Volkswirtschaft, 4. Auflage. Bernd-Michael Hümer
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Yv = VE − Tdir + Tdir + Tind − Z − Tr + Tr − TrN→üW = VE + Tind − Z − TrN→üW
Yv = NNE − TrN→üW
Da sich einige Größen – nämlich Tdir und Tr – gegenseitig als gesamtwirtschaftliche Einnahmen bzw. Ausgaben aufheben, wird deutlich, dass die gesamte volkswirtschaftliche Produktion (mit Ausnahme der Güter, die in Höhe der Abschreibungen die verschlissenen Investitionsgüter ersetzen sollen, und der Nettotransferzahlungen an die übrige Welt (TrN→üW)) bzw. ihr Gegenstück in Gestalt des Nettonationaleinkommens dem gesamten verfügbaren Einkommen entsprechen muss. Anders ausgedrückt:
Wo produziert wird, entsteht gleichzeitig auch Einkommen. Produktion und Einkommen sind zwei Seiten der gleichen „Medaille“.
Warum wird der Boden nicht abgeschrieben?
Außerdem wird deutlich, dass nur das als Einkommen und damit maximal nutzbare Gütermenge bezeichnet wird, was über den Erhalt des Sachkapitals hinausgeht. Es soll also sichergestellt werden, dass auch im nächsten Jahr wieder ein entsprechendes Einkommen erzielt werden kann. Man könnte demnach in Anlehnung an das traditionelle Produktionsverfahren in der Forstwirtschaft von einem „Nachhaltigkeitskonzept“ sprechen, das auch der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zugrunde liegt. Allerdings ist kritisch zu fragen, warum nur das Sachkapital als künstlicher, von Menschen geschaffener Produktionsfaktor erhalten werden soll, die Abnutzung des natürlichen Kapitals aber unberücksichtigt bleibt. Abschreibungen des Produktionsfaktors Boden sind jedenfalls – wie schon im Abschnitt 1. 2. 1 erwähnt – nicht vorgesehen. Es wird anscheinend angenommen, dass er unbeschränkt und damit kostenlos zur Verfügung steht. Die kritische Frage lautet daher: Sollte ein ernst zu nehmendes „Nachhaltigkeitskonzept“ nicht auch der Bodennutzung Rechnung tragen? Darüber hinaus: Wird und – wenn ja – wie wird die Abnutzung der menschlichen Arbeitskraft berücksichtigt?
Die konkrete Verfügung über das verfügbare Einkommen (Yv) wird volkswirtschaftlich so interpretiert, dass aus dem Einkommen zunächst der Kauf von Konsumgütern (C) finanziert wird. Der Rest wird als Sparen (S) bezeichnet. In Symbolen ausgedrückt: S = Yv − C
Sparen als Konsumverzicht
Sparen ist also entgegen dem täglichen Sprachgebrauch keine Bestandsgröße (z. B. das Guthaben auf dem Sparbuch zu einem bestimmten Zeitpunkt), sondern gibt als Strömungsgröße an, welcher Teil des verfügbaren Einkommens im Zeitablauf (z. B. im Laufe eines Kalenderjahres) nicht konsumiert wurde.
Die aktuellen Werte für die wichtigsten volkswirtschaftlichen Einkommensgrößen in Deutschland können der Übersicht im Abschnitt 1.2.3 entnommen werden.
Situationsbezogene Antwort 4
Das von Installationsmeister Röhrl im Rahmen seiner Güterproduktion geschaffenen Faktoreinkommen bei den Eigentümern der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital ist seine Nettowertschöpfung. Sie setzt sich aus seinen Personalkosten als Arbeitnehmerentgelte und aus seinem betriebswirtschaftlichen Gewinn als Selbständigeneinkommen zusammen. Beide Einkommen aber sind Teil des Volkseinkommens als Inländereinkommen. Seinen Gewinn kann Installationsmeister Röhrl in seinem privaten Unternehmen als Finanzierungsmittel für Investitionsgüterkäufe (z. B. Anschaffung eines neuen Lieferwagens) belassen (unverteilter Gewinn) oder er kann ihn als Finanzierungsmittel zum Konsumgüterkauf (z. B. Anschaffung einer neuen Wohnzimmereinrichtung) in seinem privaten Haushalt entnehmen (verteilter Gewinn). In beiden Fällen aber hat er eine Einkommensteuer als direkte Steuer zu entrichten, bevor er weiter über das Einkommen verfügen kann.
Der von Installationsmeister Röhrl nicht entnommene und besteuerte Gewinn stellt ein Einkommen seines Unternehmens dar und wird vollständig zum Sparen (z. B. in Gestalt von Bankguthaben oder einer Beteiligung an einem anderen Unternehmen) verwendet, da Unternehmen definitionsgemäß nicht konsumieren. Dagegen erhöht der entnommene Gewinn das Einkommen seines privaten Haushalts, wird nochmals besteuert und steht dann für den Kauf von Konsumgütern zur Verfügung. Verbleibt danach noch ein Einkommensrest, so dient er ebenfalls dem Sparen (z. B. in Gestalt von Bankguthaben oder einer Alterssicherung).
Es darf nicht übersehen werden, dass auch die Personalkosten von Installationsmeister Röhrl aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Einkommen entstehen lassen und damit zum Volkseinkommen beitragen, nämlich bei seinen Beschäftigten, über das diese dann nach Entrichtung der Lohn- und Einkommensteuer entsprechend ihren Wünschen verfügen. Auch bei ihnen gilt, dass die nicht zum Konsumgüterkauf verwendeten Einkommen dem Sparen dienen. Und letztlich entstehen auch durch die Steuerzahlungen (direkte und indirekte Steuern) der privaten Haushalte und Unternehmen Einkommen, nämlich im staatlichen Sektor. Sie zählen zwar nicht zum Volkseinkommen, da sie kein Faktoreinkommen sind, werden vom Staat nach Zahlung von Transfers (z. B. in Gestalt von Kindergeld an die Beschäftigten von Installationsmeister Röhrl) aber dann ebenfalls zum Kauf bzw. Eigenverbrauch von Konsumgütern (z. B. in Gestalt der produzierten Bildungsleistungen = Staatskonsum) verwendet. Der Rest stellt wiederum Sparen dar, das auch negativ sein kann, wenn die Konsumausgaben das verfügbare Einkommen überschreiten, eine im staatlichen Sektor keineswegs unrealistische Situation und mit einer Erhöhung der Staatsverschuldung verbunden.
Situationsbezogene Frage 5
Wie hat Installationsmeister Röhrl mit der Ausdehnung seiner Produktion zur volkswirtschaftlichen Vermögensbildung beigetragen?
1.2.5 Das gesamtwirtschaftliche Vermögensänderungskonto und die Beziehung zwischen Sparen und Investieren
Bildung und Finanzierung von Produktivvermögen
Der gesamtwirtschaftliche Vermögensbegriff ist produktionsbezogen, d. h., als Vermögensbildung gilt nur, was entweder direkt der Produktion dient wie die Nettoinvestitionen (Sachvermögensbildung) oder ihr zumindest indirekt als Finanzierungsquelle der Nettoinvestitionen über das Sparen (Reinvermögensbildung) zugute kommt. Übersteigt die Reinvermögensbildung die Sachvermögensbildung und treten demnach Finanzierungsüberschüsse (FÜ) auf, so kommt es zur Geldvermögensbildung. Das Vermögensänderungskonto macht diese Vorgänge sichtbar und übernimmt dabei wiederum die Funktion, die Gegenbuchungen zum Produktions- und Einkommenskonto aufzunehmen, und zwar in Gestalt der Bruttoinvestitionen und Abschreibungen bzw. in Gestalt des Sparens.
Allerdings tritt dabei das Problem auf, dass die Bruttoinvestitionen (Ib) und Abschreibungen (D) bzw. deren Differenz, die Nettoinvestitionen (In), nach dem Inlandskonzept, das Sparen (S) aber nach dem Inländerkonzept ermittelt worden sind. Ist es also zu einem Finanzierungsüberschuss gekommen, weil das Sparen größer als die Nettoinvestitionen war (S > In), so kann dieser Finanzierungsüberschuss nicht nur darauf zurückgeführt werden, dass ein Exportüberschuss (Ex > Im) entstanden ist, sondern es können auch Finanzierungsmittel aus der Differenz von Nettoprimäreinkommen aus der übrigen Welt (PEN←üW) und Nettotransferzahlungen an die übrige Welt (TrN→üW) zugeflossen sein. Für den Fall S > In muss also für den Saldo des Vermögensänderungskontos gelten: FÜ = Ex + Im + PEN←üW − TrN→üW. Die einzelnen Komponenten des Saldos sind gleichsam die