Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard Heckmann
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St. Gatien kam nach 16 Siegen 1891 nach Graditz, nachdem er im Epsom Derby 1884 mit Lord Fallmouth Harvester „Totes Rennen“ lief, aber auch Ascot Gold Cup und Cesarewitch gewonnen hatte. Waschfrau (Preis der Diana) war seine beste Vertreterin. Er reiste weiter nach Kalifornien …
James Soloschin überwacht zu Alt Golm das Training der Jährlinge mit seinen Söhnen Edgar und Victor
Das Alt Golmer „Schloss“ des Gutsbesitzers J. Soloschin (Fotos: Hans-Werner Hintze, nach einem Gemälde des Polen A. von Kossack und einer alten Postkarte
Zu anderen wichtigen Siegern von Lord Fallmouth zählten noch Cecilia (1870; Blair Athol; 1000 Guineas); die Oaks-Siegerin Gamos (1867; Saunterer); die Zweijährigen-Championess Bal Gal (1878; Adventurer) und die ein Jahr jüngere Durch Oven (Dutch Skater), die beide aus der Stockwell-Tochter Cantiniere stammten. Letztere zählte zu ihren 16 Siegen u. a. St. Ledger, Yorkshire Oaks, Dewhurst Plate und Rous Memorial.
Man hätte erwarten können, dass eine derartige „Stutenpower“ – Queen Bertha, ihre Töchter Wheel of Fortune und Spinaway, die Busybody (1881; Petrarch) fohlte, die das klassische Doppel ebenfalls gewann, nachdem sie bereits ihren Jahrgang als Zweijährige angeführt hatte – auch überragendes Zuchtpotential besitzt, doch das war nicht der Fall.
Abram S. Hewitt, der diese Zucht analysierte, wies auch darauf hin, dass es damals auch in der Hengstlinie der Derbysieger vom Vater zum Sohn nach drei Generationen nicht weiterging: Waxy gewann das Epsom Derby 1793, sein Sohn, der zwanzigfache Sieger und Ururgroßvater des Franzosen Gladiateur (1862), Whalebone, setzte sich 1910 Start-Ziel durch, und dessen Sohn Spaniel, der in der vierten und fünften Generation sehr stark ingezogen war, 1831. Der von Stockwell gezogene Doncaster kam 1873, als es auf den Epsom Downs für den zweiten Platz totes Rennen gab, zu Derbyehren. Sein Sohn Bend Or erkämpfte sich das „Blaue Band“ sieben Jahre später, und dessen Vertreter Ormonde 1886.
Eine Sequenz über drei Generationen lieferte auch das Vater-Sohn-Trio mit Gainsborough (gewann 1918 unter Joe Childs), Hyperion (siegte 1930 mit T.Weston) und Owen Tudor, der das Kriegs-Derby 1941 zu Newmarket unter der Regie von Trainer Fred Darling gewann. Der Zweite, Morogoro, stand damals im gleichen Trainingsquartier, und die Besitzerin des Siegers, Mrs. Macdonald-Buchanan, war erst die dritte Lady, die einen Derbysieger vom Geläuf abholen konnte. Sie war die Tochter von Lord Woolavington, der das Epsom Derby mit den Hurry On-Söhnen Captain Cuttle (S. Donoghue) 1922 und Coronach (J.Childs) vier Jahre später gewinnen konnte, und dessen Gestüt sie nach dem Tod ihres Vater erbte.
Owen Tudor zeugte schnelle Pferde als auch Steher, und sein Sohn Right Royal (1958), den Mme. Jean Couturié in Frankreich zog, gewann als Zweijähriger das Grand Criterium (1.500 m), und ein Jahr später u. a. die 2000 Guineas und das Derby (2.100 m) seiner Heimat als auch die King George VI and Queen Elizabeth Stakes über 2.400 Meter. Mit einer Tochter aus der Teddy-Hengstlinie lieferte dieser Hengst an Prince Regent den Irish Derby-Sieger 1969, der unter E. Pollet Ribofilio (Lester Piggott) mit einer Länge schlug.
Ähnlich verhielt es sich auch mit zwei „Dreiern“ in den USA, wo das Kentucky Derby an die Drei-Generationen-Kombination Reigh Count (Sunreigh), Sieger 1928; Count Fleet, der 1943 neben dem Kentucky Derby auch die „Dreifache Krone“ gewann, und Count Turf, der 1951 das Vater-Sohn-Enkel-Trio abschloss. Reigh Count stellte sich als Vierjähriger auch in England vor, gewann dort den Coronation-Cup und wurde im Ascot Gold Cup Zweiter.
Die andere Dreier-Version gewann ihre Derbys 1944, 1949 und 1956. Es begann mit dem Hyperion Sohn Pensive, der auch die Preakness Stakes gewann und als Zweiter zu Belmont die „Dreifache“ verlor. Sein Sohn Ponder, der wie der Vater auf der Calumet Farm geboren wurde, eine Blenheim-Tochter zur Mutter hatte und Needless zeugte. Er setzte sich zwar auch in den Belmont Stakes durch, war aber in den Preakness Stakes lediglich auf dem Ehrenpatz gekommen.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in England mit Spearmint, Spion Kop und Felstead erneut dieses Phänomen, die ihre „Vater-Sohn-Derbys“ 1906, 1920 und 1928 gewannen. Spearmints Vater Carbine (NZ) war das beste Rennpferd seiner Zeit in Australien, und sein Sohn gewann zehn Tage nach dem Epsom Derby auch den Großen Preis von Paris. Spearmint zeugte mit der St. Simon-Stute Concertina Plucky Liege (1912), die den Champion-Beschäler Bois Roussel (1935; Vatout) fohlte, als auch die sehr guten Teddy-Söhne Sir Galahad III (1920) und Bull Dog (1927), die zu führenden Deckhengsten in den USA aufstiegen.
In Deutschland brachte es die Vater-Sohn-Derbysieger-Linie sogar bis auf sechs Generationen, die ihr Deutsches Derby wie folgt gewannen: Landgraf siegte 1917, Ferro 1926; Athanasius 1934, Ticino 1942, Neckar 1951 und Zank 1964. Landgraf zeugte außerdem noch den 1922er-Derbysieger Hausfreund; Ticino neben Neckar auch die Triumphatoren Niederländer und Orsini, die das „Blaue Band“ 1950 und 1957 gewannen. Orsini seinerseits wurde Vater der Hamburger Derby-Sieger Ilix, Elviro und Don Giovanni, die 1966, 1968 und 1969 nicht zu schlagen waren, während Niederländer, in die damalige DDR verkauft, mit Sasso (1964), dem Schimmel Baba (1965) und Samariter (1968) drei Söhne zeugte, die in Hoppegartens Derby zu Ehren kamen. Alle drei gehörten dem Gestüt Boxberg, wurden von Willie Frommann trainiert und, außer Sasso (Rudie Lehmann), von dem später verunglückten Klaus Otto geritten. Auch Neckar kam neben Zank zu zwei weiteren Derby-Siegern: Der 1960 nach Brasilien verkaufte Ravensberger Wilderer gewann 1958 zu Hamburg, und Neckars Tochter Ondra, aus der Angeber-Stute Organza, ließ sich 1961 zu Hoppegarten unter Egon Czaplewski in Görlsdorfer Farben für Trainer Ewald Schneck das „Blaue Band“ nicht streitig machen.
Ende 1884 löste Lord Falmouth Zucht und Rennstall auf. Das auf „klassische Zucht“ ausgerichtete Unternehmen hatte nach 1881 auch keine großen Sieger mehr, und ähnlich erging es auch Lord Astor in England und William Woodward in den USA, die ebenfalls nach dieser Methode züchteten. Beobachter jener Zeit sprachen jedoch auch davon, dass Fred Archer sich auf Falmouth Galliard im Derby 1883 wohl von Highland Chief schlagen ließ, weil sein Bruder Charles, der diesen trainierte, angeblich eine sehr hohe Wette landen wollte. Gegen die Regeln ging das Wetten nicht, denn damals durften Reiter und Trainer noch auf „ihre“ Pferde wetten, doch „das gute Ding“ wurde im letzten Moment noch von dem von John Porter zu Kingsclere vorbereitete Hermit-Sohn St. Blaise mit einem Hals abgefangen. Und diese „Untreue“ soll den Lord zusätzlich bestärkt haben, sein angedachtes Vorhaben 1884 auch umzusetzen. August Belmont I importierte den Sieger in die USA, wo er 1890 die Hengstelite anführte. Ein Jahr später, nach Belmonts Tod, wechselte St. Blaise für 100.000 Dollar nach Tennesee in die Fairway Farm, wo er wenig erfolgreich war. August Belmont II kaufte ihn 1902 für sein Nursery Stud zurück. Dort kam er bei einem Stallbrand im Oktober 1909 ums Leben.
Der ungeschlagene St. Simon (Foto: Courtesy of Keeneland Library)
Ein bis zwei Pferde hatte Lord Fallmouth nach der Auflösung seines Bestandes aber immer noch bei Methew Dawson im Training, der seine Pferde seit 1868 betreut hatte. Zwei Jahre später übergab auch Dawsen den Stall an seinen Neffen George Dawson, der für den Duke of Portland ebenfalls sehr erfolgreich war und 1888 und 1889 an Ayrshire (Hampton) und Donovan (Galopin) die Epsom-Derbysieger sattelte. Ehe Methew Dawson 1897 starb, trainierte er in der Nähe von Newmarket auch noch einige Pferde für Lord Rosebery,