Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard Heckmann
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Spendthrifts Sohn Kingston (1884) stellte mit rund 140.000 Dollar einen US-Gewinnrekord auf, und ein anderer, Lamplighter, gewann in fünf Saisons 29 von 66 Rennen und wurde als Zuchthengst ebenfalls erfolgreich. In der Zucht war jedoch der Belmont Stakes-Sieger Hastings (1893) der große Trumpf, denn dieser schwierig zu handhabende Hengst führte schon mit seinen ersten beiden Jahrgängen die Rangliste der Beschäler 1902 an und wiederholte das auch sechs Jahre später. Der Ruhm dieses überdurchschnittlichen, zehnfachen Siegers, der in einer langen Gestütskarriere viele Stakes-Sieger zeugte, stützt sich jedoch auf seinen großen Sohn Fair Play. Der von August Belmont II 1905 gezogenen Hengst war in seinem Jahrgang nur Drittbester, überflügelte in der Zucht jedoch alle Gleichaltrigen. Er war dreimaliger Champion-Stallion, und diese Position nahmen auch drei seiner Söhne in der amerikanischen Zucht ein. Hastings Einfluss wurde in Amerika über Intentionally (1956), und in Europa durch Relic (1945) verkörpert. Dieser zeugte sechs Champions, kam 1950 nach Frankreich, wo er 16 Jahre später bei den Stutenvätern an der Spitze stand, und wechselte 1956 nach England. Intentionally, amerikanischer Champion-Sprinter 1959, war als „The Black Bullet“ bekannt und zeugte In Reality, der das Jersey- und Florida Derby gewann und in den Preakness Stakes den Ehrenplatz belegte.
1874 wurde auch Baden-Baden (Australia) zu Woodburn geboren, den Swigert ebenfalls ersteigerte und zu dem späteren „Hall of Fame-Trainer“ Edward D. Brown in Arbeit gab. Als Zweijähriger gewann er die Young American Stakes, und in der klassischen Saison nach dem Jersey-Derby auch das zu Kentucky Derby. Anschließend lief er, in den Farben des New Yorker Geschäftsmannes William Astor, in den Belmont Stakes auf den dritten Platz und gewann zu Saratoga die wichtigen Travers Stakes. In seinem nächsten Rennen verletzte er sich und bezog auf Astors Ferncliffe Stud eine Beschälerboxe. Besonders erfolgreich war er als Vererber jedoch nicht.
1881 hatte Swigert genug Geld, um für 150.000 Dollar das 544-Acker große Preakness Stud nördlich von Lexington von Milton H. Sanford zu kaufen. Und damit gehörten ihm auch die beiden genannten Beschäler Glenelg und Virgil. Die Farm, die im zeitigen 19. Jahrhundert im Fayette County entstand und als North Elkhorn Farm bekannt wurde, hatte zwischen 1806 und 1881 schon mehrfach den Besitzer gewechselt. Nach Robert Carter Harrison folgte 1840 Carter Henry Harrison; 1855 übernahm sie Thomas Hughs, der den Besitz schon 1862 William Thomas Hugs überließ, der das Anwesen 12 Jahre später an M. S. Sanford verkaufte. Die von Swigert in Elmendorf umbenannte und 1891 wieder verkaufte Farm, wechselte auch nach ihm noch mehrfach den Besitzer und wurde am Ende in andere Gestüte aufgeteilt.
Auf einem Teil des ursprünglichen Landes errichtete Swigerts Urenkel Leslie Combs II seine Farm und benannte sie nach dem großen Stallion Spendthrift. Während jener Zeit wurde hier auch der Kentucky Derby- und Preakness Stakes-Sieger Majestic Prince (1966; Raise A Native) geboren, der allerdings als Jährling für die damalige Rekordsumme von 250.000 Dollar verkauft wurde. 1988 ging das Gestüt in Konkurs, bekam verschiedene Eigentümer und wurde 2004 an den heutigen Besitzer B. Wayne Hughes verkauft, der für 2017 26 Beschäler anbot. Für den kleinen Rennstall, den das kommerzielle Gestüt unterhält, lief in den letzten Jahren die von der Clarkland Farm gezogene Beholder (2010; Henny Hughes) besondere Reklame. Bevor sie 2017 in die Stutenherde ihres Besitzers eingereiht wurde, gewann sie 18 Rennen (elf auf höchster Ebene) und rund 6,2 Millionen US-Dollar.
Dass Virgil Deckhengst wurde, war ein ähnlicher Zufall wie bei Godolphin Arabian, der nicht die Stute deckte, die vorgesehen war, sondern mit einer anderen durchbrannte. Das Ergebnis daraus hieß Lath (1732 aus der Roxana), und der Rest ist bekannt. Sanford hatte Virgil als Jährling beim Woodburn-Sale erworben und an Swigert weiterverkauft, in dessen Farben er lief. Am Ende der Karriere gab Swigert Virgil an Sanford zurück. Weil aber dessen Beschäler, der 1864 geborene Lexington-Sohn Baywood 1872 erkrankte, soll der damalige Gestütsbesitzer für die letzte noch zu deckende Stute entschieden haben, dass es besser sei, wenn Virgil sie deckt, als dass sie ein Jahr verliert. Vagrant (1873) wurde Kentucky Derby-Sieger und sein Vater Beschäler auf Milton H. Sandfords Gestüt. Swigert nutzte den Hengst allerdings erst, als Virgil durch seine Zuchterfolge bereits prominent war. 1877 schickte er seine Lexington-Tochter Florence zu ihm und erhielt ein Jahr später das beste Produkt seiner Züchterkarriere, Hindoo. Dieser gewann im Derbyalter 19 Rennen in Folge (das letzte im toten Rennen), war zweijährig der Co-Champion und ein Jahr später Doppel-Champion, als Dreijähriger und Handicaper. Insgesamt siegte er bei 30 von 35 Starts (u. a. Kentucky Derby, Jockey Club-, Travers- und Champion Stakes), und gewann rund 72.000 Dollar. Als Deckhengst wurde er vor allem Vater des großen Hanover (1884), der 3 x 3 auf den Glencoe-Sohn Vandal ingezogen war. Mit 23 Jahren beendete der prominente Hengst, der 1955 in die „Racing Hall of Fame“ aufgenommen wurde, auf der Runnymede Farm sein Leben.
Hanover, der als Zwei- und Dreijähriger 17 Rennen in Folge gewann, darunter auch die Belmont- und Champion Stakes, war eines der besten Rennpferde seiner Zeit. Er war vielseitig, schlug hervorragende Gegner zwischen 1.200 und 2.400 Meter, und gewann von 50 Starts 32. Sechzehn weitere Plätze steigerten seine Gewinnsumme auf fast 120.000 Dollar. Zeitzeugen waren sogar der Meinung, dass er in anderen Händern wahrscheinlich noch besser gewesen wäre, denn sein Stall war nicht für behutsamen Umgang bekannt. Mit sechs Jahren ging er ins Gestüt, und als sein erster Jahrgang vierjährig war, stand Hanover bereits an der Spitze seiner Beschäler-Kollegen, auf einem Platz, den er bis 1898, ein Jahr vor seinem Tod, hielt. In der weiblichen Linie promineter amerikanischer Pferde findet sich dieser Hindoo-Sohn, wenn auch weit hinten, mehrfach, doch konnte keiner seiner eigenen Söhne an den Einfluss des Vaters anknüpfen. Auch nicht Handspring (1893) oder Hamburg, der als sein bester Nachkomme gilt. Dieser wurde 1895 aus einer Australien-Enkelin von C. J. Enright auf Elmendorf gezogen, gewann 16 Rennen, war als Zwei- und Dreijähriger der Champion, schlug den gleichaltrigen Derbysieger Plaudit und wechselte 1901 für 60.000 Dollar in den Besitz von H. P. Whitney. 1905 war Hamburg der führende Deckhengst in den USA. Zwei seiner besseren Nachkommen waren die Stuten Artful (1902) und Frizette (1905). Diese stammte aus einer St. Simon-Stute, wurde von Keene gezogen und gewann 12 Rennen. 1908 wurde sie nach Frankreich exportiert, wo sie als 23- und 24-jährige nicht mehr tragend und von M. Boussac zum Schlachter geschickt wurde. Artful gewann sechs von acht Starts, war zweijährig der Champion und das einzige Pferd, das den großen Sysonby schlug, als sich der Keene-Hengst in den Futurity Stakes mit dem Ehrenplatz begnügen musste. Die beiden anderen Niederlagen kamen durch „erklärte“ Stallgefährten.
Von Virgil erhielt Swigert aber noch weitere gute Pferde. Aus der Lexington-Tocher Ulrica den 1886er Kentucky Derby-Sieger Ben Ali; Preaknes-Stakes Sieger Vanguard (1879), der ebenfalls eine Lextington-Stute zur Mutter hatte, und den 1886 in 13 Rennen ungeschlagenen Zweijährigen-Champion Tremont, der seine Siege innerhalb von zehn Wochen erledigte und knapp 40.000 Dollar verdiente. Swigerts Kentucky-Derbysieger Apollo, der zweijährig nicht lief, gewann das Rennen 1882, stammte von dem Lexington-Sohn Lever und kam bei 55 Starts zu 24 Siegen und der gleichen Anzahl an Plätzen.
Das „Pferd des Jahres“ von 1889 und 1890, Salvator (1886), war der letzte prominente Vertreter den Swigert zog. Und auch er hatte wieder Lexington als mütterlichen Vater im Pedigree. Sein Erzeuger war der Stockwell-Enkel Prince Charlie (1869), dessen Sohn und Champion-Dreijähriger auf der Rennbahn insgesamt 16 Starts und rund