Volkswirtschaft, 4. Auflage. Bernd-Michael Hümer

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Volkswirtschaft, 4. Auflage - Bernd-Michael Hümer

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sind einer Marktproduktion mit Marktpreisen vergleichbar und können bzw. müssen dann als Vorleistungen oder private Konsumgüter zugeordnet werden. Produktions- und Importabgaben bzw. Subventionen fallen allerdings nicht an. Bis auf diese wenigen Ausnahmefälle kann sonst im staatlichen Sektor wegen des fehlenden Umsatzes auch kein Betriebsüberschuss bzw. -defizit auftreten. Daraus wiederum folgt, dass die staatliche Produktion auch nicht mit dem üblichen betriebswirtschaftlichen Maßstab der Wirtschaftlichkeit bewertet werden kann. Anders ausgedrückt: Das Gehalt des öffentlich Bediensteten (z. B. des Beamten als Eigentümer von Arbeitskraft im Rahmen des staatlichen Produktionsprozesses) ist mit seiner Produktion identisch, weil es Teil der Herstellungskosten dieser Produktion ist, unabhängig davon, ob der betreffende Beamte tatsächlich etwas „leistet“ oder im Dienst z. B. nur die Zeitung liest.

      Das staatliche Produktionskonto hat demnach im Gegensatz zum Produktionskonto eines privaten Unternehmens folgendes Aussehen:

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      Die Positionen 1. – 3. auf der Ertragsseite sind die Einzigen, die – wie beim Produktionskonto eines Unternehmens – zu Herstellungspreisen, nämlich mit Gebühren und Beiträgen, bewertet werden. Sie sind dafür verantwortlich, dass es auch im staatlichen Sektor zu einem Betriebsüberschuss bzw. -defizit kommen kann. Sie sind jedoch im Vergleich zur 4. Ertragsposition von geringer Bedeutung. Die 4. Ertragsposition umfasst den Großteil der staatlichen Dienstleistungsproduktion, betrifft die öffentlichen Güter, kann – wegen des fehlenden Ausschlussprinzips – nur zu Herstellungskosten bewertet werden und macht den Staatskonsum aus.

      Situationsbezogene Antwort 2

      Die Installation einer Pelletheizung in einer Schule der Stadt München durch Installationsmeister Röhrl führt zu einer staatlichen Investition, gleichzeitig aber auch bereits zu einer anteilmäßigen Abschreibung dieser Heizung in dem betreffenden Jahr. Nur diese Abschreibung erscheint auf dem staatlichen Produktionskonto. Die Investition selbst ist eine Sachvermögensbildung und wird eigenständig auf dem Vermögensänderungskonto gebucht, das wir noch behandeln werden.

      Investitionsgüter als langlebige Sachgüter müssen wieder der Produktion dienen, woraus sich bei einer staatlichen Investition die Frage stellt, was mit ihr produziert wird. Handelt es sich um eine Heizung in einer Schule, so wird mit der Heizung offensichtlich die Dienstleistung Ausbildung produziert. Wird diese Dienstleistung ohne Ausschlussprinzip, d. h., ohne Preiszahlung (z. B. in Gestalt eines Schulgeldes) abgegeben, so handelt es sich um die staatliche Produktion eines öffentlichen Gutes, die als Eigenverbrauch des Staates bzw. als Staatskonsum bezeichnet wird. Auch Installationsmeister Röhrl könnte Nutznießer bzw. Abnehmer dieses Staatskonsums sein, wenn z. B. seine Kinder die betreffende Schule besuchen. Wird dagegen für den Schulbesuch eine Gebühr (z. B. in Gestalt des schon genannten Schulgeldes) erhoben, so würde es sich bei den Kindern von Installationsmeister Röhrl um Konsumenten eines privaten Haushalts handeln, da Installationsmeister Röhrl das Schulgeld sicherlich nicht in seiner Betriebsbuchführung auf der Kostenseite absetzen kann. Könnte ein Schuldgeld dagegen in einer Betriebsbuchführung abgesetzt werden, so wäre damit die Produktionsnutzung gegeben und es hätte die staatliche Produktion einer Vorleistung vorgelegen.

      Situationsbezogene Frage 3

      Wie hat Installationsmeister Röhrl mit der Ausdehnung seiner Produktion zur volkswirtschaftlichen Produktionsleistung beigetragen?

      Konsolidierung der Produktionskonten

      Werden alle einzelwirtschaftlichen (privaten und staatlichen) Produktionskonten zusammengefasst (konsolidiert), so erhalten wir das gesamtwirtschaftliche Produktionskonto. Dabei lassen sich gleichartige Größen gegeneinander aufrechnen, wie

      z. B. der Ex- und Import und die Vorleistungen, oder mit einem umgekehrten Vorzeichen auf die andere Seite des Kontos buchen, wie z. B. die Produktions- und Importabgaben bzw. indirekte Steuern (Tind) und die Subventionen (Z).

      Das gesamtwirtschaftliche Produktionskonto hat die folgende Gestalt:

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      Was die Vorleistungen betrifft, so müssen sie unter gesamtwirtschaftlichem Blickwinkel aufgrund ihres Begriffsinhaltes auf der Input- und Outputseite einander entsprechen. Der Grund dafür, sie im gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto als eigenständige Größen wegzulassen, liegt jedoch darin, dass sie im Endwert der Konsum-, Investitions- und Exportgüter enthalten sind (z. B. die im Laufe eines Jahres von der Zulieferindustrie produzierten Reifen eines Pkws). Ihre nochmalige Auflistung würde demnach zu einer Mehrfachzählung führen, wenn wir an der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung interessiert sind und nach entsprechenden Messgrößen suchen. Es reicht also aus, wenn wir den Wert der Endprodukte ermitteln, da in ihm die Vorleistungen bereits enthalten sind.

      Aus dem gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto lassen sich die folgenden volkswirtschaftlichen Leistungsgrößen ermitteln:

      Inlands- und Sozialprodukt

      Bruttoinlandsprodukt (BIP) = Summe der Endprodukte (Sachgüter und Dienstleistungen), die im Inland von Inländern und Ausländern während einer Periode (z. B. Kalenderjahr) produziert worden sind. Inland ist das Gebiet, das sich innerhalb der hoheitlichen Grenzen eines Landes befindet. Inländer sind diejenigen Personen, die ihren Hauptwohnsitz als „Lebensmittelpunkt“ im Inland haben. Nicht die Staatsangehörigkeit ist also entscheidend, sondern der Wohnsitz. Ausländer haben dementsprechend ihren Hauptwohnsitz im Ausland. Zum Inlandsprodukt zählen also auch die im Inland von Ausländern produzierten Güter bzw. die daraus entstandenen Faktoreinkommen (z. B. der Betriebsüberschuss von IBM-Deutschland oder das Selbstständigeneinkommen eines Ausländers in Gestalt der Zinsen auf seinem Konto bei einer deutschen Geschäftsbank). Nicht zum BIP zählen demnach die von Inländern im Ausland produzierten Güter bzw. die daraus entstandenen Faktoreinkommen (z. B. der Betriebsüberschuss von VW-Brasilien oder die Zinsen eines deutschen Inländers als Selbstständigeneinkommen auf seinem Bankkonto in Luxemburg). Sie wären Teil eines Bruttoinländerprodukts. Das Inländerprodukt wurde früher (vor 1995) Sozialprodukt (SP) genannt, wird aber heute als Nationaleinkommen (NE) bezeichnet.

      In Symbolen ausgedrückt lautet die Definitionsgleichung für das BIP:

      BIP = Cpr + Cst + Ibpr + Ibst + Ex − Im

      Unter Berücksichtigung der Definition für die Nettoinvestitionen (In = Ib − D) gelten weiterhin folgende Definitionen:

      Nettoinlandsprodukt (NIP) = Cpr + Cst + Inpr + Inst + Ex − Im = BIP − D

      Bei den staatlichen Nettoinvestitionen (Inst) ist zu beachten, dass Abschreibungen (D) sie zwar negativ beeinflussen, aber größtenteils zu den Herstellungskosten bei der Produktion öffentlicher Güter zählen und damit zum Staatskonsum (Cst) werden (vgl. Abschnitt 1.2.2). Sie werden daher in ihrer Wirkung auf das Nettoinlandsprodukt (NIP) neutralisiert, denn der Cst wirkt sich positiv auf das NIP aus.

      Nettowertschöpfung = Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten = NIP − (Tind − Z)

      Die aktuellen Werte für die wichtigsten volkswirtschaftlichen Leistungsgrößen in Deutschland können der folgenden Übersicht entnommen werden:

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      Eine ständige Aktualisierung der Werte

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