Im Gestüt zeugte dieser Derbysieger jedoch wenig Gutes, und als sein bestes Produkt gilt Diophon (1921), der für den Aga Khan mit den 2000 Guineas dessen ersten klassischen Sieg sicherte.

      Duke of Westminsters Flying Fox, der das letzte Epsom Derby mit Flaggenstart gewann, wurde elfmal gesattel, siegte neunmal und belegte zwei Plätze. Seine Gewinnsumme betrug am Ende der Rennlaufbahn 40.096 Pfund, zu denen vor allem der Triumph in der „Dreifachen Krone“ Englands beigetragen hatte. Für den damaligen Weltrekordpreis 37.500 Guineas wurde er nach dem Tod seines Besitzers, der am Ende des Jahres 1899 verstarb, an den französischen Züchter Edmond Blanc verkauft, wo er als Zuchthengst hervorragend einschlug. Im ersten Jahr zeugte er an seinem besten Sohn Ajax den Vater von Teddy, der für die Größen Sir Gallahad III, Asterus, Orthello und Bull Dog verantwortlich war, aber auch in England die Oakssiegerin von 1930, Rose of England, hinterließ, deren Sohn und St. Ledger-Sieger Chulmligh in Argentinien erfolgreich wirkte. Und Bull Dog wurde Vater von Bull Lea, der neben einigen anderen Champions auch den Triple Crown-Sieger von 1948, Citation, zeugte, und zwischen 1947 bis 1953 fünf Hengst-Championate gewann, denen er als Mutterstuten-Vererber von 1958 bis 1961 vier weitere anfügte. Andere französische Züchter nützten Flying Fox nicht, denn Blancs Konditionen lauteten dafür „600 Guineas, und die Stute muss Frankreich vor dem Abfohltermin verlassen haben.“

      Die 1896 geborene Mutter von Flying Fox, Vampire, hatte John Porter für 1.000 Guineas für seinen Besitzer ausgesucht, und sie entsprach auch voll und ganz ihrem Namen. Sie biss und schlug und tötete ihr erstes Fohlen. Weil jedoch John Porter sie gekauft hätte, gab der Duke seine Absichten, sie wieder zu veräußern, auf. Ihr zweites Fohlen war der Derbyzweite von 1898, Batt, danach kam Flying Fox. Für den Duke war er der letzte von vier Derbysiegern, für Trainer John Porter, der 1905 seine Trainertätigkeit beendete, der siebte. Zum Derby 1899 wurde auch überliefert, dass der große französische Schimmel Holocauste, hätte er unter Todd Sloan in der Geraden keinen Fesselbruch erlitten, der mögliche Sieger hätte sein können.

      Der Duke of Westminster zog auch den Bend Or-Sohn Kendal (1883) aus einer Macaroni-Tochter, der 1897 die Deckhengstliste in England anführte, in den Besitz des argentinischen Haras Ojo De Agua überging und in Südamerika ein einflussreicher Hengst wurde. Im Todesjahr des Dukes von Westminster erblickte noch eine Stute das Licht der Welt, die als Vollschwester von Ormondes Mutter Lily Agnes im Jährlingsalter zur Auktion ging. Ersteigert wurde sie von einem Mr. Robert S. Sivier, der als gewaltiger Spieler und Besitzer bekannt war, und auch schon mehrfach zahlungsunfähig gewesen sein soll. In jenem Frühjahr hatten ihm jedoch ein paar Wetten rund 50.000 Pfund in die Taschen gespült, sodass er die Gebote auf die junge Stute namens Sceptre mit 5.000 Guineas eröffnete, und stets auf volle Tausend aufrundete, wenn ein Bieter um 100 Guineas erhöhte. Als das von 9.100 auf 10.000 geschah war die Stute verkauft und der bisherige Jährlings-Rekord von 6.000 Guineas erheblich übertroffen.

      Sceptre, die ihr neuer Besitzer als „Amateur-Trainer“ vorbereitete, gewann vier der fünf Klassiks. Das diese phänomenale Champion-Stute, die 13 Rennen und 38.255 Pfund gewann und viel Arbeit brauchte, als 10:10-Favorit das Derby hinter dem irischen Sieger Ard Patrick als Vierte beendete, kreideten Fachleute ihrem Besitzer an, der sie angeblich nicht gut genug vorbereitet hatte, oder auch gar nicht gewinnen wollte. Der Derbysieger schlug sie zwar auch in den Eclipse Stakes, doch war Rock Sand, ein Sieger der „Dreifachen“ hinter ihr, und diesen bezwang sie auch erneut in den Jockey Club Stakes.

      Ard Patrick war jedoch ein sehr gutes Pferd, das als Vierjähriger die Prince of Walses Stakes im Spaziergang absolvierte, und danach zu Sandon ein

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