Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard Heckmann
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(Foto: Courtesy of Claiborne Farm)
Eleanor, die sieben Rennzeiten auf der Bahn verbrachte, wurde dennoch in der Zucht erfolg- und einflussreich. Nach Orville, der die Eclipse-Hengstlinie vertrat, fohlte die Whiskey-Tochter 1810 Muley, der 1830 Vater von Marpessa wurde, deren mütterlicher Vater Marmion ein Whiskey-Sohn war. Und Marpessa fohlte 1837 die unvergleichliche Glencoe-Stute Pocahontas, die das Licht der Welt im Royal Stud zu Hampton Court erblickte, und eine der einflussreichsten Mutterstuten in der Geschichte der Vollblutzucht wurde. Unter ihren 15 Fohlen befand sich neben den guten Hengsten Rataplan (1850; The Baron), der von 82 Rennen 47 gewann, und dem ein Jahr jüngeren King Tom (Harkaway) auch Stockwell (1842; The Baron). Und dieser gewann nicht nur elf Rennen, sondern stand innerhalb von 14 Jahren auch siebenmal an der Spitze der Stallions und belegte noch viermal den Ehrenrang. Und er zeugte die Sieger von 17 klassischen Rennen, darunter sechs, die das St. Ledger gewannen; drei Derbysieger, vier setzten sich in den 2000 Guineas durch und eine Siegerin weniger in den 1000 Guineas. Dazu kamen noch eine Oaks-Siegerin und zwei, die den Ascot Gold Cup gewannen. Es war wohl großes Glück, das Stockwell, der die Hengstlinie von Eclipse vertrat, nicht die Krankheit seiner Mutter erbte, die ein Roarer war.
Doch nun vorerst zurück zu einigen der Pioniere, der großen Besitzerzüchter, ihrer Zuchten und ihrer Erfolge, die sich früh auf den Weg machten, um den Vollblüter zu vervollkommnen.
PIONIERE AUF DEM WEG ZUR PERFEKTION
An der Stufe zum 19. Jahrhundert dominierten britische Besitzer-Züchter auch das Renngeschehen, denn dank ihrer eigenen mächtigen Herden und der Spitzenbeschäler, in der Regel in den eigenen Boxen, konnten sie dem Geschehen den Stempel aufdrücken. Natürlich musste der „Owner-Breeder“ viel Geld besitzen, doch gab er es mit großer Sorgfalt aus. Und in der Vorkriegszeit galt im Vereinigten Königsreich ein Pferd zu züchten genau so viel, wie es zu besitzen, und die führenden Züchter waren fast immer auch die führenden Besitzer.
Die zeitigen 1900er Jahre deuteten gewissermaßen aber schon die Zukunft an, als amerikanische Pferde nach England kamen und gewannen. In erster Linie war das den amerikanischen Antiwettgesetzen geschuldet, doch sollte sich auch das bald wieder ändern. Es waren auch gleichzeitig die Jahre, in denen die Dominanz des „neuen“ Lord Derby begann, der Jahre später die Trophäen von sieben Besitzer- und zehn Züchter-Championaten in den Händen halten konnte. Und in den 1920ern war es der Aga Khan III, der viel Geld in die Hand nahm und eine Zucht aufbaute, die ihm zwischen 1947 und 1952 vier Züchter-Championate gewinnen ließ. Lediglich 1950 und ein Jahr später verdrängte ihn der Franzose Marcel Boussac von diesem Rang. Zu den anderen Großen jener Zeit zählten auch Lionell Holliday, Victor Sasson, Sir Harold und Lady Zia Wernher (Sommeries Stud), deren Meld 1955 die Dreifache Stutenkrone gewann. Dieses Kunststück gelang erst wieder 30 Jahre später, als Sheikh Mohammeds Kris-Tochter Oh So Sharp mit Siegen in den 1000 Guineas, Oaks und St. Ledger das gleiche Triple gewann. Später traten Finanzgewaltige wie die Sangsters, Magniers, Maktoums, Abdullahs oder Althanis auf den Plan, die sich global orientierten, als auch kommerzielle Züchter, die durch ihre Erfolge Aufmerksamkeit erreichten. Damit wurden automatisch auch die Triumphe der großen Besitzerzüchter seltener. Natürlich werden auch „Homebreds“ weiterhin ihre Klassiks gewinnen, doch ist das Langzeitdenken zur Rarität geworden in einem immer kurzfristigeren Spiel.
Als Baron Howard de Walden 1999 verstarb, verließ einer der letzten großen britischen Besitzerzüchter diese Welt, und so ist wohl der Aga Khan einer der Allerletzten jener Owner-Breeders, der auch im 21. Jahrhundert unbeirrt und hoch erfolgreich agiert. Doch auch dazu später mehr.
J. R. Keenes Kingston (1884); 138 Starts, 89 Siege
JAMES R. KEENE
und seinem Castleton Stud konnte auf dem Sprung ins 20. Jahrhundert in Amerika kein anderer Züchter das Wasser reichen. Der geborene Brite, der als Kind mit seinen Eltern auswanderte, war als Züchter und Rennstallbesitzer so erfolgreich wie wenige andere seiner Zunft auf dieser Welt.
Zunächst war da der 1884 geborene Spendthrift-Sohn Kingston, der von 138 Starts 89 gewann und 33 Plätze belegte, was mehr als 140.000 Dollar Gewinnsumme auf sein Konto brachte. Dieses war allerdings nicht das von Keene, denn er hatte diesen Hengst schon als Jährling verkauft, und angeblich aus finanziellen Gründen. Dieser Urur-Enkel von Melbourne blieb bis zehnjährig im Rennstall und führte 1900 und zehn Jahre später die Liste der Deckhengste in seiner Heimat an. Der braune Hengst Delhi (Ben Brush), 4x3 auf den Melbourne-Enkel Australian ingezogen, war ein famoses Rennpferd, und 1904 als Dreijähriger mit 75.225 Dollar der gewinnreichste Vollblüter der amerikanischen Saison. Und diese beiden Pferde zählten wie Peter Pan (1904; Commando), der 10 seiner 17 Starts und mehr als 115.000 $ gewann, oder Domino, Commando und Sysonby, die vor ihm die Welt betraten, und Colin und Sweep, die ihm folgten, zu den wichtigsten Champions dieses Züchters und Besitzers. Und im Gestüt waren sie erfolgreich wie Celt (1905), der in sechs Rennen bei vier Siegen und zwei Plätzen 30.000 $ verdiente. Für 25.000 Dollar wurde er an R. Hancock verkauft, der ihn in Virginia auf seiner Ellerslie Farm aufstellte, wo der Domino-Sohn 1921 an der Spitze der Beschäler stand.
Domino (Himyar) wurde 1891 von Major B. G. Thomas gezogen, wechselte, nachdem Keene im Vorjahr mehrere englische Stuten gekauft hatte, als Jährling für die hohe Summe von 3.000 US$ den Besitzer und war in Keenes Farben im 19. Jahrhundert eines der schnellsten Rennpferde Amerikas. Als Zweijähriger gewann er alle neun Starts, und seine damalige Saisongewinnsumme (170.790 $) war nicht nur sensationell hoch, sondern hatte auch etwa 40 Jahre Bestand. Als Dreijähriger fügte er sechs weitere Siege hinzu, zeigte, dass er sein hohes Tempo auch weiter als 1.600 Meter gehen konnte und hatte, als er von der Rennbahn abtrat, von 25 Rennen 19 gewonnen und mehr als 190.000 Dollar verdient. In der Vollblutzucht haben nur wenige Hengste vor oder nach ihm mit so wenig Nachwuchs (19 seiner Fohlen sind namentlich bekannt) einen so nachhaltigen Einfluss ausgeübt wie er, obwohl Domino kein Pferd war, das seine Zeitgenossen so in den Schatten stellte wie es z.B. ein Man O’War, Sysonby oder Citation konnten. Zu den besten Nachfahren des Eclipse-Urenkels zählten, neben den Söhnen Commando