Volkswirtschaft, 4. Auflage. Bernd-Michael Hümer

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Volkswirtschaft, 4. Auflage - Bernd-Michael Hümer

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zu keinem Verschleiß, was vor dem Hintergrund der Umweltproblematik zunehmend in Frage gestellt wird. Unter diesem kritischen Blickwinkel erscheint es auch nicht ratsam, den Produktionsfaktor Boden mit Umwelt gleichzusetzen, wie es in einigen Lehrbüchern geschieht. Die volkswirtschaftliche Leistungskraft des Bodens wird wiederum quantitätsmäßig z. B. durch die ha-Größe und qualitätsmäßig durch die Bodengüte bestimmt. Die Eigentümer des Bodens produzieren eine Dienstleistung, indem sie anderen Produzenten von Sachgütern und Dienstleistungen die Bodennutzung (z. B. als Standort von Produktionsstätten) gestatten und dafür (bei fremden Produzenten) z. B. Pachteinnahmen erzielen. Ihr Faktoreinkommen ist der Gewinn, der ihnen im Gegensatz zu den Arbeitnehmern aber nicht als Kontrakteinkommen, sondern als Residualeinkommen zufließt. Erst am Ende des Wirtschaftsjahres wird anhand der Buchführung geklärt, wie hoch es tatsächlich gewesen ist.

      Kapital ist im Gegensatz zu Arbeit und Boden kein originärer, sondern ein abgeleiteter (derivativer) Produktionsfaktor, denn er ist erst selbst durch die Produktion von Gütern entstanden.

      Produktionsfaktor: Kapital

      Sachkapital sind die im Produktionsprozess eingesetzten Investitionsgüter wie z. B. Maschinen und Gebäude, während Geldkapital eine Forderung bzw. Verbindlichkeit und damit eine indirekte Beteiligung am Eigentum des Sachkapitals darstellt. Sachkapital kann neu gebildet, aber durch seine Nutzung im Produktionsprozess auch verschlissen werden. Voraussetzung für die Sachkapitalbildung ist die Geldkapitalbildung, die volkswirtschaftlich als Sparen bezeichnet wird. Sparen ist Konsumverzicht, d. h., es entsteht dadurch, dass die Eigentümer der Produktionsfaktoren ihr durch die Faktornutzung bei der Güterproduktion erhaltenes Einkommen nicht voll zum Kauf von Konsumgütern verwenden, sondern den Rest – meist unter Vermittlung des Bankensystems – den Investoren als Käufern von Investitionsgütern und damit wieder der Produktion zur Verfügung stellen.

      Auch die Kapitaleigentümer beanspruchen für die Faktornutzung einen Teil des Produktionsergebnisses als Faktoreinkommen. Es fließt ihnen wie den Bodeneigentümern als Residualeinkommen in Form des Gewinns zu. Der Gewinnanspruch wird von den Boden- und Kapitaleignern außerdem mit dem Argument begründet, dass sie auch das Risiko des Verlustes durch Liquidierung ihres Faktoreigentums zu tragen haben.

      Situationsbezogene Antwort 5

      Installationsmeister Röhrl setzt bei der Installation von Pelletheizungen durch seine Beschäftigten den volkswirtschaftlichen Produktionsfaktor Arbeit ein, der je nach Beschäftigungsstunden und Ausbildungsstand der Beschäftigten von unterschiedlicher Quantität und Qualität ist. Die Beschäftigten sind Eigentümer von Arbeitskraft und gestatten Installationsmeister Röhrl vertraglich die Nutzung ihrer Arbeitskraft (Arbeitnehmer) und erhalten als Nutzungsentgelt den vertraglich vereinbarten Lohn oder das Gehalt (Kontrakteinkommen). In der vertraglichen Bindung kommt eine Abhängigkeit der Arbeitnehmer zum Ausdruck. Die Beschäftigten von Installationsmeister Röhrl gehen demnach einer abhängigen, unselbständigen Tätigkeit nach, während die Tätigkeit von Installationsmeister Röhrl als Betriebsinhaber eine selbständige Tätigkeit darstellt. Er ist Eigentümer der volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren Boden und Kapital. Der Boden ist z. B. das Firmengelände, das Kapital sind z. B. das Firmengebäude und die eingesetzten Maschinen (Sachkapital) und die flüssigen Geldmittel auf dem Bankkonto (Geldkapital). Für die Nutzung seiner Produktionsfaktoren erhält er den Gewinn, der allerdings nicht vertraglich vereinbart ist, sondern sich erst am Ende des Jahres ergibt (Residualeinkommen). Ein Verlust als negativer Gewinn würde sein Kapitaleigentum und im schlimmsten Fall der Insolvenz auch sein Bodeneigentum schmälern.

      Situationsbezogene Frage 6

      Welche Kunden von Installationsmeister Röhrl zählen aus volkswirtschaftlicher Sicht zu den privaten Haushalten und wie unterscheiden sie sich von anderen möglichen Kundengruppen?

      Die am volkswirtschaftlichen Güterversorgungsprozess beteiligten Spezialisten treffen tagtäglich millionenfache Entscheidungen. Nach dem offiziellen, auch in Deutschland gültigen Begriffsystem des Europäischen Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (ESVG 2010), das auf dem weltweit gültigen „System of National Accounts 2008“ (SNA 2008) der Vereinten Nationen (UN) beruht und durch eine entsprechende Verordnung der Europäischen Union (EU) allen Mitgliedsländern vorschreibt, in ihrer nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) die vorgegebenen Begriffe und Buchungssysteme zu verwenden, werden fünf Grundsektoren unterschieden:

      Private Unternehmen konsumieren nicht, sondern investieren nur.

      Private Unternehmen

      Die privaten Unternehmen werden in Unternehmen mit eigener und ohne eigene Rechtspersönlichkeit unterteilt. Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Personen) sind nichtfinanzielle (z. B. ein Automobilproduzent) und finanzielle (z. B. eine Geschäftsbank) Kapitalgesellschaften wie z. B. eine AG oder GmbH, aber auch Quasi-Kapitalgesellschaften wie z. B. eine OHG oder KG. Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit sind die Selbstständigen wie z. B. ein Handwerksbetrieb oder ein Rechtsanwalt. In den privaten Unternehmen werden mittels des Einsatzes und der Kombination von Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden, Kapital) und der gegebenen Produktionstechnologie Güter hergestellt. Für die Nutzung der Produktionsfaktoren müssen die Unternehmen an die Eigentümer der Produktionsfaktoren ein Entgelt – letztlich wiederum Güter – zahlen, d. h., es entstehen ihnen Kosten, z. B. Arbeitnehmerentgelte als Lohnkosten (Lohnsatz × Arbeitsmenge). Für die Eigentümer der Produktionsfaktoren, die in sämtlichen Sektoren angesiedelt sein können, sind diese Zahlungen Einkommen (Faktoreinkommen). Für den Verkauf ihrer erzeugten Produkte am Markt (Marktproduktion) erzielen die Unternehmen einen Erlös oder Umsatz (= Preis × Absatzmenge). Der Gewinn als Betriebsüberschuss (für die Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit) bzw. als Selbstständigeneinkommen (für die Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit) ergibt sich aus der Differenz von Umsatz und Kosten und fließt als Einkommen den Eigentümern des Unternehmens bzw. der entsprechenden Produktionsfaktoren als verteilter Gewinn zu oder verbleibt als unverteilter Gewinn im Unternehmen.

      Private Haushalte konsumieren vor allem, aber investieren auch.

      Private Haushalte

      Die privaten Haushalte sind Eigentümer von Produktionsfaktoren, stellen diese den privaten Unternehmen, den privaten Organisationen ohne Erwerbszweck und dem Staat zur Verfügung und beziehen für ihre Nutzung ein Einkommen als Arbeitnehmerentgelt (z. B. Löhne und Gehälter) für die Nutzung ihrer Arbeitskraft oder ein Selbstständigeneinkommen für die Nutzung ihres Bodens oder/und Kapitals. Die Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit zählen als Selbstständige zu den privaten Haushalten, da in der Praxis häufig eine klare Trennung zwischen privatem Haushaltsbereich und Unternehmensbereich nicht möglich ist. In diesen Fällen stellen also die privaten Haushalte ihre Produktionsfaktoren gleichsam sich selbst zur Verfügung. Über ihr Einkommen verfügen die privaten Haushalte, indem sie Konsumgüter kaufen und den Rest sparen, um damit z. B. den eigenen Kauf von Investitionsgütern in ihren Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit zu finanzieren oder anderen den Kauf durch Kreditvergabe (auch z. B. durch den Erwerb von Aktien) zu ermöglichen.

      Private Organisationen ohne Erwerbszweck investieren und konsumieren.

      Private Organisationen ohne Erwerbszweck

      Die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck umfassen z. B. die Gewerkschaften, politischen Parteien, Kirchen, Forschungseinrichtungen, Hilfswerke, Sportvereine etc. Ihre Dienstleistungsproduktion ist – bis auf ganz wenige Ausnahmen (z. B. Wohnungsvermietung) – nicht für den Markt (Nichtmarktproduktion) bestimmt und wird daher als ihr Eigenverbrauch und damit als Konsum interpretiert

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